Ganz gründlich gelesen und studiert hab ich das Buch von erni Kutter aus München...die drei Beten, sie macht auch immer wieder Führungen zu den verschiedenen heiligen Frauen , die man in den Kirchen Südtirols finden kann,
zahlreich....
sie ist eine Frau die weiss...eine weisse...und sympatische Frau, es lohnt sich sie kennenzulernen.....
Sie ist die gröste Expertin dieser "heiligen Frauen"....
Hier ein Auszug aus meinen Buch" Die Saligen", weil sie vom Heligen sprachen
Die „numinose“ Energie der Saligen
Die Waldfrauen, die Saligen, wurden auch als Heilige bezeichnet, da sie die Macht des Heiligen ausstrahlen. Ihre Welt ist von Tabus umgeben (ihr Name darf nicht genannt und ihre Wohnstätte nicht bekannt werden). Das Wort „tabu“, das sich gerade aus der Vorschrift, etwas zu meiden, entwickelt hat11, bedeutet soviel wie „voller Energie“ oder „vom Profanen getrennt“ – womit wir das Gebiet des Heiligen betreten. Und eben aufgrund dieser notwendigen Trennung von der profanen Welt kann man die Saligen nur dann sehen, wenn man sich vom Alltagsleben im Dorf entfernt wie auch vom konventionellesten Glauben der Kirche und sich ins Gebirge begibt. Um dann mit den wilden Frauen in Berührung zu bleiben, muss sich die profane Welt von deren geheimnisvollsten Aspekten – wie ihrer Herkunft und ihrem Namen – fern halten.
Die Saligen werden – wie alles, was zum Heiligen gehört – als etwas anderes als das gewöhnliche, vernünftige und vertraute Weibliche empfunden: Sie faszinieren und erwecken Ehrfurcht. Und eben dies wird vom bekannten Religionswissenschaftler Rudolf Otto als „numinoses“ Merkmal des Heiligen bezeichnet: Es ist das Andere und Geheimnisvolle, das Furcht auslöst.12 Die wilden Frauen, diese Verkörperung des Naturhaft-Heiligen, wirken auf numinose Art auf die Psyche ein und rufen Rührung, Verlangen und Furcht hervor.
Wilde Frauen und heiliger Schauer
Heilig ist nicht gleichbedeutend mit „gut“ in dem Sinne, den wir gewöhnlich allen religiösen Erscheinungen zuschreiben, sondern es steht für eine totale Kraft, die umso mehr Furcht einjagt, je stärker sie mit den Anfängen des Urlebens verbunden ist. Um den Gemütszustand der Person zu beschreiben, die sich dem Heiligen nähert, spricht Rudolf Otto von Erregung, von tiefster, von außen her nur schwerlich verständlicher Ergriffenheit. Diese Erregung kann so weit gehen, dass man glaubt, sich einem schrecklichen Geheimnis genähert zu haben. Und eben diese psychologische Haltung dem Tabu gegenüber umgibt den Namen der Saligen, wenn sie – sobald ihr Geheimnis verletzt worden ist – in den Wald zurückkehren müssen, wenn sie sich um ein verletztes Tier kümmern und dabei heimlich beobachtet werden oder wenn sie miteinander tanzen und singen. Dies alles sind Momente numinoser Energie, wie sie dem Tabu zu eigen ist. Das Tabu bezeichnet die Qualität eines Objekts voller Mana, dieser unsichtbaren Kraft, die aus der Sphäre des Heiligen stammt.13 Der althochdeutsche Begriff haila und hailaga bedeutete ursprünglich „gesund“, „unversehrt“ und „mit einer besonderen, transpersonalen Kraft versehen“. Das Tabu hängt immer mit der Energie eines Gegenstands oder einer Verhaltensweise zusammen, und mit einer Tabuisierung wird Energie übertragen.14 Aus diesem Grund werden in den Sagen um die Saligen, diesen Trägerinnen großer Energien, viele und vielerlei Tabus erwähnt.
Die Energie des Numinosen ist lebendig, leidenschaftlich und stark, bisweilen auch orgiastisch. Das sehen wir, wenn die Saligen auf den Anhöhen singen und tanzen und sich mit den jungen Burschen im Wald treffen. Tanzen ist die Fähigkeit, mit dem Körper und seinen Bewegungen Gefühle zum Ausdruck zu bringen und zugleich um sich und in der Gruppe numinose Energie zu erzeugen.
Die Sagen von den wilden Frauen machen uns somit verständlich, warum das Brechen eines Tabus und vor allem die Herabminderung seiner Bedeutung, auf die das moderne Abendland so stolz ist, in unserer Welt zu einer außergewöhnlichen Schwächung und einem enormen Energieverlust geführt haben. Um den Ursprung der Depression in unserer westlichen Welt auszumachen, die von einer mehr oder weniger gedopten Euphorie schlecht verdeckt wird, braucht man kein Genie zu sein: Es würde genügen, über die Entkräftigung der Gebote nachzudenken, deren Wert und Bedeutung auf energetischer Ebene allen traditionellen Kulturen hinreichend bekannt war.