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Das Kreuz im Traunsee
Am 31. Juli 1910 ertranken 15 Menschen bei einem Gewittersturm am Traunsee. Heute erinnert ein Kreuz im Wasser an die Opfer.
Sie kamen von einer Hochzeitsfeier beim Gasthaus „Hois’n“ am anderen Ufer des Traunsees und sie hatten etliches getrunken. Deshalb hörten sie auch nicht auf die Warnungen vor einem heranziehenden Gewitter. Fast hätten sie es auch geschafft. Kurz vor dem Ufer in Traunkirchen erfasste der gefürchtete Viechtauer-Wind ihre Plätte. Er trieb sie zurück aufs offene Wasser, wo das mit 19 Menschen völlig überbesetzte Schiff kenterte.
15 von ihnen ertranken. Die meisten konnten nicht schwimmen. Sie waren Holzknechte und Mägde aus Traunkirchen. Zum Teil wurden sie erst nach einigen Tagen im Wasser gefunden. In ihrer Todesangst hatten sich zwei von ihnen fest umklammert.
Die Begräbnisse in Traunkirchen zogen sich über mehrere Tage hin. Eine Gedenktafel am Friedhof erinnert noch heute an die Katastrophe vom 31. Juli 1910. Besser sichtbar ist ein großes Gedenkkreuz, das an der Unglücksstelle an der Grenze zwischen Altmünster und Traunkirchen im See steht.
Fürchterliches Unwetter am Traunsee.
Fünfzehn Personen ertrunken.
Aus Gmunden wird uns unterm 1. d. M. telephoniert: Über Gmunden ging gestern (Sonntag) ein Unwetter nieder, wie es hier nicht oft erlebt wird. Es war ein heißer, schwüler Tag vorangegangen und zwischen 5 und 6 Uhr abends stiegen im Nordwesten Gewitterwolken auf, die nichts Gutes ahnen ließen. Etwa 10 Minuten vor 7 Uhr ging das Unwetter los, welches mit einer riesigen Heftigkeit bis gegen 8 Uhr währte. Der Sturm, der sich erhob, peitschte den See wild auf und von der Esplanade aus verfolgten die Leute mit großer Angst jene, welche noch auf Booten auf dem Wasser waren, aber alle glücklich landeten. Ein heftiges Gewitter war losgebrochen, Blitzschlag auf Blitzschlag folgte und ab und zu zeigte heftiges Donnergekrache an, daß es eingeschlagen hatte. Über Gmunden und Umgebung ergoß sich ein Wolkenbruch, der in den Straßen, Feldern und Wiesen argen Schaden anrichtete. Die Straßen in den niedrig gelegenen Stadtteilen, wie die Esplanade, Theatergasse, Kuferzeile, wurden aufgewühlt, Schotter und Sand dort aufgehäuft, so daß man heute früh noch kleine Hügel dort sah. Vom Graben herab ergoß sich in die Theatergasse ein breiter Strom, der Sand und Schotter mitführte. In der Färbergasse im Apurg-Hause drang das Wasser in den rückwärtigen Teil des Hauses ein, inundierte den Keller und auch eine ebenerdige Wohnung, so daß die Leute bis 3 Uhr früh arbeiten mußten, um das Wasser auszuschöpfen. Ferner wurden unter Wasser gesetzt die Keller im Hotel "Austria", der Speisesaal im Hotel "zur Krone" und das Modewarengeschäft Hamann auf der Esplanade. In den Straßen bildeten sich förmliche Seen und manche zeigte tiefe Aushöhlungen; beim Postgebäude wurde sogar ein großer Quaderstein aus der Erde gehoben. Die Theatervorstellung konnte erst um halb 9 Uhr abends beginnen, weil es den Musikern, die in den höher gelegenen Teilen von Gmunden wohnen, nicht möglich war, ins Theater zu gelangen. Einen harten Kampf hatte das letzte Dampfschiff, das von Ebensee nach Gmunden verkehrt, zu bestehen. Es war undurchdringlich dunkel. Kaum auf 15 Schritte war etwas zu sehen. Das Schiff fuhr mit voller Kraft dahin und erlitt kleine Havarien, kam aber mit seinen 60 Passagieren glücklich ans Land. Die Wellen des Sees wurden drei Meter hoch geschleudert und das Kranzel des Schiffes tauchte oft im Wasser unter.
Auch die Blitzschläge haben Schaden angerichtet, und zwar wurden in der Richtung gegen Ried und gegen Oberweis Brände gesehen, die von Blitzschlägen herrührten. In Pettenbach wurde durch Blitz das ansehliche Bauerngut Bärenhub des Bauers Weigersdorfer bis auf den Grund eingeäschert; es verbrannten das Wohnhaus, die Stallungen samt dem Vieh. Menschenleben ist keines zu beklagen. Einen sehr großen Schaden richtete ein Blitzschlag im städtischen Wasserwerke in Gmunden an; dort wurde der Transformator, sowie der Elektromotor zerstört, so daß zur Wasserversorgung der Stadt die Reservemaschinen, welche mit Dampfbetrieb arbeiten, in Tätigkeit gesetzt werden mussten. Voraussichtlich wird auf Wochen hinaus der übliche Betrieb mit dem Elektromotor unmöglich sein. Die seinerzeitige Einrichtung des elektrischen Betriebes stellte sich auf etwa 50.000 K. Die elektrische Beleuchtung versagte gestern abends in Gmunden gänzlich, entweder in Folge eines Blitzschlages oder daß am Traunfall die die Leitung abgestellt wurde. Die Leute saßen in den Gast- und Kaffeehäusern bei Kerzenlicht. Der Verkehr der elektrischen Straßenbahn mußte eingestellt werden, da die Sicherungen in der Kraftstation zerstört wurden; die Tramway- und Elektrizitäts-Gesellschaft stellte jedoch Fiaker und Omnibusse bei, damit jene Passagiere, die zur Bahn wollten, hinausbefördert werden konnten.
Sehr arg war das Gewitter auch unterm Traunstein; dort wurden die Straßen zerstört. Den Gschlif- und Lidring-Graben hat es förmlich zerrissen.

Während des Unwetters ereignete sich auch ein fürchterliches Unglück auf dem Traunsee, wobei fünfzehn Menschenleben zugrundegingen.

Das Unglück auf dem Traunsee

Während des gestrigen heftigen Unwetters, das am Traunsee niederging, ereignete sich ein furchtbares Unglück, dem fünfzehn junge Menschenleben zum Opfer fielen. Dasselbe wurde teils durch das Wetter und durch den Sturm und teils durch jugendlichen Übermut und Leichtsinn herbeigeführt. Eine Gesellschaft, bestehend aus etwa 30 Personen, Burschen und Mädchen aus der Ortschaft Eben, Gemeinde Altmünster, und aus den Ortschaften Mühlbach, Berg und Mühlberg, Gemeinde Traunkirchen, machten einen Ausflug zum "Hoisen", einem auf der östlichen Seeseite gelegenen beliebten Ausflugsorte. Um 6 Uhr abends, als das Gewitter schon im Anzuge war, traten 19 Personen der Gesellschaft, und zwar sieben Mädchen und 12 Burschen, auf einer ärarischen, 11 Meter langen, mit vier Rudern ausgerüsteten Plätte, die aber einen Fassungsraum für höchstens 10 Personen hatte, den Heimweg nach Püreth, das am Westufer liegt, an, obwohl sie , wie von einer Seite behauptet wird, gewarnt wurden, den Weg über den See zu nehmen. Die Insassen der Plätte waren mitten auf dem See, als sie der Sturm und das Gewitter überraschte. Durch die Gewalt des Sturmes rissen die zwei Ruderreiben (das sind Holzschlingen, in welchen die Ruder befestigt sind), die Führer der Plätte versuchten die Ruder mit Hosenriemen zu befestigen, doch sie hatten die Herrschaft bereits über die Plätte verloren. Als eine der Ruderreiben gerissen war, rief ein Bursche, welcher am Ruder saß, aus: "Jetzt ist's g'fehlt!" Es war auch so, die Plätte kippte um und sämtliche Ausflügler stürzten in den See. Das Unglück ereignete sich ungefähr um 3/4 7 Uhr abends in einer Entfernung von etwa 300 Meter vom Ufer. Die Todesopfer standen im Alter von 18 bis 25 Jahren: es sind dies die vier Geschwister Ignaz und Johann Oehlinger, beide Holzknechte, und deren Schwestern Therese und Franziska Oehlinger, ferner Alois Stadlhuber, Holzknecht, und dessen Schwester Franziska Stadlhuber, dann die Holzknechte Johann Moser, Matthias Hessenberger und Franz Schögl, der Schmied Ferdinand Hüttner, der Pferdeknecht Matthias Wolkersdorfer, und der Bauernsohn Franz Leitner; außer den beiden Schwestern Oehlinger und der Stadlhuber ertranken noch die Mädchen Josefa Dallinger, Marie Feichtner und Theresia Moser. Nur vier Burschen konnten gerettet werden. Diese hielten sich an der umgestürzten Plätte fest. Sie wurden durch den heftigen Sturmwind wieder in die Mitte des Sees hinausgetrieben und erst nach 1 1/2 Stunden - solange hielten sie sich an der Plätte fest - konnten sie aus ihrer verzweifelten Lage befreit werden. Sie schrieen ununterbrochen um Hilfe. Von Reitten aus versuchten sieben Männer, die mit ihrer Plätte hinausfuhren, den Verunglückten Hilfe zu bringen; es war ihnen jedoch nicht möglich, an die Unglücksstelle zu gelangen, da infolge des dichten Regens und der bereits eingetretenen Dunkelheit der Ausblick vollständig gehemmt war. Von Püreth aus begaben sich drei Männer auf den wildbewegten See und diesen gelang es mit Gefährdung ihres eigenen Lebens, die vier Burschen zu retten. Die wackeren Retter sind Josef Gaigg vulgo Seeholzer aus Püreth, Josef Gaigg vulgo Adamerl, Fischer aus Püreth, und Josef Moser, Wirt der Meierei in Püreth. Einer der Geretteten, der Schmiedgeselle [Johann] Schindlauer, lief sofort nach Hause, die anderen drei Burschen, und zwar F. Mir, Stadlhuber und Lachler, wurden in das Gasthaus des Michael Buchberger in Reitten gebracht. Herr Dr. John aus Altmünster war sogleich zur Stelle, um denselben ärztliche Hilfe zu leisten. Ursprünglich ging das Gerücht, daß von den vier Geretteten im Laufe der Nacht zwei gestorben seien. Ihr Korrespondent hatte jedoch Gelegenheit, mit einem der Geretteten zu sprechen und erfuhr auch an Ort uns Stelle, daß sich alle Geretteten wieder wohl befinden, sie litten nur an den Folgen des Schreckens und des langen Umhertreibens in der wildbewegten See. Bis jetzt konnte keine der Leichen geborgen werden, es wurden nur der Lodenrock eines Mannes und ein Jägerhut aufgefischt. Eine Schwester und ein Bruder des verunglückten Schlögl, die sich ebenfalls bereits in der Plätte befunden hatten, hatten diese auf Zureden einiger Ausflugsteilnehmer wieder verlassen und fuhren mit dem Dampfer nach Gmunden; sie entgingen auf diese Weise vielleicht ihrem Tode. Die Bemannung und die Passagiere des Dampfers "Gisela", der um die Zeit, als das Unglück geschah, von Ebensee nach Gmunden fuhr, bemerkte nichts von dem Vorfalle, weil vom Dampfer aus infolge des heftigen Sturmes und Regens kein Ausblick möglich war. Das Unglück hat sowohl in Gmunden, wie in den am See liegenden anderen Orten die größte Aufregung hervorgerufen und bildet heute das Tagesgespräch. Die Opfer werden allseits tiefstens bedauert.

Weiter wird uns noch aus Gmunden berichtet:
Die Gesellschaft, die abends einem so traurigen Schicksal entgegenging, war am Nachmittag beim "Hoisen" sehr lustig. Man tanzte und sang frohe Lieder bis zur Abfahrt. Im Gasthause Buchberger zu Reitten spielten sich herzzerreißende Szenen ab, denn schon nach Mitternacht kamen die geängstigten Eltern und sonstige Angehörige der Verunglückten dahin, um sich nach den Ausflüglern zu erkundigen. Wie Schiffsleute und Fischer behaupten, gab es am Traunsee seit dem Jahre 1852 keinen so gewaltigen Sturm wie gestern. Damals (1852) wurden neun Fischer Opfer des rasenden Sees.
(aus: Linzer Tages-Post, Dienstag 2. August 1910)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zur Katastrophe am Traunsee
Aus Gmunden wird uns untern 1. d. M. Berichtet: Zu unserem gestrigen Berichte über das schreckliche Unglück auf dem Traunsee sei noch mitgeteilt, daß bei der Überfahrt die Plätte in der Mitte des Sees von den stockhohen Wellen wie eine Nußschale hin- und hergeschleudert wurde. Vom Ufer aus hörte man das Kreischen der Bauernmädchen. Der See war viel zu bewegt, als daß andere Boote der in größter Gefahr befindlichen Plätte hätten zu Hilfe eilen können. Wie schon berichtet, wurde aber doch der Versuch gemacht, die Leute zu retten, indem zwei Boote hinausfuhren, von denen das eine, da es im Sturme kaum vorwärts konnte, wieder umkehrte, das andere jedoch die Rettung von vier mit in den See gestürzten Burschen vornahm. Es wurde sogar gehofft, daß die Insassen der Plätte, kräftige Ruderer, doch noch die Wellen beherrschen und dem Ufer zusteuern werden. Leider gelang dies nicht infolge des Reßens der Ruderringe. Das Boot wurde vom Sturme immer wieder erfaßt und hin- und hergeschleudert. Die Bemannung des Bootes kämpfte gegen den Sturm mit allen Kräften, doch war es umsonst. Wiederholt tauchten die in den See Gestürzten auf, wurden jedoch im nächsten Momente von Sturzwellen erfaßt und unter die Oberfläche des Sees gedrückt. - Zu dem in der gestrigen Nummer der "Tages-Post" bereits gemeldeten Unwetter am Traunsee sei noch erwähnt, daß der Sturm ein derartiger war, daß jene wenigen Leute, welche sich im Freien befanden, sich nicht vorwärts bewegen konnten, sondern irgendeinen Baum oder sonst einen festen Gegenstand ergreifen mußten, um einen Halt zu finden, da sie sonst vom Sturme gehoben oder niedergerissen worden wären.
- Aus Gmunden wird uns weiter unterm 2. d. M. telephoniert: Auch heute wurde unausgesetzt nach den Leichen der Verunglückten gesucht, bisher jedoch ohne Erfolg. der Lodenrock und die Tabakspfeife, die gestern im Wasser gefunden wurden, gehören dem ebenfalls ertrunkenen, 23 Jahre alten Holzknecht Matthias Hessenberger. Die geretteten vier Personen sind soweit hergestellt, daß sie heute bereits wieder der gewohnten Tätigkeit nachgehen konnten. Im Laufe des gestrigen und heutigen Tages besuchten vielfach Freunde die Hinterbliebenen der Verunglückten in Mühlbachberg. Die Nachforschungen nach den Leichen werden auch in den nächsten Tagen fortgesetzt werden.
- Weiter schreibt man aus Gmunden, 1. d. M.: Nach den Leichen der ertrunkenen 15 Personen wurde heute den ganzen Tag gesucht, doch konnte bisher kein Leichnam aufgefunden werden. Der Traunsee hat infolge derartiger Unwetter, wie gestern eines herrschte, schon viele Opfer gefordert, wie aus den Sterbebüchern der Ufergemeinden hervorgeht. Selten kommt es vor, daß der See die Ertrunkenen wieder herausgibt. In der Regel geschieht dies nur mit solchen Körpern, welche im Bereiche stärkerer Strömungen oder des Wellenschlages, also nicht allzutief im Wasser liegen.
(aus: Linzer Tages-Post, Mittwoch 3. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zur Katastrophe auf dem Traunsee.
Aus Gmunden, 3. d. M., wird uns berichtet: Dank der großen Bemühungen der Fischersleute in Traunkirchen, welche am Traunsee nach den Verunglückten suchen, ist es im Laufe des heutigen Tages gelungen, sechs Leichen aus dem See zu bergen und zwar fünf männliche und eine weibliche. Diese wurden in die Leichenkammer gebracht, wo sie von den Familienangehörigen erst agnosziert werden müssen. Die Leichen wurden an der Unglücksstelle, wo das Boot umkippte, herausbefördert. Die Suche nach den übrigen Verunglückten wird weiter fortgesetzt; man hofft nunmehr, noch einige der Verunglückten zu finden.
- aus Traunkirchen wird uns unterm 4. d. M. telephoniert: Die Gemeinde Traunkirchen hat seit Montag die Suche nach den Leichen angestellt und unablässig fortgesetzt. Es wurden zu dem Zwecke der Auffindung Apparate benützt, welche einen Erfolg ziemlich gewährleisteten; es sind dies Drahtgestelle, an denen mehrere schwere, etwa 1/2 Meter lange eiserne Anker sich befinden und mit denen nach den Leichen geangelt wird. Die Bemühungen waren im Laufe des gestrigen Tages insofern von Erfolg gekrönt, als acht Leichen geborgen werden konnten, und zwar der 24 Jahre alte Ignaz Moser, der 21 Jahre alte Franz Moser, der 23jährige Matthias Hessenberger, der 26 Jahre alte Franz Schögl, die 25jährige Josefa Thalinger, der 34jährige Ferdinand Hüttner, die 20jährige Franziska Stadlhuber und die 21jährige Marie Feichtinger. Die Leichen wurden an der Unglücksstelle gefunden und befanden sich in einer Tiefe von achtzig Meter. Sie waren zur Zeit der Bergung in sehr gutem Zustande. Die beiden Mädchen Franziska Stadlhuber und Marie Feichtinger wurden gestern abends erst gefunden und waren fest umschlungen. Die Suche nach den übrigen Leichen wird von berufsmäßigen Fischern betrieben, welche von der Gemeinde Traunkirchen bezahlt werden; auch das Forstärar hat Plätten zum Aufsuchen ausgeschickt. Die Beerdigung der bisher gefundenen Leichen erfolgt Freitag, vormittags um 9 Uhr, in einem gemeinsamen Grabe.
- Aus Gmunden, 4. d. M., wird uns telephoniert: Den von der Katastrophe betroffenen Gemeinden haben bisher kondoliert der Kaiser, Don Alfonso von Bourbon, das Herzogpaar Cumberland und das Herzogpaar Württemberg, sowie viele Privatpersonen.
(aus: Linzer Tages-Post, Freitag 5. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zur Katastrophe auf dem Traunsee
wird uns aus Traunkirchen vom 4. d. M. gemeldet: heute nachmittags 5 Uhr gelang es abermals drei Leichen zu bergen. Es sind dies die Leichen der Theresia Oehlinger, des Knechtes der Weiermayermühle und eines gewissen Wolfsgruber. Es sind nunmehr im ganzen elf Leichen aufgefunden worden und man hofft auch noch die anderen Verunglückten bergen zu können, da diese, wie heute festgestellt werden konnte, gleichfalls an der Unfallstelle liegen. Die Leichen sind so fest aneinander geklammert, daß es Mühe kostet, sie auseinanderzubringen. Auch bei den heute aufgefundenen drei Leichen war dies der Fall. Von den Fischern wurden noch vier Leichen in die Höhe gezogen, die aneinanderhingen, der Schwere halber jedoch nicht über die Seefläche grbracht werden konnten. Der Versuch, diese Leichen zu bergen, wird morgen fortgesetzt werden.
Aus Gmunden wird uns telephoniert: Heute wurde abermals eine männliche Leiche von den 15 Verunglückten im Traunsee geborgen. Es sind nunmehr 12 Leichen herausgefischt und man hofft, in diesen Tagen auch noch die anderen zu finden. Die Bestattung der vier zuletzt aufgefundenen Leichen wird Sonntag nachmittags gegen 6 Uhr erfolgen. Die geretteten vier Personen sind von dem Miterlebnis der Katastrophe so erschüttert, daß sie kaum im Vollbesitze ihrer Vernunft zu sein scheinen.
(aus: Linzer Tages-Post, Samstag 6. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Unglück auf dem Traunsee
wird uns aus Traunkirchen, 7. d. M. berichtet: Heute vormittags fand die Beerdigung der vier am Donnerstag gefundenen Leichen statt. Sie wurden unter denselben Feierlichkeiten beerdigt, wie die anderen acht Verunglückten, welche am Freitag bestattet wurden. Auch heute war Traunkirchen das Ziel der Landbevölkerung aller umliegenden Ortschaften. Ebenso waren abermals der Veteranen- und Feuerwehrverein, der ärarische Holzarbeiterverein, der Verschönerungsverein und die Gemeindevertretung bei der Beerdigung zugegen. Unter den Trauergästen befanden sich auch die vier Geretteten. Beerdigt wurden nunmehr zwölf Verunglückte, und zwar die 22 Jahre alte Franziska Oehlinger, welche im Mairhof des Dr. Clodi als Magd bedienstet war, die 16jährige Theresia Oehlinger, welche bei ihren alten Eltern im Hause war und die kranke Mutter unterstützte, ferner der 28jährige Holzknecht Alois Stadlhuber und dessen Schwester Franziska Stadlhuber, welche im 19. Lebensjahre stand, der 23jährige Holzknecht Matthias Hessenberger, der 23jährige Holzknecht Johann Moser, der 20jährige Bruder desselben Franz Moser, welcher Knecht im väterlichen Hause war und im Oktober stellungspflichtig gewesen wäre, der 35jährige Schmiedsohn und einzige Stütze des Vaters, der ebenfalls Schmied ist, Ferdinand Hüttner, der 25jährige Pferdeknecht Matthias Wolkersdorfer, die 23jährige Josefa Thallinger, die 21jährige Marie Feichtinger, welche im Gasthaus "zur Lindlmühle" in Mühlbach bedienstet war, und der 19jährige Franz Schögl. Die Gräber der heute Bestatteten liegen unterhalb der am Freitag Beerdigten, von denen die zu Häupten angebrachten Kreuze an der Kirchenmauer lehnen. Der Bezirkshauptmann von Gmunden Statthaltereirat Graf Salburg hat in Traunkirchen nähere Erkundigungen über die Familien-Verhältnisse der Hinterbliebenen eingezogen und gleichzeitig dem Bürgermeister A. Mühlbacher seine Teilnahme über das große Unglück zum Ausdruck gebracht. Auch die Reichrats-Abgeordneten Zaunegger und Grafinger haben eingehende Erkundigungen über die Katastrophe eingezogen. Da hiedurch über viele der betroffenen Familien große Not hereingebrochen ist, so wurde eine Hilfsaktion eingeleitet. Bis jetzt sind mehrere hundert Kronen an Spenden eingelaufen. Die Sammlung für die Betroffenen wird fortgesetzt. Am Samstag wurde mit der Suche nach Leichen im Traunsee ausgesetzt, ebenso der Beerdigungsfeierlichkeiten halber heute vormittags; heute nachmittags fuhren die wackeren Leute trotz regnerischen Wetteers wieder in fünf Plätten aus, um die Bergungsarbeit fortzusetzen.
Gegen Abend gelang es abermals einen der Verunglückten aufzufinden; es war der 36jährige ärarische Holzknecht Johann Oehlinger, der geborgen wurde. Bis jetzt sind also von den 4 verunglückten Geschwistern Oehlinger 3 aufgefunden worden. Die Beerdigung des heute Gefundenen wird morgen Nachmittag um 5 Uhr stattfinden, um welche Zeit die Landarbeiter von ihrer Arbeit schon heimkehren und am Begräbnis teilnehmen können. Es sind nunmehr noch der 19jährige ärarische Holzknecht Ignaz Oehlinger und die 20jährige Maria Moser, Wirtschafterin beim Oberholzer in Mühlbach, aus dem See zu holen.
Die Leiche des heute gefundenen Oehlinger lag nicht mehr an der früheren Auffindungsstelle, sondern war von der Strömung schon etwas weiter fortgetragen worden. Bei Einbringung der Leiche am heutigen Abend, etwa 6 Uhr, hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt. Der Traunkirchner Friedhof war heute wieder dass Ziel zahlreicher Besucher aus der Stadt, welche die Grabstätten der Verunglückten aufsuchten. Da durch die heutige Auffindung der Oehlinger den Fischern wiederum die Richtung des etwas weitergetragenen Leichen angegeben worden ist, hofft man, daß es der wackeren Arbeit der bereits genannten Fischer gelingen wird, die noch fehlenden beiden Leichen herauszuholen. Der Vorstand der Forst- und Domänendirektion Hofrat August Böhn hat angeordnet, daß ärarische Holzknechte an den Arbeiten zur Bergung der Leichen teilnehmen.
- Aus Gmunden wird uns am 8. d. telephoniert: Den Bergungsarbeiten der Fischer gelang es, gestern noch eine zweite Leiche aus dem See zu ziehen und zwar in den Abendstunden nach Bergung der Leiche des Johann Oehlinger; es wurde dessen Bruder Ignaz Oehlinger, ein neunzehnjähriger Holzarbeiter gefunden und herausgefischt. Im ganzen sind nunmehr vierzehn Leichen geborgen, es fehlt nur noch die der Maria Moser. Wie man konstatierte, befindet sich deren Leiche an der Stelle, wo die beiden Oehlinger gefunden wurden; der Leichnam des Mädchens wurde gestern wiederholt mit dem Angelhaken in Berührung gebracht, es gelang aber bis jetzt nicht, sie zu fassen, man hofft jedoch dies heute zustande zu bringen.
(aus: Linzer Tages-Post, Dienstag 9. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Unglück auf dem Traunsee
wird uns aus Traunkirchen unterm 8. d. M. geschrieben: Die angestrengte Arbeit seitens der Fischer am heutigen Tage behufs Auffindung der letzten Leiche war leider erfolglos. Dreimal wurde von den Fischern die Verunglückte mit dem Haken am Kopfe erfaßt, was zur Folge hatte, daß das Kopfhaar vom Körper abging. Man hatte die Suche nach dem Mädchen gestern und heute besonders eifrig betrieben, in der Hoffnung, daß es mit den Leichen der beiden Brüder Oehlinger beigesetzt werden könne.
Die Beerdigung der am Sonntag , 7. d. M., gefundenen Brüder, des 19jährigen Ignaz und des 36jährigen Johannes, fand heute unter großer Beteiligung statt. Beide waren tüchtige Holzarbeiter und die Stütze der Eltern. Die Mutter der verunglückten Brüder liegt gichtkrank zu Bette. Ein dritter Bruder ist schwer lungenkrank vom Militär nach Hause gekommen. Der Vater ist provisionierter Holzknecht, der mit seinem kargen Lohn (ein Holzknecht bekam vor Jahren 90 Kreuzer täglich) 13 Kinder großgezogen hat, von denen der Katastrophe vier zum Opfer gefallen sind. Nur der schwergebeugte Vater stand mit mehreren seiner Kinder am Grabe der Söhne. Der ältere, Johannes, hatte bei den Dragonern gedient. Die Brüder wurden heute nachmittags unter Begleitung der Vereine und der Gemeindevertretung zu Grabe getragen. An der Beerdigung nahm der Statthaltereirat Graf Salburg aus Gmunden teil. Der Dragonerhelm schmückte den Sarg des verunglückten Johannes Oehlinger, ebenso wurde auf einem Kissen die Erinnerungsmedaille von einem Veteranen getragen. Beim Hinablassen des Sarges wurde ein dreifacher Ehrensalut gegeben. Bei dem prachtvollen Wetter hatten an der heutigen Beerdigung auch viele Städter teilgenommen.
(aus: Linzer Tages-Post, Mittwoch 10. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Unglücke auf dem Traunsee.
Aus Altmünster wird uns geschrieben: Die ganze Bevölkerung aus der Umgebung des Traunsees steht noch unter dem erschütternden Eindrucke des großen Unglückes, durch welches manchen Eltern die Stütze für das Alter entrissen wurde. Scharenweise kamen die Leute zu den Leichenbegängnissen, um den armen Verunglückten die letzte Ehre zu erweisen. Aber es fanden sich auch edelmütige Menschen, welche die Not, die manche der armen, schwerbesuchten Familien heimgesucht hat, zu lindern suchten. Um so abstoßender und peinlicher ist der Eindruck, den das Vorgehen des Pfarrers von Traunkirchen macht, dessen "Nächstenliebe" sich vor allem darin bestätigte, daß er für die kirchliche Handlung bei der Bestattung für je eine Leiche 16 K verlangte, ws bei 14 Toten eine ganz schöne Summe ausmacht. Manche konnten diese Gebühr natürlich nicht leisten; es sei nur auf die Eltern der vier ertrunkenen Geschwister Oehlinger verwiesen, die, selbst krank und leidend, den Betrag von 64 K kaum aufbringen konnten. Nun, der Herr Pfarrer ließ - mit sich reden und ging mit seiner Forderung in einzelnen Fällen von 16 K auf 10 K herunter. Einen schönen Tages aber wird dieser Priester vielleicht wieder von der Kanzel herab von "Christlicher Nächstenliebe" predigen.
(aus: Linzer Tages-Post, Donnerstag 11. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Unglück auf dem Traunsee.
Aus Traunkirchen wird uns geschrieben: Während es den Bemühungen der Fischer und anderen Personen verhältnismäßig rasch gelang, 14 Leichen aus dem Traunsee herauszuziehen (ein Resultat, das man bei der bekannten Tücke des Sees, Leichen nicht herauszugeben, kaum für möglich gehalten hätte), ist bisher alle Mühe vergeblich gewesen, die Leiche der 15. ertrunkenen Person aus dem See zu ziehen. Die noch im See liegende Leiche ist bekanntlich die der 20 Jahre alten Marie Moser, zuletzt Wirtschfterin in Oberholzer-Mühlbach, Gemeinde Traunkirchen. Der Vater der Moser ist Jäger des Grafen Ueberacker und wohnt beim Kreuzbauern in Weyregg. Selbstverständlich haben die Verwandten der ertrunkenen Moser alles getan, damit auch diese Leiche an die Oberfläche kommt und ordnungsgemäß begraben wird. Man hat auch schon die Stelle gewußt, wo die Leiche lag, letztere angeblich sogar mehreremal gepackt, aber sei es, daß sie zu schwer war (die Moser war ein sehr starkes Mädchen), sei es daß man sich doch geirrt hat - die Nachsuchungen hatten nicht den gewünschten Erfolg.
(aus: Linzer Tages-Post, Sonntag 14. August 1910)
Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Marterln
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peter
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