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Waldschnaggl

csaf7744 schrieb:
Hi,

kennt jemand von euch den "Waldschnaggl"?`
Weiss jemand eine Geschichte davon?

Danke
csaf
Geschichte weiß ich leider keine (mehr); ich kann mich nur erinnern, dass die Urgroßmutter uns Kinder immer vorm Waldschnaggl warnte, wenn wir allein in den Wald wollten, denn der Wsch. holt die Kinder, wenn sie nicht gehorchen und zu spät heimkommen - er war also quasi eine Vorsichtsmaßnahme der besorgten Mütter.
Wie er aussieht, konnte uns auch die Urgroßmutter nicht sagen, er trägt aber jedenfalls einen großen "Knittl" (= Ast ohne Zweige) bei sich.

Am Wasser mussten wir den "Wasserhaggl" fürchten, der die Kinder ins Wasser (Bach, Gumpen, See...) zieht.

Und wo die beiden nicht hinkamen, sah der "Betläut-Putz" nach dem Rechten und sorgte, dass die Kinder beim Betläuten (Angelus-Läuten um 18 Uhr) zuhause waren.
[Beim Angelus-Läuten (6, 12 und 18 Uhr) wurde früher der "Engel des Herrn" gebetet.]
 
Mir fiel noch ein: Gab es nicht in den "Mecki" Geschichten einen Schrat?
Diese Bildergeschichten erschienen in der Zeitschrift "Hör Zu" , gab es auch
als Bilderbücher. Nochmals Grüße von Ulrike!
 
Waldschnaggln sind bei uns im Bezirk Schärding unbekannt - jedoch wurden die Kinder immer von der "Nachtgrawin" gewarnt, die des nächtens in Form von Nebel aus dem Wald kommt und Kinder mit sich reißt. Meistens wurden für ihren Namen zwei Erklärungen angeboten, nämlich "Nachtgräfin" oder "Nachtgrauen". Ansonsten war für uns vor allem auch die Habergeiß bekannt, die im Wald in den Wipfeln der Bäume haust und beim nahen Tode eines Verwandten vor dem Haus laut aufschreit und daher oft auch als Totenvogel bezeichnet wurde.

cu
 
Es waren mal zwei Buben mit den Namen Sepp und Lois. Die gingen nach der Schule gern in dem Wald von ihrem Großonkel spielen. Und die zwoa waren sehr große Lausbuben wenn sie im Wald so gespielt haben. Einmal haben sie einen Fuchsbau gefunden mit drei jungen Füchsen, da dachten sie sich sie Mauern in mit große Steine zu, damit die kleinen Füchse nicht mehr raus kommen können. Wie es so kommt sind die Jungfüchse elendig verhungert da ihre Mutter sie nicht füttern konnte. Und wie die zwoa Lausbuben so durch den Wald schlendern, sehen sie eine Waldhenne die nicht fliegen kann, die jagen sie durch den ganzen Wald bis das Huhn über felsiges Gelände stürzt und tot unten liegen bleibt. Ja, die zwei Lauser denken sich dabei nichts und vergessen auch noch nach Hause gehn obwohl die Sonne sich schon sehr zum Untergang neigt. Es dunkelt schon leicht an und der Mond kommt heraus und die zwei machen noch einen Krawall im Wald das die ganzen Waldtiere fluchtartig ihre zu Hause dort verlassen. Totenstille ist es nun dort, bis es schnaggelt! Sepp denkt sich: "Was ist des nun?" Es wird immer lauter und lauter und kommt näher auf sie zu. Jetzt fällt dem Lois die Geschichte wieder ein die der Onkel mal erzählt hat wenn sie sich nicht brav im Walde verhalten, wer dann kommt und sie dann holt. Da Waldschnaggl. Ja, der ist zwoa Meter groß, hat an Stecken aus einer Wurzel gleich lang wie er selbst, ein Gewand aus Holz, Zweigen und Geäst wo man sogar Spinnennetzer darauf sieht. Ein langen schwarzen dreckigen Bart der ihm bis zum Bauch geht und und feurig rote Augen die in der Nacht leuchten wie eine Katze. Und er hat noch nen Hut, gefertigt aus Reissig und Zweigen.
In dem Moment wie sie das schnaggeln hören bekommen Sepp und Lois Angst und wollen nach Hause zu ihrem Vater der sich auch schon Sorgen macht denn die Sonne ist ja schon beim untergehen und die Nacht beginnt. Aber des schnaggeln ist schneller wie die Buben zu Hause sind bei Ihnen. Hätten sie doch auf ihren Onkel gehorcht und hätten Leise gespielt ohne das Tiere zuschaden gekommen wäre denkt sich nun der Sepp. Warum schnaggelt es so denkt sich Lois dem es Angst und Pang wird und der sich darauf folgt sofort in seine Hose macht. Des ist der lange Wurzelstock den der Waldschnaggl beim laufen auf den Boden stampft oder die Bäume dabei berührt. Sepp und Lois laufen was des Zeug hält, alles vergebens. Ja nun hat sie der Waldschnaggl und packt die beiden Buben am Kragen und schimpft mit böser Stimme: "Was glaubts denn ihr zwoa Burschen was ma so an Wald treibt? Tiere zu tot jagen und erschrecken oder verhungern lassen, na es zwoa nimma. Jetzt ist es aus. I bin da Geist des Waldes zu dieser Zeit nach Sonnenuntergang. Jetzt hab ich euch zwoa endlich nach all den Sachen was ihr so auf geführt habts in meinem Wald." Und wie er so seinen Stock schwingt über seinen Kopf und die beiden immer noch am Krawattl hat schlägt darauf folgt vor dem Sepp und dem Lois auf den Waldboden. In dem Moment verwandelt sich der Sepp in eine jungen Fuchs und der Lois in die Waldhenne. Aus ist es nun mit den zwei Burschen die nur den Wald terrorisiert haben in der Zeit nach der Schule. Der Sepp der nun ein Fuchs ist winselt und Lois springt schnell davon wie halt ein Huhn rennt. Der Waldschnaggl hat wieder zwei Kinder bestraft die sich nicht an die Regeln im Wald gehalten haben. Man soll dort nämlich ruhig sein denn es leben Tiere im Wald die dort vor uns Menschen geschützt fühlen. Man soll kein Tier qüälen oder jagen nur aus Spaß und langeweile, egal ob Kind oder Erwachsener. Ansonsten kommt der Waldschnaggl bei Abenddämmerung zu denen die noch im Wald sind und frevel betreiben und nimmt sie mit zu seiner Wurzel wo er als Kobold unter der Erde für ihn schuften muß oder er verwandelt die Menschen wie er so gelaunt ist in Waldtiere die derjenige gequält hat. Bis heute hat kein Mensch der ihn gesehen hat den Wald wieder verlassen bei Beginn der Nacht der dort Schindluder betrieben hat und der Waldschnaggl ist eine Sage für sich.
Mir hat das mein Onkel als Bub erzählt auf seiner Ascht wo er sein Vieh gehabt hat. Hab mich daher stehts ruhig im Wald verhalten, weil die Angst vom Waldschnaggl geholt zu werden war zu groß. Habe diese Sage heut meinem Stiefsohn weitergegeben, ich mußte ihn warnen da er genauso ein Lauser heut war wie dammals der Sepp und Lois. Hoffe er gehorcht und tut dies nicht, sonst kommt der WALDSCHNAGGL mal wenn er gegen Sonnenuntergang noch im Wald ist und nimmt ihn mit! Also an Alle da draussen, seits brav und haltet die Regeln im Wald ein. Auch wenn es nur eine Sage ist, etwas WAHRES ist immer dabei!

Meine Quelle ist die Überlieferung von Menschen in meiner Verwandtschaft im Zillertal! Ob nun wahr oder nicht, wer weiß es schon. Für mich aber eine lehrhafte Geschichte und Erzählung für Kinder und Erwachsene zu gleich, denen man durch diese Geschicht eine lehre erteilt wie man sich im Wald verhaltet! Es gibt viele Geschichten die man sich in unserer Umgebung noch so erzählt. Von den kleinen Waldteufeln die manches Nachts durch den Wald jagen um Holzknechte deren Seele zu berauben und Salige, Wald und Bergmandal, Waldhexen und Kobolde oder Riesen. Alles verankert in der Geschichte der Sagen und Märchen in Tirol.
Gute Nacht und schöne Träume!
 
Eine Geschichte, die zumindest am Rande mit dem / der Waldschnagg zu tun hat (ich kenne sowohl DEN als auch DIE Waldschnagg - eigentlich logisch, dass es da auch männliche und weibliche geben muss, oder?) ;)

Mein Vater (Jahrgang 1948) hat seine ersten Lebensjahre im Zillertal verbracht, und zwar auf einer Aste am Dristal (Stummerberg), mitten im Wald. Da es da rundherum nicht ungefährlich war - unter anderem gab es auch Felsen, bei denen die Kinder abstürzen hätten können - wurden mein Vater und sein älterer Bruder von meiner Oma nachdrücklich vor dem Waldschnagg gewarnt, der sich die Kinder holt, die allein in den Wald gehen. Dementsprechend groß war der Respekt der beiden Buben vor dem Wald, vor allem bei Einbruch der Dunkelheit.

Mein Opa arbeitete bei der Wildbach- und Lawinenverbauung, ging jeden Tag zu Fuß ins Tal und fuhr von dort zu seiner jeweiligen Baustelle. Am Abend kam er wieder heim. Jetzt ergab es sich eines Tages im Sommer, dass just zu der Zeit als mein Opa auf dem Heimweg sein musste, ein Gewitter aufzog. Meine Oma, die wusste dass er keinen Regenschirm mithatte, schickte also ihre beiden ältesten Buben (damals 4 und 5 Jahre alt) auf den Weg ins Tal, um ihrem "Tati" einen Regenschirm zu bringen.

Als das Gewitter dann kam, muss sie wohl gedacht haben, dass die beiden Kinder auf dem Weg ins Tal doch Angst haben müssen - und ist ihnen nachgegangen. Wie es Anfang der 50er noch üblich war, mit tief ins Gesicht gezogenem Kopftuch und "Wetterfleck". Dreimal könnt ihr raten, was passiert ist...

Richtig. Beide waren überzeugt, vom "Waldschnagg" verfolgt zu werden, und mein Onkel beschloss, seinen kleinen Bruder zu verteidigen und auf den Waldschnagg loszugehen. Erst nach einiger Zeit konnte ihn mein Vater davon überzeugen, dass das kein Waldschnagg sondern die "Mami" war.

Danach gab es in unserer Familie keine Geschichten vom Waldschnagg mehr. (Bis auf diese halt.) ;)

Das mit der Kellerhex' ist eine andere Geschichte... :D
 
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