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Fasten

harry

Well-known member
Jetzt in der vorösterlichen Zeit mache ich mir so meine Gedanken zum Thema Fasten. In allen Kulturen und Religionen spielt es eine Rolle. Auch in unserer Gesellschaft wird es permanent propagiert - oft bis zur Selbstzerstörung, um einem "Schönheitsideal" nahe zu kommen - oft, um "fit" zu werden oder zu bleiben.

Wie haltet Ihr (oder auch Eure Umgebung) es mit damit? Was sind Eure Gedanken dazu?

Das fragt ein neugieriger
 
Ich halte vom gezwungenen Fasten wie zu Ostern garnichts. Man schadet den Körper nur wenn man das ganze Jahr "Vollgas" gibt und dann 40 Tage von Suppe und so ein Zeug lebt. Besonders wen man eine schwere Arbeit hat. Ich war Dachdecker, da braucht man etwas festeres und kräftigers zum essen. Ich frage mich schon lange warum und fürwas die Religionen das Fasten eingeführt haben. Kann mir da einer etwas genauers erzählen?
 
Ich frage mich schon lange warum und fürwas die Religionen das Fasten eingeführt haben. Kann mir da einer etwas genauers erzählen?
Judentum:
An den fünf großen Trauertagen fastet man, und das bedeutet für den gewöhnlichen Fastentag weder essen noch trinken.
Den ganzen Tag lang. Also von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. Solch ein langer Tag wird allerdings nur für den finstersten dieser Fastentage, den 9. Aw, vorgeschrieben. Für die anderen Tage wurde das Fasten etwas leichter gemacht, nämlich nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Am Abend oder nachts darf man also noch Speise und Getränke genießen. Außerdem darf an diesen Tagen gearbeitet werden.
Das Besondere dieser Tage kommt natürlich in den Gebeten und im synagogalen Dienst zum Ausdruck und wird dadurch auch beeinflusst. Denn ein Fastentag bedeutet nicht nur Qual für den Magen, nicht nur körperliche Züchtigung. Ein Fastentag ist auch ein Trauertag. Und für einen Trauertag gibt es Ursachen. Darüber hinaus ist die Trauer stets mit Reue und Buße verbunden.
(Jüdische Riten und Symbole von Rabbiner S.Ph. De Vries, 1990)

Katholische Kirche:
"Durch F. des Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist, gibst du die Kraft u. den Sieg ..." "Durch Entsagung machst du uns frei u. öffnest unser Herz für die Not der Armen ..." (Fastenpräfationen). Durch solche Ausrichtung, die auch frei gewähltes Fasten haben kann, wird die Enthaltung zur Übung der Tugend der Mäßigkeit, einer Teiltugend der Mäßigung. Durch besondere Zielsetzung kann sie in den Bereich der Gottesverehrung, der Keuschheit, der Nächstenliebe miteinbezogen werden. Die Kirche zeigt durch ihre näheren Regelungen, daß sie nicht ein Fasten auf Kosten der Gesundheit oder der Pflichterfüllung wünscht. Übrigens wird in unseren Verhältnissen das Fasten gerade zur Förderung der Gesundheit von medizinischer Seite befürwortet. (Hörmann, Lexikon der christlichen Moral)

Islam:
"Im Ramadan haben wir die Gelegenheit intensiver als sonst über uns nachzudenken. Über unseren Glauben, unseren Charakter, unser Verhalten mit den Mitmenschen. Im Monat Ramadan bemühen wir uns noch mehr um gutes Benehmen, vermeiden schädliche Worte und versuchen ruhiger zu werden. Natürlich ist es für berufstätige nicht immer leicht zu fasten und dann den ganzen Stress zu ertragen. Viele nehmen sich gerade im Monat Ramadan wenn es ihnen möglich ist auch wenigstens ein paar Tage frei, um die Zeit zu nutzen und in sich zu kehren. Man nutzt die Zeit um den Koran zu lesen, befasst sich mit den muslimischen Angelegenheiten, auch besucht man wieder Freunde und Verwandte die man vielleicht schon länger nicht gesehen hat. Man nutzt die Zeit in Andacht und im Gebet um Allah näher zu kommen. Der Fastenmonat ist auch die Zeit der Abrechnung mit dem was der Mensch das ganze Jahr über getan hat. Man sollte die Gelegenheit nutzen Allah in diesem Monat noch mehr für seine Gaben zu danken und aufrichtig seine bewussten oder auch unbewussten Taten bereuen und Allah darum bitten, dass Er ihn von seinen Sünden reinigt."

...und noch ein Sternekoch:
"Ich finde sogar, dass wahrer Genuss das Prinzip von Askese unbedingt einschließt. Maßlosigkeit führt selten zum Genuss. Wenn Essen immer verfügbar ist, wird es zu etwas, was man eben macht, ganz nebenbei. Sehr oft erlebe ich Menschen, die abends nicht mehr wissen, was sie mittags gegessen haben. Das ist Entfremdung, also weder Genuss noch Askese. Etwas Besonderes, Sinnliches wird Essen erst in der Kombination mit Verzicht. Für mich war es ein wunderbares Gefühl, mit Verzicht zu leben. Askese ist für mich eine Form der Reinigung, ein Zurückführen auf die Wenigkeit. Dinge wegzulassen, um sie dann wieder ganz neu zu entdecken und zu erobern." (Johann Lafer)
 
ich halte viel davon, leider halte ich es die letzten Jahre nicht mehr durch. Also diese richtigen Fastenwoche - früher hab ich oft noch ein paar Tage verlängert, es ist ein ganz eigenes Körpergefühl, leer und unbelastet zu sein, da weiß man erst, wie man sich beschwert mit dem was man oft hineinstoft, weil es halt schmeckt. Brauchen tut man wesentlich weniger oder um das "Zuviel" zu erhalten, denn Fettschmelze heißt Hunger. Aber leider fall ich die letzten Jahre immer um. Der Geist ist willig, aber der Kühlschrank ist voll.
 
ich halt es wie der oben zitierte sternekoch!
essen ist reinster genuss, und manchmal habe ich sowieso zeiten (besonders im frühjahr, wo man ja raus will, wo man sich endlich wieder ohne dicke winterjacke bewegen kann und keine schweren stiefel an den beinen hat, wo man laufen kann und sich freut über die wärme und die sonne und das vogelzwitschern) da ist auch der hunger nicht so groß, der körper nicht so kalt wie im winter (bei uns mit den holzöfen merkt man das noch im gegensatz zu zentralheizunggewärmten räumen!)

also worauf ich hinaus will:

der frühling bringt SOWIESO leichtigkeit mit sich, auch beim essen (bärlauch zur reinigung, vieles was aus der natur kommt um diese jahreszeit, ist leicht und reinigt! )


deshalb faste ich nicht extra.

und das was der sternekoch oben beschreibt kann ich 100%ig bestätigen!
der wahre genuss liegt nicht im schlemmen ohne hirn und verstand, sondern im erkennen der kleinen dinge.
so ein zitronenmelissenblatt, wie das duftet!!!!
oder spinat, wir LIEBEN spinat mit spiegelei und kartoffel!

und manchmal essen wir zu mittag auch einfach nur erdäpfel mit ein bisschen salz, pfeffer und butter.
das ist KÖSTLICH!

ich backe auch egrne fladenbrote aus mehl wasser und salz. sonst nix. schmeckt himmlisch!

also das essen zu geniessen und zu achten, und respektvoll damit umzugehen, finde ich total wichtig. auch besonders, weil wir hier im überfluss leben und uns vollfressen können nach lust und laune, während andernorts genau aus diesem grund die menschen verhungern müssen! (siehe den film DARWINS NIGHTMARE- kann ich nur jedem empfehlen, den mal anzuschauen!)

das fasten hat für mich persönlich aber nichts mit religion oder glauben zu tun.
aber davon halt ich sowieso nix. (von religion und glauben). ich bin eher für freiheit im geiste und wissen. (schamanismus).... ;-)


liebe grüße, sonja
 
...und noch ein Sternekoch:
"Ich finde sogar, dass wahrer Genuss das Prinzip von Askese unbedingt einschließt. Maßlosigkeit führt selten zum Genuss. Wenn Essen immer verfügbar ist, wird es zu etwas, was man eben macht, ganz nebenbei. Sehr oft erlebe ich Menschen, die abends nicht mehr wissen, was sie mittags gegessen haben. Das ist Entfremdung, also weder Genuss noch Askese. Etwas Besonderes, Sinnliches wird Essen erst in der Kombination mit Verzicht. Für mich war es ein wunderbares Gefühl, mit Verzicht zu leben. Askese ist für mich eine Form der Reinigung, ein Zurückführen auf die Wenigkeit. Dinge wegzulassen, um sie dann wieder ganz neu zu entdecken und zu erobern." (Johann Lafer)[/QUOTE]

Danke Harry
Dieser Sternekoch hat erkannt, auf was es richtig ankommt. Viele essen nicht als hunger oder Genuß, sondern aus reiner Gier. Wir können uns soviel zum essen kaufen, und wenn wir nicht mehr können, dann kommt es auf dem Müll.
Ich denke oft an die Kindheit und meine Mutter zurück, was sie,nur um uns satt zu bekommen, aus nichts etwas gemacht hat. Heute tut mir der Bauch weh, wie die Menschheit wirtschaftet. Darum halte ich vom Kirchlichenfasten nichts. Ich kann mir nicht vorstellen ,daß unser Herrgott es so wollte, wie es die Kirche vorgibt.
 
Immer mehr wird auch in der Evangelischen Kirche zum Fasten aufgerufen.
Ich muß sagen: Viele Menschen sind gezwungen, schon ganzjährig ziemlich
enthaltsam zu leben (z.B. Hartz IV Empfänger). Nicht jeder frönt der Völlerei!
Ich rauche nie und betrinke mich nicht. Außerdem esse ich nie besonders viel.
Vor allem, wenn es wo etwas umsonst gibt, häufen sich viele die Teller voll
und leider wird viel Nahrung weggeworfen. Enthaltsamkeit vom Autofahren:
Viele müssen leider gezwungenermaßen jeden Tag weite Strecken zur Arbeit
fahren. Wir feiern nicht Karneval (wo manche sich bis zum äußersten gehen
lassen) also brauchen wir auch nicht fasten (Lieblingsspruch meines Vaters).
Denn am Aschermittwoch gingen ja die zerknirschten "Sünder" in die Kirche!
Natürlich hat das Fasten auch religiöse Hintergründe! Eine geistige Reinigung
könnte vielleicht durch eine Zeit ohne Fernsehen erreicht werden. Muß jeder
wissen, wie er es hält. Ein Brauch wird bei uns noch hoch gehalten: Karfreitag
essen wir Fisch oder Eier. Ostern kommt für die Kinder der Osterhase (der
Sinn des kirchlichen Feiertages geht verloren). Übrigens ist Rabenweibs
Gedicht da passend! Stetig vernünftig und sich ab und zu auch mal etwas
erlauben, warum soll man übertreiben und dann wieder ganz enthaltsam leben?
Heilfasten wurde z.B. mal in einer TV Sendung ganz kritisch betrachtet,
ebenso wie fast alle Diäten (Jojo- Efekt). Gesundheitlich ist Ausgewogen-
heit und durchgehend richtige Ernährung das beste (meine Meinung).
Meine Sünde: ich esse gerne Süßes! Da wurde ja bewiesen: Schokolade
macht glücklich, vor allem die dunklen Sorten. In diesem Sinne viele Grüße
von Ulrike
 
Also ich probiere schon zu fasten und ich finde es jedes Jahr aufs Neue schwer! Mir geht es einfach darum ohne gewisse Speisen und Genußmittel auszukommen und in dieser Zeit "den eigenen Schweinehund" zu überwinden. Bei mir wird daher nicht Fleisch gefastet, außer an den großen Fasttagen und ich versuche schon auch am Mittwoch und am Freitag Fleisch zu fasten, denn das fällt mir nicht wirklich schwer. Seit einigen Jahre habe ich es mir auferlegt Käse zu fasten, denn das fällt mir schwer und wie schwer!
Und natürlich keinen Kaffee und Schwarztee, kein Glas Bier am Abend und keine Süßigkeiten. Oder eben weniger... :schnecke:
Das tolle daran ist, das die Geschmacksnerven sich in dieser Zeit schon irgendwie verändern - einfach faszinierend!
Und irgendwie bekommt der Sonntag in dieser Zeit eine ganz neue Bedeutung... :rotfl: (weil der Sonntag kein Fasttag ist)

lg Berit
 
"Richtig "Fleisch (Braten) essen wir meist Sonntags! Der Tag sollte immer etwas
besonderes bleiben, deshalb ärgern mich auch die vielen offenen Sonntage
(denn mir tun die Leute leid - meist Frauen - die dann in den Geschäften
sein müssen) Ist es wirklich nötig, Sonntags einzukaufen? Ich finde: nein!
- Kaffee brauche ich unbedingt! - Ich liebe es: eine schöne Tasse Kaffee zu
trinken und dabei Zeitung zu lesen. Danach kann es losgehen! Warum sollte
das "Sünde" sein, ist doch wohl ziemlich harmlos (man gönnt sich ja sonst
nichts!). Warum soll Gott wollen, daß ich darauf eine Weile verzichte? Wenn
ich es tue, bin ich nicht zu geniessen. Vielleicht ist es auch schon eine Sucht,
aber ich brauche es, um morgens in die Gänge zu kommen! - Mein Mann hat
übrigens früher zum Frühstück immer eine "Zichte" geraucht. Da sage ich : Gott
sei gedankt, daß er von diesem Übel (Rauchen) abgekommen ist. Sein Husten
war schon beängstigend, denn eine Schachtel am Tag war nichts. - Ich
finde aber: jeder ist frei, zu tun, was er möchte - solange er andere damit
nicht schädigt. So in etwa! - Sorge muß uns allerdings der starke Alkoholgenuß
der Jugendlichen machen. Warum wird die Reklame nicht verboten? Übrigens:
manche Tabakwerbung war echt gut, mich hat sie trotzdem nicht verführt.
Es hieß früher: wer dreimal 7 ist, muß selbst entscheiden (21 Jahre war
früher Volljährigkeit). Heute ist es ja anders. Schon die Schüler kaufen
diese süßen Bier-Mischgetränke "an der Bude" (so heißt hier der Kiosk direkt
der Schule gegenüber). Besser wäre endlich eine allgemeine Mittags-Beköstigung ! Nun schweife ich aber vom Thema ab! - Deshalb schließe ich
jetzt! Viele Grüße von Ulrike
 
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