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Sprichwörter und Redewendungen zum Thema handwerkliche Textilkunst

laschi

New member
Hallo zusammen,

es ist ja weithin bekannt, dass viele unserer Sprichwörter und Redenwendungen auf alten Handwerkskünsten beruhen. Meine Lebensgefährtin und ich betreiben nun das Spinnhandwerk - ich mehr hobbymäßig, meine Lebensgefährtin professionell, als Vorführhandwerkerin auf Veranstaltungen, Märkten, in Museen usw. Irgendwann ist uns aufgefallen, dass offenbar besonders viele dieser Redewendungen auf handwerkliche Textilkunst zurückzuführen sind.

Unten habe ich einige dieser Sprichwörter und Redewendungen zusammengetragen, mit Begründung, woher sie stammen bzw. woraus sie unserer Ansicht nach folgen könnten.

Meine Fragen:
  • Könnt Ihr unsere Begründungen bestätigen bzw. korrigieren?
  • Kennt Ihr noch mehr davon? Sie müssen nicht auf Spinnen oder Weben beschränkt sein, sondern dürfen durchaus auch z.B. Stricken, Häkeln oder Nähen miteinschließen!
  • Gibt es vielleicht ein Verzeichnis von Sprichwörtern oder Redewendungen aus handwerklicher Herkunft?

Ich freue mich sehr auf Eure Beiträge!

Liebe Grüße,

der Laschi

Hier zunächst die Redewendungen, derer wir uns ziemlich sicher sind:

  • "Du spinnst!" aus der Tradition der Spinnstuben, die bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts noch in Dörfern präsent waren und einen wichtigen sozialen Mittelpunkt darstellten. Die Frauen und Mädchen trafen sich dort in den Wintermonaten zum Spinnen, aber auch zum Tratschen, Lachen, Geschichten erzählen und, wenn man den Überlieferungen Glauben schenken darf, auch zum Treffen mit den Männern und Burschen des Ortes, nachdem zu später Stunde das eigentliche Handwerk vollendet war. Was dann geschehen sein mag, verliert sich glücklicherweise im Dunklen der Geschichte. ;-)
  • Wenn beim Spinnen der Faden abriss und dessen Reste vom Spinnrad oder der Spindel aufgewickelt wurden, so dass das Ende des Fadens nicht mehr leicht auffindbar war, hat man "den Faden verloren".
  • Geschah dies zu oft hintereinander, riss einem ganz offensichtlich "der Geduldsfaden".
  • Nach dem Spinnen und Verzwirnen wurde das Garn auf eine Haspel gewickelt. Dies hatte mehrere Gründe, zum Einen um ein in-sich-Verdrehen des Garns zu vermeiden, dann um dem Drall (Verzwirnung der Fäden) zu erlauben, sich gleichmäßig im Garn zu verteilen, und nicht zuletzt konnte durch Abzählen der Windungen auf der Haspel die Länge des gesponnenen Garns ermittelt werden. Hat man sich dabei verzählt (oder das Garn falsch aufgewickelt), so hat man sich "verhaspelt".
  • Beim Weben werden zunächst die Kettfäden geschert (sortiert, aufgeteilt), und zwar über (oder durch) den Gatterkamm und dann durch die verschiedenen Schäfte des Webstuhls oder -rahmens hindurch. Tut man dies auf die einfachst mögliche Weise (ein Kettfaden oben, der nächste unten), so entsteht ein homogenes Gewebe ohne Muster, die Leinwandbindung: Man "schert" also "alles über einen Kamm".

Redenwendungen, derer wir uns nicht sicher sind, ob sie dem Textilhandwerk entspringen, wären:

  • "am Rad drehen": ähnlich wie "Du spinnst": die Frauen in den Spinnstuben "drehten am [Spinn-]Rad"
  • jemanden "umgarnen"
  • "ein Geschäft abwickeln": Am Ende des Tages wickelten die Spinnfrauen ihr Tagesgeschäft, das gesponnene Garn, von den Spindeln des Spinnrades oder der Handspindel ab.
 
Wirklich interessant! - Mir fällt ein Sprichwort ein, bezieht sich aber aufs Sticken: Langes Fädchen, faules Mädchen! Da geht es um das Verheddern des Stickgarns, wenn der Faden zu lang ist. Ist er kurz muß man die Kunst des Vernähens gut beherrschen, möglichst unsichtbar.
Spinne am Morgen, Kummer und Sorgen - Spinne am Abend, erquickend und labend (oder umgekehrt?) Habe ich auf das Tierchen : Spinne
bezogen. Diese kleinen Haustiere umgarnen gewissermaßen ihre Beute mit ihrem Faden. Sie spinnen Netze, der Mensch bildet Netzwerke.
Auch der Altweibersommer hat mit den Spinnen zu tun. Wenn ich spinne-es kann das Handwerk gemeint sein oder ... -Ulrike
(vielleicht etwas am eigentlichen Thema vorbei)
 
Lutz Röhrich erwähnt in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" (2003) noch:

- Miteinander an einem Rocken spinnen: sich gut vertragen, übereinstimmen

- keinen guten Faden miteinander spinnen: in Streitigkeiten leben

- das Stroh vom Dache spinnen: etwas Schädliches unternehmen

- sein Garn spinnen: unwahre Geschichten erzählen

- nicht recht spinnen wollen: nicht mitarbeiten, faul sein

- Gut spinnen können: scherzhaft für tüchtig essen

- zu grob spinnen: zu starke Scherze machen

- keine (wenig) Seide spinnen: keinen Nutzen, wenig Verdienst haben

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Stichwort "Weben" erwähnt Lutz Röhrich in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" (2003):

- einen Webfehler haben: nicht ganz bei Verstand sein, auch: einen Charakterfehler besitzen

- politischer Webfehler: nach dem 2. Weltkrieg frühere Zugehörigkeit zur NS-Partei Hindernis für die weitere Karriere

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Stichwort "Strick, stricken" erwähnt Lutz Röhrich in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" (2003):

hier sind die meisten Zitate zum "Strick" in Bezug auf Galgen.

- selbstgestrickt: wird alles bezeichnet, was in Hand- oder Heimarbeit entstanden ist, auch wenn es sich nicht um Gestricktes im wörtlichen Sinne handelt.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
- sein Garn spinnen: unwahre Geschichten erzählen


Wolfgang (SAGEN.at)
Nicht unbedingt unwahre Geschichten erzählen. Wenn der Seemann sein Garn spann, konnte es sich um sehr handfeste, sehr reale und auch belegbare Erlebnisse und Ereignisse handeln.
Dass man von "Garn spinnen" sprach, hatte viel mit der sogenannten "Nikolaus-Kasse" zu tun - der seemännischen Berufsgenossenschaft. Die hat natürlich - v.a. aus wirtschaftlichem Eigeninteresse - alles getan, nach Unglücksfällen, gerade mit Überlebenen, nicht zahlen zu müssen. Die Schuld wurde bei ihr und auch bei den Reedern stets beim einfachen Seemann und der Schiffsführung gesucht. Und meist auch gefunden. "Da is hei wohl besoopen wesen!" ("Da war er wohl betrunken!") war dann so ein Argument. Widerlegt werden konnte das dann oft nicht. Der Betreffende oder die Betreffenden waren tot. Und die anderen hatten halt irgendwelche Haluzinationen.
Nicht umsonst hielt sich - bis zum 01. Januar 1995 - sehr hartnäckig die Haltung, es gäbe keine Monsterwellen auf See. Obwohl es immer wieder zu rätselhaften Schiffsuntergängen kam oder Schiffe an Punkten schwere Schäden aufwiesen, an die eigentlich keine Welle hätte herankommen dürfen. Aber dann hat ein Pegel an einer Bohrinsel so eine bis dahin für unmöglich gehaltene Welle aufgezeichnet. Man konnte es nicht mehr abstreiten. Die Neujahrswelle hat daraufhin bei Reedern, Schiffsversicherern und Seemännischer Berufsgenossenschaft für bleiche Gesichter und größte Sorgen gesorgt: die Garnabwickler hatten doch recht. Und nun stand man da, musste Schiffsrouten ändern, Schiffe anders bauen und ausrüsten, Kapitäne und Offizieren zusätzlich ausbilden.
Nein. Wenn der Seemann sein Garn abwickelt, dann heisst das nicht, dass er Lügengeschichten und Schauermärchen erzählt. Er berichtet nur aus seinem Beruf. Das kann mal gerne etwas übertrieben sein, aber auf jeden Fall ist es meist sehr humorvoll erzählt. Gewürzt mit klassischem trockenen norddeutschen Humor.
 
Zuletzt bearbeitet:
mit heißer Nadel genäht: schlechte Arbeit
Muss nicht per se schlechte Arbeit sein. Es musste nur ganz schnell eine Lösung her. Mit heißer Nadel gestrickte Lösungen können richtig große Würfe sein. Eine fachliche Kür, wenn die darin Involvierten ihr Fach beherrschen und in Krisensituationen mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten virtuos umgehen können.
Mit heißer Nadel gestrickt war die Rettungsaktion, die der damalige Hamburger Innensenator Helmut Schmidt bei der Februarsturmflut 1962 vollführte. Er hat damit tausenden von Menschen das Leben gerettet, weil Hamburg - im Gegensatz zu den anderen Nordsee-Bundesländern - völlig unvorbereitet in die Katastrophe ging. Als Schmidt am frühen Morgen des 17. Februars 1962 im Hamburger Polizeipräsidium erschien, waren anderenorts die Rettungsmaßnahmen längst abgeschlossen. Man war bereits dabei, die Schäden zu reparieren.
Schmidt war auch nicht der erste, der die Armee zu Hilfe rief. In Niedersachsen und Bremen waren schon seit dem Abend des 16. Februars Bundeswehr, britische Rheinarmee und US Army im Einsatz. Aber Helden, wie der damalige Präsident des Bremer Senats, Bürgermeister Wilhelm Kaisen, sind nie als solche empfunden worden, weil sie dazu viel zu bescheiden waren. Kaisen, der schon um 21 Uhr in Bremen die Evakuierung der bedrohten Stadtteile anordnete und seit 19 Uhr Bundeswehr und US-Army im Einsatz hatte, hat danach betont, er habe nur seine Pflicht als Bürgermeister erfüllt. Die 7 Toten, die es trotzdem in Bremen gab, kamen durchweg durch Eigenverschulden ums Leben. Sie rannten zurück zu ihren Häusern. Danach konnte man nur noch ihre Leichen bergen.
Aber: auch der Bremer Einsatz damals war mit heißer Nadel gestrickt. Und gilt trotzdem als Meisterwerk. Weil die Krise bestanden wurde. Mit Konsequenz, mit Tatkraft und durch umsichtiges Handeln.
Es gibt absolute Meister der heißen Nadel. Zwei Meister, ja Virtuosen im Umgang mit der heißen Nadel habe ich hier genannt.
 
Danke für deine interessanten Ausführungen! -Ulrike
Die Draupner-Welle vom Neujahrstag 1995 war für Seeerufsgenosschenschaft, Reeder und Schiffsversicherer eine ganz schlimme Nachricht. Es musst Hinterbliebenenrenten und Waisenrenten nachgezahlt werden. Schiffsrouten im Liniendienst mussten geändert werden, Schiffe anders konstruiert und ausgerüstet, Kapitäne und Offiziere auf solche besonderen Situationen ausgebildet werden.
In meiner Verwandtschaft und der Nachbarschaft waren viele mit der MS "München" untergegangen.Über den Untergang der MS München der Hapag-Lloyd. Das Schiff, größer als die Titanic, befand sich auf einem Routine-Trip im Winter. Als es in einem Orkan plötzlich verschwand. Gefunden wurde nur ein leeres Rettungtsbot. Es wurde, obwohl in über 20 Meter Höhe über der Wasserfläche hängend, aus seiner Verankerung herausgeschlagen.
Es gibt eine Dokumentation der britischen BBC zu dem Unglück. Ich verlinke sie einmal hier.



Die unzweifelhaft dokumentierte Draupnerwelle vom Neujahrstag 1995 sorgte dann bei Versicherern, der Berufsgenossenschaft und Reedern für größte Sorgenfalten: nicht allein wegen der vielen Millionen DM, die an Wittwen und Waisen sowie an Versehrte auszuzahlen waren.
 
Mir fällt dazu die Redensart "in etwas 'verstrickt' oder 'verwickelt' zu sein", meist eher in üble Machenschaften.
 
  • Gibt es vielleicht ein Verzeichnis von Sprichwörtern oder Redewendungen aus handwerklicher Herkunft?
Susanne Schnatmeyer: Verflixt und Zugenäht. Textile Redewendungen gesammelt und erklärt. 150 Redensarten, in denen sich alles um Nähen und Schneidern, Spinnen und Weben, Stricken und Knüpfen, Bänder und Seile dreht. ISBN 978-3-00-050969-8
Inhalt:
Spinnen – Von Kungelrunden, Spinnern und alten Knackern
Flachs – Über das Raufen, Rüffeln und schäbig sein
Fäden – Vom Schicksalsfaden zum Forenthread
Weben – Von Webfehlern und fadenscheinigen Argumenten
Nähen – Verbrämt aus dem Nähkästchen geplauderte Sticheleien
Schneider – Wenn Maßgeschneidertes unter denTisch fällt
Wolle – Von Wollmäusen, Scherereienund Flausen im Kopf
Netze – Über das Umgarnen und Netzwerken im Web
Knoten und Knüpfen – Von Mundgeklöppeltem und Knoten im Taschentuch
Stricke und Stränge – Vom Leine ziehen, Seiltanzen und über die Stränge schlagen
Bänder und Schnüre – Vom schnurgeraden Anbändeln und Gängeln

Auszug aus dem Buch "Verflixt und zugenäht":
  1. Etwas anzetteln: Wer etwas anzettelt, fängt mit einem Unfug an oder ist der Anstifter zu einer Tat. Dieser Ausdruck stammt ursprünglich aus dem Weberhandwerk: Um ein Stück Stoff zu weben, müssen auf dem Webstuhl zunächst lange Fäden – die sogenannten Kettfäden – gespannt werden, durch die dann später quer hindurchgewebt wird. Diese Längsfäden werden Zettel genannt. Am Anfang einer Webarbeit steht also immer der Zettel, denn ohne die gespannten Kettfäden kann das eigentliche Weben nicht beginnen. Wer etwas anzettelt, setzt somit die Startpunkte für eine Entwicklung.
  2. nach Strich und Faden: Wenn jemand nach Strich und Faden betrogen oder verprügelt wurde, dann meinen wir damit, dass ihm äusserst übel mitgespielt wurde. Einer Erklärung zufolge steht Strich und Faden für «nach allen Regeln der Kunst» und kommt aus der Webersprache der Tuchmacher. Die Zunftmeister prüften bei der Qualitätskontrolle eines Webstücks zum einen die Oberfläche, also den Strich der Fasern. Der Flor sollte besonders bei Samt und rauem Tuch eine gleichmässige Optik ergeben. Zum anderen war die Anordnung der sich kreuzenden Fäden ein Qualitätskriterium. Diese Webfäden mussten gleichmässig liegen, das Muster stimmig sein. Der Stoff wurde also darauf geprüft, ob Strich und Faden stimmten, was wiederum hiess, dass er ordnungsgemäss hergestellt worden war. Die Redewendung wurde ursprünglich im positiven Kontext verwendet. Heutzutage ist jedoch nur noch die negative Verwendung geläufig (jemanden «ordentlich » verprügeln, belügen oder betrügen).
  3. gut in Schuss: Am Webstuhl heisst der Faden, der durch die gespannten Kettfäden quer hin- und hergeführt wird, Schussfaden. Je schneller und regelmässigerder Schussfaden geführt wird, desto besser läuft das Weben. Die Angelegenheit ist demnach gut in Schuss.
  4. fadenscheinig: Ein fadenscheiniges Argument ist eine Begründung, bei der zu erkennen ist, dass sie lediglich vorgeschoben wurde. Dahinter ist sichtbar, dass eigentlich andere Gründe vorhanden sind, diese aber verborgen bleiben sollen. Früher war fadenscheinig ein Wort für abgenutzte Textilien, deren Gewebe schon dermassen abgescheuert war, dass man die einzelnen Fäden erkennen konnte. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Wort aber auch in der übertragenen Bedeutung im Sinne von «leicht durchschaubar» benutzt.
Susanne Schnatmeyer: Am Rockzipfel. Redensarten rund um Kleidung und Stoff. ISBN 978-3-00-052981-8
400 Redensarten, in denen sich alles um Hemden und Hosen, Mützen und Mäntel, Taschen und Tücher dreht. Von über der Hutschnur bis unter den Pantoffel, von der großen Robe bis zum letzten Hemd, Sprachbilder aus dem Bereich der Kleidung und Stoffe sind allgegenwärtig und geben doch oft Rätsel auf. Wieso ist Jacke wie Hose? Wer nagt am Hungertuch und was haben Manschetten mit Muffensausen zu tun? Dieses Buch geht den Redensarten auf den Grund und schüttelt eine kleine Kulturgeschichte unserer Kleidungsstücke und textilen Gebrauchsgegenstände aus dem Ärmel.
Inhalt:
Jacke wie Hose: Weiße Weste unter dem Deckmantel
Hemd, Kragen und Ärmel: Am Kragen packen und aus dem Ärmel schütteln
Hüte, Mützen und Hauben: Nichts am Hut und neben der Kappe
Schuhe und Strümpfe: Unter dem Pantoffel auf großem Fuß
Kleider und Verkleiden: Klamotten, Toiletten und Textilvergehen
In großer Robe: Frack und Lack und Claque
Im Detail: Handschuh, Knöpfe, Kinkerlitzchen
Farben und Färben: Blümerant und schön gefärbt
Taschen und Beutel: Von Beutelschneidern und Katzen im Sack
Haushalt und Wäsche: Wo Strohwitwen durch die Mangel gedreht werden
Starke Gewebe: Mit fliegenden Fahnen zur Hängematte
Lumpen und Lappen: Haderlumpen nagen am Hungertuch
Leder und Pelz: Zäh wie Leder mit Laus im Pelz
 
Wow! Vielen Dank für Eure Antworten! Mit soviel Feedback hatte ich echt nicht gerechnet!

Ganz besonderen Dank an @dolasilla für die Literaturtipps! Kilngt nach interessanten Büchlein für die langen Winterabende! :)

Eine Bemerkung noch zum Kommentar von @Ulrike Berkenhoff: "Spinne am Morgen, Kummer und Sorgen - Spinne am Abend, erquickend und labend" bezieht sich angeblich tatsächlich auf das Spinnhandwerk und nicht auf die Tierchen. Spinnerinnen aus ärmlichen Verhältnissen mussten bereits früh morgens mit dem Spinnen beginnen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, wohingegen wohlhabendere Spinnfrauen es sich leisten konnten, nur abens für ein paar Stunden zu spinnen. Ist aber nur vom Hörensagen, vllt. finde ich in den Büchern von Susanne Schnatmeyer mehr dazu.

Ganz liebe Grüße!
 
Hallo laschi,

Ganz besonderen Dank an @dolasilla für die Literaturtipps!

Das freut mich!
Ich selbst hab diese Bücher nicht, überlege aber, sie mir zu kaufen. Ich finde dieses Thema sehr schön und interessant!

Ich habe noch bissl was online gefunden:

Verflixt und zugenäht: Ist der Ausruf zu hören, dann liegt Ärger, Wut und ein Hauch von Verzweiflung in der Luft: Die Verbindung mit dem Partizip "zugenäht" steigert den einfachen Fluch "verflixt". Die Kombination der beiden kommt zum Einsatz, wenn man etwas immer wieder versucht und es einem einfach nicht gelingen will. Oder aber man ist mit den Äußerungen und Handlungen eines anderen nicht zufrieden und will dem Ganzen eine klare Absage erteilen. Doch wie sind "verflixt" und "zugenäht" überhaupt zusammengekommen?
Wie die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden erklärt, ist die Herkunft des Ausspruchs noch nicht zweifelsfrei geklärt. Die Forscher gehen aber davon aus, dass "verflixt" ein "verflucht" ersetzen soll: "So ist zunächst einmal das Adjektiv verflixt eine euphemistische Umschreibung des Kraftausdrucks verflucht, die bereits seit ca. 1800 gebräuchlich ist," heißt es. Das "verflucht" war von der Kirche gar nicht gern gehört. Mit "verflixt" konnte man dem Zorn seines Kirchenvaters entgehen.

Roter Faden: Unabdinglich für eine Rede oder eine Geschichte schlängelt er sich durch die Handlung und hält ihren Sinn zusammen: der rote Faden. Nur, woher stammt die sinnbildliche Bedeutung des roten Fadens? Und warum muss er ausgerechnet rot sein?
Die Redewendung ist von einer schlauen Diebstahlsicherung der englischen Marine abgeleitet: Im 18. Jahrhundert zog sich ein roter Faden durch alle Taue der Segelschiffe hindurch, um sie als Eigentum der Marine zu kennzeichnen. Entfernen ließ er sich nur, wenn man die Taue zerstörte.
In der Literatur taucht der rote Faden erstmals im Jahr 1809 auf, in Johann-Wolfgang Goethes "Wahlverwandschaften." Goethe bezieht sich darin auf die roten Fäden in den Tauen der englischen Flotte. Diese roten Fäden überträgt Goethe auf die verbindenden Gedanken zu seiner literarischen Figur Ottilie. "Wir hören von einer besondern Einrichtung bei der englischen Marine. Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören."

Den Faden verlieren: Bloß nicht den Faden verlieren! Wem der abhanden kommt, der weiß nicht mehr weiter. Aber welchen Faden denn überhaupt? Der Ursprung dieser Redensart findet sich in der griechischen Mythologie, genauer in der Sage um "den Faden der Ariadne". Der Überlieferung nach hauste im Reich des König Minos auf Kreta der Stier Minotaurus in einem Labyrinth. Derjenige, der den Stier tötet, sollte Minos Tochter Ariadne zur Frau bekommen. Ariadne selbst war in Theseus verliebt, dem sie für den beschwerlichen Weg durch das Labyrinth ein Fadenknäuel mitgab, damit er wieder sicher aus dem Irrgarten herausfand. Der Plan funktionierte. Theseus verlor den Faden nicht und meisterte das Labyrinth mit Bravour.

Aus dem Nähkästchen plaudern: Zur gepflegten Dame des 19. Jahrhunderts gehörte ein Nähkästchen genauso dazu wie zur Business-Frau heute das Schminkköfferchen. Gemeinsam traf man sich zum Häkeln und Stricken und tauschte neben Zwirn und Faden gleich die neuesten Geschichten aus. Das Nähkästchen war ein Accessoire, dass für gewöhnlich nie in Männerhände fiel. Zwischen Nadel und Faden lag daher so manches Geheimnis verborgen. Es war nicht nur der Aufbewahrungsort für Handwerkszeug, sondern eignete sich hervorragend, um geheime Briefe oder persönlichen Krimskrams zu verstecken. Populärstes Beispiel ist das Nähkästchen von Fontanes Effi Briest. Ihr Mann fand darin Briefe, die sie ihrer Affäre überführten.

Da beißt die Maus keinen Faden ab: Die umgangssprachliche Bedeutung dieser Redensart ist zunächst klar: Wenn die Maus keinen Faden abbeißt, ist eine Situation eben so, wie sie ist und man kann nichts daran ändern.
Die Herkunft dieser Wendung ist allerdings fadenscheinig und umstritten. So behauptet der Volkskundler Lutz Röhrich, dass ihr Ursprung etwas mit der Verehrung der heiligen Gertrud von Nivelles zu tun hat. Sie ist die Patronin der Früchte im Feld. Daher soll man am Tag der heiligen Gertrud (17. März) mit der Feldarbeit beginnen und die Hausarbeit wie Spinnen oder Nähen beiseite legen. Wer das Gebot missachtet, dem beißt die Maus den Faden ab.
Eine andere Erklärung ist da weitaus brutaler und geht auf ein altmodisches Mausefallen-Modell zurück. In einem Holzkästchen wurde ein Köder ausgelegt und davor ein Faden gespannt, damit die Maus nicht ungehindert an die Beute kam. Beißt die Maus den Faden ab, wird ein Federmechanismus ausgelöst und sie wird erschlagen. Beißt die Maus keinen Faden ab, ändert sich auch nichts an der Situation.

Quelle: https://www.ardalpha.de/wissen/gesc...sarten-redewendungen-alltag-sprueche-100.html

Haderlump:
Das Wort „Hader“ wird hergeleitet vom Althochdeutschen „hadara“ („Schafspelz“) und hat den gleichen Wortstamm wie „verheddern“:
  • „etwas verheddert sich“: etwas bleibt irgendwo hängen, weil sich Fäden verwickelt haben
  • „(sich) verheddern“: (sich) verwickeln, den Faden verlieren, durcheinanderkommen
Der Begriff „Haderlump“ geht zurück auf eine Bezeichnung für Lumpensammler, eine als Fahrendes Volk umherziehende Personengruppe, die abgetragene Kleidungsstücke sowie Stoffreste und -fetzen, sogenannte "Hadern" bzw "Lumpen", bei der Bevölkerung sammelte oder auch aufkaufte und diese an Papiermühlen veräußerte. Seit dem Mittelalter bis hinein ins 18. Jahrhundert bildeten Hadern aus Leinen, Hanf oder Baumwolle – zusammen mit Spinnerei- und Seilereiabfällen – den einzig verfügbaren Faserrohstoff bei der Herstellung von Papier.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Haderlump

Liebe Grüße,
Dolasilla

 
Hallo dolasilla,

Ich selbst hab diese Bücher nicht, überlege aber, sie mir zu kaufen. Ich finde dieses Thema sehr schön und interessant!

Ich hab sie mir gestern Abend noch bestellt. :)

Ich habe noch bissl was online gefunden:

Oh super! Vielen Dank!

Den Faden verlieren: Bloß nicht den Faden verlieren! Wem der abhanden kommt, der weiß nicht mehr weiter. Aber welchen Faden denn überhaupt? Der Ursprung dieser Redensart findet sich in der griechischen Mythologie [...]

Oh! :oops:
Dann lag ich mit meiner Interpretation wohl falsch, dass das daher kommt, wenn das Spinnrad einen gerissenen Faden "aufgefressen" hat. 😁

[...] und diese an Papiermühlen veräußerte.

Über Papiermühlen hab ich vor einiger Zeit mal eine TV-Doku gesehen.

[Edit] Das war die Doku: https://www.ardmediathek.de/video/h...macht/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE3MDQwMjA

Auch so ein Thema, über das ich mich mal näher informieren könnte! :) Wollabfälle haben wir hier genug. Vllt. kann man ja auch mal mit Hausmitteln versuchen, daraus Papier zu schöpfen. 🧐

Liebe Grüße,

der laschi
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Laschi,
als ich heute in einigen Podcasts stöberte, stieß ich auf diesen hier und ich dachte dabei gleich an dich:

Es ist zwar nicht ganz direkt das, wonach du suchst, hat aber dennoch damit zu tun
Vielleicht interessiert es dich ja?

Es geht um Redewendungen, Sprichwörter und geflügelte Worte rund um das Thema Textilien und Kleidung, zB: Woher kommen die Spendierhosen, warum heißt es "Grün und blau tragt dem Kasperl sei' Frau", warum "schick" ein deutsches Wort ist (und nicht vom französischen "chic" kommt), warum "der Schuh drückt", was es mit der "weißen Weste" auf sich hat, usw usf.

LG, dolasilla
 
Hallo dolasilla,

oh, vielen herzlichen Dank!
Ich hab nur mal kurz am Anfang reingehört, aber das klingt äußerst spannend! Ist auf jeden Fall was für mich! :)
Werd es mir morgen mal ganz zu Gemüte führen!

Die Bücher von Susanne Schnatmeyer sind übrigens auch hoch interessant! Vielen Dank nochmal für den Tipp!

Liebe Grüße,

der laschi
 
Danke für dein Feedback, das freut mich sehr!
Vielleicht magst ja ein paar Erkenntnisse aus den Büchern hier wiedergeben, sozusagen "aus dem Nähkästchen plaudern" 😉
 
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