Hallo Ulrike,
ich Danke Dir für diesen wertvollen Beitrag!
Bei mir war die Schulzeit eine ganz wesentliche Zeit, in der ich unendlich viele "Moderne Sagen" oder "Sagen der Gegenwart" gehört habe. Zu meiner Schulzeit war das Thema Sagen der Gegenwart ja noch nicht erforscht, niemand wusste so recht, wie man damit umgehen sollte? Man hat die Sagen der Gegenwart daher meist (fälschlich) als Gerüchte abgetan.
Traditionelle Sagen und Märchen habe ich natürlich, wie vermutlich jeder andere auch, im Elternhaus gehört, neben den Eltern auch von den Großeltern und anderen Verwandten.
Zurück zu den Bräuchen der Schulzeit:
Ich fange bei zwei Erzählungen meines Vaters an:
- als mein Vater die Matura (D: Abitur) bestanden hat (das war wegen dem 2. Weltkrieg stark verzögert im Herbst 1945) haben sie schon etwas gefeiert. Einer in ihrer Klasse kam aus einer Metzgerfamilie, und brachte einen "Sauschädel" (D: Schweinekopf) zur Feier mit. Den haben sie dann am Schulportal aufgestellt.
- zu tiefer Nacht haben sie am Heimweg von der Maturafeier (D: Abiturfeier) ewig am Bahnschranken gewartet, bis der wieder aufging. Es schien ihnen, der Schrankenwärter sei eingenickt. Also haben sie das metallene "V" in dem der Bahnschranken an seiner Spitze lag zugebogen und dann den Schrankenwärter durch Klopfen an der Scheibe geweckt. In seinem Schreck konnte jener kurbeln und kurbeln, aber die Schranke ging nicht auf...
Eine besonders schöne Schulabschluß-Feier-Geschichte habe ich während meines Segelkurses am Attersee gehört:
- ein deutscher Gast, er war Lehrer, erzählte im August, daß er nur mit Mühe zum Segelkurs anreisen konnte. Zum Schulschluß hätten ihm seine Schüler bei ihrer Abiturfeier (Ö: Maturafeier) sein Auto mit Ketchup eingerieben. Wäre ja soweit nicht tragisch gewesen, wenn am Morgen nach der Feier das Auto nicht in der prallen Sonne gestanden wäre...
Der Lack vom Auto sei durch die Sonne abgebröckelt und sein Auto nur noch als Roh-Metall-Fahrzeug dagestanden...
Er musste es neu lackieren lassen.
Und noch eine Episode zu unserer Matura (D: Abitur), die ich tatsächlich selbst erlebt habe und an die ich mich wirklich gerne erinnere:
Wir hatten Mitte Mai schriftliche Matura (D: Abitur). In meiner Stadt gab es da ein Volksfest namens "Maidult", ich glaube, die "Maidult" gibt es dort seit dem Mittelalter. Es war wirklich hart, dort nicht hinzugehen, weil wir uns ja auf die Matura vorbereiten mussten.
Nach der letzten schriftlichen Maturaarbeit sind wir dann schneller wie der Blitz zur Maidult und nichts konnte uns nun mehr schrecken! Das gefährlichste Jahrmarktgefährt dieser Tage hieß "Round Up": eine Zentrifuge von etwa 10 Metern Durchmessern, wo man sich in kleinen Kammern an der Wand anlehnen konnte. Dann beschleunigte das "Round Up" eben wie eine Zentrifuge und so wurde man um 90 Grad aufgehoben, was im Klartext heißt, man drehte sich auch vertikal zur Erdoberfläche, mit ziemlich hohem Tempo und praktisch bewegungslos wegen der Zentrifugalkraft.
Ein Mitschüler hatte die besondere Idee, das ganze im Handstand zu betreiben. Beim Start der Zentifuge "Round Up" blieb er also im Handstand, um die ganze Sache dann mit verschränkten Armen am Bauch zu betrachten. Ich habe die Idee während der Fahrt im Kreisel ihm gegenüber bewundert. Als die Round-Up-Maschine dann gebremst hat, war nichts mehr mit Zentrifugalkraft und er fiel aus eben einem halben Meter Höhe auf den Kopf. Er hat dann die Matura nicht mehr geschafft...
Trotzdem hat er gelacht.
Wolfgang (
SAGEN.at)