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Kriegsgefangenschaft in Russland (Sowjetunion) gehört bis heute zu den am wenigsten erforschten und bekannten Themen der Zeitgeschichte.

Es wäre interessant, wenn jemand, der russische Kriegsgefangenschaft erlebt hat, hier etwas darüber erzählen möchte.

Es kann heute nur geschätzt werden, aber etwa 3 Millionen Soldaten und Offiziere geraten im 2. Weltkrieg in sowjetische Gefangenschaft. Nur 2 Millionen von ihnen kehren zurück. Zum Vergleich: Von etwa 5,7 Millionen sowjetischen Gefangenen sterben in Deutschland mehr als die Hälfte.

In seinem sehr interessanten Buch beschreibt Johann Raffeiner seine Elebnisse in russischer Gefangenschaft:

Johann_Raffeiner_russ_Gefangenschaft.jpg


Johann Raffeiner, Meine Erlebnisse in russischer Kriegsgefangenschaft, Athesia Verlag Bozen 2009, ISBN 978-88-8266-599-9

In diesem Buch erzählt der heute über 80jährige Hans Raffeiner von seiner entbehrungsreichen Kindheit in Südtirol. In einer Kleinbauernfamilie in Laas, Vinschgau, aufgewachsen, kann sein Vater kaum die sieben Kinder ernähren, neben der kleinen Landwirtschaft mit 2 Kühen muss er als Waldarbeiter schuften. Die Kinder schlafen gemeinsam in einem Bett. Als 17jähriger wird kurz vor Kriegsende gegen seinen Willen zur Waffen-SS eingezogen und im April 1945 nach Prag geschickt.

Beim Zusammenbruch gerät er in sowjetische Gefangenschaft und dabei in das Lager Focsani, Rumänien, das als "Hölle" galt. Schon dort war die Sterblichkeitsrate enorm; die dortige Ruhrepedimie überlebt er knapp mit etwas Holzkohle. In der Folge gerät er nach Dnjepropetrowsk, Rostow, Armavir, Rustavi, Grosny und Baku.

Raffeiner schildert einen täglichen Überlebenskampf bei extremen klimatischen Bedingungen, der zudem durch unglaublichen Hunger geprägt war. Er schildert, wie sich die Menschen mit am Boden aufgelesenen Brotkrümeln am Leben hielten oder auch von den ebenfalls hungerleidenden Russen ein Stück Brot erhielten, was ihm schließlich das Leben rettete.

Das Buch ist schlichtweg ein drastischer Bericht, völlig frei von jeglichen Schuldzuweisungen aber auch von Erklärungen des Zusammenhanges.

War in der Sowjetunion noch bis in die 1950er Jahre solcher Hunger, dass man Kriegsgefangene noch verhungern liess? Wie war da die Rolle des Roten Kreuzes? Warum wurden Kriegsgefangene in Russland für völlig sinnlose Projekte eingesetzt und nicht für infrastrukturelle Projekte, die dem Aufbau des Landes hätten dienen könnten?

Es wäre interessant, wenn jemand berichten oder Erklärungen bringen möchte, der dies noch selbst erlebt hat?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Mein Opa war ja in der Krim in Gefangenschaft, leider lebt er nicht mehr, aber ich gebe die Fragen mal an meine Oma weiter (sie war die Einzige mit der er darüber gesprochen hat) und vielleicht kann sie dazu was sagen.
Liebe Grüße, Sonja
 
Das wäre echt interessant, wenn Deine Großmutter etwas zur russischen Kriegsgefangenschaft Deines Großvaters erzählen möchte!

Etwa: Wie er in diese unglückliche Lage gekommen ist oder was er in Russland arbeiten musste? Soweit ich gelesen habe, waren die meisten in Lagern untergebracht, aber manche waren anscheindend als Erntehelfer auch bei Familien untergebracht. Die Rückkehr dürfte auch ein besonders erschreckendes Erlebnis gewesen sein, etwa wer wann ausgewählt wurde.

Sehr schlimm muss für die Betroffenen auch das Unverständnis bei uns und die Ablehnung ihrer Erzählungen bei der Heimkehr gewesen sein.

Für mich ist es heute unverständlich, dass die politische Gemeinschaft und das Rote Kreuz so machtlos waren. Ich denke, dass fast 3 Millionen Menschen doch eine beachtliche Anzahl waren. Das Rote Kreuz müsste doch gesehen haben, dass in den Lagern die Menschen am Verhungern waren.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Darf ich hier auf eine Schriftenreihe der Deutschen Kriegsgräberfürsorge
hinweisen: Erzählen ist erinnern! Ein älterer Nachbar von mir hat ein Buch
dort veröffentlicht: Horst Reinhard Haake, Heikle Jugendjahre. Er war als
junger Sanitäter an der Ostfront. Schwerst verletzt wurde er bei der Bergung
eines "Feindes"! Authentisch ist dieser Bericht durch viele Feldpostbriefe u.
private Fotos. - Dies ist nur ein Beispiel (da mir persönlich bekannt) aus der
Buchreihe. Sicherlich findet sich da viel Interessantes, Auskunft bei der
Kriegsgräberfürsorge e.V. -
Ein Großonkel von mir war Spätheimkehrer, starb aber , als ich noch klein war.
- Ein Nachbar erzählte: Die Russen teilten ihre letzten gefrorenen Kartoffeln mit
uns. Sie hatten ja selbst nichts! - Ein ehem. Arbeitskollege aus Schlesien
hat sehr gelitten. Er mußte als Zwangsarbeiter in den
Bergbau. Die Lagerärztin hat ihn schikaniert, er war stark sehbehindert. Das
kann ich etwas nachfühlen, denn ohne Brille bin ich auch hilflos! -
Meist hört man von Sibirien: schlimm war , daß warme Kleidung und
Medikamente fehlten.
Mein Vater hat es immer als Glück betrachtet, als Gefangener nach Amerika
gekommen zu sein! Diese hatten Impfen, Medizin, ärztliche Versorgung, einen
"Hygienefimmel" - in Rußland hatten dies auch die Einheimischen nicht.
- Einen schlimmen Bericht habe ich auch über englische Lager bekommen.
Vielleicht weil der Gefangene Offizier war? - Übrigens mußten auch in Amerika
die Gefangenen arbeiten (Farmhelfer, Konservenfabrik), nur die Offiziere
freiwillig. Mein Vater hatte eine lebenslange Brieffreundschaft mit dem
Farmer in Wisconsin, wo er war. Dessen Sohn war am. Soldat! Menschen
finden überall zueinander! - Der Film "Soweit die Füße tragen" -neue und alte
Fassung- ist wohl der populärste Bericht! - Ich möchte noch auf den
Schriftsteller Willy Kramp hinweisen, der auch viel zum Thema geschrieben
hat. Er war in russ. Gefangenschaft. Im internet mehr über ihn! Die
Generation stirbt , viele haben nie gesprochen, andere es sich von der Seele
geschrieben. In meiner Schulzeit war dies noch Tabu, erst die jüngeren
haben in der Schule "Geschichtsaufarbeitung". - Nun schließe ich mit
Grüßen: Ulrike
 
was ich selber aus opas erzählungen noch weiß ist, daß er mit dem schiff nach sewastopol gefahren ist, und daß es auf dem schiff nur supe zu essen gab, daß sie einen tag und eine nacht und noch einen tag lang unterwegs waren, daß er in einer kolchose auf der krim gearbeitet hat, daß es tote gab, über die sie hinwegmarschieren mussten, und daß diejenigen, die die taschen der toten nach essbarem durchsuchten, der gewehrschaft ins kreuz gestossen wurde.

irgendwann hieß es dann, daß der deutsche jeden stein wieder dorthin legen müsse, wo er ihn genommen hat, und die österreicher durften heim.

opa war eine weile auch in einem deutschen lazarett weil es eine xexplosion gab und er dabei verletzt wurde...

mehr kann ich grad noch icht sagen, aber ich werd oma fragen.

liebe grüße, sonja
 
@ Ulrike:

Du solltest nicht verallgemeinern oder das Thema genauer lesen...

Bei dem Buch "Soweit die Füße tragen" handelt es sich um einen ROMAN von Josef Martin Bauer, der nach freimütigen Erzählungen des Tirolers Cornelius Rost verfasst wurde.

Es handelt sich dabei um eine fiktive Geschichte, die Herr Rost und Herr Bauer recht bunt ausgeschmückt haben. Herr Rost war schon 1947 wieder zu Hause, viele Fakten seiner Erzählung sind frei erfunden, daher kann das Buch und der Film keinesfalls als seriöse Quelle betrachtet werden!

Erst vor ein paar Monaten wurde ein Teil der Tonbandprotokolle veröffentlicht, mit denen eine Reihe weiterer Ungereimtheiten aufgezeigt werden kann.

Im Forumsthema habe ich nach authentischen Berichten, Tagebüchern oder Erzählungen gefragt.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo zusammen,

mein Großvater,Väterlicherseits, war auch in russischer Kriegsgefangenschaft.
Er ist 1949 völlig abgemagert und mit starker Sehschwäche heimgekommen.
Konnte auch das Essen nicht mehr so vertragen.
Meinem Vater hat er als Anekdote erzählt, das er Weihnachten für den einen
Wachmann schuheputzen sollte und für einen zweiten Holz hacken.
Da er zu erst die Schuhe geputzt hat, hat er von dem Zweiten eine schwere Tracht Prügel bezogen.
Da mein Vater letztes jahr verstorben ist, kann ich keine weiteren Sachen berichten.
 
Hallo Lars,

auch wenn es nur eine kleine Erinnerung ist, scheint sie dennoch zu stimmen und man darf die Bedeutung nicht unterschätzen.

Auch der zitierte Johann Raffeiner erzählt in seinen Erinnerungen, dass es Schläger gab, mit denen man sich nicht prügeln durfte. Auf Seite 91 schreibt er:

"Ein russischer Offizier, den wir Totschläger nannten, war für Zucht und Ordnung im Lager ["Kriegsgefangenenlager 181", Rustavi, Georgien] verantwortlich. Einmal schlug er mir beim Essenholen mit einem Stock auf die Hand, dass mein Geschirrdeckel zu Boden fiel. Er verlangte von mir, dass ich mich bücke und den Deckel aufhebe. Ich tat es nicht, weil ich aus Erfahrung wusste, dass er mich dann halb totschlagen würde. Ich verdrückte mich und reihte mich in eine andere Reihe ein. Dieser Mann war der Schrecken unseres Lagers und wir fürchteten ihn alle."

Also scheint die Erzählung Deines Großvaters ein sehr ernster Augenblick gewesen zu sein.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
in lassing, dem ort wo meine oma wohnte (grenze zwischen steiermark, nieder- und oberösterreich) warn ja auch russen, meine oma kann heute noch ein paar brocken russisch... sie erzählt immer, daß die russen den kindern essen gebracht haben und zu ihr gesagt haben, sie soll der mama was zu essen geben, damit sie gesund wird (oma hatte ja 12 geschwister und eine kranke mutter zu versorgen damals) - und sie erzählt heute noch, daß die russischen FRAUEN die soldatinnen, viel gemeiner und bösartiger waren als die männer.
sie sagt, vor den frauen hatte man viel mehr angst als vor den männern.
 
Der oben erwähnte Schriftsteller Willy Kramp erzählte 1950 in: Was ein Mensch
wert ist - seine Erlebnisse in russischer Kriegsgefangenschaft. 4 (!) Jahre
Hunger und Schwerstarbeit (Rohrleitungsbau). -
Bis 1955 kamen übrigens Spätheimkehrer in eine für sie inzwischen völlig fremde
Welt. "Entschädigung" gab es nur im Westen, im Osten (soweit ich weiß) erst
nach der Wende. Dort war es auch verboten (unter Strafe) über die Zeit zu
berichten. - In meiner Schulzeit hörte man nicht viel, ein Begriff war: Friedland -
dort wurden die Heimkehrer begrüßt. Ein berühmtes Drama wurde: Draußen vor
der Tür - von Wolfgang Borchert. Ein Lehrer sagte wörtlich (in Geschichte): nach der
Weimarer Republik kommt die Verfassung der BRD, was dazwischen war: fragt
eure Väter. Ich will mich nicht in die Nesseln setzen! (so in meiner
Erinnerung). - Authentische Berichte waren wenig gefragt, wenigstens hat
der Roman "So weit die Füße tragen" überhaupt das Thema populär präsentiert.
Die Fernsehserie war ein Straßenfeger. Ansonsten lesen zu meinem Erstaunen
immer noch viele die Konsalik Romane! - Wolfgang, verzeih, es kommt die
Buchhändlerin bei mir durch u. ich bin etwas am Thema vorbei.
Viele Grüße von Ulrike
 
So, ich habe eben mit meiner Oma gesprochen und sie zu dem Thema gefragt.

Sie erzählte mir, daß mein Großvater 1941 eingerückt ist, und sofort an die Front musste, er war in Ungarn, dann kam er nach Rumänien, dort wurde er bei einem Kriegseinsatz ergriffen und in Konstanz auf ein Schiff gebracht, mit anderen, er fuhr dann mit diesem Schiff nach Sewastopol und kam dort in ein Lager, wo er die nächsten dreieinhalb Jahre verbringen sollte.

Er erzählte, sie hätten jeden Tag Brennesselsuppe bekommen, dazu Brot, sonst nichts.
Die ersten drei Wochen mussten sie nackt herumlaufen weil ihnen alles weggenommen wurde, auch die Marke, sie schliefen in einer Holzbaracke.
Opa hatte es zusätzlich schwer, weil er durch einen bauchschuss verletzt wurde und kurz vor seiner Gefangenschaft in einem Sanitätslager war, das Projektil steckte noch und wurde eitrig, er hatte Fieber...

Ihre Arbeit war es, auf Maisfeldern zu arbeiten, die Ernte einzubringen, wenn man dabei erwischt wurde, daß man von einem Maiskolben abbiss, wurde man verprügelt, es gab Schläge mit dem Gewehrschaft, manche sind während der Arbeit einfach "verschwunden", man wusste nicht wo die hingekommen sind, man wollte auch lieber nichts wissen.

Deutsche und Österreicher wurden dann getrennt, die Deutschen wurden "verräumt" (weg gebracht, wahrscheinlich getötet), die Österreicher durften zurück, sie fuhren dann mit dem Zug nach Rumänien, in Viehwaggons, auf Stroh, bis nach Wr. Neustadt.

Mein Großvater fuhr dann weiter nach Waidhofen/ Ybbs, als er aus dem Zug stieg sah er russische Soldaten und hatte Angst daß die ihn gleich wieder zurück schicken würden.
Aber die haben nicht reagiert, also schlich er sich an ihnen vorbei und
zusammen mit einem zweiten Opponitzer kam er dann zurück.

Opa war zu dem Zeitpunkt total ausgehungert, sein Bauch war aufgebläht, er hatte nur eine Hose am Leib, kein Hemd, er ging dann zu Fuß die 14 Kilometer nach Opponitz, da musste er noch auf einen Berg wo sein Elternhaus stand.
Da seine Mutter nichts wusste von seiner Ankunft (er hatte kein Geld um sie anzurufen), war das natürlich ein Wiedersehen das sich gewaschen hatte.
Aus Opas Hemden waren in der Zwischenzeit Schürzen genäht worden, eine Tante hatte Arbeit als Kellnerin bekommen und brauchte sie.
Es waren nur noch ein paar alte Arbeitshemden da die ihm nicht mehr passten.
Die Gemeinde spendete den Heimkehrern dann Geld für neues Gewand.

Erst einige Jahre später ist das Projektil dann auf natürliche Weise (durch eitern) raus aus seinem Körper, das hat Oma noch mit erlebt.

Opa hat nie viel geredet über die genauen Abläufe auf der krim, aber er liebte das Land. Er schwärmte sein ganzes Leben lang von der Krim und als Mama ihm Bilder im Internet zeigte hatte er leuchtende Augen wie ein Kind zu Weihnachten.
Er wäre auch immer gerne nochmal dort hin gefahren wegen dem schönen Land, traute sich aber nicht, weil - wie er sagte: "Wer weiß ob die mich wieder heim gelassen hätten"....


Liebe Grüße, Sonja
 
Der Vater einer Freundin kam aus Rußland heim ins Sauerland, seine Familie hatte wohl nicht
mehr damit gerechnet. Sein Zimmer und seine Sachen waren aufgelöst bezw.
weg. Für seine Krankheit und Schwäche war auch wenig Verständnis auf dem
Lande. Nun war ja die Not dort nicht so groß wie in den Städten! - Mein Vater
sagte mal: "Ein Glück", so traurig es war, ein Onkel verstarb, dessen Kleidung
ihm paßte. So kam er zu einem bitter notwendigen Wintermantel. Übrigens
verhungerten auch nach dem Krieg noch viele Menschen, die ersten Nachkriegs-
winter waren hart. Hier war z.B." Kohlenklau" angesagt. Das Ruhrgebiet war ja
arg zerbombt, auch meine Heimatstadt bekam was ab. Die Menschen mußten
Einquartierungen in Kauf nehmen, dann kamen noch die vielen Flüchtlinge ...
Einige Ältere erzählten mir von Schulspeisung (Quäkerspeisungen) u. Schweden-
hilfe! - Manchen Kindern waren die heimkehrenden Väter fremd, es gab viele
Konflikte. Glücklich, wer Care Pakete aus Amerika bekam! In der sowjetischen
Besatzungszone war die Not ungleich höher als im Westen, später schickten wir
viele: Ostzonenpakete! Ja, Erinnerungen u. Erzähltes sind sehr bruchstückhaft! - Tatsache ist auch, die Gefangenen durften nach Hause schreiben, aber begrenzt. Alles wurde gelesen und zensiert, eine bestimmte Anzahl Wörter war nur erlaubt und nichts negatives wurde abgeschickt. Später wurden auch Päckchen erlaubt, die manchmal gar nicht oder verspätet ankamen. Die Ev. Frauenhilfe strickte z.B. Socken, wie diese hingeschickt wurden (Rote Kreuz, Caritas oder Diakonie) weiß ich nicht. - Ich lese hier mit Interesse die Beiträge zum Thema und erfahre auch gerne mehr darüber!

Viele Grüße von Ulrike
 
Zuletzt bearbeitet:
Das von Sonja geschilderte Phänomen mit Google-Earth hat mir neulich auch jemand erzählt:
Der Vater dieses Erzählers sitzt seit Monaten jeden Tag fasziniert vor Google-Earth und vergleicht seine Tagebuchaufzeichnungen aus Russland mit den dortigen Luftaufnahmen und Fotos.

Ich kann dazu nur ergänzen, dass ich das sowohl mit dem oben zitierten Buch, als auch sonst mit fast jeder historischen Lektüre, die etwas weiter weg handelt, so mache und mir damit die aktuellen Luftbilder ansehe.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Mein Mann und ich sind ja mit "Kriegsvätern" aufgewachsen. Wenn sie
erzählten, haben wir (als Kinder) nicht immer zugehört und (heute sagen wir
leider) vieles vergessen. Mein Mann meinte auch: die meisten sind schon gestorben. Er erinnert sich auch an die alte Fernsehserie: So weit die Füße
tragen- und hat dies alles damals für Wahrheit gehalten. Ich durfte übrigens
den Film nicht sehen: 1. hatten wir noch keinen eigenen Fernseher, 2. wollte
mich mein Vater immer vor Grausamkeiten schützen (denn er hatte genug davon
erlebt). - An einen Nachbarn erinnere ich mich noch, er wurde im Seekrieg
(U-Boot) aus dem Meer gefischt. Als ich mich einmal mit ihm über Glaubensfragen unterhielt, gestand er: ich habe damals meinen Glauben
verloren! Alle (selbst die "gestandenen Männer") riefen in Not und Schmerz nach
ihrer Mutter, er hätte die Schreie: Mama. hilf mir (oder ähnlich) ! noch in den
Ohren. Zu Gott hätte niemand gebetet. Er war auch überzeugt, daß es ihn
nicht gibt. So kamen wir wieder zum Thema: Warum läßt Gott dergleichen
(Krieg u.a.) zu? - Der von mir erwähnte Willy Kramp (Bekennende Kirche)
wurde aber durch seinen Glauben getragen selbst in der schwersten
russ. Gefangenschaft, dies hat er später vielfach berichtet. So unter-
schiedlich sind eben die Menschen! - Viele Grüße von Ulrike
 
na wenn der mensch so blöd ist und das paradies der erde zu einem kriegsschauplatz macht, was soll gott da noch viel tun. *lach*
er hat uns wunderschöne berge gegeben, flüsse, trinkwasser, winde, er hat uns all das geschenkt ohne grenzen, menschen in verschiedenen hautfarben, wir haben ein riesiges egschenk erhalten, wir haben egfühle und können uns ausdrücken, wir besitzen kreativität und mut und herz.
und wir sind zu blöd, miteinander auszukommen.
da kann gott wirklich nix dafür.
 
Mein Ur-Ur-Grossvater diente wie auch mein Urgrossvater in der K+K Monarchie
Von denen weiss ich nur noch durch meinen Vater und es gibt auch noch ein
Bild von ihnen auf dem sie mit Uniform abgebildet zu sehen sind.
Mein Grossvater ist bald 88 Jahre und Opfer der Vertreibung aus Böhmen.
Die Wurzeln meiner Familie liegen nämlich auch im damaligen Böhmen, was derzeit ja wieder ein Thema wegen der immer noch geltenden Benesch Dekrete ist. Immerhin beträgt der Wert der von den Tschechen damals enteigneten Gebiete ca. eineBillion Euro.
Mein Grossvater hat sich aus damaliger Not und Arbeitslosigkeit heraus freiwillig mit 18 Jahren zur SS gemeldet. Das würden junge Burschen heutzutage unter gleichen wirtschaftlich schlechten Voraussetzungen wieder tun, wenn sich einer meldet, der ihnen ein Vorwärtskommen im Leben sowie Arbeit und Brot verspricht. Gleichzeitig wurde den damals in Böhmen zu 1/3 der Bevölkerung ansässigen Deutschen (Deutschöstereichische Donaumonarchie) nämlich die Arbeit verweigert. (Stichwort: Weltwirtschaftskrise in den 30-er Jahren).
Adolf Hitler hatte leichtes Spiel, denn die weiteren Auswirkungungen, welche das verbrecherische Nazisystem nachziehen würde, wurde von den jungen Burschen nämlich nicht erkannt und sie (die SS Freiwilligen) wurden ja dann nichts anderes als an der Ostfront verheizt.
So auch mein Grossvater, der übrigens mit der Silbernen Nahkampfspange ausgezeichnet in amerikanische Gefangenschaft kam.
Dort war er so etwas wie der Küchenjunge bei den oberen Offizieren und er hatte es dort eigentlich sehr gut. Seine Begegnung auch mit dort ansässigen Juden ist als nahezu freundschaftlich zu bezeichnen.
Er war deshalb auch nicht lange in amerikanischer Gefangenschaft und es wurde ihm ein Fahrrad gegeben und gesagt:
"George - you go home".

Ganz anders verlief z.B. die Gefangenschaft meines Uronkels, der einer der letzten Heimkehrer aus russischer Gefangenschaft war.
Diese Gefangenen wurden in den 50-er Jahren auf Initiative des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer freigelassen.

Dazu später noch einige nähere Berichte.

lg. Lena
 
Da hat Sonja recht.
Der Mensch ist schon so intelligent, das er garnicht mehr weiss, wie dumm er in Wirlichkeit ist.
Diesen Fehler kann Gott nicht mehr gut machen, darum wartet er bis sie sich selbst vernichten.
Schade um die vielen ehrlichen und guten Menschen, die das leider nicht Verhindern können. Sie können nur den Schaden begrenzen.
 
Gottes Allmacht vorausgesetzt könnte er alles in einem Augenblick ändern.
Aber das ist eine Frage des Glaubens und nicht der Realität- so wie sie für den Menschen erkennbar ist.
 
Aus: www.hr-online.de -
7. Okt. 1955: ...der erste Zug mit den "letzten 10 000" traf in Herleshausen ein... Stalin hatte 1949 erklärt, die Rückführung der dt. Kriegsgefangenen
sei abgeschlossen. Wenige glaubten an Adenauers Erfolg, als er sich 1955 auf
den Weg nach Moskau machte.Viele der zu 25 Jahre Zuchthaus/Zwangsarbeit
als Kriegsverbrecher verurteilten hätten nicht überlebt! Stalins Tod 1953 hatte
zunächst nichts an der Situation geändert. 1955 wurde dann mit seinem
Nachfolger Chruschtschow verhandelt. - Viele Männer, die in den Krieg mußten
oder freiwillig gingen, starben früh. - Spätfolgen der Unterernährung,
Verletzungen, seelische Schäden u.a. wurden früher , auch bei Kindern,
nicht oder wenig beachtet. Es gab keinen psychologischen Beistand
wie z.B. heute bei Unglücken oder Unfällen. Es war nie Zeit für die Frauen,
Vertreibung, Flucht und Schlimmeres "zu verarbeiten". Außerdem war noch in
den Köpfen der Männer, daß sie "hart wie Krupp-Stahl" sein sollten (fiel mir
wieder ein)," Männer weinen nicht" usw. Die ganze Ideologie war ja wie ein
Kartenhaus zusammengebrochen, mitsamt ihren Erziehungsmethoden! -
Viele Grüße von Ulrike
 
Admin: Ich würde bitten, in diesem Thema sachlich zu bleiben!

Erzählungen aus der Kriegsgefangenschaft in Russland interessieren hier in sachlicher Hinsicht viele Leser, für Diskussionen zu anderen Themen bitte bei Bedarf ein eigenes Kapitel eröffnen...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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