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Freies Obst

althea

Member
Hallo Forum,

die Sache mit Guerrilla Gardening brachte mich wieder auf die Obstallmende; auf der Webpage Mundraub.org können frei zu erntende Obstbäume und -sträucher eingetragen werden.

Hier eine kurze Eigenvorstellung der "Mundräuber":

mundraub.org ist eine Plattform für Obstallmende. Sie verfolgt das Ziel, in Vergessenheit geratene Früchte der Kulturlandschaft im öffentlichen Raum wieder in die Wahrnehmung zu rücken und in Wert zu setzen, um sie als Teil unserer Kulturlandschaft und der Biodiversität dauerhaft zu erhalten.

Die Fundstellen können von den Nutzern auf einer interaktiven Karte im Internet eingetragen und abgerufen werden. mundraub.org wird die Plattform Stück für Stück so weiter entwickeln, dass sich die unternehmerische Kraft einer Community entfalten kann und somit stärkere regionale Bezüge ermöglichen.

Vielleicht habt ihr ja auch einen Baum, den ihr der Allgemeinheit zur Verfügung stellen könnt? :)

Liebe Grüsse
althea
 
Hallo Althea,

ich habe auch unlängst in den Medien von diesem Projekt gelesen. Allerdings stehe ich dieser Idee sehr kritisch bzw. eigentlich negativ gegenüber.

Jeder Baum gehört jemanden, in der Regel einem Bauern. Es gibt in Mitteleuropa (im Gegensatz zur USA) kein "Public domain" oder eine ähnliche rechtliche Regelung.

Also liegt hier in jedem Fall zweifellos Obstdiebstahl vor, die entsprechende oben zitierte Webseite erfüllt ebenso zweifellos den Tatbestand von Organisation von Kriminalität. Obstdiebstahl ist und bleibt ein strafrechtlich relevantes Delikt!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Meine Oma erzählt heute noch (nachdem der Opa längst gestorben ist) folgende Geschichte:

Der Opa war Holzknecht und als er einmal auf dem Weg nach Hause war, kam er an einem Apfelbaum vorbei und auf dem Gehweg lagen einige Äpfel die heruntergefallen waren.
Im vorübergehen nahm er sich einen dieser Äpfel und ass ihn, wurde dabei aber vom Bauern gesehen.
Der erzählte Tags darauf im Dorf herum, dass mein Opa ein Obstdieb wäre und Äpfel stehelen würde.
Meine Oma hat das damals so wütend gemacht, (sie verteidigte ihre Familie immer wie eine Löwin) dass sie im Geschäft Äpfel kaufen ging und diese in den Kinderwagen legte, wo damals mein Papa als kleines Kind drin lag.
Mit dem Kinderwagen ist sie dann ins Dorfwirtshaus und hat den Bauern vor allen Leuten in der Gaststube beschimpft und ihm gesagt, dass sie kein böses Wort mehr über den Opa hören wolle! Die Äpfel hat sie ihm dann auf den Tisch geschmissen und ist stolzen Hauptes wieder nach Hause marschiert mit dem Kinderwagen. *kicher*

Alles Liebe, Sonja
 
Mundraub finde ich als ein blödes Wort.
Diebstahl, nur weil man einen Apfel oder irgend ein Opst von einen Baum nimmt und isst und dann angezeigt wird, finde ich des Menschen unwürdig.
In einer Zeit, wo Tonnenweise Opst weg geschmissen werden und verfaulen von einen Diebstahl zureden, wenn einer einen Apfel nimmt, ist wohl das Dümmste was man tut.
Ich bin froh das wir in Greifenburg leben. Bei uns heißt es,ein Opst, was über den Zaun hängt kann jeder essen, was ich auch tue. Sie bringen dann eher einen Sack, damit du noch mehr mitnehmen kannst, weil sie sonst eh verfaulen.

Mensch, wie weit bist DU gesunken?
 
Stanze da stimme ich Dir nicht zu!

Wenn an einem besser frequentierten Wanderweg jeder Wanderer auch nur einen Apfel vom Baum reißt, kommt da bis zur Apfelernte ganz schön einiges zusammen...

Schlimmer ergeht es jedoch den Bauern die ihre Felder unmittelbar um urbane Bereiche haben. Ich beobachte beim Radfahren regelmäßig, wie zu diesen Feldern am Abend Autos kommen, den ganzen Kofferraum anfüllen und dann schnell wieder verschwinden. Das sind gewaltige Ernteschäden und aus meiner Sicht zweifellos Diebstahl.

Die Feststellung, ein Landwirt würde seine Früchte nicht ernten und verfaulen lassen, ist aus meiner Erfahrung auch nicht zutreffend.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Es ist leider wirlich so, dass die Menschen unverschämt sind. Früher gab es Aktionen hier in der Gegend: um 40 Schilling (!) einen ganzen Kirschenbaum. nur damit das "Kind einen Namen" hat und das Obst nicht verkommt. Davon sind die Bauern dann abgekommen, weil manchmal sogar Sägen mitgebracht wurden, um Äste abzuschneiden, die mit den Leitern nicht erreichbar waren. Oder sie wurden abgebrochen. Jedenfalls hatten die Eigentümer berechtigte Angst um ihre Bäume.
Andrerseits kann man im Marchfeld nach der Ernte ganz legal "nachernten", und das reichlich, weil die Erntemaschinen auf eine Mindestgröße eingestellt sind und alles andere durchfällt.
Was so bis einem Meter neben der Straße liegt, da denk ich mir nix dabei, pflücken würde ich nie was.
Wir waren mal wandern, da waren so viele Äpfel unter einem Baum nahe an einem Haus, sie waren voll Reif und ich konnte nicht widerstehen. Da kam eine Frau heraus und ich überlegte mir schon eine Antwort, dabei sagte die: kommt her und nehmt doch die da, draußen sind sie schon gefroren! Sie gab uns mehr als wir wollten, weil wir nicht einen Rucksack voll Äpfel schleppen wollten.
Es kommt eben hüben wie drüben auf Absichten, Augenmaß und eben die Menschen an.
 
Ja, es gibt LEIDER solche und solche.
So wie Wolfgang das schildert ist es auf jedenfall Diebstahl. Weil auch viel Schaden entsteht.
Die Frechheit kennt keine Grenzen. Das gehört bestraft.
Die zweite Seite die Elfie schildert ist Menschlich,bevor es verfault, nimm mit so viel du essen kannst.
Aber ehrlich muß man trotzdem sein. Es werden LKW`s voll Opst weggeschmissen.
 
Da lasst mal die Kirche im Dorf mit der Kritik am "freien Obstverzehr".

Eingetragen sind auf der Karte keine Obstplantagen, sondern einzelne frei stehende Bäume, öffentliche Alleen und aufgegebene Landwirtschafts- und Kleingartenanlagen.
Für Innsbruck sind ein einziger Baum, für Südtirol 0 Objekte eingetragen.

Wer stanze nicht glaubt, schaut sich einfach das nachfolgende Video an.



Dresdner
 
Es ist halt, wie immer, auch hier eine Frage des Blickwinkels:
Der Landwirt, der vom Obst/Gemüseanbau lebt und "Entnahmen" von seinem Grund und Boden sieht, wird die Sache anders beurteilen, als jemand, der an Mengen von weggeworfenen aber noch schönen Nahrungsmitteln vorbeikommt.
Übrigens: Auch das Wegnehmen von Lebensmitteln, die am Müllplatz eines Supermarktes liegen ist Diebstahl. Sie sind nach wie vor Eigentum des Geschäftes!
 
Von meinem Blickwinkel aus sehe ich nur wie rassant und wirkungsvoll die Wirtschaft und die Politik, die ja mit der Wirtschaft gut Freund ist, uns ALLE in den Abgrund stürzt.
Das Vidio zeigt auch, daß die zivilisierten Menschen (der Großteil) mit Blindheit geschlagen ist.
 
Hier hängen grad überall die Kirschbäume in den Gärten voller Kirschen, gepflückt werden sie scheinbar nicht.
Da kam mir die Idee: man könnte die Stadt oder wen auch immer anregen ein Portal für Obstbaumpatenschaften zu entwickeln, wo Leute Bäume zum ernten anmelden könnten, die sie nicht brauchen und andere Leute können eine Patenschaft für den Baum übernehmen, sich darum kümmern und die Erträge ernten...
 
ich melde mein holz für den winter zum schlichten an! weil manche tun das total gerne und finden holzarbeit total romantisch!
es gibt auch ne gute jause hinterher, wenn alles in der hütte ist! *griins*
 
Mein Kirschbaum wird auch gerade fremdgeerntet: Scharen von Raben, Staren und ähnlichem... Ein paar ausladende Äste hängen weit herunter und sind gut stehend oder mit Stehleiter zu ernten. Auf den alten Baum würde ich niemand hinauf lassen den Ästen ist nicht zu trauen.
Aber ich finde es wirklich groben Unfug, bei jedem "Unfall" einen Schuldigen zu suchen. Da ist es kein Wunder, wenn den Menschen jedes Verantwortungsgefühl abhanden kommt. Jeder lebt und handelt auf eigene Gefahr würde ich sagen. Früher hat es geheißen: warst net aufegräult, warst net obegfoilln (wärst du nicht hinaufgestiegen, wärst du nicht hinunter gefallen). Waunst da wehtuast kriagst a Watschn a nu, hab ich oft gehört, wenn ich meinen Mostbirnbaum erklommen hab. Natürlich war das ein Einschüchterungsversuch aus Angst, es könnte mir was passieren, aber es hat gewirkt: ich hab überlebt und denke bis heute nicht daran, einen Verantwortlichen zu suchen, wenn ich mal wo blute.
 
Ich hatte es eigentlich nur zynisch gemeint... ;)

Dennoch bin ich (als Laie im Rechtswesen) davon überzeugt, dass man als Obstbaum-Besitzer bei regelmässiger Verpachtung für Unfälle Dritter haftet.

Vor ein paar Tagen hat mir jemand erzählt, dass er auf seiner großen Wiese einen freien Kinderspielplatz mit selbstgebauten Holzgeräten eingerichtet hat. Dann wurde ihm von Seiten der Gemeinde mitgeteilt, er hafte für alle Unfälle persönlich und nach oben unbegrenzt und weiters werde eine Spielgeräte-Prüfstelle kostenpflichtig vorbeikommen, worauf er alles wieder schnellstmöglich abgebaut hat.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Das ist nicht nur eine Frage der Haftung. Wer je Städter (und leider waren es immer Freunde) zur Ernte auf seine Bäume losließ, wird das wahrscheinlich nie wieder tun. Die Bescherung von Ästen, Laub und "Fallobst" ließ mir das Herz bluten.:landwirt:
 
Bei uns in der Uni wurden im Februar die Paternoster abgeschaltet, weil es angeblich zu gefährlich ist, die zu benutzen. Es war vorher zu zwei nicht wirklich spektakulären Vorkommnissen gekommen, es folgte eine Sicherheitsüberprüfung und jetzt sind die Dinger aus, toll. Begründung unter anderem: es könnten Leute regelwidrig rückwärts in die Kabinen steigen, sich dabei verletzten und das könnte man nicht überwachen. Auf deutsch: Leute sind zu blöd die Sicherheitshinweise zu lesen und selber zu denken, tun sich weh und weil man sie davor nicht beschützen kann muss man es abschalten.... Naja da man auch kaum Fenster öffnen kann ist es im Sommer kuschelige 27 Grad am morgen und da kann man sich aussuchen: in den sechsten Stock laufen und nen Koller kriegen oder 5 min auf einen der vier Fahrstühle warten. Wenn man dann noch das ganze 4 mal am Tag machen muss ist es nicht mehr witzig.
So zurück zum Obst
 
Dann schon lieber die Vögel, sind ja auch Freunde.
Und wenn man Geld nimmt (Verpachtung, Obstverkauf) hat man sicher Haftung zu tragen, am besten den Erlös gleich in eine Versicherung investieren. Vielleicht könnte man auch gleich eine Entschädigungsliste aushängen: für Sonnenbrand beim Erdbeerselberpflücken z.B. :heuldoch:
Da ist es auch kein Wunder, wenn es nur noch Verbotstafeln gibt, v.a.: Betreten ... Die gute alte "Betreten auf eigene Gefahr, Eltern haften für ihre Kinder", die eigentlich alles abgedeckt hat, ist fast verschwunden.
In Wien werden für Unsummen in den U-Stationen Einbauten zur Verhinderung von tödlichen Abstürzen als Folge vom Sitzen (und fahren) auf den Handläufen der Rolltreppen, getätigt. Dabei wollen es die Leutchen doch nur ein wenig lustig haben und nicht fad auf der Treppe rumstehen. Gehen kann man da übrigens auch. Fangnetze waren auch im Gespräch. Find ich gut, und täglich frisch polstern mit feinen Kräutern, solchen die bekannt für Blutreinigung sind :D.
 
Grüß euch!

Nachdem ich schon lange nicht mehr hier war, seh ich es hat sich einiges getan mit diesem Thema... ;-)

Das Wort Mundraub für freies Obst finde ich auch unpassend;
@Wolfgang: natürlich kann ich - besonders in Ö nicht einfach hergehen und wild herumernten; aber es ist ja extra angegeben, dass nur wirklich "herrenlose/frauenlose" Bäume in die Karte eingetragen werden dürfen; da muss sich derjenige vorher bei den Grundbesitzern/Gemeinde vergewissern.

Unsere Stadt hat im Überschwemmungsgebiet der Unterhimmler Au einen öffentlichen Obstgarten mit alten Sorten angelegt, der , wenn es so weit ist, auch von der Allgemeinheit beerntet werden kann.
Ich bete für die Bäumchen, dass nur Leute mit Herz und Hirn für Pflanzen dran kommen und die nicht schon in ihren jungen Jahren ruiniert werden.

LG
althea
 
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