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Holzzeichen

gropli

Member
Der Beitrag über die Flösserei hat mich zum Thema „Holzzeichen“ gebracht.

Ein spezielles Problem beim Flössen/Triften/Reisten ist die Vermischung des Holzes. Am Ziel eines solchen Massentransporten wollte jeder Eigentümer natürlich wieder seine Stämme haben. Um das zu ermöglichen mussten die Stämme gekennzeichnet werden. Und zwar so, dass die Kennzeichnung den rauen Transport überstand.

Bei uns im Dorf war es üblich, dass jeder Bürger über ein eigenes Holzzeichen verfügten. Diese Holzzeichen wurde etwa einen halben Meter oberhalb des dickeren Endes des Stammes angebracht. Entweder mit der Axt ein eingekerbt. Oder mit speziellen Hämmern eingeschlagen. Heute sind noch gut 220 solcher Holzzeichen bekannt, früher dürften es einige mehr gewesen sein.


Auf dem Bild habe ich mal mein eigenes Holzzeichen rot eingefärbt. Wer also einen so gekennzeichneten Stamm findet – der gehört mir...


Gruss gropli

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Hallo Gropli,

sehr interessanter Beitrag!

In Vorarlberg spricht man übrigens nicht von "Holzzeichen" sondern von "Schwartenmäler", die als Eigentumszeichen auch Hauszeichen sind.
Zur Bezeichnung des Triftholzes wurden sie zusätzlich zum Schlagmal, das auf der Stirnseite mit der "Schlagaxt" eingeschlagen wurde, mit der Axtschneide in die Schwarte des Holzes gehauen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Auszug aus einem Vertrag zwischen dem oberösterreichischen Religionsfonds und dem Besitzer des Ebenforstes:§14 Abs. A:

... Die Markierung hat, wie nachstehend schematisch dargestellt, zu erfolgen:
a) Markierung der Hölzer des Ebenforstes: (zwei Kerben)
b) Markierung der Hölzer des Religionsfonds: (drei Kerben)

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Kursive Einfügung von mir - siehe beigefügtes Bild

Die Einkerbungen werden an anderer Stelle als "Piques" bezeichnet ....

Sonstige Kerbmuser sind mir (noch) nicht bekannt - da muß ich recherchieren (Irgendwer wird ja nur EINE kerbe gehabt haben?). Kann aber sein daß hier mit wenigen Mustern das Auslagen gefunden wurde, weil riesige Flächen im Besitz z.B. der Lambergischen zu Steyr waren.

Holzige Grüße
Norbert
 

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Hallo Gropli,

hier nun der vollständige Text aus Vorarlberg.
Aus:
Josef Märk, Das Waldeigentum im Vorderland
Die Flözerei auf Frutz und Frödisch, Ein Blick in die Vergangenheit,
Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft 5
Rankweil, im Dezember 1978
S. 68 - 69

"Schwartenmäler sind Eigentumszeichen, auch Hauszeichen. Zur Bezeichnung des Triftholzes wurden sie zusätzlich zum Schlagmal (auf der Stirnseite mit der »Schlagaxt« eingeschlagen) mit der Axtschneide in die Schwarte des Holzblocks gehauen. Wertvollere Blocke wurden zweimal, Brennholz meist nur einmal, jeweils nahe der Stirnseite mit dem Schwartenmal versehen, sodass sie mit dem Schlagmal insgesamt vier Eigentumszeichen trugen. So war auch nach Jahren größte Wahrscheinlichkeit für die Zuweisung des Holzes an den ursprünglichen Eigentümer gegeben. Nicht bezeichnetes Holz verfiel an den Erhalter der Triftanlage.

Das Schwartenmal besteht aus »Blinden« (ohne Kerbe, nur ein Axtstreich), aus »Aushauen« (Kerbe, 2 Axtstreiche), aus »Hauben« (dreieckige Kerbe, 2 Axtstreiche) oder »Platten« (breiter Aushau, 2 Streiche). Die einzelnen Zeichen können aufrecht, schräg links oder rechts oder auch kreuzförmig angebracht sein und erfordern zweifellos beachtliche Übung in der Führung der Axt.

Als Hauszeichen wird das Schwartenmal mit einem Stemmeisen in allerlei Gerätschaften (Werkzeugstiele, Sensenwörbe, in Hobel, Gelten, Geißelstiele, hölzerne Mostflaschen, Wögle zum Anspannen der Pferde usw.) eingekerbt oder mit der Feile an Zangen, Bissen, Guntel, Trölhaken o. ä. angebracht. In Sulz, Röthis und Viktorsberg hatte jedes alte Haus sein bestimmtes Zeichen, in Rankweil sind die Schwartenmäler leider nur noch wenigen Nachkommen alter Holzflözer bekannt.

Diese »Schrift der geraden Linien« erinnert an die germanischen Runen und stammt aus uralter Zeit. Beim Generationswechsel wurden die Zeichen manchmal erweitert. Jeder »haushäbliche« Sohn bekam einen Zusatz zum Male des Vaters. Früher galten diese Zeichen auch als Unterschrift unter Urkunden und Dokumenten, man verwendete sie auch zur Bezeichnung des Weideviehs."


Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Hallo Gropli,

ich sehe gerade, dass auch das Kapitel "Ausländung" aus oben genannter Quelle, sehr gut zum Thema passt:

"Die Ausländung

Nach der Trift musste der Ländplatz = Rechenhof so rasch als möglich vom angeschwemmten Holz entleert werden, um jeder Gefahr vor Hochwässern vorzubeugen und Platz für weiteres Holz zu schaffen. Zu diesem Zweck wurde das Holz mit Fuhrwerk, selten mit Rollbahn auf den eigentlichen Holzplatz ausgeführt. In Sulz verwendete man meistens Rollwagen. Das war eine mühsame Arbeit, denn das wasserschwere Holz musste größtenteils mit Muskelkraft auf Leiterwagen geladen werden und Ungeziefer plagte die schweißnassen Leute und Pferde.

Eine Partie sortierte das Holz nach Schlag- und Schwartenmal, welche die Besitzzeichen für die einzelnen Holzeigentümer darstellen. Die andere Partie führte das sortierte Holz auf die von jedem Holzbesitzer, meist Holzhändler, gepachteten Plätze am gemeindeeigenen Holzplatz, welcher mit annähernd 100 Walnussbäumen bestanden und von etlichen Straßen durchzogen war. Der Holzeigentümer hatte für das ordnungsgemäße Aufschichten des Holzes in 1 oder 2 m hohe Biegen zu sorgen, wo es von den Waldhirten zwecks Verrechnung der Trift- und Ausfuhrkosten gemessen wurde.

Alles Holz, ob Müsel oder Hauen, musste auf beiden Stirnseiten mit einem Besitzzeichen, dem Schlagmal, versehen sein. Dieses bestand aus einem Buchstaben, einer Nummer oder einem anderen Zeichen (z. B. Anker, Kreuz, Kreis o. ä.) und wurde mit einer Schlagaxt oder einem Schlagbeil eingehauen, bevor das Holz zu Wasser kam. Darüber hinaus war alles Holz mindestens einmal, wertvolleres Holz zweimal mit einem Schwartenmal gekennzeichnet, welches mit der Axtschneide seitlich eingehauen war und ein genormtes Besitzzeichen darstellte. Jeder Holzeigentümer verfügte über ein anderes Zeichen. In Sulz, Röthis und Viktorsberg hatte sogar jedes Haus ein eigenes Zeichen, was vermutlich aus der Zeit stammt, als jeder Spältenbürger sein Holzlos selbst nutzte und flözte. Diese »Schwartenmäler« galten als Haus- und Besitzzeichen und wurden auch auf mancherlei Werkzeug angebracht. Mit Hilfe dieser Schlag- und Schwartenmäler konnte praktisch jedes Holzstück identifiziert werden, auch wenn es jahrelang im Bachbett lag oder eingesandet war, oft 10 Jahre und mehr. Dabei blieb das Holz meistens frisch und voll gebrauchsfähig, sogar für Schindeler und Schreiner. Denn im feuchten Untergrund kam keine Fäulnis dazu.

Das Ausführen des Holzes von der Lände auf den Holzplatz wurde im Absteigerungswege pro rm vergeben, wobei in den Dreißigerjahren buchstäblich um jeden Groschen gefeilscht wurde. Zwar hätten die Holzhändler ihr Holz am Lagerplatz gerne sehr dicht aufgeschichtet, um weniger Trift- und Fuhrlöhne und weniger Platzgebühr zahlen zu müssen. Aber dann hätten sie auch weniger Holz zum Verkauf gehabt. Wenn die Gemeinde »Regieholz« flözte, also unverkauftes Holz für die Abgabe an die Nutzungsberechtigten, wurde es sogleich in die sogen. Holzplatzklafter zu 2, 3 oder 4 rm, je nach der verfügbaren Menge, aufgeschichtet und fallweise an die Spältenbürger verlost. Lediglich wertvolles Nutzholz wurde aussortiert und verkauft. Die Holzhändler dagegen haben das Holz gut sortiert und entsprechend verwertet. Brennholz haben sie meistens gespalten, gern sehr klein in feine Spalten, denn so bekam man aus 5 rm Rundlingen 6 rm Spalten heraus, die pro rm ja gleich viel wert waren, aber »leichter austrockneten«, weil sie mehr Luft enthielten.

Buchenholz wurde natürlich auch getriftet, das Triftkalo, also der Verlust, war aber größer wegen seiner Schwere. Es wurde viel leichter eingesandet. Auch Weißtannenholz ist merklich schwerer als Fichte. Wenn nicht gerade Hochwasser eintrat, blieb der Verlust beim Nadelholz in mäßigen Grenzen, sicher unter 10 %. Auch der Qualitätsverlust infolge Zerschlagen der Stirnseiten oder Zersplittern war trotz der rauhen Triftstrecke mit zahllosen Wasserfällen nicht abnormal hoch. Auf
eine harte Geduldsprobe wurden die Holzhändler gestellt, wenn sie jahrelang warten mußten, bis alles Holz eines Einwurfes am Land war. Als Stockkäufer mussten sie ja Holz und Arbeiter bezahlen, bevor das Holz überhaupt im Wasser war. Es kam aber auch vor, dass die Holzer »ein Paar Schuhe brauchten«, bis sie den Rest des Lohnes erhielten.

Neben dem gezeichneten Holz kam auch viel Wildholz an, das sogenannte »Floßholz«. Was nicht mit einem Besitzzeichen versehen war, gehörte der Gemeinde als Erhalterin der Anlagen. Sie versteigerte das Floßholz am Ländplatz allwöchentlich in zahlreichen Haufen. Da gab es oft ein arges Gedränge und die Käufer scharrten auch kleine Aststücke aus dem Sand und Kies heraus. So sparsam war man damals. Waren Stöcke im Haufen, stieg dessen Preis beachtlich. Zu solchen Zeiten waren die Waldhirten fast nur noch »Holzplatzhirten«. Erst wenn der Ländplatz geräumt war, wurde das Klaubholzsammeln freigegeben. Selbst das Wildholz im Tobel drin war nicht frei, was besonders die »Zwöschetwässsler« ärgerte, denen ja das andere Frutzufer im Tobel drin gehörte.

Die Arbeiterpartien am brütendheißen Land- und Holzplatz bekamen natürlich bei der schweren Arbeit Durst. Kübelweise wurde Most geholt in meines Vaters Keller, manche steuerten ein Fass Bier bei. Und auch die Waldhirten im moosgrünen Lodenhäß tranken manche »Faßtuga« hinunter. Es soll ihnen heute noch wohlbekommen, dem Mattaias und dem Michel."
(Quelle: Josef Märk, Das Waldeigentum im Vorderland, Rankweil 1978, S. 70 - 73)

Bild im Anhang: Der Rankweiler Ländplatz mit Rechen und Muntliger Steg.


Wolfgang (SAGEN.at)
 

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