• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

hocken - hucken

Hermann Maurer

Active member
In Niederösterreich und Wien ist der Ausdruck "hocken" (für sitzen) gebräuchlich.
In der Gegend von St. Pölten ist mir die Variante "hucken" mehrmals untergekommen. Ist diese auch sonst wo im niederösterreichischen Raum üblich und kennt wer dazu die Hintergründe?
 
Kleine Anmerkung dazu: es gibt bei uns ein Gericht welches "Potthucke"
heißt (Rezept im Internet). Ansonsten kenne ich Hocker (Sitzmöbel).
Ersteres soll bedeuten: Was im Topf hockt. Also gibt es auch hier bei uns
hucken oder hocken. Viele Grüße von Ulrike
 
In meiner Kindheit war hucken gebräuchlich - die Gegend (nördl. Mostviertel) kann man im weitesten Sinn als St. Pölten-Nähe sehen. Ich dachte immer, Hocken wäre das veredelte Hucken, den dies galt als tiefster Dialekt und wies einem sofort als G´scherte aus. Ich hab in dem Buch "Highurcht und aufgschriebm" über die NÖ Mundart nachgeschaut, aber leider steht da auch nur: hocken, sitzen. Nachdem man das "Huckepack" als unser "Buglkraxn trag´n" kennt, wäre es vielleicht naheliegend, dass das von Hucke -> Rücken kommt, also am verlängerten Rücken sich niederlassen. Die Wurzel der Hucke müsste man dann auch noch erfahren.
 
Aus meiner Kindheit:
"Huck di her da" war bei uns ein normaler Ausdruck für "dazusetzen", also "hucken" = sitzen.
"Huck di nieda da" war aber auch noch vor wenigen Jahren als Aufforderung zum hinzusetzen im Wirtshaus im bäuerlichen Umfeld zu hören - vielleicht auch noch jetzt.
"hihock'n" war die Aufforderung, in die Hocke zu gehen, als gleiche (anstrengende) Ausganggansposition für diverse Wettlaufspiele ... gemein war, wenn der Startbefehl spät erfolgte, da krachten die Gelenke dann schon ordentlich beim Aufspringen ...
"hi'hoggerln" war die verniedlichte Aufforderung für kleine Mädchen um ihre "kleine" Notdurft am Wegrand bei einem Busch zu verrichten.

Die alte Formulierung "die Hucke vollhauen" kenn' ich aus Frankfurt am Main im Jahr 1965. Hierbei ist wohl eindeutig der Rücken als Hucke erkenntlich ...

LG Norbert
 
bei uns sagt man auch "huck`n"

"wannst miad bist muasst di niedahuck`n"

"mogst di a wengal herhuck`n zu mir?"

"kannst di auffi huck`n am bam, waunnst lästig bist"!

"huck di ummi zum nochban"

(allerdings muss ich gestehen, daß ich in Gegenwart meines Jüngsten versuche zu vermeiden, HUCK`n" zu sagen, damit er es nicht so lernt, weil es doch etwas "derb" klingt. Meine Mama schimpft mich immer, wenn ich sage: "Huck di nieda!")

Liebe Grüße, Sonja (Opponitz, Mostviertel)
 
Warum soll Huck`n ein derbes Wort sein. Schade um die vielen schönen Dialekte, die es in Österreich gibt oder leider gab und nur noch von ein paar Leuten gepflegt werden, in Form von Gedichten. Unsere Sprache ist sowieso schon ein Kauderwelsch,die viele Alten garnicht mehr verstehen. Was man Heute für Wörter erfindet (Englischdeutsch) sage ich immer, da schütteln sogar die Engländer den Kopf, weil es solche Wörter im Englischen gar nicht gibt
Ein Beispiel beim Weissensee. Was hatten sie vor ca. 25 Jahre für einen herrlichen Dialekt.( Bei uns bam See gaht de Sun auf wia Zane) Die Urigen sterben leider aus und zurück bleibt leider ein Kauderwelsch.
Aber es muß ja so sein, wenn man den Kindern den Dialekt abspricht. ( Am meisten haben die Medien daran schult.)
Liebe Grüße
 
Das stimmt.
Es ist ganz normal, wenn eine Freundin erzählt:

"Heit hob i gegoogelt, wos a Hirschkäfer is"- dann ist das ganz normal geworden.

Manchmal höre ich auch: "Heit hob i wen ge-addet" (mich mit wem auf Facebook angefreundet)

Oder ähnliches...

Da denk ich auch immer, daß man sowas gar nicht sagen sollte...
 
bei uns sagt man auch "huck`n"
"... niedahuck`n"
"... herhuck`n"
"... auffi huck`n "
- bei uns im Oberpinzgau genauso!
Und auch sonst ein viel verwendetes Wort:
Tean ma an Hucka - setzen wir uns zusammen (zum Ratschen und event. etwas Trinken)
Einer, der gern im Gasthaus sitzen bleibt, is "a Hucka",
ein Kuchen, der im Rohr nicht aufgeht, "is huckn bliem",
ein Schüler, der eine Klasse wiederholen musste, war "a Hucknbleiber",
ein Wortklauber ist jemand, der einem bei jedem Wort "aufhuckt".

hocken heißt bei uns "knåschzn" ;) (Ich glaube, das ist auch so ein Wort, für das es keine 1:1-Übersetzung gibt.

allerdings muss ich gestehen, daß ich in Gegenwart meines Jüngsten versuche zu vermeiden, HUCK`n" zu sagen, damit er es nicht so lernt, weil es doch etwas "derb" klingt.
Liebe Sonja,
lass deinem Kind den Dialekt!
"Huckn" ist nicht derb, es ist ein anderes Wort für sitzen, sonst nix! Du kannst ihm ja das deutsche Wort dazu sagen.
Dialekte sind eigene Sprachen, die zu verschwinden drohen, wenn wir sie nicht an die Kinder weitergeben; genaugenommen wachsen Kinder Gegenden, wo Dialekt gesprochen wird, zweisprachig auf. Der Unterschied zwischen Deutsch und Holländisch ist nicht viel größer als zwischen D und Pinzgauerisch, eine andere Richtung halt.

Dialekte sind außerdem eine große Bereicherung in der Sprachenlandschaft, viele Dinge kann man in Deutsch gar nicht so differenziert ausdrücken wie im Dialekt, weil es ganz einfach keine Übersetzungen dazu gibt.

Besser Dialekt als "Denglisch" -
meint Leni, die auch in der Schule viel Dialekt gesprochen hat, und kein Kind hatte einen Nachteil daraus, im Gegenteil - aber das ist eine andere Geschichte....:)
 
Ich bin wirklich froh, dass das jetzt anders ist, man sammelt auch alte Worte und es gibt immer wieder irgendwo Aufrufe, Vergessenes mitzuteilen. Meine Freundin stammt aus Ternitz (südl. von Wien) und wir sprechen oft über längst nicht mehr gebräuchliche Ausdrücke und auch die Unterschiede, die es innerhalb eines Bundeslandes gibt.
Das war nicht immer so, ich erinnere mich an Situationen, wo ich in das kleinste Mäuseloch gepasst hätte, wär es nur da gewesen. Mit 14 war von einer Schule Praktikum zu machen bei einer Familie. In St. Pölten. Da machte ich die Großmutter aufmerksam, dass der "Oafrogner" vor der Tür steht. Mehr hab ich nicht gebraucht, ich soll mal reden lernen, schließlich bin ich jetzt in der Stadt. Natürlich konnte ich reden, hab auch immer viel gelesen, aber diese Figur kam dort nicht vor! Einmal bin ich in Wien in die Straßenbahn eingestiegen, was ich der Schaffnerin antwortete, weiß ich nicht mehr, aber dass die lauthals "Jessas, a G´scherte" schrie, dass alles geschaut hat, vergess ich nie.
Ich muss auch Stanze recht geben: es entwickelt sich inzwischen ein neuer Dialekt, der aus den Medien kommt. Hab schon angefangen zu sammeln, wie sich Manches, was man da hört, schreiben könnte :headscrat.
Ich glaube, neue Worte wie gugln sind o.k., man kann auch nochschaun sagen, aber da gibt´ schon wieder eine Menge Möglichkeiten...
 
Wahre Worte hör' ich da .... ;-)

Fazit:

"Unser" Dialekt gehört gepflegt und angewendet = gesprochen solange WIR leben, weitergegeben solange WIR leben!
Aber: Sprache hat sich immer verändert und verändert sich laufend, sich dagegen stemmen hilft nicht ...
Und: Worte werden in Vergessenheit geraten, auch wenn sie aufgeschrieben wurden - das ist der Lauf der (vieler) Dinge ...
Außerdem: Die Mundartsendungen im Radio mag ich so gar nicht gerne, weil's oft zum gekünstelten "Mikrofondialekt" wird, als Konzession an die notwendige hörfunkgerechte Aussprache ...
D'rum: Red' ma, wia da Schnawi g'wax'n is' von Mensch zu Mensch und gugl'n ma, wann's Notwendi' is' von PC zu PC!

Mit an guat'n oberösterreichischen
Pfüat enk ;-)
Norbert
 
Hier eine Kleine Episode unseres Ober Drautaler Dialekt`s.
Ich schreibe es so, wie ich es spreche.

Kiem Korl, huck de her zun Hons und zua mia.Reid ma grot von de olt`n Zeit`n.
Homa grot greit von unsara Schualzeit.
Wos epa aus dera, wia hast`se, de wos ollwei dreingschaut hot wia zen Tog Reignwetta.
Ah, dos is de Ilse, homa imma xog:
Ilse kana willse, donn hot`s glei blitzt a glei.
Hons, wos sogst`n du.
I was a nit.
De hot jo mit`n linkn Aug ins rechte Leibltaschl gschaug.
Oba i glab, de is schon gstorm, als Jungfrau.
Da Spruch is nehmlich wohr worn.

Wenn die Übersetzung erwünscht wird? Ist kein Proplem.
Der Dialekt verschwindet auch schön langsam. Schade
 
*lach* nur keine Angst, der Kärntner Dialekt verschwindet net so schnell ... vor einiger Zeit bin i beim Wirt in Irschen (Kräuterdorf) gesessen (g'huckt) und hab gegessen. Am Nebentisch haben ein paar Senioren (Altbauern) Karten gespielt - und ich schwörs: KEIN WORT hab i verstanden! NIX, GAR NIX!
Und auf der Feldnerhütte isses mir genau so gegangen - am Nebentisch fünf Personen und NIX hab i verstanden.
Aber wie's in Kärnten so is', wenn mehr als zwei beisammen sitzen wird glei' g'sungen - nach ein paar prüfenden Blicken auf den "Fremden" habens losg'legt mit der "Mölltall-Leiten". Gut, des versteht man - und außerdem kenn i den Text. Dann bin ich aufmerksam geworden, weil sie über mich geredet haben - aber wieder: NIX verstanden. Dann hat einer - etra verständlich - gefragt, ob ich auch singe, weil ich so aufmerksam zug'hört hab ... da hab ich den Kopf geschüttelt und meine Mundharmonika gezückt die ich nicht so schlecht spiele und hab "La Montanara" als Solo gespielt! Dann das erlösende "huck uuma doo, Du g'hersch zu uns" ...
Und bis weit in der Früh hab ich meine Lektionen in Kärntnerisch gelernt, dass mir hören und sehen vergangen sind ....
Aber seitdem weiß i wenigstens was ein "Oaschtafleisch" ist, wie man's macht und .... ich bin begeistert!
Übrigens wär ich gespannt auf DEIN Oaschtafleisch-Rezept, @Stanze!

Hoch die Dialekte "auf da Sunnaseit'n"
Norbert
 
Als Waldviertler kenn ich den Kärntner Dialekt nicht! Würde mich daher interessieren, was das *lach* in der deutschen Umgangssprache bedeutet. Das haben wir hier nicht!
 
Ist es eine große Bildungslücke, wenn man "loooool" nicht kennt? Also ich hab kein Problem damit, mich als "hintermmondelig" zu outen, find es auch ganz witzig und die Deutschausgabe der verbalisierten Körpersprache versteh ich schon. Allein - sie will mir nicht in den Tabulator. Dafür verwende ich gern Smileys, um nicht ganz missverstanden zu werden. Denn wenn sich grins, lach und Co mal etabliert haben, gibt es Missverständnisse: da steht kein "grins", waaass?? Die grinst nicht???? Also die meint das toternst!!!! "Grrrrrrrrr"!!!
Deshalb sag ich bei der Gelegenheit mal: ich hab Humor, will auch mit Konter nie kritisieren, lese gern zwischen den Zeilen (eine antiquierte Methode, ich weiß) und finde unsere Sprache vielfältig genug, um sich ausdrücken zu können. Aber die Botschaft entsteht beim Empfänger, das ist das Problem.
 
Diese "lol"s haben ihren Ursprung in der Zeit als "Smileys" noch weitgehend unbekannt waren oder nur schwer "einzubinden" in den Text.
Überhaupt sind wir "alten Hasen der EDV" oft gar nicht glücklich über den Einsatz der Maus, mittels derer Smileys oder Grafiken anzuklicken sind - und daher wählen wir bei uns geläufigen EDV-Programmen (oder Texteingaben) lieber - weil schneller - eben die Tastatureingabe. Die Maus zwingt uns immer wieder, das Tastenfeld zu verlassen, wegzugreifen, und auf der Tastatur dann nach erfolgter Klickerei die Finger neu zu positionieren (dafür sind übrigens die erhabenen Striche oder Punkte auf den Tasten "F" und "J" ... da gehören die Zeigefinger hin!).
Dass Internetkommuniation immer ein Mißverständnispotential birgt, ist normal - drum: Es geht nix über Kommunikation von Mensch zu Mensch - aber per Sprache im Gegenüberstehen ...

So sah z.B. mal die Nachricht für "bin auf Zigarettenpause" aus:
(____________________((((((((()

mal schaun ob ich noch altes diesbezügliches Material finde .... könnte ein interesantes Thema sein ...

Um beim Thema zu bleiben: Ein Symbol für "herhuck'n" kenne ich übrigens nicht ;-)

LieGrü
Norbert
 
Zurück
Oben