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ein wie ich denke äußerst spannendes Thema der Technikgeschichte wird von Historikern und Ethnologen derzeit bearbeitet - die Reparatur.

Eigentlich beschäftigt sich die Technikgeschichte primär nur für Neuproduktionen, die Reparatur jedoch zur Alltagserfahrung, die unauflöslich mit der Technik verbunden ist.

Mögliche Aspekte der Reparatur sind:

- Reparieren und Konstruieren (Reparaturfreundlichkeit)
- Geschichte des Ersatzteils
- Innovation durch Reparieren
- Reparieren in Kriegswirtschaften
- Reparieren und Organisieren in der SBZ/DDR
- Reparieren in Wegwerfgesellschaften
- Reparieren als Erwerbsmöglichkeit sozialer oder gesellschaftlicher Randgruppen
- Autoreparatur (Berufsbilder, Werkstätten, Pannendienste)
- Basteln, Renovieren und Reparieren als Freizeittätigkeit ("DIY - do it yourself")
- Sozialisation: Handarbeiten und Werken
- ökologische Dimension der Verlängerung der Nutzungsdauer
- Konzeptionen und Philosophien des Restaurierens im musealen Bereich

(Text nach Georg Stöger, Wirtschafts- und Sozialgeschichte; Universität Salzburg)

Wer hat Ideen, Erfahrungen und kann zum Thema Reparatur im Bereich der Technikgeschichte erzählen?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Thema "Reparatur" passend findet übrigens derzeit (bis 8.11.2009) im Landesmuseum Westerwald (Hachenburg bei Köln) eine Ausstellung zum Thema:

"UNENTBEHRLICH“. Abgenutzt – repariert – umfunktioniert."

vom Volkskundler Moritz Jungbluth statt.
Geschichten und Ausstellungsexponate vermitteln dabei Einblicke in die spezifischen Reparaturbereiche von Frauen und Männern und zeigen auch ehemalige Flickberufe, die in der heutigen Wegwerfgesellschaft fast ausgestorben sind.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Thema "Reparatur" erinnere ich mich an einen alten Mann, der vor etwa 20 Jahren im Hausruck (Oberösterreich) bekannt dafür war, Elektromotoren reparieren zu können.

Zu diesem Mann sind die Leute von weitem mit defekten Elektromotoren gekommen. Bei landwirtschaftlichen Geräten ging es um den Tausch irgendwelcher Bürsten und Kohle.
Bei defekten Staubsaugern hat er angeblich (ich habe das leider nie gesehen) die Drähte vom Elektromotor abgewickelt und dabei quer durch seine Werkstatt gespannt, bis er das durchgebrannte Stück gefunden hat. Dannach wurde das ganze Netz von Drähten von ihm wieder fachgerecht auf den Motorkern aufgewickelt.

Die Leute haben erzählt, dass ein von ihm reparierter Staubsaugermotor nie wieder defekt wurde.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die Auflistung
- Reparieren und Organisieren in der SBZ/DDR
- Reparieren in Wegwerfgesellschaften
beschreibt sehr treffend den grundlegenden Unterschied zwischen dem Zustand beider Gesellschaftssysteme.
Technische Konsumgüter ob nun Autos, Waschmaschinen, Küchengeräte etc. waren so konzipiert, dass sie möglichst lange funktionierten; zudem waren sie sehr reparaturfreundlich konstruiert. Repariert wurde sowohl zu Hause ("heimwerkeln") als auch durch Fachfirmen. Es gab die DLK (Dienstleistungskombinate), dort konnte an einer Stelle vom Schuh, welcher zu besohlen war bis zur defekten Küchenmaschine alles zur Instandsetzung gebracht werden.
Bei einigen technischen Gütern wie Autos bestand eine sehr lange Wartezeit von der Bestellung bis zur Auslieferung. Trabant, Wartburg & Co. liefen also meist mehrere Jahrzehnte. Mancher bezeichnet diesen Zustand als Mangelwirtschaft, man kann ihn aber auch als Schonung natürlicher Ressourcen betrachten. Ersatzteile waren nicht immer sofort verfügbar, also musste "organisiert" werden. Das bedeutete Beschaffung über "Beziehungen", ein größeres "Trinkgeld" oder auch Bezahlung in D-Mark - nicht umsonst hatten Inhaber privater Reparaturfirmen einen sehr hohen Lebensstandard.
Heute erleben wir das genaue Gegenteil. Alles ist immer und sofort erhältlich; technische Artikel werden im Gegensatz zu den für die Existenz wirklich wichtigen Dingen immer billiger.
Eine Episode beschreibt diesen Zustand. Als ich im Dezember 2008 ein neues Navigationsgerät kaufte fragte ich den Verkäufer nach der Möglichkeit, Updates für das Kartenmaterial vornehmen zu können. Daraufhin erntete ich einen mitleidigen Blick und die Antwort, dass ich das Gerät in zwei Jahren entsorgen solle. 1. sei dann die Garantie vorbei und 2. käme mich dann ein neues Gerät mit vielen zusätzlichen Eigenschaften wesentlich weniger Geld als ein Update des 2 Jahre alten "Oldies".
Dresdner
 
Wer hat Ideen, Erfahrungen und kann zum Thema Reparatur im Bereich der Technikgeschichte erzählen?

Wolfgang (SAGEN.at)

Na da fällt mir sofort meine alte Sicherheitslampe ein. Ein tolles Stück aber um sie zu öffnen benötigt man ein Spezialmagnet. (Aus Sicherheitsgründen, damit man sie nicht so einfach unter Tage öffnen kann.)
Nur wer hat ein solches Magnet. Ich nicht.
Aber ich kenne jemand, der jemanden kennt.
Der hat sie dann für mich geöffnet und ich konnte sie reinigen und überholen.
Gar nicht so einfach. Es handelt sich dabei um eine echte "ARRAS"-Sicherheitslampe (ungefahren) :stolzbin:

Grüße Volker

ps: An alle Lampensammler. Das Ding ist unverkäuflich!!:anarchist:
 

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Hallo Volker,

von dem Magneten habe ich gehört, es gibt da skurile Anleitungen zum Öffnen von Grubenlampen.

ENDLICH kann ich mich stolz hier auch über meine Grubenlampe austauschen! :maus:

Das ist also meine Grubenlampe, auf die ich so stolz bin und hier erstmals jemandem gezeigt:

Grubenlampe_wolfgang.jpg


Zweifellos auf Grund des Alters schon etwas angerostet, aber sonst einwandfrei! Zugegebenermaßen unterstütze ich untertage diese Grubenlampe mit LED-Strahlern :)

ps: An alle Lampensammler. Das Ding ist unverkäuflich!!:anarchist:

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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