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Sankt Nikolaus

gropli

Member
Grüezi

Heute hat der Samiklaus an die Tür geklopft und mir einen „Vogel“ gebracht. Manche sagen auch "Täubli" (Täubchen) dazu.
Wie ist das bei euch, bringt der St. Nikolaus auch Vögel?

Gruss
 

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Hallo Gropli, unter: Küche, kochen ... im Forum habe ich schon erwähnt:
Bei uns bringt der Nikolaus einen Stutenkerl (anderswo auch Weckmann
genannt). Leider kann ich kein Foto schicken. Der Teig könnte deinem "Vogel"
ähnlich sein. - Heute war ich auf einer Feier, dort war der Nikolaus als Bischof
gewandet. Ich kenne ihn aber auch anders: Rot-weiß angezogen, begleitet
von Knecht Ruprecht, Zipfelmütze, Sack (früher alter Kartoffelsack), Rute (!)
und goldenes Buch (dort waren die Schandtaten verzeichnet). Diese Angst
macht man wohl heuer den Kindern nicht mehr! - Unsere alten Kinderlieder
sind abgelöst von Jingle bells und "Weihnachtsbäckerei" ... Ob mir der Niko
in der Nacht etwas bringt? Viele Grüße von Ulrike
 
Hallo,

bei uns bringt der Nikolaus, wie Harry in einem Beitrag bereits erwähnte, einen Krampus aus Germteig.

Kinder finden in einem Jutesäckchen eben diesen oder einen Zwetschkenkrampus, aber auch Nüsse (Wal- und Erdnüsse), Äpfel, Mandarinen, Datteln, Feigen - und heutzutage nicht zu vergessen: natürlich Schokolade (in Form eines Nikolos oder Krampus)!!!

Schönen Nikoloabend, Morgensonne!
 
Grüezi

Heute hat der Samiklaus an die Tür geklopft und mir einen „Vogel“ gebracht. Manche sagen auch "Täubli" (Täubchen) dazu.
Wie ist das bei euch, bringt der St. Nikolaus auch Vögel?

Gruss

Ich muss das mit den "Vögeln" etwas präzisieren. Die Vögel bringt nicht der „richtige“ St. Nikolaus, sondern der St. Nikolaus der Schüler. Die Schüler machen einen Umzug im Dorf. Voran geht der St. Nikolaus (dies Jahr ein Mädchen) mit seinem Gefolge. Begleitet werden sie von einer grossen Gruppe Trinklern (Kuhglocken läutende Jugentliche).
Der Samiklaus geht dann von Tür zu Tür und schenkt jedem einen „Vogel“ und der Beschenkte revanchiert sich mit einer Spende.
Die Trinkler warten derweilen auf der Strasse. Und wenn der Samiklaus von seinen Hausbesuchen zurück kommt, wird er mit heftigen Geläute begrüsst. Und dann marschieren alle gemeinsam einige Häuser weiter. Während des Marschierens wird im Takt getrinkelt...

Gruss gropli

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Einen Brauch zum Nikolaus schildert Theres Baur aus Kundl:

Nikolaus-Weizen

In Kufstein ist es Brauch, dass am Nikolaustag Weizen in eine Schüssel gegeben und mit Wasser befeuchtet wird. Es fängt an zu keimen und zu wachsen. Wenn zu Weihnachten der Weizen so beiläufig handhoch ist und dicht, gibt es ein gutes Weizenjahr.
(Quelle: Theres Baur, Nikolaus-Weizen, in: Tiroler Heimatblätter, 6. Jahrgang, 12. Heft, Dezember 1928, S. 382)


Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Gropli,

in meiner Stadt (Innsbruck) gibt es leider kaum mehr Bäcker und eben im urbanen Bereich ebenso kaum nicht-kommerzielles Brauchtum um den Nikolaus.

Ich finde es sehr beeindruckend, dass Ihr in der Schweiz dieses Brauchtum habt.

Ich persönlich stehe dem Nikolaus und Krampus eher ambivalent gegenüber, da ich als Kind diese nicht gerade angenehm in Erinnerung habe...

Ich zitiere eine literarische Schilderung zum Nikolaus aus Tirol von Paul Greußing, die im Jahr 1926 entstanden ist und wohl mehr als klischeehaft zu betrachten ist.

Dennoch erachte ich diese Schilderung sehr wertvoll, da sie, wenn man sie aller Klischees entkleidet, immer noch die eher "schwarze Erziehung" hinter dem Auftritt des Nikolaus und Krampus zeigt. Beachtenswert finde ich dies u.a. deshalb, weil ein Grundgerüst der Klischees und der Funktion des Nikolaus-Tages auch von heutigen Eltern (wie ich heute in Gesprächen mit Eltern erfahren habe) durchaus gerne den heutigen Kindern übergeben wird...


Wolfgang (SAGEN.at)


Der St. Nikolausabend in Stubai.

Paul R. Greußings letzte Arbeit.

Winterruhe breitet ihren Silberteppich über das Bergtal. Rings funkeln und glitzern die Eiskristalle. Einsam sind Steig und Straße. Es ist beißend kalt. Unter den Fußtritten knarrt der festgefrorene Schnee. Die Sonne versinkt hinter Firnenriesen und dunkle Schattenbilder schweben der stillen Nacht voran.

Im lärchenholzgetäfelten Stüblein ist es daher doppelt gemütlich. Der achtzigjährige Ähndl hockt auf der Bank, welche den warmen Ofen umläuft. Mit zahnlosem Munde kaut er am Stummelpfeifchen. Aus seinem Pergamentgesichte schauen aber zwei Augen, die leuchten so jugendlich hell, so geistesfrisch...

Droben am Himmel ist jetzt der Abendstern erwacht. Er blitzt durch die Bleischeibenfensterchen ins dämmernde Gemach.

Hinter dem breitfüßigen Tische im Herrgottswinkel späht der kleine und kleinste Nachwuchs des Hauses ängstlich zur Türe. Sobald draußen im Flurgange ein Geräusch hörbar wird, drängt sich das winzige Volk eng aneinander, wie furchtsame Küchlein.

Die Schwarzwälderin nickt in ihrem altersgebräunten Holzkasten geradeso, wie vor vierundsiebzig Jahren, als der Ähndl den „Glas" (Nikolaus) erwartet hatte....

Um die Runzeln des Greises huscht ein feines Lächeln: „Ja — ja, lang isch es her! I und mei Schwesterl selig sein auf dem selbigen Platzl gesessen! Wie bald und dö Büblein da drüben hocken gerade so zerbrechlich beim Ofen, wie i heut! Ja — ja, Kemman (Kommen), Fortgian und Vergössen sein drei Hauptwörter."

Unterdessen hat die Nacht ihren Silberbogen über das schweigende Hochtal gespannt.

Horch! Jetzt rasselt es draußen... Heulend flüchten die Kinder zum Alten und zur eben eintretenden Mutter. Die glüht noch von der Hitze des gewaltigen Herdfeuers in der Küche. Das Jüngste, mit dem neugierigen Hemdzipfelchen rückwärts, weiß sich aber nicht zu helfen. Es bleibt stehen und schreit aus voller Kehle. Endlich umfangen weiche Mutterarme den Liebling und heben ihn beschützend empor.

Eine Gestalt stampft und poltert herein, bei deren Anblick Stadtkinder in Ohnmacht fallen würden. Ein Lärchenflechtenbart lässt vom Gesichte nur eine brennrote, angeklebte Papierzunge und eine blau gefärbte Kartoffelnase erkennen. Der Körper ist in Lumpen gehüllt. Die Hände sind rußgeschwärzt. Im zerlöcherten Rückkorbe zappelt eine Puppe. Sie wird mittels eines Bindfadens in auf- und abgleitende Bewegung gesetzt. Dazu klirrt das Ungetüm fortwährend mit einer Kuhkette.

Der Unhold will sich den vor Entsetzen brüllenden Kleinen nähern, doch im gefährlichsten Augenblicke erscheint der heilige Nikolaus. Er trägt eine goldene Bischofsmühe, über das blühweiße Hemd hängt die Stola und seine Rechte hält den Kunistab. Ihm folgt der Diener in mesnerartiger Kleidung; er schleppt in einem mächtigen Korbe die Geschenke: Birnen, Nüsse und Äpfel, über einen Wink des heiligen Mannes zieht sich der Kettenrasselnde knurrig und zähnefletschend gleich einem bissigen Köter, dem sein Herr die Peitsche zeigt, zurück.

Nun beginnt das Examen. St. Nikolaus fragt: „Bauer und Bäurin, gebt mir Bescheid! Waren eure Buben und Madlen stets fromm und sittsam? Hatten sie immer das vierte Gebot vor Augen?"

Erst auf die bejahende Antwort nimmt die Prüfung der Kinder ihren Anfang. Hänsele, der älteste Bube, tritt als erster zagend und zitternd vor. Kaum hörbar deklamiert er:
O heiliger Mann, St. Nikolaus,
O kimm zu mir ins kloane Haus —
I tua nit viel begeahrn,
Sunst kunnst ma z'wider wearn!
Der Bischof nickt Zufriedenheit und befiehlt: „Bete das Vaterunser!"

Armes Hansele! Der „Klauwau" klirrt so schrecklich... und bei den Worten: „vergib uns unsere Schulden" bleibt das Büblein stecken. Träne um Träne perlt über seine sonnenverbrannten Pausbacken. Schon macht das Ungetüm im Hintergrunde einen Schritt vorwärts — da bezeugt der Ähndl, daß Hänsele das Vaterunser sonst täglich wie „geschmiert" bete. Nur die Angst sei dem „Trauminit" in die Zunge gefahren.

Das Jüngste betrachtet von der sichern Mutterbrust aus großäugig die nie gesehene Szene. Alle Sprößlinge des Hauses kommen an die Reihe, bei jedem ein ähnlicher Auftritt.

Zum Schlusse verteilt der „Glas" die Gaben. Der Klauwau gebärdet sich vor Wut schrecklich, weil er kein Bübl oder Mädl zum Mitschleppen in Empfang nehmen durfte.
„Kinder, seid stets fromm und ehrlich,
Liebet eure Eltern recht —
Sonsten bricht euch auf dem Galgen
Das Genick ein Henkersknecht...."
Mit diesem Lehrspruch geht der Heilige ab. Sein wilder Begleiter folgt ihm kettenrasselnd.

Draußen singt der Schnee unter den Fußtritten der sich Entfernenden. Man zieht in eine andere Hütte.

Bald dampfen die schmalzfetten Krapfen auf dem Tische in der Blechschüssel. Die Kinder wissen's zwar nicht, ob sie zuerst in die Apfel des „Glas" oder in die Krapfen beißen sollen.

Millionen Sternchen segnen silberfunkelnd die kleine Hütte im weltvergessenen Hochtale….
(Quelle: Paul R. Greußing, Der St. Nikolausabend in Stubai, in: Tiroler Heimatblätter, 4. Jahrgang, 1926, S. 370 - 371)
 
Bei uns gibt es solche speziellen Bräuche zum Nikolaus nicht. Die Kinder bekommen ldiglich Süßigkeiten, um das Warten auf die Bescherung etwas zu erleichtern.

Anders bei den Sorben:
Bräuche der Vorweihnachtszeit – Predhodowne naložki

Die Vorweihnachtszeit wird von einer Fülle von sorbischen Sitten und Bräuchen, vor allem für die Kinder, begleitet.

Da sind zum Beispiel die Heischegänge am St. Martinstag oder am St. Nikolaustag, die in den Dörfern der katholischen Lausitz üblich sind. In kleinen Gruppen gehen die Kinder dabei von Haus zu Haus und bitten um Gaben, die an diesem Tag für sie bereitgehalten werden. Meistens sind es Süßigkeiten, die sie für das Vorsingen eines kleinen Verses erhalten.

Überall in der Lausitz ist bei den Kindern das Christkind mit Knecht Ruprecht beliebt, wobei die Sorben in den einzelnen Regionen weitere vorweihnachtliche Beschergestalten kennen.

So kommt heute noch in den katholischen Dörfern um Wittichenau am 4. Dezember die heilige Barbara zu den Kindern, in Saalau dagegen am Vorabend des 6. Dezember der heilige Nikolaus und in den Dörfern der Schleifer Trachtenregion das Bescherkind, das „bože dzecetko". Eben dieses kannte man um die Jahrhundertwende auch noch in der Gegend um Hoyerswerda. In Jänschwalde in der Niederlausitz kommt zu den Kindern der „Janšojski bog“, der „Jänschwalder Gott“. In allen Fällen sind es Mädchen, die eine aus Einzelstücken der jeweiligen Festtracht phantasievoll zusammengestellte Kleidung tragen.

Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Bescherkind um Schleife, wenn auch nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktionsgebundenheit. Zur Zeit der noch relativ intakten Trachtengemeinschaft – bis um 1950 – pflegte man den Brauch in folgender Form:

Aus dem Kreis der Spintergemeinschaft wurde ein Mädchen ausgewählt (meist das Älteste), das Bescherkind darzustellen. Zu dessen aufwändiger Tracht steuerte jedes Mädchen Kleidungsstücke, Bänder und vor allem Kinnschleifen bei. Mit letzterer wurden die Ärmel und der Rock – eine über den Rock gebundene weiße Schürze – besteckt. Besonders auffällig und aufwendig ist der Kopfputz gearbeitet. Ihn zieren Hochzeitsgirlanden und Kränze von drei Brautjungfern. Das Gesicht bedeckte ein Stück Tüllspitze. In jedem Dorf dieser kleinsten sorbischen Trachtenregion verzierte man es etwas anders.

Das Bescherkind begleiteten immer zwei Mädchen, die ebenfalls Tracht trugen. Zu dritt ging es nun von Haus zu Haus, das Bescherkind mit einem Glöckchen und einer mit bunten Bändern geschmückten Rute. Beim Verteilen der mitgebrachten Süßigkeiten streichelte es die Wangen der Kinder, ohne dabei ein Wort zu sprechen.

Heute besucht es die Kinder kaum noch zu Hause, es ist aber ein willkommener Gast auf Weihnachtsfeiern im Kindergarten, in der Schule und bei den Senioren.

Susann Boldt, FH-Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften
Quelle: (Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Dresdner
 
Hallo,
bei uns bringt er einen Weckmann.
Kleine Kinder erschreckt er nicht. Größere Kinder müssen ihm was singen oder ein Gedicht aufsagen.
Dann werden nicht nur die guten Dinge, sondern auch die schlechten Eigenschaften angesprochen. Manchmal hilft's.

Übrigens. Mein Freund hat eine holländische Frau.
Da habe ich das erste mal erfahren, dass man in Holland die Bescherung, wie wir sie von Weihnachten kennen am Nikolaustag macht.
An Weihnachtsabend gibt es keine Geschenke in Holland. :verdaecht

Ander Länder andere Sitten.

LG Volker, ein Steinwurf weg von St. Nikolaus
 

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