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Rosmarin

H

Handwerkprofis

Guest
Hallo,

Rosmarin ist das Pendant zu Knoblauch - Rosmarin stärkt den Blutdruck. Wirkt auch gut, wenn man Kopfweh aufgrund zu niedrigen Blutdruckes hat.
 
Rosmarintee hat zudem eine krampflösende Wirkung, er wird also gern bei Menstruationsbeschwerden, Verdauungsstörungen, Angina, Bronchitis und sogar bei Impotenz empfohlen. Von einem Dauergenuß sollte man absehen.

Berit
 
Rosmarin wurde früher auch zur Abtreibung benutzt (deswegen auch die Rosmarin-Kränze, die Bräute oft zur Hochzeit bekamen).

LG,
Dolasilla
 
@ Dolasilla

Nö, das kann ich ohne fundierte Belege nicht so stehen lassen!

Klingt absolut unlogisch; die Ehe (oder besser die katholische Ehe?) ist auf das Kindergebären ausgelegt. Geschenke zu diesem Anlaß, die das Kinderkriegen abwenden würden, wären weder von der Kirche, noch von den Gläubigen, und damit wohl auch dem Brautpaar selber, gebilligt worden.

Woher hast du denn die Infos?

Zweifelnde Grüße

von Berit
 
Ich denke, das größere Problem von Frauen zu allen Zeiten war nicht, möglichst viele Kinder zu gebären (Gebären war ja immer risikoreich - zu allen Zeiten starben Frau und Kind bei Geburten), sondern nur so viele Kinder zu bekommen, wie sie haben und auch ernähren konnten.

Geburtenkontrolle war für Frauen immer viel wichtiger, als ungebremst möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen. Das ist ja heute auch noch so :)

Die Steuerung der Geburten war (und ist) absolut notwendig, die meisten Frauen woll(t)en nicht Jahr um Jahr gebären, sondern nur so viele Kinder bekommen, wie sie gut versorgen können. Dass das im Widerspruch zur Meinung der christlichen Kirche steht, ist uns wohlbekannt: "Ob sie sich aber auch müde und zuletzt todt tragen, das schadet nichts, lass' sie nur todt tragen, sie sind darumb da!" hat Martin Luther (1483-1546) schon geschrieben, und die Kirche ist ja bis in die heutige Zeit gegen die Abtreibung und das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Vermutlich konnte die Kirche den Brauch, einem Mädchen/einer Frau Rosmarin zwecks Geburtenkontrolle zu überreichen, nicht ausrotten und wandelte die Bedeutung von Rosmarin als Abtreibungskraut in ein Fruchtbarkeitssymbol um. Das hat die Kirche ja oft gemacht: Was sie an alten Kulten nicht wegkriegen konnten, haben sie christlich vereinnahmt. So sagte z.B. Papst Gregor I.: "...man solle die Bräuche und Glaubenslehren der Völker nutzen und nicht versuchen, sie auszulöschen. Wenn eine Gemeinschaft einen Baum anbete, so solle man ihn, anstatt ihn umzuhauen, Christus weihen und sie ihre Anbetung fortsetzen lassen...".

Aber so war es nicht immer...

In der Antike waren sogenannte Periodemittel (ein Kraut, das die Monatsblutung auslöst) äußerst verbreitet. Der griechische Arzt Dioscorides (um 50 n.u.Z.) gibt insgesamt 117(!) Pflanzen als Periodemittel an, vergleichsweise aber nur 17 Arten, die zur Verhütung benutzt wurden. Auch interessant: er gibt weiters 17 Kräuter an, die Unfruchtbarkeit verursachen (Efeu, Seidelbast, Rittersporn u.a.), aber im Gegensatz dazu nur drei Pflanzen, die "die Gebärmutter der Empfängnis fähig" macht. In der Antike wurde insbesondere Beifuß und Wermut als Periodemittel benutzt. Dioscorides schrieb über den Rosmarin: „treibt die Monzeit der Frawen“.

Auch viele der Kräuter, die im Frauenbuschen am Kräuterweihtag (15.August, hieß auch "Großer Frauentag", Beginn des Frauendreißigers - der Brauch wurde christinanisiert und heißt nun Maria Himmelfahrt) drin waren (und sind), sind Abtreibungs- oder Periodenkräuter (z.b. eben der bereits genannte Rosmarin). Nur allein der Rosmarin war vermutlich nicht stark genug, er wurde zwecks Abtreibung oft mit anderen Kräutern kombiniert, z.b. mit dem Sadebaum (Stinkwacholder), dessen Zweigspitzen sehr giftig sind.

Der Begriff der Abtreibung war in der Antike als solches nicht bekannt. Das ungeborene Kind galt als ein Teil der Eingeweide der Mutter - deswegen galten Abtreibungen auch nicht als verwerflich.

Im Mittelalter galt ein Periodemittel - auch bei verspäteter Menstruation - nicht als Abtreibungsmittel. Wenn eine Frau also ein Kraut gegen eine verspätete Menstruation einsetzte, konnte ja niemand feststellen, warum die Regel ausgeblieben war. Entweder war die Frau tatsächlich schwanger gewesen oder die Menstruation war einfach so halt mal später dran (das kennt jede Frau!). Das waren also Kräuter, die quasi als "Verspätungsmittel" eingesetzt wurden, und somit einen fließenden Übergang zwischen Periode- und Abtreibungsmittel darstellen.

Durch den frühchristlichen Kirchenlehrer Augustinus (354-430) wurde Abtreibung mit Mord gleichgesetzt. Im Mittelalter entstand dann eine lebhafte Diskussion, ab wann das Ungeborene "beseelt" sei (Mädchen und Buben wurden unterschiedlich bewertet: Mädchen galten bis zum 80.Tag, Buben bis zum 40.Tag der Schwangerschaft als "unbeseelt"). Eine schwangere Frau galt nur dann als eine "Mörderin", wenn sie nach diesen Terminen abtrieb (wobei auch unterschieden wurde, ob die Frau aus Armut und Not oder wegen "Unzucht" abgetrieben hatte).

Die mittelalterlichen Gesetze bestraften also nur jene Frauen, die einer ausbleibenden Menstruation gegenüber tatenlos blieben.

Die Angst vor dem Ausbleiben der Menstruation dürfte also nicht so schlimm gewesen sein, da Frauen die wirksamen Kräuter, die die Periode auslösen, kannten. Sie mussten nicht voller Angst darauf warten, ob die Regel nun kam oder nicht, sondern nahmen ein wirksames Kraut, das die Monatsblutung auslöste (ein sog. Periodenmittel, auch „Emmenagogum“ genannt).

Im Vergleich zum Mittelalter sind Frauen heute viel machtloser...

Heute ist Abtreibung ein medizinisch-technisch-rechtlicher Vorgang, bei dem viel Zeit vergeht. Zuerst mal bleibt die Menstruation aus, frau wird unruhig, dann folgt ein Schwangerschaftstest, dann muss frau mit dem Ergebnis selbigens zurechtkommen und das verarbeiten, dann eine Entscheidung treffen, weiters eine Ärztin oder einen Arzt finden, die/er eine Abtreibung durchführt (auch in Österreich heute noch kein einfaches Unterfangen, wenn frau nicht im „richtigen“ Bundesland wohnt), die Kosten dafür auftreiben, und zuletzt erfolgt dann der chirurgische Eingriff. Und das muss sich alles innerhalb der gesetzlich erlaubten 12 Schwangerschaftswochen ausgehen. In Österreich ist Abtreibung übrigens erst seit 1975 erlaubt (die sog. Fristenlösung).

In der mittelalterlichen Heilkunde waren Frauen Wundärztinnen und Heilkundige. Sie kannten sich in der Geburtshilfe aus, einschließlich der Schmerzmittel, der Abtreibungs- und Verhütungsmittel, der Beobachtungen von Muttermundveränderungen und Zyklusstörungen, der Diagnose schwieriger Kindslagen im Mutterleib und deren Behebung durch verschiedene kleine Operationen wie den Dammschnitt. Auch der Kaiserschnitt fand bereits Anwendung. Kenntnisse über Techniken der Abtreibung und Empfängnisverhütung waren weit verbreitet. Das Heilwissen bestand aus der überlieferten Volksmedizin, die durch Erfahrung und Experiment weiterentwickelt wurde und dem natürlichen Umgang mit magischen Kräften in der Natur. Dieses Wissen umfasste Anatomie, Kräuter und Drogen, Herstellung von Arzneien und schließlich die Magie.

Heilkundige Frauen und Hebammen standen bei der Bevölkerung in hohem Ansehen. Zunächst waren heilkundige Frauen und Hebammen die Ärztinnen des Volkes. Paracelsus sagte, all sein Wissen hat er von den "weisen Frauen" gelernt. Die Heilkundigen Frauen und Hebammen waren die Vertrauten der Frauen, auch die der Frauen in höheren Gesellschaftsschichten.

Die damaligen (männlichen) Ärzte dagegen hatten ein sehr geringes Ansehen beim Volk. Ihr Wissen über den Körper der Frau war um vieles geringer, weil die Kirche den Männern eine intensive Beschäftigung mit dem Körper der Frau strikt untersagte.

In der Neuzeit wurden die Hebammen und ihr Wissen diskreditiert und diffamiert, da nun Männer in die Frauenheilkunde drängten. Die Ausübung des Heilberufes setzte nun ein Universitätsstudium voraus und nachdem Frauen an Universitäten nicht zugelassen waren, konnten sie vom Beruf der Heilkunde erfolgreich ausgeschlossen werden. Außerdem wurden Lizenzgesetze geschaffen, die ausschließlich männlichen Ärzten die Praxis gestatteten. Diese Gesetze konnten zwar nicht konsequent eingehalten werden, aber sie genügten, um Hebammen und anderen heilkundigen Frauen das Leben schwer zu machen. Die heilkundigen Frauen waren eine ernsthafte Konkurrenz zu der sich gerade etablierenden Ärzteschaft.

Männliche Ärzte übernahmen die Kontrolle über das Gebären und unternahmen alles, um die menschliche Reproduktion dem weiblichen Einfluss zu entziehen. Dieser Prozess war Anfang des 19. Jhtds weitgehend abgeschlossen. Allerdings hatten diese Ärzte im Bereich der Geburtshilfe und Frauenheilkunde keine besseren medizinischen Kenntnisse als die Hebammen – im Gegenteil. Hebammen durften nur mehr „normale“ Entbindungen machen, an denen die Ärzte nicht interessiert waren, da sie dort keine Möglichkeiten sahen, ihre neu erworbenen & prestigeträchtigen Errungenschaften wie Zangen, Sägen, Haken u.a. auszuprobieren.

In vielen Städten wurden Entbindungsanstalten errichtet, die als Orte für die praktische Anwendung der Wissenschaften dienten. In der Folge stiegen in den Städten die angeblichen Komplikationen bei Geburten, die damit in den Kompetenzbereich der männlichen Ärzte fielen, sprunghaft an, während sie auf dem Land (wo Hebammen dafür zuständig waren) stagnierten. In den Kliniken waren insbesondere arme Frauen Untersuchungs-, Experimentier- und Lernobjekte für Ärzte und Studenten – unzählige Frauen und Säuglinge bezahlten das mit ihrem Leben. Kein Wunder, dass sich Frauen scheuten, in Kliniken zu gehen. Einen Beleg dafür, welche gesundheitlichen Risiken damit verbunden waren, zeigt das Kindbettfieber, welches mit der Errichtung o.g. Kliniken in erschreckendem Ausmaß aufflammte. Zwar kam das Kindbettfieber auch bei Hausgeburten vor, nicht aber in dieser Häufigkeit, da die gebärenden Frauen nur mit ihren eigenen Keimen in Berührung kamen, gegen die sie weitgehend resistent waren. In Kliniken jedoch wurden die Keime von den Ärzten und Studenten auf die Frauen und da von einer zur anderen übertragen.

1847 starben in der Gebärklinik in Wien in der Abteilung für Ärzte 11,4 %, dagegen in der Abteilung für Hebammen nur 2,7 % der Wöchnerinnen am Kindbettfieber.

Je mehr die Abtreibung zu Beginn der Neuzeit mit "Unzucht" in Verbindung gesetzt wurde, um so mehr wurden die wirksamen Kräuter in Misskredit gebracht. In der Neuzeit (die Zeit der sog. Hexenverfolgungen) wurde solch ein Wissen nicht mehr toleriert bzw in den Kräuterbüchern aus dieser Zeit schlichtweg verschwiegen.

Wichtige Bereiche des antiken Kräuterwissens wurden geleugnet: Bauhin, ein Arzt dieser Zeit, gibt unter dem Stichwort "lebendige Frucht abtreiben" nur mehr ein einziges Kraut an (Beifuß). Und als Mittel, um Unfruchtbarkeit zu erzeugen, fällt ihm auch nur mehr ein einziges ein (Waldrebe).

Zum Vergleich, wieviel Dioscorides nannte, bitte nochmal weiter oben nachlesen...

LG,
Dolasilla
 
Hi Dolasilla,

dein Statement zur Geburtenkontrolle ist wirklich informativ und es gäbe sicher einige Diskussionspunkte. Auf einen Satz möchte ich aber dennoch eingehen
Im Vergleich zum Mittelalter sind Frauen heute viel machtloser...
Das mag nach deiner Auslegung so sein, dafür hat heute das ungeborene Leben mehr Rechte und wahrscheinlich immer noch zu wenig! (Wir könnten bei diesem Thema glatt bis zur Stammzellenforschung oder bis zum Thema "snowflakes" kommen ;-) ).

Um beim Thema Rosmarin in Brautkranz als Abtreibungskraut zu bleiben:

Vermutlich konnte die Kirche den Brauch, einem Mädchen/einer Frau Rosmarin zwecks Geburtenkontrolle zu überreichen, nicht ausrotten und wandelte die Bedeutung von Rosmarin als Abtreibungskraut in ein Fruchtbarkeitssymbol um.

Ich glaube bevor wir keine Fakten haben, also wo die Kirche Rosmarin als Fruchtbarkeitssymbol eingesetzt hat und in welchem Gebiet es solche Rosmarinbrautkränze gab, bleibt es bei einer These.
Auch wenn man auf einigen Kräuterseiten im Internet lesen kann, dass "ros marinus" im alten Griechenland und Äpypten mit dem Tod assoziiert wurde und später (18. Jh.) in England Rosmarinkränze auf Beerdigungen getragen wurden, die Pflanze aber auch sinnbildlich die Liebe darstellt und zur Liebesgabe avancierte und dann endlich: "In Deutschland wurde der Rosmarinkranz über lange Zeit von Bräuten getragen."

Rosmarin wächst in freier Natur im Mittelmeerraum, aber in Deutschland? Spinnen wir den Faden weiter, auch ohne Belegquelle, und nehmen an, dass die Bräute ab dem 18. Jh. in Deutschland wirklich Rosmarin getragen haben...
...dann geschah dies wohl eher aus einer Modewelle der Romantik heraus, Liebe und Tod bei der Hochzeit vereint, dass kann ich mir gut vorstellen. Aber, wie schon gesagt, ein geläufiges Kraut um eine Schwangerschaft zu unterbinden in Schmuckform bei der Hochzeit zu tragen, nein, das kann ich mir nicht vorstellen!

Und da wir gerade bei Thema sind: Was ist aus dem alten Schleierkraut geworden? Hat das Schleierkraut noch weitere Verwendung als bloße Brautzierde gefunden? Habe erst vor kurzem aufgeschnappt, dass der Vinschgau (Südtirol) für sein Schleierkraut bekannt war (?) und kann dem auch nicht so ganz Glauben schenken.

Beste Grüße

Berit
 
Hallo Berit,

dafür hat heute das ungeborene Leben mehr Rechte und wahrscheinlich immer noch zu wenig!

Ich mag hier keine Diskussion über das (hart erkämpfte) Recht der Frauen auf Abtreibung führen. Ich zitiere da nur Margret Gottlieb: "Das Leben der Ungeborenen liegt jenen am meisten am Herzen, die über das Geborene verfügen wollen... "

Um beim Thema Rosmarin in Brautkranz als Abtreibungskraut zu bleiben:

Ich glaube bevor wir keine Fakten haben, also wo die Kirche Rosmarin als Fruchtbarkeitssymbol eingesetzt hat

Vom Rosmarin als Fruchtbarkeitssymbol der Kirche hast schließlich DU geschrieben, nicht ich ;)

und in welchem Gebiet es solche Rosmarinbrautkränze gab, bleibt es bei einer These.

Wie sagt man in England so schön: "My guess is as good as yours..."

Auch wenn man auf einigen Kräuterseiten im Internet lesen kann, dass "ros marinus" im alten Griechenland und Äpypten mit dem Tod assoziiert wurde und später (18. Jh.) in England Rosmarinkränze auf Beerdigungen getragen wurden, die Pflanze aber auch sinnbildlich die Liebe darstellt und zur Liebesgabe avancierte und dann endlich: "In Deutschland wurde der Rosmarinkranz über lange Zeit von Bräuten getragen."
Rosmarin wächst in freier Natur im Mittelmeerraum, aber in Deutschland?

Rosmarin kann ja auch im Garten oder in Töpfen angepflanzt werden und wie sagt das "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" so schön:

"Rosmarin wird bei uns anscheinend schon seit den ersten nachchristlichen Jahrhunderten []häufig in Gärten gezogen."


Weiters heißt es da:
"Der Rosmarin wird fast überall im deutschen Sprachegebiet ähnlich wie Myrte und Zitrone im Hochzeitskult verwendet. Schon im Altertum scheint der Rosmarin im Kult der Aphrodite Verwendung gefunden zu haben."

Und:
"Auch in Böhmen, in Frankreich, besonders aber in England wird der Rosmarin im Liebeszauber benutzt. Übrigens galt der Rosmarin auch als Abortivmittel."

Dort steht auch, dass Rosmarin ebenfalls als Totenpflanze galt - was für mich durchaus schlüssig klingt --> das ist ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass nicht alle Abtreibungen mit Rosmarin (vermutlich gepaart mit Sadebaum) glücklich ausgingen, die schwangere Frau also nicht überlebt hat.

Weiters zum Thema Totenkult & Pflanzen (ich zitiere immer noch aus dem "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens"):
"Der verbreiteste Brauch sind heutzutage die Kränze, die von den Verwandeten und Bekannten geschenkt, auf den Sarg gelegt und an den Wagen gehängt und nachher ins Grab geworfen oder darauf gelegt werden. Der Brauch wird aus der Antike übernommen worden sein. Bei Griechen und Römern war es Sitte, die Leiche mit Kränzen zu schmücken. Die christliche Kirche war gegen diesen heidnischen Brauch, konnte ihn aber nicht ausrotten und deutete ihn um als "Krone des Lebens" oder "Krone der Jungfräulichkeit". [] Bis in neuere Zeit war es an manchen Orten noch nicht Brauch, den Verheirateten Kränze zu geben. Wo es aber Brauch ist, nimmt man oft immergrüne Pflanzen (Buchs, Efeu, Eibe, Rosmarin), auch Raute wurde auf den Sarg gelegt."

Aber, wie schon gesagt, ein geläufiges Kraut um eine Schwangerschaft zu unterbinden in Schmuckform bei der Hochzeit zu tragen, nein, das kann ich mir nicht vorstellen!

Für mich klingt das sehr schlüssig! Weil wie gesagt, mangelnde Fruchtbarkeit meist ein geringeres Problem darstellte, als Jahr um Jahr schwanger zu werden und damit permanent das eigene Leben zu gefährden (Gebären war immer sehr riskant und bedeutete für Frauen oft ihren Tod).

Und da wir gerade bei Thema sind: Was ist aus dem alten Schleierkraut geworden? Hat das Schleierkraut noch weitere Verwendung als bloße Brautzierde gefunden? Habe erst vor kurzem aufgeschnappt, dass der Vinschgau (Südtirol) für sein Schleierkraut bekannt war (?) und kann dem auch nicht so ganz Glauben schenken.

Darüber weiß ich nichts.

LG,
Dolasilla
 
Hallo Dolasilla,

na, nun haben wir doch endlich Fakten! Laut HDA wissen wir nun, dass es Hochzeitsbräuche "im deutschen Sprachgebiet" mit Rosmarin gegeben hat. Bei diesen Bräuchen geht es (laut HDA) darum ob die Ehe glücklich wird, wer das Sagen im Hause hat oder wer als nächster heiratet.

Und wenn man das von dir gewählte Beispiel
Schon im Altertum scheint der R. im Kult der Aphrodite Verwendung gefunden zu haben.
weiter liest, und es nicht aus dem Kontext gerissen wurde, dann bekommt es einen ganz anderen Hintergrund! Weiter heißt es nämlich
Wenn er von den Brautleuten getragen wird, so mag das ursprünglich eine apotropäische Bedeutung (stark riechende Pflanze) gehabt haben.

Ebenfalls aus dem HDA ist das vielfache Motiv der "Lebensrute", da der Rosmarin zu den immergrünen Sträuchern gehört.

Der einzige Hinweis das der Rosmarin als Abortivmittel galt, stammt übrigens vom Autor des HDA-artikels selber...

Der Nachweis das Rosmarin als Abortivmittel im Brautkranz (-strauß) vorkam ist damit immer noch nicht stichhaltig erbracht.

Im übrigen distanziere ich mich von deinem Margret-Gottlieb-Zitat!

Berit
 
Hallo Berit,

Ebenfalls aus dem HDA ist das vielfache Motiv der "Lebensrute", da der Rosmarin zu den immergrünen Sträuchern gehört.

...und als Totenpflanze - wie bereits erläutert.

Der einzige Hinweis das der Rosmarin als Abortivmittel galt, stammt übrigens vom Autor des HDA-artikels selber...

Ich versteh jetzt nicht ganz, worum es dir geht? Geht es dir darum, ob Rosmarin als Abtreibungsmittel - so ganz prinzipiell - verwendet wurde oder darum, ob der Rosmarin im Brautstrauß mitgegeben wurde?

Theresia Kitritsch aus dem Buch "Kräuterweiber und Bauerndoktoren" von Johann Schleich sagt: "Rosmarinbäder kennt man als altes Mittel zur Abtreibung". (By the way: Meine Oma und einige andere von mir damals befragte alte Frauen - alles Freundinnen meiner Oma - sagten das auch... - oral history ist doch immer wieder spannend!)

Der Nachweis das Rosmarin als Abortivmittel im Brautkranz (-strauß) vorkam ist damit immer noch nicht stichhaltig erbracht.

Da ich nicht weiß, welche Quellen du als gültig erachtest (Dioscorides, der schon um 50 n.u.Z schrieb, dass Rosmarin "die Monzeit der Frawen treibt" , zählt für dich offenbar nicht - dabei ist diese Quelle weitaus älter als das HDA ), hier was aktuelleres aus dem www:

(Admin: externer Link existiert nicht mehr): "Und so trugen Bräute als Kopfschmuck eine aus Rosmarin gewundene Krone. Rosmarin sollte die Fruchtbarkeit der Frauen stärken, verhalf aber auch zur Abtreibung!"

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)
"Während der Schwangerschaft sollte man auf Rosmarin-Tee verzichten, da der Tee Wehen auslösen kann. Im Mittelalter wurde starker Rosmarinabsud für Abtreibungen genutzt."


LG,
Dolasilla
 
Zuletzt bearbeitet:
...mir geht es einzig um diesen Satz
Rosmarin wurde früher auch zur Abtreibung benutzt (deswegen auch die Rosmarin-Kränze, die Bräute oft zur Hochzeit bekamen).

Ich brauche keine Nachweise ob Rosmarin ein Abortivmittel ist und seit wann er als solches genutzt wurde. Mir geht es einzig und allein um den zitierten Satz - und ich bleibe dabei: Wenn Rosmarin im Brautkranz vorkam, dann sicher nicht weil er zum Abtreiben hätte genutzt werden können! Weder das Brautpaar, noch die Hochzeitsgäste, und schon gar nicht der Pfarrer hätten das Mittel zur Abtreibung bei einer Trauung zugelassen.

Nichtsdestotrotz ist mir der Rosmarin und seine Verwendung im Hochzeitsbrauch nicht so wichtig, als dass ich allabendlich mir darüber den Kopf zerbrechen möchte....
... ganz im Gegensatz zum Schleierkraut... ;-))

Berit
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Rosmarin riecht für mein Empfinden ähnlich wie Weihrauch. Denke, dass er deshalb in den Brautkränzen war.
Und die ganze Geburtenkontrolle bis hin zur letztmöglichen "Lösung" Abtreibung läßt sich vermeiden, wenn sich auch die beteiligten Männer zuständig fühlen und nicht wie Tiere.....
 
Sehr interessant! Davon habe ich ja noch nie gehört!
Würde mich auch interessieren ob das Stimmt oder nur ein Gerücht ist...
 
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