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Madonna von Neuzelle

Die Stiftskirche wurde im 18.Jahrhundert aus einer spät - gotischen in eine barocke Kirche umgebaut. Die Madonna, die gotische Madonna wollte man behalten. Sie passte aber nicht in die barocke Ausstattung. Es ist unbekannt wer auf die Idee kam die gotische Madonna zu bekleiden in barocke echte Kleider. So ist es geschehen und die originale Madonna thront in barocken Kleidern auf dem Marienaltar. Verwunderlich ist es, für mich jedenfalls, dass in den offiziellen Web-Seiten das Bild der „Hohen Frau von Neuzelle“, wie sie auch noch genannt wird, weder erwähnt noch ihr Bild gezeigt wird.
Es ist schade, dass die „Verkleidung“ der gotischen Madonna nicht als Kunstwerk anerkannt wird. Ich meine hier wurde ohne Stilverlust ein Kunstwerk von einer Epoche ohne größere Kosten nicht nur bewahrt, auch zu neuem Glanz verholfen.

(Administrator: Link existiert nicht mehr)
 
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Das Bekleiden der Gnadenstatuen war an sich immer ein üblicher Vorgang. So wurden beispielsweise der Mariazeller Muttergottes, diese stammt etwa aus der Zeit um 1300, im Laufe der Jahrhunderte unzählige Kleider und auch Kronen gewidmet bzw. gespendet. Der Altbestand ist leider verloren. 1786 erließ Kaiser Josef II. nämlich ein Verbot zum weiteren Bekleiden der Mariazeller Gnadenstatue. Der Kleiderbestand wurde 1792 veräußert. Im Jahre 1797 erlaubte allerdings Kaiser Franz I. die neuerliche Bekleidung der Gnadenstatue. Seit 1797 wurden wieder "Liebfrauenkleider" gespendet, laut Schatzverzeichnis insgesammt 50 Stück.
Lit.: Horst Schweigert, Die Gnadenstatue und das "Schatzkammerbild" von Mariazell. Schatz und Schicksal. Graz 1996, S. 89ff.

Anbei ein Wallfahrtsbild der bekleideten Mariazeller Muttergottes aus der Zeit um 1950.
Original (12 cm x 7,9 cm) in Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn.
 

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das finde ich ja genial! stellt euch vor wir kleiden die ganzen heiligenfiguren in den kirchen nach der aktuellen mode ... barockengerl mit ed hardy kapperl ... :smi_ersch
 
Es handelt sich hier um einen tiefreligiösen Brauch! Kleider für Gnadenstatuen wurden und werden aus geistiger und/oder geistlicher Verbundenheit gestiftet. Diese sind oft sehr kostbar gestaltet und stellen sozusagen Opfergaben dar!
 
Daß die bekleidete Madonna in Neuzelle Verwunderung erregt, glaube ich gerne – es gibt im evangelischen Preußen so etwas sonst nicht, und auch die barocke Neuzeller Kirche selbst ist ja schon ein "Fremdkörper" in dieser Region. In Süddeutschland, aber auch in katholischen Gegenden Westdeutschlands ist das anders.

Die Aachener Madonna (Aachen war im Mittelalter einer der drei bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas, neben Rom und Santiago) besitzt 41 Kleider; Näheres dazu steht in diesem (Administrator: Link existiert nicht mehr) Zeitungsartikel.

Ein Foto der Gnadenmadonna von Maria Brünnlein (Bayerisch Schwaben) ist hier (Administrator: Link existiert nicht mehr) zu sehen. Wie sie trägt auch unsere berühmteste Wallfahrtsmadonna, die von Altötting, zwar immer dasselbe Kleid, aber ich vermute, daß sich in der Schatzkammer weitere befinden. Anders die Madonna von Einsiedeln in der Schweiz: Sie besitzt 27 Kleider und wechselt sie auch. Ich habe acht Ansichtskarten von ihr, und auf jeder ist sie in einem anderen Kleid abgebildet. Wenn man in die Google-Bildsuche die Stichworte "Madonna" und "Einsiedeln" eingibt, bekommt man einen Teil ihrer Garderobe zu sehen.

Ich kenne aber auch Gnadenmadonnen, die heute nicht mehr bekleidet sind, während alte Andachtsbilder sie noch in Kleidern zeigen.

Bekleidet ist auch die Maria einer Pietà in der Klosterkirche Oberschönenfeld (Bayerisch Schwaben), die ich vor ein paar Tagen fotografiert habe – siehe unten. Auch die kleine Christusstatue im bayerischen Wallfahrtsort Bettbrunn ist bekleidet; ein Bild findet sich hier (Administrator: Link existiert nicht mehr).

Bekleidete Heilige kenne ich in Deutschland nicht, anderswo gibt es sie aber: In Kalabrien (Süditalien) habe ich verschiedene (männliche und weibliche) Heilige in meist samtenen, goldbestickten Gewändern gesehen.
 

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