Der Schmuser und der Hochzeitslader
Was heute von Parship, Tinder oder – etwas altmodischer – von einem Institut für Partner- & Heiratsvermittlung erledigt wird, war einst die Aufgabe des sogenannten Schmusers.
Wollte ein Bauernsohn den Hof seiner Eltern übernehmen, musste er zuvor heiraten, denn alleine war die ganze Arbeit am Hof nicht zu bewältigen. Eine Frau musste also her. Wie im gesamten europäischen Hochadel üblich, wurde in Bayern auch bei den Bauern Ehen weniger aus Liebe geschlossen denn aus wirtschaftlichen Erwägungen: Der Hof und die zugehörigen Felder einer Landwirtschaft, die ganze „Sach“ eben, sollte beisammenbleiben und am besten noch mehr werden. Die Anbahnung einer Ehe wurde daher nicht dem Zufall oder gar der Liebe überlassen, sondern hier wurde professionelle Hilfe in Anspruch genommen: Ein Schmuser wurde damit beauftragt, für den angehenden Hoferben eine passende – sprich möglichst geldige und/oder in Sachwerten vermögende – Ehefrau zu finden.
Schmuser waren meist Viehhändler (manchmal auch Schuster oder Schneider), die aufgrund ihres Berufs weit in der Gegend herumkamen und dadurch einen guten Überblick über mögliche Ehekandidatinnen hatten. Hatte der Schmuser nun eine passende Frau gefunden, war also die Vermittlung einer heiratswilligen und geldigen Frau geglückt und waren sich alle Betroffenen einig geworden, konnte das Geschäft erfolgreich abgewickelt werden. Nun ging man zum Notar, wo sehr genau festgehalten wurde, was die Eltern des Bauernsohns nach der Übergabe des Hofes an den Sohn von diesem und seiner Frau verlangten: Was an der Ausstattung, den Möbeln, der Kleidung etc. ihnen verblieb, wieviel Milch/Eier/Fleisch etc. sie wöchentlich erhalten sollten, welches Essen sie bekommen wollten (jedenfalls kein schlechteres als die neuen Bauersleute) usw. Und am wichtigsten: Wie viel Geld (oder Sachwerte) die Hochzeiterin in die Ehe einbrachte.
War nun alles unter Dach und Fach gebracht, war die Bezahlung des Schmusers fällig: Das sogenannte „Schmusgeld“ oder der „Schmuslohn“ - ein Wort, das aus dem Jiddischen kommt. (Wenn so ein Geschäft allerdings nicht korrekt abgelaufen war, wurde aus dem Schmus schnell ein Schmu, ein kleiner Betrug).
Später trat der Hochzeitslader auf den Plan. Der Hochzeitslader organisierte die ganze Hochzeit von A-Z, er lud alle Einzuladenden ein und musste dazu oft weite Reisen unternehmen, um allen Gästen die frohe Botschaft zu überbringen. Während der Hochzeit hielt er Ansprachen und Reden: Texte, die oft aus alter Zeit überliefert waren und genauso wiedergegeben werden mussten. Weiters unterhielt er die Anwesenden mit zahlreichen lustigen Gstanzln über die Hochzeiter (= Brautleute) und die Ehe an sich.
Heute gibt es eigene Firmen, die die Planung und Abwicklung einer Hochzeit übernehmen, sogenannte „Wedding Planer“.