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Hausinschriften

Das ist ein Spruch, den man wohl überall kennt/kannte - und überall als ironisch auffaßt. Im katholischen Süddeutschland findet man kaum ein Feuerwehrhaus ohne ein Bild des heiligen Florian, aber niemand käme auf die Idee, diesen Spruch irgendwo anzuschreiben. Ich denke, auch im evangelischen Norden ist das als witzige Inschrift gemeint - sowas ist zwar nicht häufig, kommt aber doch vor, wie z. B. in diesem (freilich neueren) Beispiel in Rottweil:
 

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Habe auch noch einige Hausinschriften aus dem heute zu Schwerte gehörigen
Ergste:
Ach Gott gib mier eben zur Nothdurft hier zu leben auch nah diese Leben Zeit
dort die ewige Seligkeit Anno 1837

Ob es dir sauer wird in deiner Nahrung und Ackerwer so las es dir nicht
verdrieslich sein den Gott hat es so geschaffen. 1837

Evangelium Mathai 13 V 30 Lasset beides mieinander wachse bis zu der Ernte
und um der Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen sammelt zuvor das
Unkraut und bindet es ... 1810 (Schluß ist mir nicht ganz verständlich)

Obschon dies Haus mit der Zeit vergeht, habe ich im Himmel ein Haus das
ewig steht 1764/erneuert 1948

Wo man einträglich beieinander wohnet da verheißt der Herr Gnade und
Leben immer und ewiglich. 1763
 
(Forts. :

Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten. 1763

Libe Kinder behtet und fluchet nicht an Gottes Segen ist alles gelegen. 1713

Wo der herr nicht das Haus bauet so arbeittn umsonst die daran bauen. 1789

Gott schütze und segne diese Räume. 1888

Mit Gottes Hilfe 1864

An Gottes Segen ist alles gelegen ohne Gottes Gabe kann niemand leben. 1748

Dieses Feuer zu bewahren last uns meine Mühe sparen
Gottes Wort das rechte Feuer will ich halten hoch und teuer
(2 Kaminsteine)

vor sechs Übel Gott dies Haus bewahre dass es nimmer erfahre. Unglück
Windstürm. Schermüthigkeit.Feuern.Gefahrlichkeit.Für. Hunger. Noth und
schnellen Toth Behüt uns lieber Herrgott 1720

Das Haus der Gottlosen wird vertilget, aber die Hütte der Frommen wird grünen. 1811
 
(Forts.:
Gottes Segen komm herein so oft die Tür muss offen sein. 1813

1737. An Gottes Segen ist alles gelegen wer auf Gott vertraut hat wohl gebaut

Jehova Herr und Gott bewahre dis Haus in Gnaden bis zu dem Fall der Welt
für Unglück und vor Schaden kehr gnädig bei uns ein zu unserm Wol Ergehn
las Kindes Kinder Kind darin ihr Glück sehen. 1773

An Gottes Segen ist alles gelegen. Wo der Herr nicht arbeitet da arbeiten
die Arbeiter umsonst

Wer hier gehet durch dies Haus der soll gedenken für und für
das unser Heiland Jesus Christ die recht Tuer zum Leben ist. Gebauet 1803

O Herr du allerhöchster Gott bewahr dies Haus für Feuersnot halt unsern
Leib gesund dabei und mach uns stets von Kummer frei. 1833

Ist diese vorich Haus durch eine Feuerflam vernichtet wir habens heut
durch Gottes Gut und Macht nun wieder auf gerichtet. 1822
 
(Forts.:
Hat Feuers Brunst und Macht in einen Abend vernichtet- haben wir durch Gottes
Hulfe und Macht nun wieder geriechtet. 1822

Ist das vorige Haus durch eine Feuersbrunst vernichtet-wir habens heut durch
Gottes Hülfe und Macht nun wieder aufgerichtet. 1822

Wo der Herr nicht das Haus bauet so arbeiten umsonst die daran bauen. Psalm 147. 1758

All dein Thun Anfang und End stell allzeit in Gottes Hand dann gehet die Arbeit
glücklich fort, Wie ich mein Lebtag hab gehört. 1708

Der Herr ist nahe allen die ihn anrufen. Allen die ihn mit Ernst anrufen
Mein Haus ist meine Welt grüss Gott wems drin gefällt
seid getrost und unverzagt und harret des Herren. 1731

Frisch unverzagt auf Gott gewagt wer ihm vertraut hat woh gebaut. 1607

Las o Gott alle Menschen auch die Feinde vornehmlich Christen wahrer Art vor
einem Unfall sicher sein las uns vor Feuer Wetter Dieben nimmermehr betrüben
. 1804

Bauen und pflanzen last euch nicht verdriesen das können eure Nachkommen
geniesen. 1778

Reichtum und die Fülle wird in ihrem Hause sein und ihr Gerechtigkeit bleibet
ewiglich, Psalter. 1760

Der Her denket an uns und segnet uns er segnet segnet die den Hern
fürchten. 1819

Ich geh in und aus Gott bewahre dies Haus vor Krieg und Brand Das füllet
Gott mit voller Hand. 1776

Erbaut hat im Himmel und auf Erden, 1833 ...

Ulrike
 
So viele Hausinschriften in einem einzigen (doch wohl nicht sehr großen) Ort? Das ist eindrucksvoll. Ich kenne solche Inschriften aus Waldeck, wo ich sie als Kind, 1951, in ein Heftchen abschrieb. (Diesem Heftchen habe ich neulich die hier eingestellten Inschriften entnommen.)

Damals waren viele Inschriften schon in einem Zustand, daß ich nichts mehr entziffern konnte. Sie waren in den Balken eingeschnitten, und man hat zwar die Balken regelmäßig gestrichen (in Adorf war man der Meinung: Wer nicht jedes Jahr zu Viehmarkt seine Balken neu streicht, ist schon so gut wie asozial), aber die Inschriften wurden von vielen einfach überstrichen. Wenn man das einige Male macht, sind die Buchstaben mit der Zeit so mit Farbe ausgefüllt, daß sie höchstens noch der Fachmann wieder restaurieren kann.

Schriften über dem Türstock sind oft einer Vergrößerung der Tür zum Opfer gefallen. Das ist wohl auch der Grund, warum die Inschriften in meinem Heftchen oft nicht mehr datiert sind (ein anderer Grund ist, daß ich die Besitzervermerke weggelassen habe, deren Bestandteil die Jahreszahlen meist sind).

Inzwischen ist das Interesse an solchen Inschriften zweifellos wieder gewachsen; viele sind wieder schön weiß ausgemalt (in den rotgestrichenen Balken). Aber die meisten sind wohl verloren. Ich unterhielt mich vor ein paar Jahren mit dem Besitzer eines Hauses über seine wunderbar restaurierte Hausinschrift. Er war stolz darauf, daß er das hatte machen lassen, und freute sich über mein Interesse - hatte aber keine Ahnung, was da geschrieben stand!

Was mir an den Hausinschriften aus Ergste auffällt, ist, daß zwar genauso viel von Gottes Segen die Rede ist wie in Waldeck, daß aber die Hinweise auf die "Ungunst der Leute" fehlen, die in Waldeck so gebräuchlich sind und die auch anderswo in Hessen, etwa in Fritzlar, ständig gebraucht werden. Waren die Leute in Hessen so viel neidischer und streitsüchtiger?
 
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