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Frage: HDR - Fotogalerie und Dokumentarfoto?

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Wir stehen vor einer Fragestellung, für die wir hoffen, dass wir gemeinsam eine Lösung finden?

Die SAGEN.at-Fotogalerie versteht sich ja primär als Foto-Forum für kulturelle Dokumentation jeder Art.

Nun stellt sich das Problem, dass mit HDR-Fotos (High Dynamic Range, also das Erhöhen des Kontrastumfanges der Fotos durch Mehrfachbelichtung) zwar mehrere Fotos eines Motives aufgenommen werden, diese Mehrfachbelichtungen aber auf Endgeräten zum derzeitigen Stand der Technik nicht dargestellt werden könnnen.

Es benötigt dazu noch einen Zwischenschritt, das so genannte "Tone-Mapping", um das Foto für Endgeräte (Bildschirme, Drucker etc.) des heutigen Standes der Technik zu berechnen.

Damit ergibt sich zweifellos die Fragestellung, ob ein künstlich berechnetes Bild als volkskundliches Dokumentarfoto anerkannt werden kann oder nicht?

Im Rahmen unserer Fotogalerie, stellt sich u.a. die Frage, ob der/die Bildautor/in HDR-Fotos als solche markieren soll oder nicht?

Was ist nun ein kulturelles Dokumentarfoto mit authentischer Berechtigung? Das Foto aus der Kamera oder das berechnete Bild?
(Ich denke, das ist eine Fragestellung, der sich neben uns auch eine Reihe anderer kulturwissenschaftlicher Institutionen stellen muss...)

Es ist damit zu rechnen, dass noch innerhalb des Jahres 2007 die ersten Kameras auf den Markt kommen, die HDR-Fotos im Gerät produzieren.

Nimmt das menschliche Auge die Realität tatsächlich so wahr wie in HDR-Dokumentationen?

Waren alle Digitalkameras die vor dem Jahr 2008 produziert wurden Sondermüll wegen des geringen Kontrastumfanges?

Wir freuen uns auf Eure Diskussionsbeiträge und Lösungsvorschläge für die SAGEN.at-Fotogalerie.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Guten Morgen!
als Informationsverarbeiter bin ich der Meinung dass solche Fotos gekennzeichnet werden sollen, um die Unterscheidbarkeit zu gewährleisten. Ich hoffe aber, dass dies durch den Hersteller/Entwickler in einer Form geschieht, das Manipulationen unterbindet. Die Endungen .JPG, .RAW usw. sind leider nicht aussagekräftig weil Umrechnung möglich ist und dadurch der Hinweis auf das Erstformat verlorengeht.

Daß ein "berechnetes" Foto bei HDR entsteht, stört mich in keinster Weise, da dadurch Details wohl besser Sichtbar werden, die Dokumentation dadurch exakter.

Auch bisher schon wurden digitale Bilder ja "berechnet" - man vergleiche mehrere Bilder mehrerer Kameras in mehreren Formaten (GIF-TIF-RAW-JPG), auch bisher kamen differente Ergebnisse mit differenten Farbwerten, Schärfen, Kontrasten heraus.

Nimmt man die differenten Lichtempfindlichkeiten der Filme bzw. Lichtstärken und Vergütung der Optiken analoger Kameras her, sind auch hier schon differente Ergebnisse "geplant" (=errechnet im weitesten Sinn) erarbeitet worden .... von der erfolgten weiteren Bearbeitung im Fotolabor ganz zu schweigen ...

Liebe Grüße
Norbert
 
Das ist wirklich ein interessantes Thema, das ich bisher noch nicht beachtet habe. IMHO muss man unterscheiden zwischen Bearbeitung und Verfremdung.

Verfremdung wäre Hinzufügung und Entfernung von Bildinhalten und ist bei Dokumentarfotos abzulehnen.

Unter Bearbeutung verstehe ich z.B. perspektivische Entzerrung, Belichtungskorrektur, Wahl des Ausschnittes oder Drehen eines schief aufgenommenen Fotos. Alles eben, das den Bildinhalt und die Aussage nicht verändert. Das ist bei vielen Bildern auch unumgänglich.
HDR ändert nichts am Bildinhalt, ganz im Gegenteil, es zeigt Details, die man so, ohne diese Technik bisher nicht wiedergeben konnte.

Es ist die hohe Verantwortung des Fotografen, den Betrachter seiner Bilder nicht zu täuschen.

Noch ein Gedanke dazu: Ein Schwarzweiß-Foto wäre ja ebenso eine Verfremdung, wie HDR, nur eben in die andere Richtung :)
 
Bis heute hab ich die HDR Technik mangels Stativ noch nicht ausprobiert, finde sie aber im Bereich von Innenaufnahmen in größeren Gebäuden bei schwierigen Lichtverhältnissen hervorragend geeignet. Besonders in Kirchen und Museen kommen durch den größeren Kontrastumfang hervorragende Ergebnisse, die als Dokumentation ihren Platz haben. Das Tone Mapping kann in erträglichen Grenzen gehalten werden.
 
Ich würde das ganze Thema, wie bereits geschrieben, etwas komplexer angehen und nicht nur HDR-Fotografie betrachten:

Hier ein Beispiel für doch recht starke Veränderung des Originals: Das Bild "Bodenfliesen" konnte ich so nicht machen. Der Hausflur war finster und ein normal zu den Fliesen geblitztes Bild hätte so gespiegelt, dass es unbrauchbar geworden wäre. Also habe ich es schräg aufgenommen und die Kamera verkehrt herum gehalten, damit das Blitzlicht unten ist und besser ausleuchtet.

Das Original habe ich dann so entzerrt, dass die Fliesen wieder halbwegs quadratisch erschienen, was sie in Wirklichkeit ja auch sind ;)

Fliesen_Schultz_Strassnitzkygasse_12R.jpg

Original und Verfremdung[SIZE]

Für mich eine erlaubte "Verfremdung" des Originals. Oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen allerseits,
ich denke, die HDR-Technik serioes und verantwortungsbewusst eingesetzt, kann die Dokumentarfotografie durch Brillianz und Kontrastreichtum doch nur bereichern. Bildverfremdungen bis hin zu Retuschen sind eigentlich so alt wie die Fotografie selbst und es war von Anfang an eine Frage des Vertrauens ob man einem Bilddokument Glauben schenkt oder nicht.
 
Ich glaube wir sollten uns nicht auf eine "Wahrheits- und Wirklichkeitsdiskussion" einlassen, auch wenn sie "nur" auf die Fotografie bezogen ist.

Ich stelle eigentlich nur die dpi-Größe der Bilder in Frage....

Berit
 
Es kommt eben auch darauf an, was der Fotograf dem Betrachter mitteilen möchte. So gesehen gibt es gar kein "objektives" Foto.
Aber das ist vielleicht schon off topic ...
 
Liebe Leute, und vor allem:
Sehr geehrter Herr Administrator!

Darf ich mich heute einmal unbeliebt machen?
Ich nehme an, ich darf...

... und sage also: Eine noch mühsamer angeleierte Diskussion um Kaisers Bart ist mir doch kaum je untergekommen!

Oder andersherum: Wenn wir schon bei ein paar Farbnuancen hin oder her um den Dokumentarwert eines Bildes streiten wollen, warum setzt dann der Administrator höchstpersönlich so ein Photo in diese Dokumentarphoto-Galerie?
So war der Farbwert der Welt ganz sicher nie!

:) D.F.
Und gute Nacht.
 
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