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Wasserbetriebene Seilbahnen – die Tröpferlbahn Salzburg u.a.

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Die Salzburger Wasserbahn 1892-1959

Eine besondere Anziehungskraft für den aufkeimenden Tourismus stellten naturgemäß die Salzburger Stadtberge dar. Zur besseren Erschließung wurden erstmals 1873 Drahtseilbahnen auf den Kapuziner- und Mönchsberg geplant. Auch kuriose Projekte wurden den Behörden zur Genehmigung vorgelegt, so z. B. eine aeronautische Bahn (auch Luftballoneisenbahn genannt) zum Franziskanerschlössl und auf den Gaisberg.

Anfang April 1892 begannen die Tag und Nacht währenden Bauarbeiten. In einer Rekordzeit von nur 78 Tagen wurde als technische Meisterleistung und zweite Standseilbahn (nach der Kahlenbergbahn in Wien) auf dem Gebiet des heutigen Österreich die Festungsbahn errichtet. Die Bahn wurde mit Wasser betrieben, was ihr alsbald den Namen „Tröpferlbahn" eintrug.

Das benötigte Wasser stammte aus dem unter der Talstation durchfließenden Almkanal und wurde mittels doppelt wirkender Kolbenpumpe durch eine neben den Gleisen führende Druckrohrleitung in ein 258 m3 fassendes Wasserreservoir auf die Festung gepumpt. Der Strom für die Pumpe wurde ebenfalls mittels Turbine am Almkanal erzeugt. Das Untergestell des in der Bergstation stehenden Wagens wurde jeweils mit Wasser gefüllt, so dass sein Gewicht den bergwärts fahrenden Wagen, der am gleichen Seil hing, bergauf ziehen konnte.

War etwa der untere Wagen mit 26 Personen voll besetzt und wollten gleichzeitig nur 10 Fahrgäste die Talfahrt antreten, so mussten in der Bergstation ca. 1.300 l - pro Fahrgast-Differenz 80 l - eingefüllt werden. Durch das Übergewicht des oberen Wagens wurde der untere Wagen bergwärts gezogen. In der Talstation wurde das Wasser entleert und über ein Auffangbecken - um den Mühlenbetrieb am Almkanal nicht zu beeinträchtigen - wieder diesem zugeführt. Die technische Ausstattung der Bahn erfolgte durch die Maschinenfabrik Esslingen (nahe Stuttgart) unter der Aufsicht des Erfinder dieses Systems, dem im Eisenbahnwesen bekannt gewordenen Ingenieur Riggenbach. Zum Bremsen benützte die Bahn eine Zahnstange, die ebenfalls von Riggenbach erfunden wurde, wobei jeder Wagen über zwei unabhängige Bremssysteme - eine Betriebsbremse und eine Notbremse für den Fall eines Seilrisses - verfügte.

Die wichtigsten technischen Daten dieser technischen Pionierleistungen waren:

Länge der Strecke: 196 m
Höhenunterschied: 102 m
Größte Steigung: 62%
Seildurchmesser: 32 - 35 mm
Geförderte Wassermenge der Pumpe: 4,5 l/s
Durchmesser der Druckleitung: 85 mm
Fahrgeschwindigkeit: 1 m/s

Seilbahnwagen (2 Stück):

Eigengewicht: 5.400 kg
Wagenlänge: 6,0 m
Wagenbreite: 1,75 m
Wagenhöhe: 3,45 m
Radstand: 3,0 m
Sitzplätze: 16
Stehplätze: 10
Wasserreservoir: 3.000 l
Raddurchmesser: 570 mm
Spurweite: 1.000 mm

Die Strecke führt über eine Ausweiche auf Höhe des Mönchsberges an der „Katze" (Restaurant) vorbei und weiter über eine 28 m lange Eisengitterbrücke durch einen 22 m langen Tunnel in der Festungsmauer zur Bergstation.

Die Baukosten für die gesamte Anlage betrugen damals 221.400 Gulden. Am 30. 7. 1892 fand am Vormittag die eisenbahnbehördliche Abnahme der Anlage statt. Die dabei durchgeführten Bremsproben erbrachten ausgezeichnete Werte. Die Fahrgeschwindigkeit wurde mit 1 Meter/Sekunde festgelegt, was einer Fahrzeit von 3 Minuten zwischen Tal- und Bergstation entsprach, so dass pro Stunde 390 Fahrgäste die Festung auf bequemen Weg erreichen konnten. Die Signalgebung zwischen den beiden Wagenführern erfolgte mittels mundgeblasenen Signalhornes. Nachdem alles zur Zufriedenheit der Behörde abgenommen war, erfolgte um 13.00 Uhr des gleichen Tages unter Teilnahme der gesamten Salzburger Prominenz die feierliche Eröffnung.

Am 1. 8. 1892 wurde dann der fahrplanmäßige Betrieb der Festungsbahn aufgenommen.

Die Betriebszeit der neuen Salzburger Attraktion war täglich von 6.00 -21.00 Uhr, wobei mindestens alle 15 Minuten, bei Bedarf jedoch öfter, gefahren wurde. Die Fahrpreise betrugen für eine Bergfahrt 30 Kreuzer, für eine Talfahrt 15 Kreuzer, für die ermäßigte Berg- und Talfahrt waren 40 Kreuzer zu berappen. Das auf der Festung stationierte Militär fuhr natürlich frei. Ermäßigungen gab es für Hof- und Staatsbeamte.

Als Zubringer zur neu errichteten Festungsbahn fungierte ab dem Staatsbahnhof (heute Hauptbahnhof) die am 4. 8. 1892 eingerichtete Pferdebahnlinie bis zum Mozartplatz.

Aber man ließ es nicht bei einem Rückblick bewenden und kündigte an, die Festungsbahn, welche für die Salzburger Lokalbahn schwarze Zahlen eingefahren hatte, auf elektrischen Betrieb, insbesondere auch für Winterbetrieb (die Wasserbahn konnte natürlich zu Frostzeiten nicht verkehren) umrüsten zu wollen.

Am 13. 10. 1959 trat zu mitternächtlicher Stunde die „Tröpferlbahn" ihre letzte Fahrt an. Damit verstummten auch die bekannten Hornsignale der Wagenführer, die mit dem legendären „Hörndl" gegeben wurden. Seit ihrer ersten Fahrt waren 67 Jahre vergangen. Abzüglich der Betriebsruhe in den Wintermonaten ergab dies eine Betriebszeit von 44 Jahren, 10 Monaten und 17 Tagen, die diese Bahn verlässlich und ohne einen einzigen Unfall durch Verschulden der Bahn absolviert hatte. Am Tag nach der letzten Fahrt begann der Abbau der Gleisanlage, der herkömmliche Vignolschienenoberbau und die Zahnstange wurden entfernt - die Wagen an Ort und Stelle zerschnitten und verschrottet.

(Quelle: Gunter Mackinger, 110 Jahre Festungsbahn“ der Salzburger Lokalbahnen, Salzburg 2002, S. 4 – 11, stark gekürzt)

Bildanhang: In der Mittelstation muss bei der "Tröpferlbahn" Wasser nachgefüllt werden.


Die Frage die sich mir nun stellt ist, wo denn die weiteren wasserbetriebenen Bahnen sind?

Wer kennt wasserbetriebene Bahnen?

Wolfgang (SAGEN.at)


 

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Hallo Wolfgang,
da fällt mir auf Anhieb, dass in meiner Nähe befindliche Schräg-Schiffshebewerk in St.Louis Arzviller ein.
Das Hebewerk ist ein Teil des Rhein Marne Kanal und überwindet ~ 45 m.
Hier der dazugehörige Link.

Aktuelle Bilder hab ich leider keine.
LG Volker
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe einen weiteren Bericht zu einer wasserbetriebenen Bahn aus dem Bereich Bergbau gefunden, ich weiß allerdings nicht ob diese Bahn noch in Betrieb ist?

"Da sehr oft die Wasserkräfte nur in den Tälern zur Verfügung standen, mußte man zu ihrer Übertragung auf die zur Gewinnung von Haldensturz an den Bergabhängen gelegenen Schächte besondere "Feldgestänge" erbauen. Bei diesen Gestängen wurde die drehende Bewegung des Wasserrades durch Vermittlung einer Kurbel und eines Kunstkreuzes in eine hin- und hergehende verwandelt. Das Fahrkunstgestänge der Grube "Schwarzer Hermann" bei Lautenthal übertrug die in dem unteren Radhaus erzeugte Kraft durch zwei Schwingen auf eine in dem oberen Schacht befindliche doppelte Fahrkunst. Während die rechte sich senkt - erkenntlich an der schräg nach oben gerichteten Stellung der Querstreben - hebt sich gleichzeitig die linke."

Quelle: Conrad Matschoss, Werner Lindner, Technische Kulturdenkmale, München 1932, S. 35

Abbildung im Anhang: Feldgestänge bei Lautenthal, Oberharz

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Interessant an diesem Foto ist das offen liegende Feldgestänge, eine wirklich imposante Anlage.
Erfunden wurde die Fahrkunst im Jahre 1833 durch den Oberbergmeister Georg Dörell in Clausthal. Ein Jahr später erfand der Oberbergrat Wilhelm August Julius Albert, ebenfalls aus Clausthal, das Stahlseil.
So war es kein Wunder, dass diese Anlagen zuerst im Harzer Bergbau eingesetzt wurden, dort befanden sich die zur damaligen Zeit tiefst gelegenen Stollen der Welt.
Die letzte noch funktionierende Stahlseilfahrkunst der Welt aus dem Jahr 1837, (Länge 190 m !) befindet sich im Weltkulturerbe Rammelsberg (Grube Samson / Sankt Andreasberg). Sie dient noch heute als Zugang zu Turbinen.
Eine weitere Fahrkunst mit Holzgestänge soll in Kongsberg (Norwegen) erhalten sein, sie ist 25 m lang und wird nur noch im Museumsbetrieb vorgeführt.
Damit dürfte auch geklärt sein, dass die Anlage bei Lautenthal nicht mehr existiert; genauen Aufschluss solllte die Konsultation des Bergbaumuseums Lautenthal geben.
Eine Übersicht zu Bergbaumuseen im Harz findet sich hier: https://www.harzlife.de/extra/bergwerk-museum.html.
Anzumerken ist, dass die "Fahrkunst" ein eigenständiges technisches Gebiet darstellt, welches nicht in die Thematik Seilbahnen einzuordnen ist - vielleicht sollte man dazu ein eigenes Topic eröffnen.
Dresdner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Dresdner,

im Extra-Lapis-Heft "Silber" ist im Rahmen eines ausführlichen Artikels über de Silberort No. 1, die Silberlagerstätte von Kongsberg (Norwegen), die die bedeutendste Silber-Lagerstätte Europas war (1623 - 1957), auch die Fahrkunst der Kongens-Grube kurz beschrieben:

"Die Fahrkunst der Kongens-Grube wurde von einer Wassersäulenmaschine angetrieben. Sie transportierte die Bergleute in ca. 15 Minuten 300 m tief. Die Fahrkunst wurde 1879 - 1881 eingebaut und kann noch heute den Besuchern vorgeführt werden."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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