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Aussterbende Sprachen

Ulrike Berkenhoff

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dpa heutige Tagespresse: Alle 14 Tage stirbt eine Sprache! Das läßt
nachdenken - denn damit sterben auch ganze Kulturkreise (schriftliche
Überlieferungen, mündliche Tradition, Brauchtum u.a.). Wohlgemerkt sind
nicht Mundarten (Dialekte) gemeint sondern eigenständige Sprachen.-
Viele Grüße von Ulrike
 
Die "Weltsprachen" setzen sich durch (z.B. Englisch u.a.) und die eigene
Sprache wird nicht mehr in Schriftsprache oder mündlich an die jüngere
Generation weitergegeben. Oft wurde auch politisch eine Sprache von
den Herrschenden verboten, um ein Volk "einzuverleiben", ihnen die eigene
Tradition damit genommen. Minderheiten haben keine eigenen Schulen oder
Lehrkräfte, so stirbt einfach eine Sprache nach der anderen, die nur von
kleinen Völkergruppen benutzt wurde. Ob meine Erklärung so "fachlich"
richtig ist? Vielleicht äußert sich hier noch jemand qualifizierter!
Viele Grüße von Ulrike
 
In Norditalien gibt heute noch Inseln von bereits fast vergessenen Sprachen, z.B. Ladinisch (Grödnertal), Zimbrisch (nahe Trient) und Venetisch (Venedig).
 
In Norditalien gibt heute noch Inseln von bereits fast vergessenen Sprachen, z.B. Ladinisch (Grödnertal), Zimbrisch (nahe Trient) und Venetisch (Venedig).

Im FS war eine Doku über Ladinisch, da hatte es den Anschein, wenn die Alten sterben dann ist die Sprache auch tot. Die Jungen lernen Deutsch und viele wandern dann aus. In der heutigen Zeit gibt es in den Tälern für viele leider keine Zukunft mehr. Wenn es in Lienz nicht den Liebherr geben würde sehe es in Gailtal, Oberen Drautal,Mölltal und Osttirol sehr schlecht aus.
 
Ich glaube nicht dass Ladinisch eine sterbende Sprache ist.
Gerade in den letzten Jahren wurden durch die ladinischen Kulturinstitute sehr gute Initiativen getätigt, dass Ladinisch als Minderheitensprache anerkannt wird. In den ladinischen Regionen Italiens wird Ladinisch auch in der Schule unterrichtet und ist als Behördensprache zugelassen.

Meines Wissens ist das wirkliche Problem der Ladiner jenes, dass sie über drei italienische Provinzen verteilt sind, was enorme Probleme für sie bringt.

Bei uns auf der Uni höre ich relativ häufig Ladiner plaudern, mindestens eine Ladinerin nimmt gelegentlich auch hier im Forum teil...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Es freut mich wenn Sprachen erhalten bleiben. Leider werden unsere schönen Sprachen und Dialekte zu einen erfundenen Kauderwersch umgewandelt. Eigentlich schade. Wenn ich manchmal ein tüpisches Kärntnerisches Wort sage fragen die Kinder wie das in Deutsch heißt.
 
Bei uns in Sachsen und Brandenburg ist die sorbische Sprache eine aussterbende Sprache.
Gelehrt wird sie laut sächsischer Schulordnung weiterhin in den sorbischen Gebieten und es gibt eine Vielzahl von Projekten, sie zu erhalten.
Es ist hier jedoch ein weitgehend künstliches Erhalten dieser Sprache, gepflegt von einigen Volkskunstensembles, einigen wenigen Kulturinstituten.
Eigenständige kulturelle Gepflogenheiten wie das Osterreiten, diverse Hochzeitsbräuche gibt es weiterhin - die Pflege der eigenständigen Sprache jedoch gibt für die jüngere Generation keinerlei praktischen Sinn, einmal abgesehen davon, die Bücher der Vorfahren im Original lesen zu können.

Das Gleiche trifft auf unseren sächsischen Dialekt zu. Man kann diesen schön finden oder ihn verteufeln. In Kunstgestalten wie Ilse Bähnert oder dem betrunkenen Sachsen lebt er fort. Wer aber gerade in der jungen Generation etwas auf sich hält und im Leben vorankommen will, achtet auf eine ordentliche, dialektfreie Aussprache, auch als Anspruch an sich selbst.

Trotzdem immer wieder schön: Olaf Böhme mit seinem betrunkenen Sachsen und dessen Steuererklärung.



Dresdner
 
harry:...Zimbrisch (nahe Trient)
ist eine besonders faszinierende Sprache!
Ich war einige Male in Lusern (http://www.lusern.it/ auch in zimbrisch zu lesen!), wo man jetzt sehr viel tut, um die Sprache zu erhalten. Z.B. wird schon im Kindergarten zimbrisch gesprochen - die jüngere Elterngenaration lernt die Sprache so von und mit ihren Kindern. (Unter Mussolini war nur Italienisch erlaubt...)
Das Zimbrische hat seine Wurzeln im Mittelhochdeutschen, wie auch unsere bairischen Dialekte. Wenn man sich ein wenig damit befasst, kann man das Zimbrische lesen, wenn der Sprecher nicht zu schnell spricht, ist die Sprache auch größtenteils zu verstehen.

Wer sich dafür interessiert, hier https://www.zimbrisch.de/ ist einiges zu finden.
 
Ladinisch kenne ich aus dem Grödnertal, der cimbri-Tipp ist super interessant,
habe mir gleich alles "zu Gemüte geführt". Sorbisch kenne ich, meine Mutter
stammt aus der Niederlausitz (2 sprachige Schilder - ich glaube, irgendwo
haben wir dies Thema hier schon mal gehabt) - danke auch Dresdner für
den sagenhaften Tipp: Burg/Spreewald! Man kann tatsächlich staunen,
wieviel "Sprachinseln" es noch gibt (wie lange noch?)! - Viele Grüße von
Ulrike
 
Karntn is lei ans, is a Landle lei a klans. So beginnt ein berühmtes Kärntnerlied.
(Kärnten gib`s nur eins, ist nur ein kleines Land)
Hier ein paar Wörter auf Kärntnerisch. Es gibt Unter Kärntnerisch und Ober Kärntnerisch und natürlich sehr viele Dialekte.

Lei losn: Nur lassen
Buglkraxn: Rückentrage
Zane: Korb zum Holz tragen
Bartl: Teufel
Butawolgn: Wenn Kinder den Hang hinunter rollen
Zartele: verwöhntes Kind
Obi lafn: hinunter laufen
Aufi lafn: hinauf laufen
Durt: drüben
echl umi: hinüber
Da ane: der andere
Saubär: Wildschwein
A Niegele: ein Kalb
A Wiehale: ein Fohlen
A wantsche Tudl: ein sauberes Mädchen
Blede Tscherabn: dummes Mädchen

Das sind Wörter von ganz Kärnten.
Pfiat eich, hetz geh i in die Harpfn.
 
Hallo Stanze,

Karntn is lei ans, is a Landle lei a klans
merkwürdig? Das singt man in Tirol auch: "Tirol is lei oans..." :smi_augen

Danke für die Sprachproben aus Kärnten!
Da wäre ich einige Male ziemlich daneben gelegen, besonders die Tiernamen sind ja die Härte: Wiehale, Niegele und Saubär... :headscrat

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Stanze,


merkwürdig? Das singt man in Tirol auch: "Tirol is lei oans..." :smi_augen

Danke für die Sprachproben aus Kärnten!
Da wäre ich einige Male ziemlich daneben gelegen, besonders die Tiernamen sind ja die Härte: Wiehale, Niegele und Saubär... :headscrat

Wolfgang (SAGEN.at)

Tirol und Kärnten sind eben besondere Länder, auf die man Stolz sein kann.
 
Tirol und Kärnten sind eben besondere Länder, auf die man Stolz sein kann.
Dein Lokalpatriotismus in Ehren, stanze, aber neben dem Weißensee gibt es auch noch den Bodensee oder den Neusiedlersee ;) Jede Region dieser Welt hat seine unverwechselbare Schönheit, man muss nur bereit sein, sie zu entdecken!
PS: Danke für die schönen Bilder aus Deiner Welt zwischen Stagor und Latschur :)
 
Dein Lokalpatriotismus in Ehren, stanze, aber neben dem Weißensee gibt es auch noch den Bodensee oder den Neusiedlersee ;) Jede Region dieser Welt hat seine unverwechselbare Schönheit, man muss nur bereit sein, sie zu entdecken!
PS: Danke für die schönen Bilder aus Deiner Welt zwischen Stagor und Latschur :)

Harry, tut mir sehr leid das es den Eindruck macht, daß ich das übrige Österreich nicht schätze, oder andere Länder, aber das stimmt nicht. Jedes Land ist etwas besonderes ,und ich denke das fast jeder seine Heimat liebt. Von der Landschaft her ist Österreich für mich eines der Reichsten und schönsten Länder. Sei es der Bodensee mit der wunderschönen Insel Mainau, oder der Neusiedlersee mit seinen weiten Schilfgürtel. In Wien ist mein Sohn, den ich öfter besuche, und wenn ich draußen bin zeigt er mir immer etwas neues und sehr schönes. Wien ist für mich eine wunderschöne Stadt. Besonders die Wienerlieder habens mir angetan.
Ich bin eben sehr Heimat verbunden und bin manchmal sehr traurig, wenn wir von den übrigen Österreich seit Jahren eines auf den Deckel bekommen. Wir haben viele liebe und nette Menschen, die für die Leute, an der Spitze ( die uns alle nur verarschen) nichts können.
So ,nun habe ich mein Herz ausgeschüttet und wenns die Gesundheit zulässt, dann fahre ich heuer wieder ins schöne Wien.

Freut mich, wenn dir meine Bilder gefallen.
 
Was leider auch ausstirbt: Deutsche Dialekte

Und mit deutsch meine ich nun nicht bundesdeutsch, sondern den ganzen deutschen Sprachraum
 
Plattdeutsch ist wohl eine anerkannte Sprache und wird auch mancherorts
gepflegt.
Die Sprache der Sinti und Roma heißt Romani oder Romanes (bin mir nicht sicher)
Das Friesische hat verschiedene Zweige, im sog. Saterland saterfriesisch (ging
mal durch die Presse, dass es der Jugend wieder nahegebracht wird)
Dänisch sprechende Minderheit im Norden
Das Ober- und Niedersorbische (auch wendisch gen.) in der Lausitz
Im Westfälischen Heimatbund haben wir eine Kommission für Mundartforschung,
dergleichen sicherlich überall in den verschiedenen Regionen unseres Landes.
Man kann darüber viel im internet finden, in den Heimatvereinen und
Bibliotheken. Ein weites Feld - ich bin aber keine Sprachexpertin!
Viele Grüße von Ulrike
 
Guten Tag

Jede Sprache, Dialekte hat seinen eigenen Charm.

Dazu gehört auch seine eigene Ausprache die sich im Wandel der Zeit verändert.

Warum diese Evolutionen?

In allen Sprachen ist eine der Hauptursachen für die Beeinträchtigung der Töne das Gesetz der geringsten Anstrengung. So hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein Ton unter dem Einfluss eines benachbarten Tons verändert, weil die aufeinander folgende Emission der beiden primitiven Töne eine Anstrengung erforderte. Es geschah eine so genannte Assimilation.

Als kleines Memo:
Primitif: Die deutsche Sprache gehört zur Indo-Europäischen Sprache.
Geographische Aufteilung:
Oriental mit seinen verschiedenen Dialekten.
Nord (auch)
West (auch)

Heute wird vom einfluß Luther: Neu-Hoch-Deutsch gesprochen; ab 14. / 15. Jh.
Beispiel von damals:
Mach mir ein gut potage mit alle appertenence,
wie man es à la cour dressieren pflegt en France,
à la nouvelle mode. Du solt incontient
für dieses dein travail haben ein gut présent.

Wußten Sie, daß die deutsche Sprache eine synthetische Sprache ist?
Z.B. schön sein = sehr schön sein. usw.

Die Dialekte
Neben deutsch: literarisch, bestehen heute in
ganz Deutschland, die drei genannten Dialektgruppen:
Ober,
Mittel,
Niederdeutsch
gibt sie immer noch. Es ist sicher, dass ihre Benûtzung sich
verringert in dem Maße, in dem die Ausbildung, die Vorliebe für
Lesen, Theater und Reisen sind.
Es ist auch wahr, daß die verschiedenen Dialekte sich verlieren
werden nach und nach von ihrer Reinheit und oft akzeptieren Wörter
oder Redewendungen der literarischen Sprache.

Aber ist es jedoch so, daß sie sehr lebendig sind von unseren
Zeit. Einige Autoren haben sogar einige ihrer
Dialektwerke geschrieben, zum Beispiel Fritz Reuter, Klaus Groth
(Niederdeutsch), Johann Peter Hebel (deutsch), Peter
Rosegger (österreichisch aus der Steiermark) usw.

Schließlich zeigt sich der Einfluß der Dialekte auch auf die
Aussprache der gebildeten Deutschen selbst. So hat die
Menge der Vokale oder deren besondere Färbung
vor einen m, n es erlaubt: die Aussprache unterscheidet
von einem Rheinländer, einem Sächsischen, eines
Württembergische.
Beispiel: Poetischer Rhythmus von Württemberg
Meeresstille! Ihre Strahlen
wirft die Sonne auf das Wasser,
und im wogenden Geschmeide
zieht das Schiff die grünen Furchen.

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