Südtirol: Brief eines Katakombenschülers

Südtirol: Brief eines Katakombenschülers.
Dieser Brief erreichte als "Feldpost nach Albenvorland" sein Ziel an einem Bauernhof im Vinschgau.
Der Briefschreiber war ein Katakombenschüler, er wurde in einer Untergrundschule in einem Bergbauernhof (laut mündlicher Auskunft in Unterstell) in der verbotenen deutschen Sprache unterrichtet.
Inhaltlich durfte der Briefschreiber wegen der Militärzensur keine Orte nennen, dennoch ist die Formulierung "hawe verschidene Lender gesehen awer aso schen wie Sidtirol doch keines" ebenso wie die Kritik am Militär beachtlich.

"Italien 9-7-44

Liber Bruder

Es gibt mier eimal die gelegenheit ein bar
zeilen zu schreiwen, und in anfang bist recht
Herzlich Gegrüst und hoffe dich in bester
Gesunheit anzutreffen wie auch ich Gesund bin.

Ich bin von Sterzing awek gekomen und dan
bin ich zwelf Tage auf der reise gewesen und
hawe verschidene Lender gesehen awer aso
schen wie Sidtirol doch keines und jezt nach
Italien zurick ich bin nicht weit von der Heimat
awek. Sonst geht es mier ganz gut awer Militer ist
Militer da kaman nicht machen awer es wird
wohl gehn die aubildun wird schon schlim sein
//
jezt taht ich liwer zu Hause arweiten as disen
krampf mit machen awer auf der Welt mutman
alles tun wie es kombt dise aubildung dauert
nicht lang dan wirt es wohl gehn.

Ich mus dier lei bai un zu Hause schreiwen
weil ich nich genau die adresse nicht genau
weise schreibe mier die adresse fon dem [Name]
gelibte sie hatt mier gesagt das ich ihr emal
schreiwen sol un sie hat mier die adresse
gesagt und ich haw sie vergessen jezt mus
ich mein Henna schreiwen schlisen mit
vilen Grüssen
Dein Bruder
Franz"

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