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Kirmes

Ulrike Berkenhoff

Active member
Hier im Forum unter "Ende der Schulzeit " schrieb Wolfgang vom "Round up"
auf der Kirmes. Wäre doch ein schönes Thema: Kirmes - Erinnerungen.
Wir fuhren noch im Autoselbstfahrer "Auto Scooter". Es gab Kasperl-
Theater im Zelt für Eintritt 10 Pf, ich ging gerne hin. Das dollste war die
Raupe, Spiegellabyrinth, Geisterbahn usw. Die Fahrgeschäfte wurden ja
immer rasanter! Schießbude u. Losbude gehörten dazu, Eis und Zuckerwatte.
Wir haben eine Mai und eine Herbstkirmes. Alleine die Bezeichnung ist regional
wohl verschieden: Jahrmarkt, Kirchweih o.a. Finde ich auch interessant
darüber zu hören. Auch bei Schützenfesten gibt es häufig eine kleine Kirmes
vor Ort. Schreibt doch mal dazu! Viele Grüße von Ulrike
 
Hallo Ulrike!

Also hier bei mir in Oberösterreich heißt das in den Landgemeinden "Kirtag" - in der Stadt Steyr (ca. 40.000 Einwohner) gab's den "Steyrer-Markt".
Und da ich erst am Wochenende Erinnerungen über diesen "Steyrer-Markt" gewälzt habe, werd ich einfach die Erinnerungen noch weiter durchkämmen und hier gesammelt deponieren (Warnung: Kann umfangreich werden!!!)

Liebe Grüße
Norbert
 
Außer den Kirchtagen sind bei uns in Kärnten die bekannten alten Märkte Tradition. Darunter zählen der Bleiburger Wiesenmarkt, der St.Veiter Wiesenmarkt, der Ursulamarkt. Neben den Vergnügungen werden hier auch Waren aller Art angeboten.
Bei diesen Märkten und Kirchtagen ist das "Keglscheibn" (kegeln) auf Lehmboden oder hartem Sandboden sehr beliebt. Dabei wird die Kugel mit einer Drehung geworfen und da die Kegel recht weit auseinander stehen, ist es nicht gerade leicht was zu treffen. Da war oft viel Geld im Spiel und so mancher Bauer hat seinen Verkaufserlös seines Ochsen auf der Kegelbahn gelassen. Natürlich wurden von uns Buben immer die Kegel aufgesetzt, und wenn eine Runde vorbei war, wurde ausgezahlt, wobei immer ein kleines oder größeres Taschengeld herausschaute. Dieses Auszahlen der Kegelbuben wird/wurde "loben" genannt. Die bekannten Kirchtagsraufereien dürfen nicht vergessen werden. Da gings rund, wenn die Dorfburschen mit den aus den Nachbarorten aufeinandertrafen :D
 
Nach längerer Zeit nochmal etwas zu diesem Thema:
In der Festschrift eines Schützenvereins, der jetzt 110 Jahre alt ist, fand ich
einen Eintrag: ... die Festwiese bot das jahrmarktähnliche, volksbelebte Bild.
Eßbares und Trinkbares in Fülle. Auch war sonst Gelegenheit genug geboten,
Geld los zu werden. Wer wollte konnte es verschaukeln, verkarusselieren oder
aber auf einen mechanischen Ochsenkopf verklopfen.
Quelle: 1899, Tageszeitung vor Ort
Wie sich unsere Sprache wandelt!
Hier noch ein Gedicht zum Schützenwesen von Hofrat Bährens, der 1765 bis
1833 lebte:
Das Eichenreis am Haupt
Des Schützen, grünbelaubt,
Ist Orden uns!
Fest wie der Eiche Kraft,
Scharf wie der Eiche Saft,
Stark wie der Eiche Schaft
sei unser Bund!
Im Bund sei alles gleich,
Was arm ist oder reich,
Nur schandfrei!
Ein Stand hat keinen Wert,
Wenn er nicht Tugend ehrt,
Und Demut unversehrt
Sein Adel ist!

Ja, so waren unsere Vorfahren!

-Waldkegeln kennen wir auch! In Oberstdorf hat mein Mann (ein guter Kegler)
einmal zum Ärger der Einheimischen einen Pokal geholt (Spaß).

Viele Grüße von Ulrike
 
hallo ulrike!
bei uns nennt man das auch kirtag, und weil unser ort hier so klein ist, wurde früher der halbe ort abgesperrt und die autos mussten einen umweg fahren, damit die "standler" ihre waren die strasse entlang aufstellen und anbieten konnten.
bei uns ist es tradition, daß man mit der oma zum kirtag geht.
als kinder durften wir uns da immer irgendein spielzeug aussuchen, oder was zum anziehen.
große fahrgeschäfte gab es bei uns nie und gibt es auch heute noch nicht. dafür war und ist kein platz bei uns im ort.
aber es gab schaumrollen und kokoskuppeln, flaggen mit popstars drauf, inder, die billige gefälschte markenware verkauften und den üblichen "hirschtalg"-verkäufer der meistens noch schafwoll-sachen verkaufte. dann gab`s die großen unterhosen für die omas und kittelschürzen für die hausfrauen, kinderspielzeug und uhren, sonnenbrillen und gürtel. das übliche zeugs halt.

aber das beste am kirtag war, daß die oma dann am ende immer eine große packung schaumrollen gekauft hat und die haben wir mit nach hause genommen, wo wir dann der mama und dem papa stolz gezeigt haben, was wir uns tolles gekauft haben, und beim kaffeetrinken haben wir die schaumrollen verspeist.

diese tradition hat sich bis heute gehalten, nur daß heute die oma mit dem auto zum kirtag gebracht wird weil sie nicht mehr laufen kann, und wir danach zusammen zu meinem elternhaus fahren, wo wir nun selber schon kaffee trinken, und spielzeug kaufen wir nun den eigenen kindern. :)

alles liebe, sonja
 
Möchte das Thema nochmal aufgreifen: Bei uns ist wieder Oktoberkirmes.
Das alte Sprichwort: Wenn in Schwerte Kirmes ist, regnet es - scheint nicht
mehr zu stimmen. Ein strahlender Herbsttag! - Die Kirmes kommt diesmal sehr
"abgespeckt" daher, viele Schausteller klagen, dass es nicht mehr so
lohnenswert ist. Ich glaube, es gibt inzwischen zu viele "Events" (sagt man so?)
und Konkurrenzveranstaltungen bezw. "Dauerbelustigungen". Eigentlich
schade. Wie sieht es woanders aus? Vielleicht erzählt hier nochmal jemand
über alte Feste und Veränderungen! Natürlich spielt auch die in manchen
Familien leere Geldbörse eine Rolle. Zudem waren erst Herbstferien und es
ist Monatsende. - Haben alle hier die Zeitumstellung schon "verkraftet"?
Gehört nicht zum obigen Thema, ich wollte trotzdem fragen. Nun viele Grüße
von Ulrike
 
Ich war der Zeitumstellung immer positiv gesinnt. Als ich noch berufstätig war, freute mich die Herbstumstellung, weil es doch wieder ein Weilchen heller war am Morgen. Im Sommer liebe ich das lange Tageslicht und in der Früh ist es sowieso hell.
Ganz versteh ich nicht, dass man über Jahrzehnte 2x jährlich über immer das Selbe herumredet, wer dafür und dagegen und was das kostet (warum eigentlich) und die Kühe sind auch verwirrt und halten die Milch zurück. Vermutlich geben sie die abends drauf, behalten können sie sie ja nicht. Natürlich haben die Tiere eine innere Uhr, aber ich glaube, das wird von den Medien gefördert, die brauchen was zum Schreiben. Umfragen sind ja sehr beliebt.
 
Hier in Bayern gibt es die "Allerweltskirchweih", die von den meisten Ortschaften am 3. Sonntag im Oktober gefeiert wird. 1866 wurde sie von der Obrigkeit als gemeinsames Kirchweihfest für alle Gemeinden festgelegt, um die Festivitäten zur Feier der Kirchenweihe zu zentralisieren. In der Oberpfalz und in Franken feiert allerdings nach wie vor jeder Ort seine eigene Kirchweih, meist am Namenstag des örtlichen Kirchenschutzheiligen.

In Augsburg gibt es die Besonderheit einer Stadviertel Kirchweih, - die "Jakober Kirweih". Obwohl dieses Fest, das rund um die Barfüßerkirche in der Jakobervorstadt in Augsburg meist in der letzten Juliwoche gefeiert wird, erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, blickt es auf eine nahezu 1000 jährige Tradition zurück, die in mehreren Quellen belegt ist. So hat sich das Fest aus dem regelmäßigen Treffen der Pilger nach Santiago de Compostela entwickelt, die sich damals bei einer Kapelle am Barfüßertor trafen, um gemeinsam den Jakobsweg zu gehen.

Das Hojeweible denkt an die Jakober Kirweih und sieht das kleine Hojeweible mit Oma und Opa Gans essen gehen, beim Wirt. Sonnige Nachmittage, die bunten Kirweihfahnen im Wind, der Losewagen vom Roten Kreuz, wo das kleine Weible mindestens ein Mal pro Kirweih "freie Auswahl" hatte, ein roter, kandierter Apfel am Stiel, ein Luftballon - den man behalten durfte und nicht, wie am Turamichelestag hat fliegen lassen müssen.
Später dann, mit den eigenen Kindern haben Hojeweibles Mann und das Weible es genauso gehalten, solange die Kinder klein waren.

Jetzt waren wir schon lange nicht mehr dort, warum weiß ich eigentlich gar nicht.
Vielleicht sollten wir zwei mal hingehen, ganz allein. Gans essen, Lose nehmen, kandierte Äpfel kaufen und einen Luftballon, den man behalten darf.
 
Jetzt- wo ich davon höre (bezw. lese)-erinnere ich mich auch an die Rote Kreuz Lotterie. Es war wohl in Dortmund vor der Reinoldikirche, ich nehme an,
während des dortigen Weihnachtsmarktes. - Bei uns gab es immer
"Kirmesbrot", ein ziemlich harter Lebkuchen mit Nüssen (wird , glaube ich,
auch Berliner Brot genannt). Dann einen Liebesapfel (Apfel mit Zuckerummantelung in roter Farbe). - Ulrike
 
Wäre doch ein schönes Thema: Kirmes - Erinnerungen.
Finde ich auch! Und mich wundert, daß nur ganz wenig darüber geschrieben wurde. Das war doch für Kinder etwas Wunderbares – und ist es noch, wie ich immer wieder sehe, wenn ich heute auf Volksfeste gehe und den Kindern (aber auch den Erwachsenen) zuschaue. Das Wort Kirmes = Kirchweih(messe) gab es in unserer evangelischen Gegend übrigens nicht.


Mein erstes Volksfest war vermutlich keins (nach der üblichen Definition). Ich bin schon im Vorschulalter gerne von zuhause weggelaufen (was meist damit endete, daß ich nicht zurückfand und irgendeine freundliche Person mich heulendes Wesen zurückbrachte). Einmal landete ich in einer Kleingartenkolonie. Da sah es sehr bunt aus, da flatterten Girlanden und anderes Papierene (ich kannte ja für alles, was ich sah, noch keine Wörter), es waren viele Leute da, manche tanzten, es ging laut und fröhlich zu, ein (wahrscheinlich ganz kleines) Karussell drehte sich, und ich hörte gesungene Musik, die sich mir unauslöschlich eingeprägt hat: "In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine". Es war sooo schön, es war ein wahres Wunder ... :liab:
Erst als Erwachsene erfuhr ich: In diesen Laubenkolonien war man als Verein organisiert, hatte üblicherweise auch ein Vereinsheim, und ich war in das vermutlich jeden Sommer organisierte Vereinsfest geraten. Die Musik? Da besaß halt jemand einen Plattenspieler, aber vermutlich nur wenige Platten, vielleicht nur diese eine ...

Das nächste war dann ein wirkliches Volksfest – gemessen an dem, was wir uns heute darunter vorstellen, freilich nur klein. Es gab ein Karussell, eine Schiffschaukel und einen Autoscooter, der uns als etwas ganz Unglaubliches erschien. Man muß bedenken, daß wir 1950 kaum mal ein wirkliches Auto sahen. Da saß nun also mein damaliger Schwarm in so einem Auto, lenkte mit einer Hand und hatte den freien Arm lässig über die Autotür gehängt – so supercool (auch wenn es diesen Begriff noch nicht gab), daß mir Elfjähriger vor Bewunderung die Puste wegblieb. :D

Mit zwölf Jahren war ich dann auf dem Viehmarkt in einem hessischen Dorf. An einer Seite des Platzes hinter einer Absperrung standen reihenweise Kühe (denen ich lieber nicht zu nahe kam), an Geflügel erinnere ich mich auch. Davor gab es viele Buden und Tische mit allerlei Waren, die ich vergessen oder gar nicht erst zur Kenntnis genommen habe – gut in Erinnerung sind mir natürlich die Süßigkeiten, aber auch Kettchen, Haarspangen und – als das Zauberhafteste – Chiffontücher. Das Edelste, was ich mir damals vorstellen konnte, waren Stoffe, die so fein waren, daß man hindurchschauen konnte und die einen durchsichtigen Schatten warfen. Ich gab mein Taschengeld für ein dunkelblaues Chiffontuch aus. Man konnte auch Schiffschaukel fahren, aber das war nichts gegen das Wunder dieser Tücher ... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei uns hieß das auch Kirtag und war meist nach einem Heiligen benannt, oft nach dem Kirchenpatron. Sehr bekannt ist z. B. heute noch der Kolomani-Kirtag in Melk. Koloman ist der Stadtheilige und wir – die Gemeindeangestellten – bekamen sogar den Nachmittag frei, um hingehen zu können. Konnte natürlich nur für die mit „normaler“ Arbeitszeit gelten, also deren Dienst von anderen, die Turnusdienst hatten, übernommen wurde. Als Entschädigung brachten wir den so Verhinderten meist etwas vorbei, einen „Kirda“.

In meinem Heimatort war das eine der wenigen Abwechslungen im Jahr. Es gab ihn 2 X im Jahr und er war früher sehr beliebt, weil es doch Waren gab, die man sonst nicht bekam. Es gab schon eine Liste, was die Großmutter kaufen mußte, wenn wieder Kirda ist. Allgemeines Gelächter bei der Jugend verursachten natürlich die Liebestöter, auch „Pumphosen“ genannt. Warme Damenunterhosen, vorzugsweise in rosa, außen glatt, innen rauh und mit Gummiabschluss knapp oberhalb vom Knie. Es gibt in der Fotogalerie so ein Wunderstück, leider kann ich sie nicht finden.
Sehr beliebt waren auch verschiedene Küchengeräte, die ein Marktschreier (das waren die meisten Standler) demonstrierend anbot, meist schon von einem Berg gehobeltem Gemüse und ähnlichem umgeben.
Der Großvater kaufte fast jedes Jahr einen Hut, aber meist beim Kirtag im Nachbardorf. Die Großmutter schlug schon die Hände überm Kopf zusammen und ich hatte den Verdacht, es gäbe da vielleicht eine hübsche Verkäuferin.

An einen der beiden war auch ein Viehmarkt angeschlossen, da war eine Alleeseite gesperrt und dort hingen dann am Geländer, das die Allee umgab, Rinder und Pferde. Stiere mit verbundenen Augen und Springleinen, das waren Seile, die an den Gelenken vorne angebracht waren, so konnte man verhindern, dass einer „durchging“. Den Pferden wurde ins Maul geschaut und ich hab mich immer gewundert, dass die sich das gefallen lassen. Sie mußten auch ein Stück laufen, damit man ihr Temperament sehen konnte.
Der Viehmarkt hat mich jedenfalls immer mehr interessiert, als der Rest.
 
Wie oben geschilderte Waren (Hosen, Küchengerät usw.) gibt es bei uns
an den regelmäßigen Markttagen. Kirmes war Vergnügung(Fahrgeschäfte u. dgl.) u. Süßigkeiten,
natürlich "Bierbuden" ,Würstchenstände, Eis usw. Heuer werden auch
Schmuck, Schals u. einiges angeboten. Pommes u. Crepes haben den
"Türkischen Honig" abgelöst. Schön fand ich immer Kokosnußstückchen,
die durch einen kleinen Wasserbrunnen benetzt wurden. - Schiffschaukel
wurde mir mal schrecklich übel! - Wenn man nachdenkt, kommen viele
Erinnerungen! -Ulrike
 
In meinem Heimatort war das eine der wenigen Abwechslungen im Jahr. Es gab ihn 2 X im Jahr und er war früher sehr beliebt, weil es doch Waren gab, die man sonst nicht bekam.

Der Viehmarkt hat mich jedenfalls immer mehr interessiert, als der Rest.
Der Adorfer Viehmarkt, von dem ich berichtet habe, war für das Dorf das Ereignis des Jahres zu der Zeit, als man noch kein Auto hatte und nur zweimal täglich ein Bus in die nächste Kleinstadt fuhr. Früher, erzählte mein Großvater, habe jeder im Dorf zum Viehmarkt das Fachwerk seines Hauses frisch mit Ochsenblut gestrichen, damit das Haus wieder festlich glänzte; wer das nicht tat, galt als asozial.

Die Waren, die dort angeboten wurden, dürften die gleichen gewesen sein wie auf deinem Markt – es ist schon lustig, wie verschieden sich die Eindrücke zweier Kinder lesen ... Ich war halt ein geborenes Stadtkind ;) und mein Interesse an Tieren, von denen ich annahm, daß sie mich beißen könnten, war sehr gering. :D
 
Ich war halt ein geborenes Stadtkind ;) :D

Die Unterschiede wurden mir auch erst beim ersten Zusammentreffen mit Stadtkindern (siehe Reisen) bewusst, wir waren von anderen Sternen :D.

Ich hab die Schießbuden ganz vergessen, vermutlich weil ich zu klein war, um schon Papierrosen zu bekommen ;). Auch Buden mit aufgestellten Dosen gab es, auf die schoss man mit irgendwelchen Fetzenbällen, die irgendwo hinflogen, nur nicht dort, wo man wollte, vermutlich ein gutes Geschäft für den Betreiber. Was Ulrike "Fahrgeschäfte" nennt, hieß bei uns "Vergnügungspark" mit Schaukeln, Autodrom, Ringelspiel ..., war bei Kirtag etwas abseits des Platzes wegen und auch sehr bescheiden. Richtig hoch her ging es diesbezüglich erst beim jährlichen Parkfest.

Das waren damals alles Sensationen, die man sich heute, wo zu jeder Zeit alles zu haben ist, gar nicht vorstellen kann. In den Städten war das natürlich viel früher der Fall.
 
In den Städten war das natürlich viel früher der Fall.
Im Prinzip ja. Aber die Städte bestanden und bestehen ja aus "City" und Vororten, und früher kam man trotz existierender Verkehrsmittel nur selten aus seinem Viertel raus, und wenn, dann waren das auch schon "Reisen". Mein Wohnort Babelsberg gehörte zu Potsdam, aber dort kannte ich nur den Park von Sanssouci von einigen Sonntagsausflügen. Berlin lag näher, aber davon kannte ich als Kind nur den Markt in Wannsee, der sich dort wegen der Ostzonen-Käufer angesiedelt hatte. Einmal fuhren wir zur Berliner Funkausstellung, des anschließenden Feuerwerks wegen, und das war schrecklich: Das Feuerwerk mit seiner Knallerei empfand ich als Krieg (der seit fünf Jahren vorbei war), und hinterher gab es im Bahnhof im Gedränge eine Massenpanik – sowas zu erleben wünsche ich keinem. ;)

Der langen Rede kurzer Sinn: Wenn es in Berlin zeitlich früher große Rummelplätze gab, so bekam das Babelsberger Vorstadtkind davon doch nichts mit.
 
Ich denke, das könnte so eine sein:

Entschuldige, das hab ich übersehen: ja, das Foto hatte ich gemeint, aber die hier ist schon die Luxusausgabe ;).

Das hörte ich später immer wieder: dass Kinder auch in der Stadt aus ihrem "Grätzel" kaum rauskamen, weil ja auch die Verkehrsmittel Geld kosteten oder schon beide Eltern arbeiten gingen, was auf dem Land ja noch nicht der Fall war - und daher auch die Mutter keine Zeit hatte, mit dem Kind wo hin zu gehen. Abgesehen davon, dass der Alltag schon mühsam und zeitraubend genug war ohne technische Hilfsmittel im Haushalt.

Interessant finde ich auch deine Erzählung vom Feuerwerk. Wie kann ein Kind unterscheiden, dass die Geräusche, welche es mal als schrecklich und lebensbedrohlich erlebt hatte, plötzlich Lust und Vergnügen sein sollten.
 
Das hörte ich später immer wieder: dass Kinder auch in der Stadt aus ihrem "Grätzel" kaum rauskamen ...

Interessant finde ich auch deine Erzählung vom Feuerwerk. Wie kann ein Kind unterscheiden, dass die Geräusche, welche es mal als schrecklich und lebensbedrohlich erlebt hatte, plötzlich Lust und Vergnügen sein sollten.
In einer Stadt wie Berlin ist es immer noch so, daß man nicht Berlin als seinen Wohnort empfindet, sondern seinen "Kiez" – Spandau, Weißensee, Köpenick etc. –, daß man zwar mit der S- und U-Bahn überall hinkommt, das aber als "Staatsaktion" empfindet und nur in Anspruch nimmt, wenn irgendwas Besonderes anliegt. Ich wohnte von 1999 bis 2007 in Berlin-Weißensee und habe keine Ahnung, wo und wann es eigentlich Volksfeste gab, obwohl ich diese Veranstaltungen immer geliebt habe. Dafür habe ich ein Stadtteilfest in Weißensee mit organisiert.

Feuerwerk hat mich noch jahrzehntelang geängstigt. Aber da befand ich mich ja in guter Gesellschaft: Meine armen Katzen kamen immer erst am Neujahrsmorgen vorsichtig wieder unterm Bett hervor. ;)
 
Ich kenne viele Ältere, die kein Feuerwerk lieben, weil die Knallerei sie an den
Krieg erinnert. - Unsere Kirmes endet übrigens auch immer mit einem
Feuerwerk! Auch zum Jahreswechsel wurde diesmal gehörig "herumgeballert".
einige Haustiere verkriechen sich dann ängstlich. Es gibt ja auch "Goldregen"
u.a. schön anzusehender Feuerzauber, der nicht so laut kracht wie
z.B.
Chinaböller. Aber jedem das Seine...
Nochmal zur Kirmes: Zur Eröffnung werden immer Freifahrten unters Volk
gebracht, ein unwahrscheinliches Gedränge u." Gepuffe", ich hasse das.
Besser wäre es, wirklich Bedürftigen diese vorab zukommen zu lassen
(z.B. durchs Jugendamt, Diakonie oder so - was haltet ihr davon, denn
Kirmes ist ein teures Vergnügen geworden u. viele können es sich nicht
erlauben. Mir tut es immer leid, wenn Kinder zusehen müssen, wie andere
aus dem Vollen schöpfen. ) Ich ging übrigens mit 1 DM zur Kirmes, vor
ca. 55 Jahren , nur mal zum Vergleich. Heuer sind 20 Euro an Kaufkraft
weniger - meiner Meinung nach. Was meint ihr? -Ulrike
 
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