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Geschichten von den verlorenen Kisten aus dem 2. Weltkrieg

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Um den 2. Weltkrieg ranken sich viele Geschichten und Erzählungen von "verlorenen Kisten", die bis heute einen Mythos bilden.

Erzählungen zum Thema "verlorene Kisten" sind in der Regel wahr, zudem haben sie meistens einen mehr als traurigen Hintergrund.

Manche Geschichten sind weltbekannt und Bücher dazu füllen Bibliotheken, manche Geschichten sind extrem tragische Ereignisse, die nur in kleinem Umfeld bekannt wurden.

Wer von Euch hat Geschichten zu verlorenen Kisten aus dem 2. Weltkrieg gehört?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die verlorenen Kisten von Johann Fürruter

Das Vermächtnis von Johann Fürruter (1880-1939) wurde in nach seinem Tod in Kisten verpackt, die 1939 in Innsbruck verschollen sind.

Es handelt sich dabei um Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschung, die ausserordentlich wichtig wären. In den Holzkisten von Johann Fürruter sollten sich evt auch Instrumente, wie ein Mikroskop aus dieser Zeit befinden.

Wer jeglichen Hinweis auf diese "verschollenen Kisten" oder deren Inhalt hat, evt eine Notiz oder einen von ihm geschriebenen Text, gebe mir bitte einen Hinweis.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
The Gold Train

Eine besonders tragisches Ereignis um "verlorene Kisten" ist der "Gold Train", welcher im Jahr 1945 aus Ungarn kommend in Tirol gestrandet ist.

Der Besitz von 800.000 ungarischen Juden, die Opfer eines der schrecklichsten Raubzüge im Holocaust geworden waren, landete in Tirol.

Ein ganzer Eisenbahnzug (42 Wagons) voll Gold, das Menschen auf grausamste Weise gestohlen wurde, ist in Tirol verschollen.

Mitte Dezember 1944 werden 42 Wagons vom Offizier und Kommandeur Árpád Toldi mit Gold beladen, 130 Pfeilkreuzler fahren mit, als sich der Zug von Budapest nach Brennerbánya (Bremberg) aufmacht, einer unauffälligen Bergbaustadt an der ungarisch-österreichischen Grenze. Unterwegs wird noch weiteres von den Pfeilkreuzlern geraubtes Gold zugeladen. Ein LKW-Konvoi mit geraubtem Gold begleitete den Zug. Der "Gold Train" erreicht Hopfgarten in Tirol am 8. April 1945, wo er nicht weiterkommt.

Da die Lebensmittelvorräte der ungarischen Passagiere in Hopfgarten im April 1945 ausgehen, entwickelt sich ein reger Lebensmittelhandel bzw Schwarzmarkthandel mit den Bewohnern des Brixentales, der noch für viele Jahre sehr günstige Einkaufsmöglichkeiten von Rohstoffen für Juweliere aus ganz Österreich bleiben wird.

Am 28. April 1945 bekommen es die Behörden in Kitzbühel mit der Angst zu tun, falls die Alliierten einen ganzen Zug voll geraubtem Gold vorfinden würden und fordern den László Avar, den Befehlshaber des "Gold Train" auf, nach Böckstein, nahe Bad Gastein zu fahren. Dort wird László Avar den Zug im Tauerntunnel verstecken und später an die amerikanischen Alliierten übergeben.

Doch zuvor wurde der Zug von Árpád Toldi etwa um die Hälfte entladen, die Kisten mit dem Gold in ganz Tirol und Vorarlberg vergraben.

Kisten im Wert von vielen Millionen Dollar wurden etwa im (heute als Wintersportort bekannten) St. Anton am Arlberg vergraben.

Viele Kisten wurden im Ort Schnann am Arlberg vergraben. Ein Bauer, der zufällig ungarische Offiziere beim nächtlichen Vergraben der Kisten beobachtet, konnte 400 Kilogramm Gold und Juwelen ausgraben und verstecken.

In Feldkirch Tisis vergräbt Árpád Toldi 18 Kisten Gold.

Árpád Toldi stellt sich bei Kriegsende den Franzosen in Vorarlberg, übergibt 1600 Kilogramm Gold und nennt ihnen Verstecke in Tirol und Vorarlberg. Einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher Ungarns wird verhaftet und im November 1945 wieder freigelassen. 1947 wird er in Innsbruck zuletzt gesehen, seither gilt er als untergetaucht.

In vielen Tiroler Dörfern fällt der plötzliche Reichtum auf. Manche Bäuerinnen schmückten sich plötzlich mit Juwelen, es wird von Bauern erzählt, die gleich zwei Golduhren am Handgelenk trugen, als sie auf die Alm fuhren.

In dem Tiroler Ort Schnann, wo die meisten Gold-Kisten vergraben wurden, war der plötzliche Reichtum offenkundig. Hier wurde die französische Besatzung aufmerksam und verhaftete alle, die am Goldrausch beteiligt waren und stellte sie im September 1946 vor Gericht. Acht Monate dauerte der Prozess, die Schnanner mussten ihre Gier bitter büssen. Das Dorf Schnann erhielt für eine Zeit im Volksmund den Beinamen "Die goldene Stadt".

Viele Kisten von Raub-Gold konnten bis heute in Tirol nie gefunden werden. In Schnann konnten die Franzosen nur 100 Kilogramm an Gold finden - knapp ein Viertel des dort versteckten Goldes.

Von den 800.000 ungarischen Juden hatten nur 200.000 den Holocaust überlebt. Die französiche Regierung entschied 1948 das Gold an die ungarische Regierung zurückzugeben. Nur 20 von ihnen bekamen ihren Besitz von der Regierung zurückerstattet.

Quelle: Alexandra Keller in: Echo, Ausgabe 1, 2005: Tirol und das Nazigold.
Stark gekürzt!

Anmerkung: Es existieren Fotos und ausführliche Berichte zu dieser schrecklichen Geschichte, die wir unseren Lesern jedoch an dieser Stelle nicht zumuten möchten.

Unser Interesse ist dahingehend, ob Sie/Du Erzählungen von diesem Zug kennst und darüber berichten möchtest?

Wer sich für diese Geschichte im Detail interessiert, dem sei das Buch "The Gold Train" von Ronald Zweig, 2002 bei Penguin Books erschienen sowie der Film "Die Goldene Stadt" von Norbert Prettenthaler, produziert von der Heinz Zeggl GmbH Wien, 1998, empfohlen.


Wolfgang (SAGEN.at)
 
Der Schatz von Franzensfeste (Fortezza)

Zu den bekannteren Geschichten um verlorene Kisten dürfte es sich um den Schatz auf Franzensfeste (Fortezza) handeln.

Im 2. Weltkrieg soll Mussolini einen Teil des italienischen Goldvorrates (Raubgold aus Yugoslawien) auf der Franzensfeste oder in den weit verstreuten Bunkeranlagen nächtlicherweise vergraben lassen haben, es konnte aber niemals wieder gefunden werden.

Obwohl die Geschichte viele sagenhafte Züge trägt, gab es Mitte der 1980er Jahre eine Zeitungsmeldung, dass das italienische Militär systematisch nach dem Gold sucht.

Quelle: mündliche Erzählungen

Nachtrag September 2007: vgl. auch Dokumentation Franzensfeste auf SAGEN.at.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Kisten und der Schatz im Toplitzsee

Zu den weltweit bekanntesten Geschichten um verlorene Kisten gehört natürlich der Mythos um die Kisten im Toplitzsee, nach denen bis heute gesucht wird.

Wir haben einen Artikel zum Schatz im Toplitzsee schon auf SAGEN.at, allerdings haben zwischenzeitlich noch weitere Expeditionen und Bergungsversuche stattgefunden, die noch zu ergänzen wären.

Zweifellos haben Ereignisse in den letzten Tages des 2. Weltkrieges in der Region der "Alpenfestung" zu Sagenbildung geführt, vielleicht möchten Leser Erinnerungen oder gehörtes beitragen?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die verlorenen Kisten mit dem Bersteinzimmer

Ebenso zu den berühmtesten verlorengegangenen Kisten des 2. Weltkrieges gehören jene 27 Kisten, in denen das Bernsteinzimmer 1941 von deutschen Soldaten verpackt und von St. Petersburg nach Königsberg transportiert wurde.

Über den Verbleib dieser Kisten ist bis heute nichts bekannt. Nach einer Fernsehdokumentation ist der wahrscheinlichste Fall, daß es in verpacktem Zustand in einem Schloßhof in Königsberg bei einem Luftangriff verbrannt ist.

Soweit ich mich an die Dokumentation erinnere, erschien auch eine Theorie nicht unwahrscheinlich, in der die Kisten in einem Moor oder einem Bergwerk versteckt wurden.

Im Jekaterinenpalast (Katherinenpalast) wurde eine Rekonstruktion nach einem Farbbild und mehreren Schwarz/Weiß-Fotos im Jahr 2003 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nach den verschwundenen Kisten wird noch weiter gesucht...

Quelle: TV-Dokumentation, ?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Beitrag: Der Schatz von Franzensfeste (Fortezza)

Dr. Margareth Lun schreibt in ihrem Artikel "Südtirol unter NS-Herrschaft" in der Zeitschrift Südtirol in Wort und Bild, 49. Jg., 3. Quartal 2005, S. 27:

"Ein weiteres Thema hat die Gemüter jahrzehntelang bewegt, und zwar die Frage, was es mit dem legendären Goldschatz in Franzensfeste auf sich hat, von dem nach dem Krieg immer wieder die Rede war. Bei den in der Franzensfeste eingelagerten Goldbarren handelte es sich um italienische Goldreserven der "Banca d'Italia", die im November 1943 aus Mailand mit einem Sonderzug nach Südtirol gebracht worden waren. Der Duce hatte nämlich den Antrag Görings zugestimmt, die Goldreserven zur gemeinsamen Kriegsführung zu nutzen.

Die Bewachung des Abtransports der Goldreserven erfolgte durch die SS und die Polizei, zwei Vertretern der "Banca d'Italia" und dem deutschen Generalbevollmächtigten in Italien, Rudolf Hahn, persönlich. Einen der beiden Schlüssel besaß Hahn, den zweiten die "Banca d'Italia". Die eingelagerten Reserven betrugen über 119 Tonnen. Davon gehörten fast 91 Tonnen dem Staat Italien. Die restliche Menge betrafen ausländische Banken und Staaten. So gehörten 24 Tonnen der eidgenössischen Nationalbank. Diese wurden im März 1944 aus der Franzensfeste nach Chiasso überführt und den entsprechenden rechtmässigen Eigentümern, in erster Linie der Schweiz, übergeben.

Die letzte Information über das Gold in Franzensfeste habe ich im Militärarchiv Freiburg gefunden: und zwar einen Funkspruch des Höchsten SS- und Polizeiführers in Italien, Karl Wolff, an den amerikanischen General Clark, den Vizekommandanten der alliierten Streitkräfte im Mittelmeerraum. Darin bittet Wolff die Amerikaner, "über die weitere Verwendung zu entscheiden und ihm gegebenenfalls ihren Beauftragten zuzuführen. Damals müssen sich noch 42 Tonnen und 600 Kilogramm des Edelmetalls in der Franzensfeste befunden haben. Da Südtirol zum damaligen Zeitpunkt von amerikanischen Verbänden kontrolliert wurde, wurde der Goldbestand von Franzensfeste mit Sicherheit sofort auf Clarks Anweisung sichergestellt. Nachdem die italienische Regierung aber erklärt, die ihr rechtmäßig zustehenden Goldreserven bis heute nie erhalten zu haben, müssten die USA Auskunft über den Verbleib geben können. Mit Sicherheit befindet sich das Gold jedenfalls seit 1945 nicht mehr in Franzensfeste."

Nachtrag, September 2007: obwohl dieser Artikel im Jahr 2005 erschienen ist, dürfte die Sachlage heute anders bewertet werden, vgl. Dokumentation Franzensfeste auf SAGEN.at.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
zum Beitrag: The Gold Train / Der Goldzug

Zum Thema Goldzug hat die Journalistin Sabine Stehrer ein hervorragendes Buch verfasst:

Goldzug.jpg


Sabine Stehrer, Der Goldzug, Czernin-Verlag Wien 2006,
ISBN 3-7076-0064-6;


Obwohl das Buch in sehr sachlichem Stil geschrieben ist, liest es sich äußerst spannend - man würde wünschen, alles sei nur Fiktion, leider handelt es sich um sehr tragische Tatsachen und Fakten. Die Autorin Sabine Stehrer ist für ihre Recherchen in Archive in Österreich, Deutschland und Amerika gereist und konnte bisher völlig neues Archivmaterial auswerten. Auch entlang der Fahrtstrecke des Goldzuges (Gold Train) durch Österreich, bzw. nach Tirol und Salzburg konnte sie Belege entdecken und Zeugen befragen. Der Wohlstand jener Regionen könnte auch mit unredlichem Besitz aus dem Goldzug (Gold Train) zusammenhängen. Doch nicht nur die Anwohner an der Fahrtstrecke des Goldzuges haben sich bereichert, auch die Alliierten, verschiedene militärische Einheiten etc.

Das Kapitel zum Goldzug (Gold Train) ist noch lange nicht abgeschlossen, vor allem, so lange unredlicher Besitz noch nicht den Besitzern oder deren Nachkommen zurückgegeben wurde...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Der Alatsee bei Füssen (oder, weil bekannter, nahe Neuschwanstein) ist immer noch ein unerschöpflicher Anlaß zu Gerüchten über im 2. Weltkrieg versenkte Schätze, aber auch über anderes Geheimnisvolle und Gruselige. Eine kurze Zusammenfassung findet sich auf der Wikipediaseite "Alatsee".
 
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