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Aussterbende Sprachen

Danke für die vielen, oft sehr interessanten Beiträge.
Alle unsere Sprachen sind ständigem Wandel unterworfen. Es werden immer wieder neue Wörter hineingeflochten. In hundert Jahren werden sich unsere Sprache, auch unsere Dialekte schon wieder sehr verändert haben. Durch die Globalisierung sind die Welt und wir Menschen einander näher gerückt. Auch bei Dialekten gibt es keine reinen Urdialekte mehr. Unsere jetzige Sprache total zu bewahren, wäre nur noch möglich, wenn wir auf eine Alm hinaufziehen und keinen Besuch mehr erhalten würden. Sprache ist etwas Lebendiges. Unsere Muttersprache - egal, ob es sich um Dialekt oder um eine Hochsprache handelt - ist enorm an das Gefühl gekoppelt. Es ist jene Sprache, die wir als Kind zum ersten Mal vernommen haben. Sie ist authentisch und zeugt von Identität. Meine Meinung: Das Alte, Bewährte wertschätzen und doch offen sein für das Neue und Andersklingende. Es gibt aber nicht wenige Menschen, die tatsächlich glauben, Mundart wäre in einer niederen Kategorie angesiedelt. "Man müsse doch schön sprechen!" Beides ist wichtig für den Umgang miteiander, für Toleranz und Akzeptanz. Ich war viel unterwegs und habe enorm fremdklingende Dialekte kennen- und schätzen gelernt. Es ist eine Tatsache, dass wir nicht jedes Wort einer anderen Mundart verstehen können, doch im Kontext, wenn das Herz dabei ist, können wir Menschen wesentlich mehr begreifen, als viele Zeitgenossen glauben.
 
Ich fürchte, dass meine eigene alemannische Sprache in Deutschland ausstirbt.
Dafür gibt es traurige Anzeichen.

Doch in der Schweiz wird sie sicher überleben.
 
Morgen ist zum 20. Mal der Internationale Tag der Muttersprache. Vorhin - eher zufällig - im Deutschlandfunk einen interessanten Bericht dazu gehört. - Mit vielen Grüßen von Ulrike
 
Karntn is lei ans, is a Landle lei a klans. So beginnt ein berühmtes Kärntnerlied.
(Kärnten gib`s nur eins, ist nur ein kleines Land)
Hier ein paar Wörter auf Kärntnerisch. Es gibt Unter Kärntnerisch und Ober Kärntnerisch und natürlich sehr viele Dialekte.

Lei losn: Nur lassen
Buglkraxn: Rückentrage
Zane: Korb zum Holz tragen
Bartl: Teufel
Butawolgn: Wenn Kinder den Hang hinunter rollen
Zartele: verwöhntes Kind
Obi lafn: hinunter laufen
Aufi lafn: hinauf laufen
Durt: drüben
echl umi: hinüber
Da ane: der andere
Saubär: Wildschwein
A Niegele: ein Kalb
A Wiehale: ein Fohlen
A wantsche Tudl: ein sauberes Mädchen
Blede Tscherabn: dummes Mädchen

Das sind Wörter von ganz Kärnten.
Pfiat eich, hetz geh i in die Harpfn.
Lautstärkeregler am Radio: vol ume
 
Die Genialität von Pippi Langstrumpf habe ich erst kürzlich begriffen: Ich habe ein neues Wort erfunden: "Spunk"
 
Aufgeschnappt


24. August 1915
Sprachreinigung bei den Behörden. Unter den mannigfachen erfreulichen Erscheinungen, welche der gegenwärtige Weltkrieg gezeitigt hat, ist besonders eine zu begrüßen, nämlich das Bestreben, unsere liebe deutsche Muttersprache von Fremdwörtern zu befreien. […] Die Vorliebe für das Fremde ist bedeutend zurückgegangen, in allen Zweigen des öffentlichen Lebens bemüht man sich, das Deutschtum mehr und mehr zu betonen. […]

@
 
Ein Artikel in der ev. Wochenzeitung klärt auf: Nun gibt es zumindest Teile der Bibel in 3.500 Sprachen, davon 48 Erstübersetzungen. Ein Beispiel:
Asturisch (Spanien), wird aktuell nur noch von 100.000 Menschen gesprochen. Weiteres Beispiel: Santali - eine Sprachminderheit von 250.000
Menschen in Bangladesch. Es soll weltweit 7.300 Sprachen geben (wohlgemerkt die Dialekte nicht gezählt). Demnach gibt es noch keine Übersetzungen in der Hälfte der (noch) "lebenden" Sprachen. Ein Mammutwerk! Ich weiß nun nicht, ob es in allen diesen Sprachen überhaupt Bücher gibt. Sogar in Deutschland steigt außerdem die Zahl (leider) der Menschen, die nicht lesen können. Es gibt ja auch schon Druckerzeugnisse in
vereinfachter Sprache - bei Behördendeutsch u. Gebrauchsanleitungen bitter nötig, da kapiere ich immer manches nicht. Dies sage ich hier mal ganz ehrlich ... Ulrike
 
An alle, die sich für die Entwicklungen und Veränderungen der deutschen Sprachen interessieren!

Hier ist ein Hinweis auf den Deutschen Sprachatlas, besonders erwähnt sei der Wenker Sprachatlas seit dem 19.Jahrhundert.
Den gibt es sogar digital mit alten Tonaufnahmen. Einfach mal nach Deutscher Sprachatlas suchen und viele Stunden staunen.

Viel Vergnügen und Spaß mit diesen tollen Sammlungen.
Saargeist
 
Das Saterland liegt im Münsterland,zwischen Papenburg u. Oldenburg. Eine der kleinsten Sprachinseln Europas, nur knapp 2000 Menschen sollen
diese Sprache noch sprechen. Neuerdings wird das Saterfriesische auch den Schülern wieder nahegebracht, um es vor dem Aussterben zu
bewahren. -Ulrike
 
Das Saterland liegt im Münsterland,zwischen Papenburg u. Oldenburg. Eine der kleinsten Sprachinseln Europas, nur knapp 2000 Menschen sollen
diese Sprache noch sprechen. Neuerdings wird das Saterfriesische auch den Schülern wieder nahegebracht, um es vor dem Aussterben zu
bewahren. -Ulrike
Ich habe die arge Befürchtung, dass die Zahl derer, die noch Saterfreesk als Muttersprache sprechen, deutlich geringer ist. Auch die plattdeutsche Sprache stirbt vielerorts langsam aber sicher aus. Von den Jungen sprechen die Sprach kaum noch welche. Leider eine Folge des rigorosen Kampfes der Schulpädagogik in der Nachkriegszeit gegen diese Sprache. Das Einstampfen der deutschen Handelsschifffahrt ab den 1980er Jahren, das Verschwinden der Schauerleute in den Seehäfen tat dann noch das Seine dazu bei. An Bord der allermeisten deutschen Handelsschiffe wurde seit eh und je Plattdeutsch gesprochen. Ebenso unter den Stauern in den Seehäfen.
 
Es gibt nun eine neue Bibelübertragung (NT) in Plattdeutsch. Heute zufällig im Radio (wdr) gehört. -
Ein plattdeutscher Verein lädt bei uns immer zu "Kauhlmausiäten" ein - habe lange überlegt: was heißt das?
Nun weiß ich es: Grünkohlessen . Ich glaube, nicht alle, die sich das Essen schmecken lassen, können sich auch auf plattdeutsch unterhalten
oder Vorträge vollständig verstehen. Ich komme manchmal erst dahinter, wenn ich es geschrieben sehe.
Hier mal als Beispiel ein Heimatgedicht (Melodie: Wo die Nordseewellen)
Wo dä Ruhr sick schlängelt düör dat stille Dal, wo de Rinnerherden graset üöwerall, wo dä giällen Ähren woget sanft im Feld, do es miene Häime,
do es miene Welt ...
Dies ist allerdings noch leicht zu verstehen. Nun viele Grüße aus dem plattdeutschen Westfalen! Ulrike
P.S.Allerdings ist meine Heimat kein plattes Land, gleich ringsum sind Hügel und Berge (Sauerland), dort wird noch Surlänner Platt gesprochen.
 
Leider vom Aussterben bedrohte Sprachen sind die der Inuit. Einschließlich ihrer großen Erzähltradition. Aber heute ist es so, dass in vielen Inuit-Familien Kanadas leider nur noch Englisch bzw. in Quebec Französisch gesprochen wird. Viele Familien der Inuit möchten ihren Kindern nicht berufliche Zukunftschancen verbauen.
Ein wenig Inuit-Musik von heute:

 
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