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Holundermadonna

Ulrike Berkenhoff

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Die Holundermadonna von Methler
Aus den verwitterten Steinquadern, aus denen die Nordseite der uralten,
ehrwürdigen Margarethenkirche des Kirchspieldorfes Methler gefügt ist,
sproß ein starker Holunderbusch. Immer wieder war der Versuch gemacht
worden, ihn zu beseitigen, da man fürchtete, die Wurzeln könnten die Steine
auseinandersprengen, zumal der grünliche Bausandstein nicht gerade zum
festesten gehörte. Aber alles war vergeblich. Der Holunderstrauch schlug
immer wieder aus und wuchs.
Mit dem Holunderstrauch soll es folgende Bewandtnis haben:
Es geschah zur Zeit, als die Reformation auch in Methler Fuß zu fassen
begann. Die Geschichtsschreiber legen das Aufkommen des neuen
Bekenntnisses für Methler in die Jahre zwischen 1560 und 1570. Damals muß
es wohl gewesen sein, wie die alten Methleraner erzählten, daß der Beschluß
gefaßt wurde , voller Glaubenseifer zu entfernen, was an die früheren Zeiten
erinnerte. Auf dem größten Hofe des Ortes wurden alle Heiligenbilder, deren
man habhaft werden konnte, auf einen Haufen geworfen und angesteckt.
Darunter war auch ein altes Bild der Gottesmutter, das die Bilderstürmer
jedoch nicht zum Brennen bringen konnten. Als sich alle eifernde Mühe als
vergeblich herausstellte, sahen die Leute darin einen Fingerzeig des Himmels.
Sie holten das Bild aus der Asche und mauerten es in die nördliche
Kirchenwand ein. Es dauerte nicht lange, bis an dieser Stelle ein
Holunderstrauch aus den Gesteinsfugen zu sprießen begann, der nicht
vertilgt werden konnte und dem deswegen Wunderbares zugeschrieben
wurde.
Abgeschrieben aus: Palme, H. u. G.: Sagen vom Hellweg. Schwerte 1987 .
Der Hollunder soll erst 1897 bei Restaurierungsarbeiten beseitigt worden sein!
Diese Legende finde ich schön u. interessant! Ulrike
 
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Holunder einst der Todes- und Fruchtbarkeitsgöttin Holda, Frau Holle, Perchta geweiht war, die in vielen Fällen durch die christlichen Maria überdeckt wurde.

Sproß hier das alte heidnische Symbol immer wieder aus der christlichen Steinsetzung hervor?

Grüße in den Norden

Klaus
 
Hallo,

unter dem Holunderbusch verschwinden die Zwerge in der Erde.

Der Holunder zeigt die drei Farben Weiss, Rot und Schwarz. Die weisse Blüte steht für das neue, noch unreife Leben, für das Frühjahr. Die Beeren werden zuerst rot und zeigen die Zeit des Reifens, den Sommer. Am Ende sind sie Schwarz und deuten auf den Herbst/Winter und den zyklischen Tod im Jahreskreislauf der Natur.

Jedes Teil des Holunders, ob Wurzel, Rinde, Blätter, Blüten oder Früchte besitzt Heilkraft.

Man sagt, unter einem Holunder soll man sich nicht schlafen legen, es könnte passieren, dass man nicht mehr wieder aufwacht...

Grüße,
Dieter
 
Hallo Ulrike,

da hast du ein schönes Thema angeschnitten!

Ich habe Holunder (Holer, Holler) immer in meine "Hocherzufrauenblumen" (in dem Falle ein kleiner Blütenkorb am 15. August) mit hineingetan. Es hat mir besonders gefallen von einer Pflanze zugleich Blüten und Fruchtstände verwenden zu können.

Zum Holunder heißts im Aberglauben, dass der Holunderstrauch jedem Hof Glück bringe und daher nicht umgehauen werden darf.

Die tiefdunkel lila farbenen Beeren sind sehr farbecht und daher ist der Holunder bei Apfelplantagen nicht gern gesehen. Die Vögel fressen die Beeren und wenn sie beim Koten die Äpfel treffen verfärbt sich die Apfelschale und sind nicht mehr zu verkaufen...

Neben Holsersaft im Frühjahr koche ich auch gerne Holsersulz (siehe Rezepte), an Holersekt habe ich mich noch nicht gewagt, da ich zu viele abschreckende Erzählungen dazu kenne *lach

Berit
 
Ringa, Ringa, Rei(h)a,
Samma unsa Dreia
Sitz ma unterm Hollerbusch
Mach ma alle husch, husch, husch.

DE:
Ringel, Ringelreihen
Sind wir unser Dreien
Sitzen unterm Hollerbusch (Holunderstrauch)
Machen wir alle husch-husch-husch.

Holler führt zu Frau Holle und Frau Bercht, diese wieder führt zu den Drei Bethen (Ambeth, Wilbeth, Borbeth) ...

Obiger Kinderreim, den meine große Schwester uns während des Ringelreihens vorsagte und uns lehrte, uns am Ende hinzuhocken, bewahrt vielleicht noch ursprüngliches Wissen über die drei Bethen, die (be)schützende, heilende Wirkung des Hollers (oder der Frau Holle?), den gemeinsamen "magischen" Kreis - denn die Anzahl der Kinder im Reigen war anscheinend egal - alle durften mitmachen, die da waren ....

Liebe Grüße aus dem Steyrtal
Norbert
 
Natürlich kann man in der Suchfunktion von SAGEN.at "Holunder" (Sambucus nigra) eingeben und selber nachforschen, aber auf zwei, drei Texte möchte ich gezielt hinweisen:

der Holunder wird unter den Wunderbäumen aufgelistet

http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/schleswig_holstein/wunderbaeume.html

oder auch als Äquivalent zum Birnbaum auf dem Walserfeld bezeichnet

http://www.sagen.at/doku/sagenpflanzen/heldenblumen.html

Die Wiener "beuteln die Kinder vom Hollerbusch herab"

http://www.sagen.at/doku/zauberpflanzen/s.html

und natürlich geht so manche Sage auf diese vielfältige Pflanze ein, wie in diesem Beispiel aus der Schweiz

http://www.sagen.at/texte/sagen/schweiz/allgemein/nachttanz_schallberg.html

Berit
 
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