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Inschrift in Spiegelschrift: Warum ??

yxcv

Member
An der Südseite des Gurker Domes (Kärnten) befindet sich
ein Nebeneingang mit einem Tympanon (siehe Foto).
Eigenartigerweise ist die lateinische Inschrift im Halbkreis korrekt, aber um unteren Teil spiegelbildlich eingemeisselt.
Warum ? War es (böse) Absicht, hat der Steinmetz dies als Zeichen des Protestes gemacht oder was sonst ?
Wer weiß eine Erklärung für diese Fleissaufgabe ????IMG_0008.jpg
 
Dr. Karl Ginhart schreibt in "Die Kunstdenkmäler Kärntens", Band VI, (Gerichtsbezirke Gurk und Friesach), S. 712 - 713:

"Das Baumaterial ist fast marmorartig wirkender, stark eisenhältiger Urkalkstein, der aus einem nehae gelegenen Bruch stammt. Es kommen zahlreiche Steinmetzzeichen vor, die im allgemeinen die Einheitlichkeit der Bauführung bezeugen, da sie an allen wesentlichen Teilen des Baues gleichmäßig erscheinen. Seit 1140 bis 1200 werden in den Urkunden deutsche Bauhandwerker (Geroldus, Wichram, Reinboto, Arnoldus, Pilgrimus und Meinhardus) genannt. Neben dem Südportal die Baumeisterinschrift:

HIC EXVL WIDO I - PSENS CEPIT OPVS NA... (Hier, fern seiner Heimat begann Guido (I.?) das gegenwärtige Werk.)

Die gediegene Art der technischen Behandlung von Quadern und ihrer Versetzung läßt auf das Vorhandensein einer geschulten Bauhandwerkergruppe schließen, deren Herkunft aus dem Norden oder Südwesten Deutschlands vermutet werden kann (exul Wido = der aus der Fremde zugereiste Guido.) Die Gruppe hat dann offenbar auch in St. Paul i. L. gearbeitet."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo yxcv,

ich habe mir erlaubt, die Spiegelschrift Deines Fotos noch zu entspiegeln.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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  • Spiegelschrift_entspiegelt.jpg
    Spiegelschrift_entspiegelt.jpg
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... aber um unteren Teil spiegelbildlich eingemeisselt.
Warum?
Das würde ich auch gerne wissen!
Es gibt eine vergleichbare Inschrift in Graubünden.
Ich kenne bloss die Erklärzung; ein Text in Spiegelschrift erfordere mehr Anstrengung, er sei einprägender, - wie ein Gebet...

Gruss gropli

.
 
Danke für die bisherigen Erklärungen und Entspiegelung !
Ich kann über diese Spiegelung des Textes nur den Kopf schütteln: es waren zur damaligen Zeit nur wenige Personen des Lesens mächtig, dann noch die Inschrift in Latein und diese nochmals gespiegelt.... !
 
Bei Recherche im Internet fand ich die interessante Behauptung: Linkshänder
können problemlos so schreiben. Geheimschriftthese: jeder, der Lesen kann
hat keine Probleme, Spiegelschrift zu erkennen. Da müßte man mehr
"verschlüsseln". Um das Bild herum sollte die Schrift von links nach rechts
laufen, vielleicht war der Steinmetz wirklich Linkshänder und hat so die
"kopfstehenden" Buchstaben unwillkürlich spiegelbildlich ausgeführt? -Ulrike
 
Nochmals zu der Inschrift im Foto:
Leider kann ich den Text oben im Bogen nicht entziffern aber der gespiegelte Teil lautet:

DO . PASCUA . VI[TA]E + INTRAT . ET . HIC . RITE
... (DO?) Weide des Lebens + und hier auf rechte Weise eintritt ....

Ich neige zur Erklärung von Gropli: "... ein Text in Spiegelschrift erfordere mehr Anstrengung, er sei einprägender, - wie ein Gebet...". Sie erfüllt damit den gleichen Zweck, wie auch ein Neidkopf.
 
Laut S. Hartwagner (Der Bezirk St. Veit/Glan, S. 84) lautet die
gesamte deutsche Übersetzung: Wer durch mich richtig eintritt, dem gebe ich die Weihe des Lebens. Der aber tritt richtig ein, der eine gütige Rechte und ein friedliches Herz hat.
 
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