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Wer kann sich an den Sillkanal in Innsbruck erinnern?

Die Wehranlage des ehemaligen Sillkanal ("die kleine Sill" ) in Innsbruck.

Die Wehranlage beim Sillfall wurde im 12. Jahrhundert errichtet und dabei die Sill durch die Stadt Innsbruck geleitet und diente zahlreichen Gewerbebetrieben als Energiequelle, darunter Sägewerken, Getreidemühlen, Feigenmühlen (zur Herstellung von Feigenkaffee) und Hammerschmieden. Bei der Pradler Brücke mündete der 2720 m lange Sillkanal wieder in die Sill.

Die kleine Sill verdankt ihre Entstehung einer verheerenden Feuersbrunst, die im Jahre 1292 während der Anwesenheit des Herzogs Meinhard II. fast ganz Innsbruck in Asche legte. Es scheint damals an ausreichendem Wasser zum Löschen gemangelt zu haben und um diesen Übelstand in Zukunft begegnen zu können, ließ Meinhard II. mit Bewilligung des Abtes von Wilten einen großen Kanal herstellen, von dem aus durch kleine Canäle das Wasser in alle Gassen der Stadt geleitet werden konnte.

Der Sillkanal wurde nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg stillgelegt.

Wir würden uns freuen, wenn Leser ihre Erinnerungen an den Sillkanal hier erzählen möchten!

Vielleicht haben Leser auch weitere historische Fotos, wo der Sillkanal oder die ehemaligen Gewerbebetriebe abgebildet sind?

Wir freuen uns auf Beiträge!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich habe in den `60ern in der Kohlstadt in der Dreiheiligen-Schule die Volksschule besucht. Insofern kenne ich den Sillkanal nicht mehr persönlich.

Ich weiß aber aus den Familien-Erzählungen, dass der Klara-Pölt-Weg von der Museumsstraße beginnend (wo noch in den 60ern ein Polizist in einem Häuschen die Ampel bedient hat, angeblich die erste Anlage in Innsbruck), an der in den 70ern erstellten Gebietskrankenkasse vorbei, dann an den gestapelten Fässern an der Rückseite des Bürgerbräu-Areals vorbei, weiter die Universitätsstraße querend, eigentümlich gebogen zwischen den Häusern durch zur Ingenieur-Etzel-Straße das alte Bachbett darstellt.

Die Ingenieur-Etzel-Straße überquerte bis geschätzt Ende der 60er den Sillkanal, sprich, die Strasse samt Straßenbahnschienenstrang machte einen Buckel. Das wurde dann bereinigt. Abzulesen ist das Richtung Innenstadt blickend am Haus rechts vom Klara-Pölt-Weg, vis-a-vis vom ehemaligem "JOKA Haus": Der Geschäftseingang ist über eine Außentreppe zu erreichen. Dieser Laden war vor dem Strassen-Umbau ebenerdig und beherbergte ein Ledergeschäft, in dem auch meine kuren Lederhosen angefertigt wurden.
 
Vielen Dank für Deine Hinweise Martini!

Es ist für mich wirklich höchst erstaunlich dass der über 700 Jahre bestehende Sillkanal in Innsbruck so wenig Rezeption und Beachtung gefunden hat. Kaum jemand erinnert sich an den Sillkanal, es scheinen auch keine Privatfotos zu existieren.
Wie toll wäre es, wenn sich jemand mit einem Privatfoto melden würde. :smi_blume

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ein sehr interessantes Thema Wolfgang!

Ich bin bei meiner Recherche über die Entstehung des Sillkanales nicht fündig geworden. :) Aus welchem Buch hast du die oben genannten Informationen? Würde zu diesem Thema gerne mehr erfahren! :)

Wo genau im Bild soll sich die Wehranlage befinden?? über oder direkt unter dem Sillwasserfall?

Ich weiß nur, dass bis 1890 sich 28 Betriebe am Sillkanal angesiedelt haben, wovon dann jedoch 4 nicht mehr im Betrieb waren.






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Bin um jede Info zu diesem Thema sehr Dankbar! :)
 
Das weiß ich im Augenblick nicht, was die Quelle für den Text oben ist. Die Wehr ist genau an der Stelle, wo sie jetzt die Bahn-Brücke über die Sill zum BBT bauen. Da wo vor ein paar Tagen der Felsen vor dem Silltunnel der Brennerbahn weggesprengt wurde.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich glaube, dort steht nichts mehr...
Bin vor ein paar Tagen mit dem Zug vorbeigefahren, da wurde alles platt gemacht, selbst der vertraute Felsen ist weg.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier eine Karte von 1918 nach der man den Verlauf des Sillkanals gut nachvollziehen kann. Interessant, in Dreiheiligen war der Kanal dann zweigeteilt, was auch heute noch gut an der Bebauung erkennbar ist.

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Im übrigen gibt es unter dem nachfolgenden Link digitalisierte Stadtpläne und Führer von 1838 - 1970. Sehr interessant zum Stöbern.

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)
 
ich darf empfehlen, das stadtarchiv aufzusuchen. dort findet sich ein wunderbarer plan von tschamler zum verlauf des sillkanales, wo auch die um 1900 noch existierenden betriebe und ritschen eingezeichnet sind. eine beschreibung des sillkanales ebenfalls von tschamler findet sich in den innsbrucker nachrichten der zeit. fotos sind äußerst rar und zeigen meist "nur" das wasserrad der hiblerschen feigenkaffeefabrik. der aufsatz von hye zur gewerbebetrieblichen situation am sillkanal über die jahrhunderte dürfte bekannt sein. ansonsten finden sich immer wieder schöne sichten auf luftbildern von 1919 bis 1950. in den frühen 50ern wurden die letzten reste des kanals zugeschüttet. es gibt noch zeitzeugen des betriebes/der existenz (anwohner). man sollte sie wirklich rasch interviewen.... vielleicht gibt es noch fotos in familienalben.....
 
anbei der artikel von tschamler in IN 28.märz 1891.

übrigens findet sich im stadtarchiv kein bild unter dem stichwort sillkanal.... leider. trotzdem dürfte die ein oder andere ansicht vorhanden sein, wenn man die straßen des verlaufes absucht. nachdem ich nicht in innsbruck lebe, habe ich dazu aber keine möglichkeit. funde, die hier gezeigt werden, wären genial.
 

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  • auszug tschamler kleine sill in IB_1891 03 28.pdf
    923,4 KB · Aufrufe: 10
dieses foto gehört natürlich genau hierher... das wasserrad der hiblerfabrik. in den frühen 50ern abgetragen.

 
... und ich habe mir erlaubt, dieses wunderbare bild von atoz (link oben) zu colorieren...
 

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  • col feigenkaffeefabrik atoz.jpg
    col feigenkaffeefabrik atoz.jpg
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Weißt du zufällig auch ob das Wasserrad der Hiblerfabrik zum Antrieb rein mechanischer Zwecke gedient hat oder zur Erzeugung elektrischer Energie?
 
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