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Körperschmuck

Rabenweib

Active member
So, dann mach ich mal den Thread auf, den wir an anderer Stelle schon begonnen haben.
Zum Thema Körperschmuck kann ich sicher einiges beitragen, da ich ja selber 10 Tätowierungen habe und einige Tätowierer und Piercer im Freundeskreis habe.
Wenn jemand zur Tätowierung fragen hat, dann stehe ich gerne zur Verfügung und beantworte, was ich weiß.

Liebe Grüße, Sonja
 
Zuerst möchte ich Hornarum etwas fragen:

Die erste mir bekannte volkskundliche Untersuchung von Tätowierungen in Österreich ist in der Buchreihe "Großstadt-Dokumente" um 1906 erschienen.

Diese 20bändige Buchreihe - in der Regel gleich am Erscheinungstag beschlagnahmt - zählt übrigens zu den seltensten und teuersten deutschsprachigen Büchern...

Oder gibt es noch ältere volkskundliche Untersuchungen zum Thema?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ob es da vor 1904 einschlägige Veröffentlichungen gab, weiß ich nicht. Ich habe mich mit Forschungsgeschichte diesbezüglich kaum beschäftigt, da ich in erster Linie archäologische Befunde mit rezenten Erscheinungen vergleichen möchte. Da erscheinen mir die Arbeiten von Roland Girtler sehr hilfreich.
Zu den Tätowierungen, die weltweit verbreitet sind, ähnlich dem Röntgenstil, gibt es natürlich relativ alte Veröffentlichungen. Ich lese gerade die "Grundzüge der Ethnographie." von Maximilian Perty. Das Buch ist 1859 in Leipzig und Heidelberg erschienen. Auf den Seiten 304 bis 310 wird das Kapitel "Kleidung, Schmückung, Verunstaltung" abgehandelt, so natürlich auch die Tätowierungen.
Tätowierungen (Tatauierungen) sind Bestandteile von Initiationsriten sowohl bei Naturvölkern als auch bei Außenseitern der modernen Gesellschaft. Auch religiöse (christliche) Tätowierungen gibt es oder gab es jedenfalls.
Welchen geistigen Hintergrund heutzutage - wenn man von Außenseitern absieht - Tätowierungen haben, wäre zu hinterfragen.
 
Soviel ich gehört habe, hatte auch Ötzi Tätowierungen, die angeblich Akkupunkturpunkte betrafen und der Heilung dienen sollten? Kann aber nicht sagen, ob das ein Gerücht war oder stimmt.

Ich selbst habe sehr wohl einen geistigen /spirituellen Hintergrund für meine Tätowierungen.
Ich habe jede Tätowierung einem Verbündeten in der Geistwelt "geopfert"- ließ mich also nie aus modischen Gründen tätowieren sondern jede Tätowierung ist einem Geisthelfer gewidmet, der mich begleitet und verbindet mich mit diesem, was mir Kraft gibt und mir hilft.

Liebe Grüße, Sonja
 
Hallo Sonja,

die Tätowierungen von Ötzi habe ich mir eben in meiner Literatur angeschaut. Konrad Spindler, der mit der Thematik Ötzi am besten befasste Archäologe, beschreibt die Tätowierungen im Jahr 1993 so:

"Auf der ockerfarbenen bis bräunlich-schwarzen Haut der Mumie zeichnen sich mehrere Gruppen von Verfärbungen ab (Abb. 5 = siehe Anhang). Am linken Handgelenk lassen sich zwei parallele Streifen erkennen (Farbtaf. VII, 2). Dabei handelt es sich vielleicht um Druckstellen von einer Umschnürung.

Auf dem Rücken - etwa in Höhe der Nieren - sind offenbar zumindest teilweise symmetrisch zur Wirbelsäule vertikal orientierte Strichgruppen eintätowiert (Farbtaf. VII,3). Ähnliche Zeichnungen sind auch auf der linken Wade und verkürzt auf der Außenseite des rechten Fußgelenkes sichtbar. Letztere wurden erst beim Asservieren des Schuhwerks entdeckt. Auf der Innenseite des rechten Knies ist ein Kreuz in dunkelbläulicher Farbe angebracht (Farbtaf. VII, 1). Diese Tätowierungen heben sich lediglich auf den helleren Hautpartien ab.

Sehr wahrscheinlich liegen mehr Zeichen vor, die aber derzeit noch nicht sichtbar gemacht werden konnten. Die blaue Farbe verdeutlicht, daß als Pigment pulverisierte Holzkohle verwendet wurde. Bei dem außerordentlich breiten Motivationsfächer, der zum Anbringen von Tätowierungen nicht nur bei Naturvölkern, sondern selbst unter sozialen Randgruppen unserer hochzivilisierten Gesellschaft führt, läßt sich zur Bedeutung dieses »Körperschmucks« vorerst nichts sagen. Immerhin fällt auf, daß an den den Tätowierungen benachbarten Gelenken altersbedingte Verschleißerscheinungen zu beobachten sind, so daß eine medizinische Indikation erwogen werden darf."
Quelle: Konrad Spindler, Die Gletschermumie vom Ende der Steinzeit aus den Ötztaler Alpen, in: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 39, 1992, Mainz 1993, S. 30 - 31.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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In der Urgeschichte gibt es eine ganze Menge an Belegen, die mit Tätowierungen in Zusammenhang gebracht werden. So gibt es auf steinzeitlichen Plastiken (Altsteinzeit, frühes und mittleres Neolithikum), also aus der Zeit vor dem Ötzi, viele Merkmale, die als Hinweis auf Tätowierungen erklärt werden können. Auch Narbentätowierungen können vermutet werden, jedenfalls kann man Vergleiche mit ähnlichen Erscheinungen bei Naturvölkern anstellen. Mangels schriftlicher Überlieferung bleibt aber die geistige Welt dieser Menschen für uns verschlossen.
 
Sonja
Ärztliche Akkupunktur kann ich mir Vorstellen, das hat etwas mit den Nerven oder sowas zu tun.
Aber was ist der Unterschied zwischen moderner Tätowierung und deiner geisthelfer Tätowierung. Die sind doch aus dem selben Material und für mich gesundheitlich sicher nicht das Beste.
Liebe Grüße Sepp
 
gesundheitlich haben tätowierungen soviel ich weiß keine nachteile, sofern sie unter hygienischen umständen tätowiert wurden. (die gefahr, daß sie sich entzünden ist natürlich bei mangelnder hygiene während der wundheilung gegeben)
die farbe ist nicht schädlich und die haut wird nur in den obersten hautschichten tätowiert, es betrifft also keine nervenbahnen...
der unterschied zwischen meinen und aus modegründen angebrachten tätowierungen beschränkt sich also auf den spirituellen hintergrund.
 
Straßenbahnfahrt gestern in Wien. Der Straßenbahnfahrer, ein uniformierter Mann in mittleren Jahren, mit total tätowierten Armen. Muster nicht ausnehmbar, da Abstand durch die Fahrerkabine zu groß. Jedenfalls sind die Muster professionell tätowiert! Ein Fahrgast, ebenfalls männlich, in mittleren Jahren, trägt sieben Ringe in den Ohren, drei rechts, vier links. Einer der Ringe endet in ein wohl christliches Kreuz. Die sichtbaren Unterarme sind künstlerisch eher unbeholfen tätowiert. Diese laienhaften Tätowierungen stellen nackte Frauenkörper dar. Der Fahrgast wirkt deutlich verwahrlost.
Da eine Befragung nicht tunlich erschien, soll das Thema hier zur Diskussion gestellt werden.
 
Früher sagten die Leute, wenn einer tätowiert war:"Das ist ein Knastbruder." Wir Kinder wußten nicht was sie damit meinten. Später wußten wir es natürlich und haben in Sommer die Leute beobachtet.
Es sind natürlich nur ein paar Prozent, bei denen es zutrifft. Der Rest sind Vorurteile. Aber was man so manchmal sieht,wird es schon übertrieben. Wenn man vor lauter Ringe und Tätowierung von der Haut fast nichts mehr sieht.
So Verstümmeln sollte man unseren schönen Körper nicht, wenn es auch "NUR" die eigene Haut ist.
 
So, ich hab`s getan, ich hab mal alle meine Tätowierungen zusammengeschrieben und zu erklären/ beschreiben versucht, (auch die Motivationen dahinter) und Bilder davon auf meine Homepage gestellt. Ihr könnt euch ab sofort den fertigen Bildbericht ansehen.
Vielleicht erklärt das warum man sowas machen lässt.
Wobei ich ja nicht meine, daß JEDER wirklich einen GRUND hat- sondern viele einfach nach der Mode gehen.
MEINE Motivation erkläre ich jedenfalls hier:

(Admin: externer Link existiert nicht mehr)

Liebe Grüße, Sonja
 
Alle Achtung Sonja
So wie du das machst und beschreibst hat es sicher einen Sinn.
Liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

ich hab mir mal deine Seite angesehen. Bis auf die Wade finde ich alle ausnahmslos optisch gutgelungen und auch was Ihre Aussage betrifft. Die Projektion deiner Gefühle sind für Andere unsichtbar.
Man merkt, daß du voll und ganz zu deinem Erlebnissen stehst. Diese auch zu deuten weist. Du bist selbsbewußt, sensibel für deine Umwelt, hörst aber auch auf deine eigenen Gefühle, kannst diese in Bildern ausdrüken (so daß jeder dich versteht ). Es ist leicht mit dir auszukommen, wenn man nicht mit deinen Gefülen spielt.
Ich glaub auch an die Wiedergeburt.
(Vielleicht sollte man darüber auch mal eine Umfrage machen.)
Ich verarbeite meine Erlebnisse und Gedanken nicht in Tatus, sonder in Fotos/
Bildern und Sinnsprüchen, welche eingerahmt bei mir im Zimmer hängen.
Ein Bild von Martin Luther King.
Sinnsprüche:
Achte auf deine Gedanke, denn Sie werden Worte, Achte auf deine Worte, denn Sie werden Handlungen, Achte auf deine Handlungen , denn sie werden Gewohnheit, Achte auf deine Gewohnheiten denn sie werden dein Charakter, Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Mein Hochzeitsspruch war :
Der beste Prediger ist das Herz, der beste Lehrer die Zeit, das beste Buch die Welt, der beste Freund der Glaube.
( klingt komisch und unverständlich, es spricht vom Leben )

Ich trage meine Tatus an der Wand, weil ich vielleicht nicht den Mut habe, Sie offen Jedem zu zeigen. Aber eins ist uns beiden gleich, das was unsere Tatus ausdrücken, dazu stehen wir auch im Geiste . Das ist Wichtig.

So unterschiedlich sind wir garnicht.
Es gibt positive Tatus ( wie bei den meisten) und es gibt negative Tatus ( Denke mal an die erkennungszeiche irgendwelcher kriminellen Vereinigungen oder die Hakenkreutzfahne an der Wohnzimmerwand )
Erlich gesagt, ich bewundere dich sogar.
Bis demnächst., Lars
Den Indianer mit der fremden Schrift finde ich spitzenmäßig.
 
(Da hat sich doch glatt der Sepp :smi_hellodazwischegemogelt.
Das nächste mal geh ich nicht mehr zwischen durch was essen.)
:smi_prost
 
:)

Achte auf deine Gedanke, denn Sie werden Worte, Achte auf deine Worte, denn Sie werden Handlungen, Achte auf deine Handlungen , denn sie werden Gewohnheit, Achte auf deine Gewohnheiten denn sie werden dein Charakter, Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Dieser Spruch ist aus dem Talmud (nach der jüdischen Bibel - Tanach- die größte Jüdische Schrift)
Ich finde den total gut und hatte ihn auch eine Weile hier neben dem Computer hängen auf einem Zettel aufgeschrieben weil ich ihn irgendwo gehört habe.
Es erinnert mich immer wieder daran, daß alles zusammenhängt und zusammengehört. Es gibt eigentlich nichts, was "extra steht"... Alles ist mit allem verbunden.
(Womit wir wieder beim indianischen Medizinrad wären oder ähnlichen "Lehren")

Meiner Meinung nach gibt es keine postivien oder negativen Tattoos.
Tattoos sind Tattoos. Symbole sind Symbole.
Wir sollten nicht werten, weil wir nie wissen, was dahinter steht, was der Mensch erlebt hat, wie es dazu gekommen ist.
Meistens ist der Ursprung ein Erlebnis, das eben dazu geführt hat. Wird das Erlebnis aufgearbeitet und gelöst, dann ist die Tätowierung nur noch ein Symbol dafür, daß man etwas überwunden hat.

Liebe Grüße, Sonja
 
Hallo Sonja,

nach genaurer überlegung hast du recht.
Mit meinem Satz über positive und negative Tato.
Weil man nicht weiß, mit welchem alter der Betreffende sich hat tätowiren lassen.
jeder hat das Recht seine einstellung zu ändern.
Dadurch das die Tatos so lange halten, ist ein Einstellungswandel optisch nicht ersichtlich.
Alls Negativbeispiel: Wenn sich jemand ein SS zeichen ( als zugehörigkeits-Rangabzeiche )auf die Stirn zeichnet, so das ich, als Mitmensch , Ihm schon freiwillig aus dem Weg gehe (aus Angst konfrontiert zu werden), könnte es sein, das jener schon lange nicht mehr zu dieser Gruppierung gehört und im Grunde total in Ordnund ist.
Man könnte einen guten Freund nicht kennen lernen, weil man sich gefürchtet hat.
Ähnlich , wie bei meiner Bundeswehrzeit mit dem Maschienenbaustudenten und dem Bänker.
Du hast recht und ich hab vielleich nicht genau darüber Nachgedacht.
Grüße an Alle , Lars
 
Lieber Lars, eine heute liebe Freundin von mir erzählte mir, als wir uns kennen lernten, daß sie sich früher immer vor mir gefürchtet hätte, weil ich so arg ausgesehen habe (Haare halbseitig abgeschoren, halbseitig lila gefärbt, tätowiert, schräge Klamotten, usw...)

Eine alte Frau hat mir in einem Cafehaus einmal nachgerufen: "Sowas wie dich hätte man beim Hitler vergast!"
Ich war damals mit meiner Tochter im Kinderwagen unterwegs und ich war so schockiert über diese Aussage, daß ich nichtmal reagieren konnte. (Erst hinterher zu Hause wären mir antworten eingefallen)

Eine andere Freundin arbeitete in einem Geschirrladen am unteren Stadtplatz in Waidhofen/ Ybbs.
Ich besuchte sie dort einmal mit meinem Kind im Kinderwagen. Als ich sie am Nachmittag in ihrer Pause nochmal getroffen habe, erzählte sie mir, daß ihre Chefin mich gesehen hätte als ich im Laden war und die Chefin hätte gesagt: "Das arme Kind, wie kann man so eine Mutter einem Kind zumuten!"

Ein andermal erzählte mir eine Freunin, sie hätte sich nicht getraut mich anzusprechen...

Und auch aus anderen Mündern habe ich ähnliche Dinge zu hören bekommen und das alles nur wegen meinem ÄUSSERLICHEN! (Die kannten mich ja alle gar nicht)

Mittlerweile sehe ich das als guten Schutz vor dummen Menschen.
Wer sich nicht die Mühe macht hinter die Fassade zu schauen und wer sich nicht die Mühe macht, mich kennen zu lernen bevor er urteilt, der hat es gar nicht anders verdient, als nur die Hülle zu sehen zu kriegen.

Ich kann nichtmal eine Fliege erschlagen, gehe jedem Streit aus dem Weg, weine bei traurigen Filmen und tu wirklich keinem was.
Aber viele haben Angst vor mir.
Witzig...

Manchmal denke ich es wäre besser wenn die Leute Angst hätten vor Typen im Anzug und mit Lackschuhen.
Die haben auf dieser Welt schon schlimme Dinge angerichtet. Aber auch das ist eine Verallgemeinerung und ich kenn auch nette Anzugtypen. ;-)

Liebe Grüße, Sonja
 
Hallo Sonja,

.....und dabei sind deine Motive wahre Meisterwerke.
Die Schlange / das Rad auf deine Wade ist eher neutral, weil man schon Inseider sein mußn um daraus etwas zu schließen.
Aber wie du sagst, sind diese Symbole für dich Errinnerrungen an schöne zeiten, oder lebenseinstellung.
Sie gehören Dir.
Ich hätte nie gedacht, das deine eher harmlosen Tatos solche reaktionen bei deinen Mitmenschen herrvorrufen. Die Bilder sind Astrein ( besonders der Indianer ),und sind nicht irgendwelchen Gruppen ( politisch, ....) zuzuordnen .
Im gegenteil der Indieaner hat es mir richtig angetan und unser erstes Gespräch hätte wohl auch über Diesen und der machart stattgefunden.
Ich finde dich Interessant und were Dir auch nicht aus em weggegangen.
Du bist sehr Selbstbewußt und ich muß jetz aufhören, befor ih noch ganz
ins Schwärmen gerate.
Gruß Lars
 
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