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Mundartgedichte

Rabenweib

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Hallo zusammen!

Ich werde hier von zeit zu Zeit einige meiner Mundartgedichte reinstellen (mit Übersetzung).
Die Gedichte sind in Mostviertler Dialekt geschrieben.

Viel Spaß,
Sonja



da schneehauf`n

waun d`sunn scheint
dann zwitschern
de vogal im gort`n
dann kann i des bod`n geh
in`d ybbs kaum erwort`n
dann sing i, dann loch i
dann bin i voi freid,
dann leb i net morg`n
sondern nur heit.

und aunfaung`s is`ss a
im winter nu guat,
drauss`n de flock`n
im of`n de gluat,
owa wenns daunn net aufher`t
zum wettan, zum schneim,
dann kunnt i
beim schaufin
in schneehauf`n schpeim.


übersetzung:

wenn die sonne scheint
dann zwitschern
die vögel im garten
dann kann ich das baden geh`n in der ybbs
kaum erwarten

dann sing ich, dann lach ich,
dann bin ich voller freude
denn leb ich nicht morgen
sondern nur heute.

und anfangs ist`s auch
im winter noch gut,
draussen die flocken
im ofen die glut

aber wenn`s dann nicht aufhört,
zum wettern zum schneien,
dann könnt ich beim schaufeln
in den schneehaufen kotzen.
 
mei bua

wia`ra locht und rennt
und wia`ra reat und flennt
und wia eahm da gankal aus de aug`n schaut
und wia`ra spüzeig-türme baut

und wia`ra locht und mocht
und wia`ra hoipat und stoipat
oanfoch wia`ra is,
sei liab`s g`fries,
wia`ra mama sogt
und wia`ra noch kuch`n frogt,

wia`ra in seim bettal schloft
und wia`ra jeden tog
a bissl` mehra schofft

de zeit rinnt nur so dahi
und auf da aundan seit`n do sitz i
und schau eahm zua
er is hoit mei bua

i hob ma de zeit mit eahm nur borgt
i hob mi sei leb`n lang um eahm g`sorgt
er is a teu von mir, is in meim herz`n
i kunnt in gaunz`n tog nur mit eahm scherz`n

i woaß, i werd net ewig mit eahm sei
sei herz is gaunz bei mir herbei
i mechat nur daß er so glücklich bleibt wia jetzt
und daß a aundane in freid vasetzt

niemois hob i von dir gnua
bist hoit, gö, mei kloana bua


übersetzung:

wie er lacht und rennt
wie er weint und flennt
und wie ihm der narr (kasperl) aus den augen schaut
und wie er spielzeugtürme baut.

und wie er quasselt und schimpft
und wie er holpert und stolpert
einfach, wie er ist,
sein süßes gesicht, wie er mama sagt,
und wie er nach kuchen fragt.

wie er in seinem bettchen schläft
und wie er jeden tag
ein bsischen mehr schafft

die zeit rinnt nur so dahin
und auf der anderen seite sitze ich
und schau ihm zu
er ist halt mein bub.

ich hab mir die zeit mit ihm nur geborgt.
hab mich sein leben lang um ihn gesorgt.
er ist ein teil von mir
ist in meinem herzen
ich könnte den ganzen tag nur mit ihm scherzen.

ich weiß, ich werde nicht ewig mit ihm sein
sein herz ist ganz bei mir
ich möchte nur daß er so glücklich bleibt wie jetzt
und daß er andere in freude versetzt

niemals hab ich von dir genug
bist halt, gell, mein kleiner bub.
 
Da es hier um Mundart geht, hier das Märchen vom Rotkäppchen in unserer schönen, gemütlichen sächsischen Mundart.

Rotgaebbchen
Von Lene Voigt

Da war aemal ae gleenes niedliches Maedchen. Das grichte von seiner Grossemudder aenne feierrote Samtgabbe mit aenner Bummel dran. Drin sah de Gleene so schnaerblich aus, dasse barduh geen andern Bibbi maehr uffsetzte. Un so gams, dasse von dr ganzen Nachbarschaft Rotgaebbchen genannt wurde. Eenes Dages sagte de Mudder zu dr Gleenen:
"Gomm, mei Gind, nimm hier das Henkelgaerbchen un brings naus bei de Grossemuder. Se hat aehmd telefoniert, dassrch gar nich hibsch is heite."
"Was isn da drinne im Gorbe?"
fragte Rotgaebbchen.
"Aenne Flasche Abbelwein, aenne Biggse Eelsardin' un aenne Baebe. Dassde mir aber nich etwa unterwaechens am Guchen rumgnaubelst! Wenn de Hunger hast, issde deine Baemmchen mit Gunsthonich, verschtanden?"
Rotgaebbchen verschrach scheene zu folchen un hubbste frehlich in dn Frielink naus. Wiese nach aenner Vaertelschtunde im Walde drinne war, gam ploetzlich ae Wolf angelaascht. - Was das fier Dier is, wolltr wissen? - Nu schtellt eich aemal Baezolds Garo vor, denkt eich noch ae Schtickchen dran, drzu ae viel schbitzern Gobb un gliehende Oochen - un da habtr ae Woelf.
So a Viech gam also ausn Busche un meente:
"Bei waen willstn, Rotgaebbchen?"
"Bei de Grossemudder."
"Nu weesste, da waerd'ch awer daer alten Frau ae baar Bliemchen mitnaehm. Das geheert sich eenfach so fier ae gebildetes Enkelgind."
"De hast eechentlich recht",
sagte Rotgaebbchen, schtellte ihrn Gorb unter aenne Danne un bickte sich nach Anemon' un Briemeln. Se hatse awer nich gleich mitr Wurzel rausgerubbt wie ihr, sondern jedes eenzelne sachte abgegnibst. Dr Wolf feixte in sich nein un saebbelte naus bei de Grossemudder. Dort schbrangr mit een Satz ins Heischen, sauste durch die gute Schtuwe un dann hinter in de Gammer un verschlang de alte Frau.
Se hatte iwerhaupt nich Zeit, um Hilfe zu brilln, da sasse schon drinne im Wolfsbauche. Na un da warsch nadierlich zu schbaete. Hieruff groch das beese Dier ins Bette nein, deckte sich bis nuff zu un schtilbte sich dr Grossemudder ihre lilane Nachtmitze iwersch Gesichte. Nach aenner Weile gam Rotgaebbchen un wunderte sich, dass de Diere uffschtand. Nu, wahrscheinlich dud de Grossemudder grade liften, dachte se dann un lief nein in de Gammer. Da fielr nu gleich uff, dass de de alte Frau heite so ae faerchterlich grossen Mund hatte.
"Awer meine gude Grossemudder" meente se, "wie siechste denne aus? De hast wohl de Maulschbaerre gegricht?"Sie beichde sich ae bisschen diefer iwersch Bette. Da riss dr Wolf den Rachen uff un waerchte ooch noch 's gleene Maedchen nunter. De Grossemudder rickte ae Haebbchen beiseite, un nu sassense alle beede drinne. Wenn mr wenichstens de Baebe mit haetten, daechte Rotgaebbchen. Awer reden gonnte se nischt, denn de Luft war gans dick un schnierte ihr de Gaele zu. Dr Wolf schlief nach daem Reggordfriehschtick ein un schnarchte so laut, dass draussen de Boomschtaemme waggelten.
Da gam ae Jaecher angeleiert, heerte das Schnarchen un dachte:
"Ich gann mr nich haelfen: Das is doch direggt unweiblich von daer alten Frau, so druflos zu rasseln!"
Dann ginkr nein ins Heischen un maerkte nadierlich gleich, wen'r da im Bette vor sich hatte.
"Habbch dich endlich erwischt, du fraecher Gedatte!" riefr, holte aus dr Giche dr Grossemudder ihre Gefliechelschaere un schnibbelte behutsam dn Wolfbalch uff. Das war nu vielleicht aenne Freide, wie die beeden wieder ans Dageslicht gegollert gam! De alte Frau butzte ihre Brille, die da drinne gans angeloofen war, un Rotgaebbchen schtobbte dn Wolfsbauch voll Brigetts ausn Gohlngasten un naehte dann das beese Dier wieder zusamm. Un wie nu dr Wolf uffwachte un sich heimlich ausn Schtaube machen wollte, blumbstr dod uffn Bettvorlecher.
De Grossemudder, Rotgaebbchen und dr Jaecher tranken dn Abbelwein, machten sich iwer de eelsardin un deilden sich in de Baebe. Se warn saehre froh, dass de Sache noch so scheen abgeloofen war.
Nu naehmt eich draus aenne Lehr - besonders ihr Maedchen: s is immer besser, ae weibliches Wesen gimmte sich iwerhaubt nich drum, wennse unterwaeches eener angewasselt, denn mr gann nie wissen, was drhinterschteckt.
Quelle: www.sachsenwelt.de

Dräääsdnr
 
dahoam bin i do,
wo i d`sproch guat vasteh.
wo i d`wegerl kenn,
de i oiwei geh.

dahoam is dort,
wo i`s wossa hear.
wo da woid und de wies`n
nu olle g`heart.

dahoam- des is dann,
wann mei herz laut pocht,
wann`s kindal im gord`n
beim spün laut locht.

dahoam- des is rean
bei am oid`n bam.
wann im summa de bergbau`n
des gros omah`n.

wenn i aufsteh im finstan,
gaunz in da fruah,
dann kriag i vom ybbstoi
oafoch net gnua.

dann steh i gaunz eiwendi
sölig nur do- und woass hoit
des olles gangat ma o.

sonja raab
 
i bin do i bin dort
bin fort
bin jung bin oid
woam oda koid
i bin schiach bin sche
wü nimma geh
bleib oafoch do
is hoit a so
i bin gödig bin oam
koid oda woam
i bin dort und do
traurig und froh
oiwei i wia net hi
mecht net sterm
wü net rean
i bin stoiz und bin gsund
hoit net mein mund
bin schlank oda rund
krank und wund
i bin hoamlich
wia`d nocht
hob g`reat oda g`locht
i bin blind und derisch
bin oaschkreulat
herrisch
i bin nix und bin ois
wos soi`s

Sonja Raab


Übersetzung:


ich bin da ich bin dort
bin fort
bin jung bin alt
warm oder kalt
ich bin hässlich bin schön
will nicht mehr gehn
bleib einfach da
ist halt so.
ich bin reich bin arm
kalt oder warm
ich bin dort und da
traurig und froh
immer ich
nicht umzubringen
möchte nicht sterben
will nicht weinen
ich bin stolz und gesund
halt nicht meinen mund
bin schlank oder rund
krank und wund
bin heimlich wie die nacht
hab geweint oder gelacht
ich bin blind und taub
bin arschkriecherisch
herrisch
ich bin nichts und bin alles
was soll`s
 
gaunz leise

gaunz leise schleicht se do
wos wundabores in mei leb`n
und i tät wirkli olles dafür geb`n,
wann de wöt a wengal stülla wah.
maunchmoi san
de schenen dinge jo so nah,
ma heats nur net,
weil olles hoit so laut is heitzutog.
und weil i so wia jeder
hoit mei pinkal trog,
mecht i vasuach`n, daß i leise bin
und mehr auf klane wunder ocht.
damit i`s glick net verpass
und guat schlof in da nocht.
a reg`nbog`n schreit net laut
und a de sterne funkl`n stü.
und wenn i d`wirklichkeit
moi g`spüren wü,
dann muass i inne hoit`n
und dem leben lauschen.
später kinnan ma dann
wieda plausch`n.



Da ich dieses Gedicht bereits in einem deutschen Haiku-Forum veröffentlicht habe wo es alle verstanden haben, übersetze ich das hier mal nicht. Sollte jemand wirklich was nicht verstehen, bitte einfach nachfragen!

Liebe grüße, Sonja
 
d`frau dokta und da herr burgamasta

da doktarin ihr mau
is jetzt burgamasta!

friara hot ma zum burgamasta
der nu kana wor
net herr dokta gsogt,
weil er jo kana wor.
er wor nur da mau
vun da doktarin.

moanst, sog`n d`leit jetzt
zu da frau dokta
"frau burgamasta" ?

komisch is des jetzt scho...
d`frau dokta
und da herr burgamasta...
do gibt`s jetzt wos zum feiern,
in da familie.

vielleicht wird jetzt oa sohn nu pforrer!
und a tochter schuidirektorin!

dann brauchma fia an heimatroman nur nu
in oana familie recherchieren!
 
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