• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Weißer Sonntag

Ulrike Berkenhoff

Active member
Nicht traditionell am Weißen Sonntag sondern eine Woche später feierten wir
mit unserer Enkelin die Kommunion. Ich nehme an, verschoben wegen der
Osterferien. Wie wird dies anderswo gehandhabt? Die Kleine geht in die
3. Klasse und wird erst 9 Jahre alt. Ist dies allerorts so? Würde mich mal
interessieren, vielleicht kann jemand auch Fotos einstellen? Ich empfand
alles recht locker, meine Konfirmation dagegen habe ich in Erinnerung wie
eine "Beerdigungsgesellschaft", ich war damals fast 15 Jahre alt. - Ulrike
 
... Kommunion ... Ich empfand alles recht locker, meine Konfirmation dagegen habe ich in Erinnerung wie eine "Beerdigungsgesellschaft".
"Beerdigungsgesellschaft" trifft den Charakter auch meiner Konfirmation sehr gut. Das Foto von uns Konfirmationsmädchen (fast hätte ich "Beerdigungsmädchen" geschrieben) steht schon in der Bildergalerie.
Als Kontrastprogramm dazu stelle ich drei Fotos von kleinen Kommunionsmädchen ein, die sich trotz ihrer weißen Prinzessinnengewänder einfach wie vergnügte kleine Mädchen benehmen.
 
Danke für die interesssanten Bilder! - Immerhin lachen doch einige
Konfirmandinnen. - Ich wurde später konfirmiert, die Röcke waren kürzer,
Strumpfhosen hatten keine Naht, Haare toupiert - außerdem eine
"gemischte" Gruppe, d.h. Jungen und Mädchen gemeinsam. Mein tristes Kleid
wurde übrigens mit einem weißen Kragen geschmückt, dazu trug ich schwarze
Lackschuhe mit Absatz und Riemchen. - Heuer sind überwiegend Geldgeschenke
angesagt, früher gab es Aussteuer (Wäsche), Sammeltassen, Blumen - die
Jungen bekamen oft eine Uhr oder einen guten Füller. So in meiner
Erinnerung: Ulrike
 
... früher gab es Aussteuer, Wäsche...
O Gott, erinnere mich doch nicht daran! Von der Konfirmation an bekam ich zu jedem Geburtstag, jedem Weihnachten nur noch silberne Löffel, Bettwäsche und Handtücher geschenkt. Und dann mußte ich natürlich Dankesbriefe an Großeltern und Tanten schreiben. Wie bedankt man sich überzeugend für schon wieder drei Geschirrtücher??! Diese Vorbereitung auf die irgendwann unumgängliche Heirat konnte einem wahrhaftig auf Jahre hinaus das Leben vergällen!
 
Es gab evtl. auch zur Konfirmation ein goldenes Kettchen mit Kreuz, um das
schwarze Gesangbuch wurde ein weißes Spitzentaschentuch gelegt (damit
das Leder keine Schweißflecken bekam?). Bücher waren auch Geschenke, für
die Jungen Klassiker wie: Jules Verne, Cooper, Twain - für mich, wie zuvor
erwähnt, 3 Trockentücher. - Kommunion? Vielleicht zu der ganzen Ausstattung
einen Rosenkranz? - Aufregend war nach 2 (!) Jahren wöchentlicher
Vorbereitung und Sonntagsgottesdienst (Pflicht) die Prüfung, danach erst
die Zulassung zum Abendmahl. Leider war alles sehr "belastend", denn die
Schule forderte in diesem Alter auch viel von uns. Heute wird - zum Glück -
alles lockerer gehandhabt (sonst würden alle Schäfchen fortlaufen - oder?)!
-Ulrike
 
Es gab evtl. auch zur Konfirmation ein goldenes Kettchen mit Kreuz, um das schwarze Gesangbuch wurde ein weißes Spitzentaschentuch gelegt.
Aufregend war nach 2 (!) Jahren wöchentlicher Vorbereitung und Sonntagsgottesdienst (Pflicht) die Prüfung, danach erst die Zulassung zum Abendmahl.
Heute wird alles lockerer gehandhabt (sonst würden alle Schäfchen fortlaufen - oder?)!
Das war bei uns in den frühen 50er Jahren auch so. Die Kette mir Kreuzchen war Pflicht zum schwarzen Konfirmationskleid. Auch das Spitzentaschentuch auf dem Gesangbuch – je breiter die Spitze, desto schöner! –, und darauf gehörte ein Mini-Blumensträußchen, Maiglöckchen oder Veilchen.

Den Konfirmandenunterricht hatte ich recht gern; wir waren zu viele, als daß der unterrichtende Pfarrer uns alle im Auge behalten konnte, und so waren wir in der hinteren Bank mit Getuschel und Gekicher beschäftigt; außerdem war es am frühen Abend, und man konnte hinterher noch ein bißchen rumbummeln (und zu Hause behaupten, es sei schon wieder so spät Schluß gewesen).

Der pflichtgemäße Sonntagsgottesdienst war freilich eine Schikane; jede hatte ein Heftchen zu führen, in das der Pfarrer jeden Sonntag eintrug, ob man da gewesen war.

Auch zur Prüfung bekam man ein neues Kleid: nicht schwarz, aber "gedeckt". Meins war dunkelblau und ziemlich scheußlich. Aber da das eigentliche Konfirmationskleid schwarz und ebenfalls scheußlich war, kam es darauf ja auch nicht mehr an.

... Die Schäfchen laufen ja auch davon, viele jedenfalls, nicht?

Zur Konfirmation in meiner Generation muß ich noch sagen: Im Dritten Reich wurden viele Kinder nicht mehr getauft. Um konfirmiert zu werden, mußten sie sich vorher taufen lassen. Und beides mußte sein, weil man sonst nicht kirchlich hätte heiraten dürfen. Und den Verzicht auf das tolle weiße Kleid mit wallendem Schleier – das wollte sich doch kein Mädchen antun!
 
Zurück
Oben