• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Aberglaube - Buchstabenzauber

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Ein seit der Antike bekannter Aberglaube wird ja noch bis in die Gegenwart praktiziert, der sogenannte Buchstabenzauber.

Wer hat als Kind nicht die "Buchstabensuppe" vorgesetzt bekommen? (Damit man das Alphabet besser lernt.)

Was gibt es da noch für Varianten?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich frag mich eher was das für ein "Buchstabenzauber" in der Antike war.... bitte ausführen!

Außerdem glaub ich nicht, dass er bei der "Buchstabensuppe", in der ja auch oft Zahlen enthalten waren/sind, primär um das Lernen ging, sondern eher darum, dass "schlechte Esser" zum Essen animiert werden.

Berit
 
Laut HdA ist der Buchstabenzauber schon bei den alten Ägyptern nachgewiesen, war dort "die Unverständlichkeit der Worte die Vorbedingung für die Zauberkraft der Formel".

Aus dem antiken Zauber stammen die "Buchstabenfiguren". Ein Zauberwort, etwa "abracadabra", wird immer wieder um einen Buchstaben an einer oder beiden Seiten verkürzt Zeile unter Zeile hingeschrieben, so dass ein Dreieck entsteht, an dessen unterer Spitze sich nur noch das a befindet (=Schwindeformel).

Auch das bekannte Buchstabenquadrat aus sator arepo tenet opera rotas, das die Kräfte der verschiedenen Gruppierungen dieser Worte entfesselt, stammt aus antiker Zeit.

Die Sator-Arepo-Formel ist das berühmteste unter den magischen Quadraten, eine Zauberformel, die vorwärts und rückwärts, wie von oben nach unten und umgekehrt gelesen, stets den gleichen lateinischen Text ergiebt, den man übersetzen könnte mit "Sämann Arepo hält mit Mühe die Räder:

S A T O R
A R E P O
T E N E T
O P E R A
R O T A S

eine ähnliche Formel ist die Taro-Formel:

T A R O
A M O R
R O M A
O R A T

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Eine schöne Form ist auch das Palindrom. Ein Wort oder eine Wortgruppe, die von Hinten und von Vorne gelesen gleichlautend ist, die Sator-Arepo-Formel zum Beispiel.

Hier noch einige Beispiele:

Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie! (ein Klassiker, wie auch der Reliefpfeiler)
Leo spar Rapsoel! (besonders in der Kälte besonders angeraten, sonst flockt der Diesel aus)
Dreh Magiezettel um - Amulette zeig am Herd. (für Hexen und solche, die es noch werden wollen)
O Greta a tergo! (ohne Kommentar!)
Und zum Schluss noch ein guter Rat:
Eine güldne gute Tugend: Lüge nie!
 
Würdet ihr C+M+B auch als Buchstabenzauber bezeichnen?

Im HdA und Beitl's Wörterbuch ist CMB nicht unter Buchstabenzauber erwähnt, in anderen Quellen hingegen manchmal doch. War da nicht auch von jemandem hier die These, CMB ist ein Hinweis auf die drei Bethen?

Das HdA listet aber unter dem Stichwort C.M.B. sehr wohl einige Varianten zu Buchstabenzauber, etwa wird am Attersee das Vieh damit bezeichnet, man trägt die Buchstaben auf Papier geschrieben bei sich gegen Seuche und Unglück (Thüringen), gegen Totgeburten empfiehlt eine Breslauer Handschrift vom Jahr 1566 einen Apfel zu zerschneiden, auf jede Hälfte die Namen der drei Könige zu schreiben, sie wieder zusammenzufügen und der Frau zu essen zu geben.

Und in Bezug auf Buchstabenzauber und Religion wäre noch auf das "Breferl" ganz besonders hinzuweisen!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Gruppe, die am Dreikönigstag mit Kreide an den Haustüren angebracht wird bedeutet "Christus Mansionem Benedicat" (Christus segnet dieses Haus). Wo die Wurzeln dieses weit verbreiteten Brauches liegen, würde mich auch interessieren.

Ich sehe das aber nicht als "Zauber" sondern als Segen
Jedenfalls schreibe ich die drei Buchstaben alljährlich mit diesen Worten an meine Haustüre. Dann spreche ich noch "Sein ist die Zeit (ich schreibe Jahr und Jahrzehnt) und Sein ist die Ewigkeit (Jahrtausend und Jahrhundert)" als Haussegen für das kommende Jahr. Es entsteht so das Zeichen 20 C + M + B + 06 . Am Silvestertag wird die Aufschrift entfernt.
 
Hallo Gavial,

Perfekte Deutung, das ist die richtige Erklärung, hier irren sehr viele Bücher und Lehrer!

Laut HdA (das aus dem evangelischen Bereich Deutschlands kommt) bedeutet C.M.B. Caspar, Melchior, Balthasar (so habe ich es auch in der (katholischen) Schule gelernt, was eben nicht stimmt!

Es gibt auch Spaßvögel-Deutungen: C(om) M(is) B(rot) oder C(athl) M(achs) B(ett).

Man darf diese Schutzzeichen auf gar keinen Fall abwischen - dies bringt Unglück! (Petra Streng)

Laut P. Streng feierte man jahrhundertelang den Jahresbeginn an "Epiphanias", dem 6. Jänner. Erst in späterer Zeit hat sich an diesen überlieferten Termin das Dreikönigsfest, der Besuch der Hl. Drei Könige bei der Krippe "angehängt".

Mit dem Dreikönigstag enden auch die Rauhnächte - zum letzten Mal zieht man noch vereinzelt durch Haus (und Stall) und segnet mit geweihten Kräutern und Weihrauch Mensch und Tier.

Das Dreikönigssingen wird in Österreich erst seit den 1950er Jahren von der Katholischen Jungschar Österreichs organisiert.

Offenkundig wurde "Christus Mansionem Benedicat" erst hier eingeführt?
"Kreuzlmachen oder -malen" ist jene Variante des Brauches, wo nur drei einfache Kreuze gemalt werden.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
SAGEN.at schrieb:
War da nicht auch von jemandem hier die These, CMB ist ein Hinweis auf die drei Bethen?

ja, und zwar:
C(K)atharina
M: Margarethe
B: Barbara

Katharina, Margarethe, Barbara - die drei heiligen Madln - sind die christianisierten Nachfolgerinnen der drei Bethen.

Ich kenn auch noch:
C(K)äs
M Milch
Butter
Käs, Milch, Butter verweisen in den Sagen auf Wohlstand und Fülle und Glück, die die drei Bethen den Menschen bringen (siehe z.b. die Sage von der Übergossenen Alm).
 
... so gesehen, gibts noch jede Menge religiös angehauchten "Buchstabenzauber" - man denke an die IHS-Inschriften, die sich auf Häusern und sogar auf der Butter zeigen...
oder der Schriftzug von Maria, INRI - und kennt ihr auch GGTG - (Gott gibt tausend Glück)?

lg s hexchen
 
ich hätte noch ne frage an die experten wegen des C+M+B´s
- leider kann ich nur hinweise auf die geläufige erklärung caspar, melchior und balthasar finden (- zingerle, andree-eysn, hda,...)

wo aber steht das mit dem "christus mansionem benedicat" geschrieben?
die sternsingerInnen selbst wissen also um diese erklärung???

lg s verwirrte hexchen
 
Zurück
Oben