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Adolf Bleichert & Co - Seilbahngeschichte

Hallo Dresdner,

vielen Dank für Deinen Hinweis auf die Nachnutzung des Bleichert-Areals.
Es ist halt so eine Sache, eine Industrieruine, wie die Bilder im Foto-Kapitel "Industriearchitektur, Urban Exploration" zeigen, kann ein Objekt nur eine sehr bedingte Zeit bleiben.

Die übliche Nachnutzung durch Kindergärten, Architekturbüros oder IT-Büros ist zwar eine Maßnahme zum Erhalt der Grundmauern, mit dem Flair der Fabrik hat das praktisch nichts mehr zu tun.

Jedes Objekt außerhalb seiner Funktion hat eben nur noch bedingte kulturelle Aussage.

Den Kalender werde ich bestellen, bemerkenswert ist die im Bild offenbare Nutzung der Drahtseilbahn Chilecito-La Mejicana auch zum Personentransport... ;)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Das vorgelegte Konzept zur Umnutzung des Geländes ist aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, zumindest die Grundrisse des Werkes zu erhalten. Zudem wird durch die Entkernung der Innenhöfe dem ursprünglichen Bleichertschen Verständnis der offenen, von Licht durchfluteten Arbeitsräume Rechnung getragen.
Eine Nachnutzung als Standort für Schwerindustrie wäre nicht möglich gewesen. Flächenplanung, Umweltschutz und Stadtentwicklung ständen dem entgegen. Zudem ist Leipzig eine der ostdeutschen Städte, die nach der politischen Wende am meisten unter dem Zusammenbruch der verarbeitenden Industrie zu leiden hatten. Ganze Produktionszweige verschwanden komplett. Noch heute wird man an den Ausfallstraßen der Stadt mit diesem Problem massiv konfrontiert.
Zu den Motiven der Wertmarken: da hat man sich schon damals selbst gern auf die Schippe genommen ... :smiley_da
Dresdner
 
Hier die Kontaktdaten für die direkte Bestellung des Bleichertkalenders 2009 sowie der beiden biographischen Hefte zu Bleicherts Leben.

Bürgerverein Gohlis e. V.
Lützowstr. 19,
04157 Leipzig
Deutschland

Dresdner
 
An die Bahnexperten hier im Forum: Sagt Euch der Name Brüninghaus, Schwerte
etwas? Hier vor Ort ist jemand dabei, die Geschichte dieser Firma aufzuarbeiten?
Ich berichte gerne später darüber! Viele Grüße von Ulrike
 
Meinst du die Firma Waggonbau Brüninghaus aus Schwerte?
Dieses Unternehmen hat nichts mit Seilbahnen und schon gar nichts mit Bleichert zu tun.
Das einzige deutsche Unternehmen, welches sowohl im Schienenfahrzeug- als auch im Seilbahnbau tätig war, war die seinerzeit bekannte Maschinenfabrik Esslingen.
Ein Porträt dieser Firma gibt es auf meiner Homepage unter http://www.bergbahngeschichte.de/me.htm
Dresdner
 
Hier ein Beleg zu Adolf Bleicherts (Neu-)Erfindung der Luftdrahtseilbahn aus dem Jahre 1887:

Luftdrahtseilbahn

Als mechanisches Beförderungsmittel für kleine Lasten ist neuerdings die Drahtseilbahn zu wichtiger Bedeutung gelangt, deren Anfänge bis in das 15. Jahrhundert zurückreichen, deren Benutzung aber lange Zeit vergessen war und die erst neuerdings wieder in viel verbesserter Form zur Anwendung gebracht worden ist.

Wenn die Leistungsfähigkeit der Lokomotive mit Bezug auf Lastenbeförderung im großen auch nicht annähernd von der Drahtseilbahn erreicht werden kann, so schafft dieselbe doch für kleinere Entfernungen und namentlich in solchen Fällen, wo die Anlegung von Eisenbahngleisen auf Schwierigkeiten stößt, großen Nutzen, indem sie über Gewässer und Täler, Straßen und Gebäude hinweggeführt und steile Anhöhen hinauf und hinab geleitet werden kann.

Die verbesserte Drahtseilbahneinrichtung beruht auf der Anwendung von gespannten und in gewissen Entfernungen unterstützten Drahtseilen, die als Laufbahn für die daranhängenden Fördergefäße dienen, deren Bewegung durch ein andres von einer Dampfmaschine oder unter Umständen auch einer Wasserkraft gezogenes Drahtseil erfolgt. Bei Drahtseilbahnen für unununterbrochenen Betrieb wird die Laufbahn durch zwei parallel nebeneinander gespannte Drahtseile oder Rundeisenstangen, die so genannten Stand- oder Laufseile oder Laufdrähte, gebildet, welche an dem einen Endpunkte der Bahn fest verankert und an dem andern Endpunkte über Rollen gelegt und mit Gewichten belastet sind. Bei zu steifen Drähten werden die über die Rollen gelegten Enden durch Ketten gebildet. Auf der Bahnlinie werden die Standseile durch Stützen getragen. Die Enden der Bahnlinie werden durch Weichen verbunden, so dass die Wagen ungehindert von dem einen Standseil auf das andere gelangen können.

Ein an beiden Endpunkten der Bahn über wagrechte Scheiben geführtes und durch irgendeine Bewegkraft in Bewegung gesetztes endloses Seil, das Zugseil, bewirkt die Fortbewegung der in Rollen auf den Standseilen hängenden Förderwagen, wie dies aus der Abbildung ersichtlich ist. Diese Wagen sind durch besondere, leicht lösbare Kupplungsvorrichtungen mit dem Zugseile verbunden und werden so von demselben zum Kreislaufe gezwungen.

Hat ein gefüllter Wagen die Bahn in ihrer ganzen Länge durchlaufen, so löst sich derselbe selbsttätig von dem Zugseile ab und geht auf die Weiche, während das Zugseil sich ungestört weiter bewegt. Nachdem ein Arbeiter den Wagen entleert und auf der Weichenschiene weiter nach dem andern Standseil geführt und daran befestigt hat, bewegt das Zugseil den Wagen nach der ersten Abgangsstation zurück. Die Auskupplung erfolgt hier gleichfalls selbsttätig und der Wagen gelangt auf der Weichenschiene zu den Beladestellen, wird daselbst gefüllt und wieder auf das erste Standseil gebracht, worauf der selbe den gleichen Kreislauf in der beschriebenen Weise aufs neue zurücklegt.

Werden jedoch bei etwa eintretender zeitweiliger Unterbrechung des Betriebes die Wagen nach den beiderseitigen Stationen eingezogen, so nehmen besondere Tragrollen, die an einer gewissen Anzahl der Unterstützungen angebracht sind, das Zugseil auf.

Meist gestatten die örtlichen Verhältnisse die Beibehaltung der geraden Linie für den Lauf der Bahn; ist dies jedoch aus besonderen Gründen nicht ausführbar, so kann die Bahn in so genannten Brechpunkten unter beliebigen Winkeln mit Anwendung von Kurvenunterstützungen geführt werden. Die Länge der Drahtseilbahn ist unbegrenzt. Bei Längen über 5000 m werden Zwischenstationen eingeschaltet, an denen das Zugseil unterbrochen wird.

Von der Bleichertschen Drahtseilbahn sind bis jetzt im ganzen über 260 Anlagen mit einer Gesamtbahnlänge von ungefähr 270 000 m ausgeführt; dieselben dienen zur Beförderung der verschiedenartigsten Lasten, insbesondere zur Beförderung von Kohlen, Erzen, Sand, Gesteinen, Baumaterialien u. s. w. und es schaffen dieselben in den geeigneten Fällen großen Nutzen.

Neuerdings ist in England von Flemming Jenkin auch eine elektrische Drahtseilbahn ausgeführt worden, auf welcher ein ganzer Zug von Förderlasten mit einer daran gespannten elektrischen Lokomotive auf dem Drahte oder Seile läuft, wobei diese Lokomotive den elektrischen Strom von einer an der Station aufgestellten Dynamomaschine durch die Bahn selbst zugeführt erhält. Da bei dieser Art der Seilbahnbeförderung kein Zugseil wirksam ist, sondern die Wagenbewegung ähnlich wie bei dem Eisenbahnbetriebe nur durch das Haften der Lokomotivräder an der Bahn bewirkt wird, so können mit dieser elektrischen Bahn Steigungen kaum überwunden werden und es ist auch das Gewicht der zu befördernden Last ein ziemlich beschränktes.

Quelle: Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien, Hg Professor F. Reuleaux Sechster Band, Die mechanische Bearbeitung der Rohstoffe, Leipzig und Berlin 1887, S. 65 – 66.

Bild im Anhang!

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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    Adolf_Bleichert_Luftdrahtseilbahn_1887.jpg
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Ausstellung Adolf Bleichert & Co

Am morgigen Samstag ist die Ausstellung zu A. Bleichert & Co. letztmalig in Leipzig zu sehen.
Die Predigtstuhlbahn Bad Reichenhall, avisierter nächster Ausstellungsort, hat kurzfristig abgesagt, so dass die Exponate ein halbes Jahr eingelagert werden.
Die Ausstellung wird ab 8. Oktober 2009 im niedersächsischen Weltkulturerbe Rammelsberg (https://www.rammelsberg.de/) für ca. 6 Monate zu sehen sein. Danach geht die Ausstellung in das sächsische Grimma.
Dresdner
 
Hallo,
bei meiner Recherche nach der Dinglerschen Maschinenfabrik AG bin ich auf eine interessante Internetseite gestoßen.
Hier geht's ausschließlich um Dampfmaschinen.
Und wie der Zufall es will, wer unter Dampfmaschinen / Betreiberfirmen bei Bleichert sucht findet sie auch mit der von ihnen eingesetzten Dampfmaschine der Firma Gebr. Sulzer.
Naja, wusstet ihr wahrscheinlich alles schon.
Aber hier ein Detail der Dampffördermaschine, nach deren Firma ich gesucht habe. Sie war noch bis vor kurzem in Betrieb und soll wieder aktiviert werden.
Baujahr 1916.
Gruß Volker
 

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  • Dingler1.jpg
    Dingler1.jpg
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Hallo Volker,

vielen Dank für den Hinweis! Der Betreiber der Datenbank ist außerordentlich kompetent und hat mir schon beim Identifizieren von Dampfbaggern im Bergbau geholfen.

Zu Deinem Foto: das ist ja eine unglaubliche Maschine und ein ebenso unglaublich gutes Foto -> damit gewinnst Du ja fast jeden Fotowettbewerb!

Was macht die Maschine genau? Fördert sie direkt Gestein oder ist sie ein Energiegeber?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Nachträglich sehe ich, dass "Dampfbagger.de" und "Dampf- und Kraftmaschinen" doch zwei Datenbanken von zwei verschiedenen Autoren sind.

Beide Datenbanken sind von exzellenter Qualität und in beiden Fällen sollte die gewaltige Arbeit der Autoren gewürdigt werden. Der Wert beider Datenbanken (und die freundlichen Auskünfte der Autoren) sind für technikgeschichtliche Recherchen eine Goldquelle.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Was macht die Maschine genau? Fördert sie direkt Gestein oder ist sie ein Energiegeber?

Wolfgang (SAGEN.at)

Hallo Wolfgang,
bei der Dampfmaschine handelt es sich um eine Dingler-Dampffördermaschine.
Sie ist eine Zwillingsmaschine. Gewicht der Achse mit Kurbeln 29 Tonnen.
Dampfverbrauch 8,94 Tonnen/Stunde.
Querschnitt des Seiles das über die Koepescheibe (Durchmesser 7m) geführt wird war 1505 mm². Seilgewicht 14,9 kg/m. Das Unterseil hatte ein Gewicht von 14,5 kg/m.

An dem Seil hingen zwei Förderkörbe mit jeweils 4 Etagen.
Bei Seilfahrt hatten 64 Mann darin Platz und es wurde mit einer Geschwindigkeit von 8 m/sec gefahren.
Bei Güterförderung wurde mit einer Geschwindigkeit von 18 m/sec gefahren.


Gruß Volker
 

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Querschnitt des Seiles das über die Koepescheibe (Durchmesser 7m) geführt wird war 1505 mm².
Hallo Volker, kannst Du das erklären, bitte:
Querschnitt ist eine Längendimension, während [mm²] ein Flächenmaß ist. Ich kenne zwar diese Dimensionsangeben von Elektrokabeln, kann aber nix damit anfangen.:nixweiss:
oder ist damit die Fläche des Durchmessers gemeint (Kabeldurchmesser 43,8 mm) :confused:
 
oder ist damit die Fläche des Durchmessers gemeint (Kabeldurchmesser 43,8 mm) :confused:

Jepp!! Genau so ist es.
Wobei zu beachten ist, dass das Oberseil einen runden Querschnitt hat und das Unterseil einen "rechteckigen" flachen Querschnitt hat. Ich muss mal in meinem Bildarchiv kramen da habe ich sicher Photos von beiden Seilen.
Reich ich noch nach.

Ok, bis dann
Seilfahrt ins :smi_im_be
Volker
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Harry,
wie versprochen angehängt die Bilder.
Links ist ein Oberseil rechts ein Unterseil zu sehen.
Gruß Volker
 

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  • Seile.jpg
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Danke! Ein Seil mit einem "rechteckigen" Querschnitt ist doch eine Seltenheit.

Anmerkung: Die sehr informative Werkszeichnung der Förderanlage hat neben der technischen Information auch einen echten ästhetischen Wert :maler: - schön! Heute sieht man so etwas nur mehr mit CAD gezeichnet.:autor_2:
 
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