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Reisebericht: Pineshje. Archangelsker Gebiet, Nordrussland.

Oksana

Active member
:smi_hello

Ich habe im Oktober noch kleinen Urlaub genommen und bin für einige Tage nach Pineshje gereist – eine schöne und zudem etwas wilde Gegend im Archangelsker Gebiet.

Ich möchte Euch unser Land gerne weiter vorstellen und habe einen Bericht über diese Reise geschrieben:


http://www.sagen.at/doku/oksana/Karpogory_schangas.html

Ich hoffe, Ihr findet ihn interessant :smi_blume
 
Hallo Oksana,

deine volkskundliche Dokumentation ist ein höchst ergreifender Bericht über den Norden Russlands!

Es handelt sich wieder einmal um den weltweit ersten Bericht aus dieser Region, der überhaupt zugänglich bzw veröffentlicht ist.

Ich muss gestehen, nicht nur als Europäischer Ethnologe bin ich sehr bewegt von Deiner Dokumentation.

Es handelt sich um Texte und Fotos, die uns möglicherweise aus Romanen von Alexander Solschenizyn u. a. ein Begriff sind. Ich glaube nicht, dass es vor Dir einer Frau gelungen ist, die aktuelle Realität im Norden Russlands in der ländlichen Region um Archangelsk so exakt abzubilden.

Zudem ist Deine Dokumentation etwa am Beispiel Technik (Wassertürme etc.) oder Technikgeschichte von mehr als exzellenter Qualität.

Zum Lob auch eine ganz kleine negative Kritik: die von Dir geschilderten Dörfer wirken etwas unbelebt, bis auf den Rauch aus dem Kaminen. Ein bischen mehr 'Portraitfotografie' oder einfach Alltagsfotografie (z. B. in dem von Dir beschriebenen Geschäft in 'Schangas') wäre das 'I-Tüpfelchen' (D: die Perfektion) Deiner sensationellen Dokumentation.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
die von Dir geschilderten Dörfer wirken etwas unbelebt

Hallo Wolfgang,

du wirst mir vielleicht nicht glauben, aber sie sind auch wirklich so. Ich habe bei keinem Foto gewartet, bis die Menschen vorbeigehen, damit ich ein Foto ohne Menschen machen könnte. Das war nämlich das, was ich gesehen habe! Besonders in Schangas, während des Spazierganges, wo ich Fotos machte, ist mir kein Mensch begegnet. Auf mich hat die Siedlung auch den Eindruck gemacht, dass sie ganz leer ist. Ich fühlte mich, als wäre ich am Ende der Welt, Kontrast zu Archangelsk war zu groß.

Ja, im Geschäft waren drei Häftlinge, die einkauften. Aber dabei war noch ein Militärmann, der hat sich aber so benommen, dass ich einfach nicht gewagt habe, um Erlaubnis zu bitten, ein Foto zu machen.
 
Hallo Oksana!

Vielen Dank für Deinen (wieder einmal) herrlichen Bericht! Ich habe ihn förmlich verschlungen. Besonders die wunderbare Holz-Architektur Eurer Kirchen hat es mir angetan. :smiley_da So etwas kennen wir hier nicht. Nur in Rumänien gibt es noch ähnliches.

Ja, und so weit dürfte Pineshje doch nicht entfernt sein, jedenfalls gibt es auch dort Lüftungs- (oder Licht-) Luken in den Bauernhäusern ;)
 
Zu den hölzernen Pferdeköpfen auf den Dachfirsten der Holzhäuser habe ich heute noch was entdeckt:

Noch in heidnischen Zeiten wurde ein Pferd angestochen, wenn man ein Haus zu bauen begann – so wurde das Opfer gebracht. Bei den Ausgrabungen der altrussischen Stadt Nowgorod hat man nicht einmal Pferdeschädel unter den Blockhäusern gefunden. Die Opferung wurde immer von dem ritualen Festmahl begleitet. Später wurde das zur Tradition, die Bauarbeiter beim Aufbau zu bewirten.

Mit der Zeit wurde statt Opfer die Schilderung des Pferdes eingesetzt. Seinen Kopf befestigte man hoch auf dem Haus, damit er die bösen Geister vertrieb und das Haus und seine Bewohner schütze. Damit sind auch die Vorstellungen verbunden, dass das Pferd unbedingt Glück bringt: das Wasser, das ein Pferd trank, galt als Heilwasser und der Glaube ins glücksbringende Hufeisen lebt heute noch im Volk.
 
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