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Spiele zu Ostern

Ulrike Berkenhoff

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Was man mit gekochten Eiern alles spielen kann:
Eierpicken (2 gekochte Eier gegeneinander schlagen, das zerdötschte muß dem Sieger gegeben werden) In dem Buch: "Der kleine Hasenbegleiter" fand ich noch
folgende Wörter für das Eierpicken: -ditschen,-dotzen,-hacken,-higgen,-hutzen,
-kippen,-pecken, -schlagen,-specken,-stoßen,-tippen,-titschen,-tütschen--
dieser Brauch soll überall verbreitet sein. Wer weiß noch andere Ausdrücke
dafür?
Regelrechtes Eierwerfen wird auch -gautschen genannt. Man wirft in einen
Zielkreis, der Besitzer eines heilgebliebenen Eies darf alle zerbrochenen einsammeln.
Eierrollen oder -kullern muß wohl ähnlich wie Murmeln gespielt werden.
Eierlaufen (Wettrennen mit einem Ei auf einem Löffel) haben wir in der Variante
mit Tischtennisbällen gespielt, dies war mit Sackhüpfen früher Pflicht auf
einem Kindergeburtstag, ebenso wie Topfschlagen und Blindekuh.
Eierkette: Man nimmt einen Löffelstiel in den Mund (jeder) und gibt das Ei
weiter - echt schwierig. Man kann es auch mit kleinen Schokoeiern machen.
Ich mag so etwas nicht so gern für Kinder, wegen dem Löffelstiel im Mund.
Zähle hier nur Osterbrauchtum auf!
Eiertanz: Mit verbundenen Augen einen Eierparcour ablaufen.
Hahnschlagen: Hat man dies etwa früher mit echten Hähnen gemacht? Heuer
mit Holzfiguren, die man mit verbundenen Augen mit einem Stock anschlagen
muß.
Versteckte Eier suchen in der Natur, war für mich als Kind immer wunderbar.
Was gibt es noch für lebendige Osterbräuche und -spiele?
Viele Grüße von Ulrike -
 
Ich kenne aus meiner Kindheit das "Eierscheiben".
Dazu fertigte man aus 2 ca. 5 cm breiten, etwa 1m langen Bretteln eine "Rusel" (Abrollrampe) an, die durch eine Astgabel aufgestellt die Eier abrollen ließ. Traf der nachfolgende "Scheiber" ein schon vorher abgerolltes Ei, so erhielt dieser das getroffene Ei als Belohnung.
Spezialisten suchten dazu etwas länglich - oval geformte Eier aus, mit denen sie eine höhere Zielgenauigkeit erhofften.
lg far.a
 
Das ist ein interessanter Beitrag. Ich selbst kenne relativ wenig Osterspiele, was aber hier nichts heißen muß, denn in der volkskundlichen Literatur wird von vielfach von Osterspielen geschrieben.

So schreibt Adolf Spamer, Die Deutsche Volkskunde, 1935, Zweiter Band, S. 114:

"Von den mannigfachen Eierspielen war einst das beliebteste das seit dem 16. Jahrhundert bezeugte "Eierlaufen" oder "Eierlesen", ein Erwachsenenspiel, das in einem Wettlauf zweier Parteien seinen Austrag fand. Dazu legte man auf eine Wiese eine große Zahl von Eiern in bestimmten Zwischenräumen aus, die derart im Lauf eingesammelt werden mußten, dass abwechselnd je ein Ei von den beiden Enden der Eierreiheaufgelesen und unbeschädigt in einen Korb gelegt wurde. Während dieses Eierlesens lief ein zweiter Bursche, der Schnelläufer der Gegenpartei, nach einem benachbarten Dorf, um von dort eine Flasche Wein oder einen anderen Gegenstand zu holen. Sieger war die Partei, deren Läufer seine Aufgabe zuerst erledigte. Das Spiel erhielt sich bis in unsere Tage vereinzelt in abgelegenen ländlichen Gegenden, war aber früher auch den Städtern geläufig. So fand in Basel das Eierlaufen im 18. Jahrhundert auf dem Marktplatz statt.

Die heutigen Eierspiele sind Kinderspiele wie das "Eierpecken" oder "Eierpicken", bei dem man die Spitzen zweier Eier zusammenschlägt, bis der Besitzer des unbeschädigten Eies das gegnerische gewinnt, oder das "Eierwerfen" (in die Luft schleudern). Doch waren auch diese beiden früher Spiel der Erwachsenen. Unter den mannigfachen anderen Spielformen finden wir besonders das "Eierschieben" und das "Eierrollen". Berühmt ist das Eierschieben auf dem Proitschenberg bei Bautzen (vgl. Bilder), bei dem indes seit Jahren Apfelsinen die Stelle der Eier vertreten. Auch kreisförmige Flachkuchen (Osterfladen) werden von den Erwachsenen den Berghang hinuntergeschleudert, und die Kinder raufen sich unter endlosen Rufen um beide, während die ganz bequemen in der Talsohle die bis in die Spree gerollten Eier auffischen. Die verbreitetste Form des Eierrollens zeigt eine kleine Rutschbahn, auf der die Kinder abwechselnd ihre Eier herabrollen lassen, um eins oder mehrere in einer Grube am Ende der schiefen Ebene liegenden Eier zu treffen. In verschiedenen Abweichungen findet man dieses Spiel in Deutschland. Besonders verbreitet ist es in der Niederlausitz, von der es sich bis in die Gegend von Halle und nach Niederschlesien erstreckt. Man nennt das Eierrollen hier "waleien" oder "wâlen", die Rutschbahn "Waleibahn". Auch in Russland ist dieser Brauch als Erwachsenenspiel auf einem schräg gestellten Brett beliebt."

Bilderklärung:
1. Das Eierschieben am Proitschenberg bei Bautzen.
2. Auffischen der in der Spree am Fusse des Proitschenberges gerollten Apfelsinen.
3. Eierspiel auf der Waleibahn bei Spremberg (Niederlausitz).

Vielleicht können Leser diese Beschreibung ergänzen oder weitere Osterspiele beschreiben?

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Wir kennen hier nur das Eierpecken und Ostereier-verstecken.
Bei meiner Oma wurde noch vor Ostern ein Korb mit Speck und gekochten Eiern in die Kirche getragen, wo es geweiht wurde, das gab`s dann am Ostersonntag zum Frühstück, glaub ich. (Bin mir aber nicht mehr sicher, welcher Oster-Feiertag das genau war wo wir es gegessen haben dann... )
Vor Ostern wurden immer Eier ausgeblasen und bemalt und auf einen Osterstrauch gehängt (Poimkatzal) = Palmkätzchen
Und ich verschicke zu Ostern an meine Lieben immer wieder ein selbst-gedichtetes Ostergedicht:



Oamoi im Joh`r, do iss soweit,
do kummt da Ostahos voll Freid,
und tuat uns Eier sche vastecka,
und uns geht`s Suach`n auf`n Wecka.

De Eier san oft bunt bemoit,
de vom Hofer san scho drei Monat oit,
draußn iss oft ganz sche koit,
und manchmaoi find`t mas a im Woid.

De Kinder taugt des Nestal suach`n,
wennses net finden, heart ma`s fluach`n,
de Oma schaut ganz sölig zua,
am meist`n taugt ihr ja da Bua,
der hot sein Bionicle gfunden,
und scheißt glatt auf de nächste Rund`n,

Er is mit seim Monster vollauf z`friedn,
da kennans tausend Eier sieden.
Im Papa is des Suach`n z`bled,
drum vasteck ma eahm de Rumkugl`n net.
De Mama kennt de ganz`n Verstecke,
de steckt mit`n Hos`n unta ana Decke.

Drum, Ostern san olle schwer beschäftigt,
und wird`s wem wirklich moi zu heftig,
dann kann er an Spazeirgang moch`n
und über de Oster-Freaks laut loch`n.

FROHE OSTERN!
 
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