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Aberglaube - mit Baby auf dem Friedhof

Kniesebein

New member
Irgendwo hab ich mal gehört, dass man mit einen Baby bis zum ersten Geburtstag nicht auf den Friedhof gehen soll!

Mich würde nun interessieren warum? Woher kommt dieser Aberglaube?
 
Ich zitiere dazu aus dem Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Geiger, Friedhof, Band 3, Sp. 86 - 95:

"Wie das Grab die Wohnung, so ist der Friedhof das Dorf der Toten. Hier schlafen sie, wenigstens bei Tage. Nachts können sie aus den Gräbern steigen, sogar darauf tanzen. Von den Lebenden wollen sie nicht gestört sein, darum ist's gefährlich, besonders bei Nacht, den Friedhof zu betreten, oder gar die Toten zu wecken oder zu berauben. Auf dem Friedhof haben sie die Macht über die Lebenden; sie können sich böse, gefährlich, aber auch hilfreich zeigen.
[...]
Den Kirchhof zu betreten, ist in vielen Fällen gefährlich, man muß Vorsicht anwenden.
Mit einem noch nicht einjährigen Kind darf man nicht auf den Friedhof gehen, sonst wird es sterben."

Hierzu zitiert Geiger Belege bei Joh. August Ernst Köhler Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andere alte Überlieferungen im Voigtlande, 1867, S. 423; E. John Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge, 1909, S. 56; H. Höhn Sitte und Brauch bei Geburt, Taufe und in der Kindheit. Mitteilungen über volkstümliche Überlieferungen in Württemberg. Nr. 4. Stuttgart 1910, S. 277 und aus der Zeitschrift für Volkskunde, Nr. 14, S. 429.

Also eine Antwort mit Belegen zu dem von Dir beobachteten Aberglauben, aber leider noch keine schlüssige Erklärung.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
meine vermutung könnte das etwas mit lilith zutun haben? die holt sich ja säuglinge und kleinkinder ...
 
Ungetaufte durften nicht außer Haus, wahrscheinlich wegen der
Angst vor Ansteckung und Krankheit, da ungetaufte nicht auf
christlichen Friedhöfen beerdigt wurden (wie grausam!). Ich wurde z.B.
14 Tage alt getauft, bei unserem Sohn war es viel später! Ging es der
Mutter nicht gut, wurde auch ohne ihre Anwesenheit getauft oder es gab
Haustaufen (wenn das Kind krank war und es schnell gehen mußte,
damit es nur nicht ungetauft starb - denn: s.o.) Heute feiert ja
jede Familie gerne ein größeres Fest; oft werden Kinder erst vor Kommunion
oder Konfirmation getauft. Bei einer Beerdigung gab man bei uns kleine
Kinder in die Obhut der "Notnachbarn", das sind die beiden Häuser links und
rechts. Diese halfen auch mit Kochtöpfen, Bestuhlung usw. bei der
Leichenfeier, es gab ja noch Hausaufbahrung (als ich Kind war, heuer nicht
mehr gestattet). - Man darf z.B. auch keine Blumen o.a. vom Friedhof mitnehmen! - Bin natürlich wieder etwas abgeschweift! Finde das Thema
interessant, vielleicht kommen noch sachkundigere Antworten? Ulrike
 
Der Ausschluß von ungetauften Kindern aus dem Paradies widerspricht der
besonderen Liebe unseres Herrn für die Kleinen - nach langen Debatten
wurde von Papst Benedikt die kath. Vorstellung vom Limbus (Vorhölle) für
überholt erklärt. dpa - heutige Tagespresse Ulrike
 
In Schwaben heißt es: "Baldiger Tod tritt ein, wenn man das noch nicht jährige Kind mit auf den Friedhof nimmt."
Aus: Bohnenberger, Volkstümliche Überlieferungen in Württemberg.

Gruß
Klaus
 
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