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Die Jagd auf den letzten Bären im Ötschergebiet

krausi

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Es gab vor kurzem noch Leute, die aus Überlieferungen ihrer Eltern von den letzten Bärenjagden zu erzählen wussten, an denen ihre Vorfahren teilgenommen hatten. Da kamen auch einige Einzelheiten von der Erlegung des letzten Bären im Ybbstal zur Sprache.
In den Jahren 1840 und 1841 verursachte ein wahrscheinlich aus dem Ennstaler Gebiet eingewanderter Bär in den Hollensteiner Bergen großen Schaden am Weidevieh; man veranstaltete auf dem Königsberg eine große Treibjagd, an der die Forstleute, Holzknechte und Bauern teilnahmen und es gelang den Treibern den Bären zu stellen. Die Aufregung war groß und viele Schüsse gingen daneben. Der Bär kam denn schließlich auf einen Bauern zu, der als guter Schütze bekannt war. Die Nähe des Bären aber ließ dem Bauern das Blut in den Adern stocken und er versteckte sich hinter einem Viehhag aus Baumstämmen. Damit ward auch der Bär wieder verschwunden. Die Stelle in der Nähe der Kitzhütte am Königsberg wird heute noch „beim Bärenhag“ genannt.
Der Bär aber wechselte in Richtung Langau und trieb dort sein Unwesen. Wieder veranstaltete man eine Treibjagd und wieder hatte der Bär das Glück, an einen Sonntagsschützen zu kommen. Nur der zusammengerollte Mantel des Schützen, der im Astwerk einer Buche hing, verriet seinen Standort. Auch dieser Baum (heute nur noch die Stelle, da der Baum längst nicht mehr besteht) zwischen Langau und dem Daglesgraben trägt heute noch den Namen „Bärenbuche“.
Kurz danach kam dem Förster Neuber auf der Ötscherwiese der Bär vor die Flinte. Er schoss auf ihn und der Bär stürzte zu Boden – es war aber nur ein Prellschuss und der Bär griff sodann den Schützen an. In der Not feuerte der Förster seinen einzigen Schrotschuss gegen den Kopf des Bären, der sich sodann brüllend abwandte und verschwand.
Ein Jahr darauf vermisste der Holzknecht Maximilian Reiter eine Kalbin auf der Weide. Bei der Suche stießen sie auf den Bären beim gerissenen Vieh. Reiter stieg noch in der Nacht auf den Berg, wo er im Morgengrauen tatsächlich den Bären bei seiner Beute antraf. Er konnte schließlich den Übeltäter erlegen.
Der tote Bär wurde zu Tal gebracht und unter dem Jubel der Neuhauser wurden Bär und Schütze durch den Ort getragen. Max Reiter erhielt 105 Gulden Schussgeld und er behielt sich eine Kralle des Raubtieres als Andenken.
Das Fell des Bären befindet sich im Lunzer Heimatmuseum und der Schädel im Niederösterreichischen Landesmuseum (früher in der Bundesrealschule Waidhofen an der Ybbs). Auf dem Schädel steht geschrieben: „Bärenkopf“. Oberhalb der Narbe eines Schusses – um sie herum geschrieben: „Schrotschuss“. Unterhalb der Narbe steht an der rechten Schläfe: „Am Peter und Paulitag hat der Holzknecht Maximilian Reiter den letzten Bären mit einem Schuss erlegt.
 
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