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Das Reh und die Entstehung des heiligen Raumes

Rabenweib

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Eines Tages, ich war ein Kind von etwa 9 Jahren, entdeckte ich auf meinen abenteuerlichen Streifzügen durch die Wälder eine enge hohe Schlucht.
In dieser Schlucht lagen riesige Felsen herum, ein kleiner Bach gurgelte und gluckerte leise vor sich hin und es bildeten sich immer wieder kleine Tümpel, in denen sich das glasklare Bergwasser sammelte.

In den Felsen der Schlucht befand sich eine Höhle, es gab Feuersalamander dort und Schlangen und ich liebe die Schlucht, weil ich mich dort geborgen fühlte und von den Erwachsenen nicht gestört wurde.

Als ich dann größer wurde, interessierten mich andere Dinge, ich zog fort aus meiner Heimat, und erst später kehrte ich wieder zurück und erinnerte mich an die Schlucht, als ich eine Wohnung ganz in der Nähe fand.
Ich kletterte also durch hohes Gebüsch und über Felsen und durch`s Wasser des kleinen Baches, um in meine Schlucht zu gelangen.
Und als ich dann angekommen war freute ich mich darüber, dass die Schlucht noch genauso aussah wie damals. Und je öfter ich an diesen Ort kam, desto bewusster wurde mir, dass auch heute noch kaum jemand den Weg zu diesem versteckten Ort kennt.Nie habe ich dort jemanden getroffen.

Ich ging also immer wieder zu diesem Ort, baute Steinmännchen, habe gesungen und hörte wie die Naturgeister mit mir zu singen begannen. Ich brachte kleine Opfergaben, und legte immer wieder einen Apfel, etwas Tabak, Blüten oder andere Gaben zu meinem Steinmännchen, begrüßte den Schluchtengeist, verabschiedete mich vom Schluchtengeist, trommelte dort und freute mich einfach, war im Herzen verbunden damit.

Eines Tages, als ich wieder einige Gaben in die Schlucht bringen wollte und zu meinem „Opferplatz“ kam, lag direkt auf dem Platz, neben meinem Steinmännchen ein totes Reh.
Ich staunte nicht schlecht.
War es zum sterben hierher gekommen? Oder von oben in die Schlucht gestürzt und zufällig genau auf meinem Opferplatz gelandet?
Warum hatte es sich geopfert?
Ich streute etwas Tabak über das Reh, hob es gedanklich hoch zum großen Geist und bat ihn darum, ihm seinen Atem einzuhauchen und es andernorts weiterleben zu lassen.

Ich ging nach Hause und kehrte wochenlang nicht mehr dorthin zurück.

Eines Nachts, als ich gerade am einschlafen war, kam das Reh zu mir.
Es schaute mich an und sagte: „Du hast einen heiligen Raum geschaffen!“
Ich wusste nicht so recht, was es damit meinte und sagte: „Warum bist du genau auf dem Opferplatz gestorben?“
Und das Reh antwortete: „Weil du einen heiligen Raum geschaffen hast und ich dir das zeigen wollte.“
„Was meinst du mit einem heiligen Raum“? fragte ich.

Da erklärte mir das Reh: „Du liebst diesen Ort. Du bist verbunden mit ihm. Der Ort ist für dich heilig. Wäre dieser Ort von niemandem entdeckt, wäre es nur ein Ort. Hätte ihn jemand entdeckt, der ihm nicht verbunden ist, der ihn nicht liebt, wäre es auch kein heiliger Ort. Es wäre eben einfach nur ein Ort.
Du aber hast einen heiligen Raum daraus gemacht. Darum zeigte ich mich dir auf diese Weise- um dich darauf aufmerksam zu machen.

In Gedanken sah ich die Schlucht vor mir, mit dem Opferplatz und dem Reh, dem Bach und den riesigen Felsen, ich sah mich selbst, wie ich als Kind schon dort spielte.
Ich hörte die Naturgeister singen und das Reh schaute mich an und ich wusste, dass es Recht hatte.

Heute war ich wieder dort. Ich sang für die Naturgeister, ich baute ein Steinmännchen und brachte ein paar Opfergaben mit.
 

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Eines Tages, ich war ein Kind von etwa 9 Jahren, entdeckte ich auf meinen abenteuerlichen Streifzügen durch die Wälder eine enge hohe Schlucht.
In dieser Schlucht lagen riesige Felsen herum, ein kleiner Bach gurgelte und gluckerte leise vor sich hin und es bildeten sich immer wieder kleine Tümpel, in denen sich das glasklare Bergwasser sammelte.

In den Felsen der Schlucht befand sich eine Höhle, es gab Feuersalamander dort und Schlangen und ich liebe die Schlucht, weil ich mich dort geborgen fühlte und von den Erwachsenen nicht gestört wurde.

Als ich dann größer wurde, interessierten mich andere Dinge, ich zog fort aus meiner Heimat, und erst später kehrte ich wieder zurück und erinnerte mich an die Schlucht, als ich eine Wohnung ganz in der Nähe fand.
Ich kletterte also durch hohes Gebüsch und über Felsen und durch`s Wasser des kleinen Baches, um in meine Schlucht zu gelangen.
Und als ich dann angekommen war freute ich mich darüber, dass die Schlucht noch genauso aussah wie damals. Und je öfter ich an diesen Ort kam, desto bewusster wurde mir, dass auch heute noch kaum jemand den Weg zu diesem versteckten Ort kennt.Nie habe ich dort jemanden getroffen.

Ich ging also immer wieder zu diesem Ort, baute Steinmännchen, habe gesungen und hörte wie die Naturgeister mit mir zu singen begannen. Ich brachte kleine Opfergaben, und legte immer wieder einen Apfel, etwas Tabak, Blüten oder andere Gaben zu meinem Steinmännchen, begrüßte den Schluchtengeist, verabschiedete mich vom Schluchtengeist, trommelte dort und freute mich einfach, war im Herzen verbunden damit.

Eines Tages, als ich wieder einige Gaben in die Schlucht bringen wollte und zu meinem „Opferplatz“ kam, lag direkt auf dem Platz, neben meinem Steinmännchen ein totes Reh.
Ich staunte nicht schlecht.
War es zum sterben hierher gekommen? Oder von oben in die Schlucht gestürzt und zufällig genau auf meinem Opferplatz gelandet?
Warum hatte es sich geopfert?
Ich streute etwas Tabak über das Reh, hob es gedanklich hoch zum großen Geist und bat ihn darum, ihm seinen Atem einzuhauchen und es andernorts weiterleben zu lassen.

Ich ging nach Hause und kehrte wochenlang nicht mehr dorthin zurück.

Eines Nachts, als ich gerade am einschlafen war, kam das Reh zu mir.
Es schaute mich an und sagte: „Du hast einen heiligen Raum geschaffen!“
Ich wusste nicht so recht, was es damit meinte und sagte: „Warum bist du genau auf dem Opferplatz gestorben?“
Und das Reh antwortete: „Weil du einen heiligen Raum geschaffen hast und ich dir das zeigen wollte.“
„Was meinst du mit einem heiligen Raum“? fragte ich.

Da erklärte mir das Reh: „Du liebst diesen Ort. Du bist verbunden mit ihm. Der Ort ist für dich heilig. Wäre dieser Ort von niemandem entdeckt, wäre es nur ein Ort. Hätte ihn jemand entdeckt, der ihm nicht verbunden ist, der ihn nicht liebt, wäre es auch kein heiliger Ort. Es wäre eben einfach nur ein Ort.
Du aber hast einen heiligen Raum daraus gemacht. Darum zeigte ich mich dir auf diese Weise- um dich darauf aufmerksam zu machen.

In Gedanken sah ich die Schlucht vor mir, mit dem Opferplatz und dem Reh, dem Bach und den riesigen Felsen, ich sah mich selbst, wie ich als Kind schon dort spielte.
Ich hörte die Naturgeister singen und das Reh schaute mich an und ich wusste, dass es Recht hatte.

Heute war ich wieder dort. Ich sang für die Naturgeister, ich baute ein Steinmännchen und brachte ein paar Opfergaben mit.

Nein. Das ist eigenartig. Vor einiger Zeit war ich am Schluchtenweg Ybbstal. Dort war es auch so, wie du beschrieben hast.... irgend wie ne Geborgenheit....und was kam uns entgegen? Ein Feuersalamander.....Man spürte die Naturwesen und die Ruhe..... Vor kurzen sahen wir Rehe die waren so wunderbar schön mit Punkten, wie ich sie zuvor noch nie sah...nur leider eingesperrt.
 
Der Schluchtenweg ist keine 10 Minuten mit dem Auto von mir entfernt (zu Fuß aber etwa eine Stunde) und ist wirklich ein klasse Rundweg, mit Höhlen, Schluchten, usw.... vor Kurzem konnte ich die Erika (Bergbäuerin in der Schluchtenhütte) die mit mir zur Schule ging davon überzeugen, mich zu verlinken auf ihrer Schluchtenseite, und ich hab sie im Gegenzug dafür auch bei mir verlinkt, ihren Internetauftritt finde ich gut gelungen- schaumal:

http://schluchtenweg.at/index.html


Ich bin da oben schon oft durch die Schluchten gewandert und hatte eine Weile sogar einen Stammplatz in der Hütte- mit Schild, dann wurde aber ausgebaut und das Schild weggegeben, wir sind trotzdem oft oben wenns was zu feiern gibt in der Familie, oder mit Besuchern, denen wir den Weg zeigen.

Abgesehen davon gibt`s dort oben ein tolles Panorama und man sieht vom Lofererstein runter bis ins Dorf.
Ja, Feuersalamander gibts bei uns noch viele.

Alles Liebe, Sonja
 

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Der Schluchtenweg ist keine 10 Minuten mit dem Auto von mir entfernt (zu Fuß aber etwa eine Stunde) und ist wirklich ein klasse Rundweg, mit Höhlen, Schluchten, usw.... vor Kurzem konnte ich die Erika (Bergbäuerin in der Schluchtenhütte) die mit mir zur Schule ging davon überzeugen, mich zu verlinken auf ihrer Schluchtenseite, und ich hab sie im Gegenzug dafür auch bei mir verlinkt, ihren Internetauftritt finde ich gut gelungen- schaumal:

http://schluchtenweg.at/index.html


Ich bin da oben schon oft durch die Schluchten gewandert und hatte eine Weile sogar einen Stammplatz in der Hütte- mit Schild, dann wurde aber ausgebaut und das Schild weggegeben, wir sind trotzdem oft oben wenns was zu feiern gibt in der Familie, oder mit Besuchern, denen wir den Weg zeigen.

Abgesehen davon gibt`s dort oben ein tolles Panorama und man sieht vom Lofererstein runter bis ins Dorf.
Ja, Feuersalamander gibts bei uns noch viele.

Alles Liebe, Sonja

Ich hab dir eine e-mail geschickt....weil ich mich so freue, dich kennengelernt zu haben............vielleicht sehen wir uns ja wirklich mal......bis dahin schmökere ich noch in den guten Beiträgen.......
 
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