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Besen für den Hl. Rochus

Ulrike Berkenhoff

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Sah kürzlich im Fernsehen einen Bericht über eine Rochuskapelle:
die Menschen der Umgebung stellten dort Besen hinein (Weihegabe
für Hilfe bei Hautkrankheiten, Furunkel u.a.) Früher wäre Rochus Helfer
gegen die Pest gewesen. Die Besen stehen vielleicht symbolisch
für Reinigung? Solche Geschichten finde ich immer seltsam und kann
sie schlecht nachempfinden, trotzdem ist interessant dieser Art von
Volksfrömmigkeit nachzuspüren, die ja Teil unserer Kultur ist und andernorts
(regional) oft kaum noch bekannt oder wahrgenommen wird. Ulrike
 
Liebe Ulrike,

Ist sehr interessant, was du hier schreibst!

Ich persönlich finde aber solche Geschichten keinesfalls seltsam, sondern sehr interessant und belehrend.
trotzdem ist interessant dieser Art von
Volksfrömmigkeit nachzuspüren, die ja Teil unserer Kultur ist und andernorts
(regional) oft kaum noch bekannt oder wahrgenommen wird
Hier ein Beispiel fürs Gegenteil:
Die Tradition bzw. der Brauch der Weihegeschenke ist bei uns im Russischen Norden auch heute weit verbreitet. Die Einwohner der nördlichen Dörfer und Siedlungen kommen oft in die Kapellen mit ihren Gaben, um ihren Dank für etwas auszusagen oder umgekehrt um etwas zu bitten. Wenn die Menschen um die Genesung vor einer Krankheit bitten, steht die Gabe oft symbolisch für den kranken Körperteil. In einer kleinen Kapelle in Uschelje (ein Dorf im Leschukonskij Bezirk, Archangelsker Gebiet) habe ich z.B. Folgendes entdeckt:
Uschelje_gaben.jpg

In der Kapelle in Uschelje, Leschukonskij Bezirk, Archangelsker Gebiet, Russland. März 2007

Ein Kopftuch an der Wand mit dem gestickten Kreuz darauf bestimmt den Platz, wo die Gaben gebracht werden. Hier sehen wir einen Mantel, ein Kopftuch und Strümpfe. Strümpfe hat sicher eine Person gebracht, die kranke Beine hat.
Uschelje_kapelle.jpg

die Kapelle in Uschelje, Leschukonskij Bezirk, Archangelsker Gebiet, Russland. März 2007

Liebe Grüße nach Westfalen:smi_blume
Oksana
 
Grüezi

Ich kenne einen ähnlichen Brauch in der Heiligblutkapelle in Willisau, Luzern.
Da werden bis heute bestimmte Zeichen niedergelegt. Zum Beispiel rotes Seidengarn gegen Frauenleiden und Reisbesen gegen Geschwüre und Eiterbeulen.
Hier schliesst sich wohl der Kreis zum Rochus und der Pest.

Die Heiligblut-Legende:
Hauptdarsteller sind drei Spieler / der Eine verlor sein ganzes Geld / stiess fluchend sein Schwert in die Luft, um den Leib Christi zu durchbohren / fünf Blutstropfen fielen sogleich auf den Tisch / der Gotteslästerer vom Teufel geholt / die beiden Anderen erlitten einen schrecklichen Tod / früher stark besuchter Wallfahrtsort / Ablassfest mit Sühneprozession am zweiten Sonntag nach Pfingsten / erinnert an Freveltat vom 7. Juli 1392
Quelle:


Gruss
gropli


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Sah kürzlich im Fernsehen einen Bericht über eine Rochuskapelle:
die Menschen der Umgebung stellten dort Besen hinein (Weihegabe
für Hilfe bei Hautkrankheiten, Furunkel u.a.) Früher wäre Rochus Helfer
gegen die Pest gewesen. Die Besen stehen vielleicht symbolisch
für Reinigung? Solche Geschichten finde ich immer seltsam und kann
sie schlecht nachempfinden, trotzdem ist interessant dieser Art von
Volksfrömmigkeit nachzuspüren, die ja Teil unserer Kultur ist und andernorts
(regional) oft kaum noch bekannt oder wahrgenommen wird. Ulrike
Vielleicht war die Besenkapelle auf dem Herrenberg gemeint, siehe hier. Es gibt im Allgäu noch ein paar weitere Besenkapellen, aber ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich noch keine davon besucht habe – sie liegen alle so schrecklich abgelegen und sind garantiert geschlossen, wenn ich hinkomme. ;)
 
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