Ich frage mich schon lange warum und fürwas die Religionen das Fasten eingeführt haben. Kann mir da einer etwas genauers erzählen?
Judentum:
An den fünf großen Trauertagen fastet man, und das bedeutet für den gewöhnlichen Fastentag weder essen noch trinken.
Den ganzen Tag lang. Also von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. Solch ein langer Tag wird allerdings nur für den finstersten dieser Fastentage, den 9. Aw, vorgeschrieben. Für die anderen Tage wurde das Fasten etwas leichter gemacht, nämlich nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Am Abend oder nachts darf man also noch Speise und Getränke genießen. Außerdem darf an diesen Tagen gearbeitet werden.
Das Besondere dieser Tage kommt natürlich in den Gebeten und im synagogalen Dienst zum Ausdruck und wird dadurch auch beeinflusst. Denn ein Fastentag bedeutet nicht nur Qual für den Magen, nicht nur körperliche Züchtigung. Ein Fastentag ist auch ein Trauertag. Und für einen Trauertag gibt es Ursachen. Darüber hinaus ist die Trauer stets mit Reue und Buße verbunden.
(Jüdische Riten und Symbole von Rabbiner S.Ph. De Vries, 1990)
Katholische Kirche:
"Durch F. des Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist, gibst du die Kraft u. den Sieg ..." "Durch Entsagung machst du uns frei u. öffnest unser Herz für die Not der Armen ..." (Fastenpräfationen). Durch solche Ausrichtung, die auch frei gewähltes Fasten haben kann, wird die Enthaltung zur Übung der Tugend der Mäßigkeit, einer Teiltugend der Mäßigung. Durch besondere Zielsetzung kann sie in den Bereich der Gottesverehrung, der Keuschheit, der Nächstenliebe miteinbezogen werden. Die Kirche zeigt durch ihre näheren Regelungen, daß sie nicht ein Fasten auf Kosten der Gesundheit oder der Pflichterfüllung wünscht. Übrigens wird in unseren Verhältnissen das Fasten gerade zur Förderung der Gesundheit von medizinischer Seite befürwortet. (Hörmann, Lexikon der christlichen Moral)
Islam:
"Im Ramadan haben wir die Gelegenheit intensiver als sonst über uns nachzudenken. Über unseren Glauben, unseren Charakter, unser Verhalten mit den Mitmenschen. Im Monat Ramadan bemühen wir uns noch mehr um gutes Benehmen, vermeiden schädliche Worte und versuchen ruhiger zu werden. Natürlich ist es für berufstätige nicht immer leicht zu fasten und dann den ganzen Stress zu ertragen. Viele nehmen sich gerade im Monat Ramadan wenn es ihnen möglich ist auch wenigstens ein paar Tage frei, um die Zeit zu nutzen und in sich zu kehren. Man nutzt die Zeit um den Koran zu lesen, befasst sich mit den muslimischen Angelegenheiten, auch besucht man wieder Freunde und Verwandte die man vielleicht schon länger nicht gesehen hat. Man nutzt die Zeit in Andacht und im Gebet um Allah näher zu kommen. Der Fastenmonat ist auch die Zeit der Abrechnung mit dem was der Mensch das ganze Jahr über getan hat. Man sollte die Gelegenheit nutzen Allah in diesem Monat noch mehr für seine Gaben zu danken und aufrichtig seine bewussten oder auch unbewussten Taten bereuen und Allah darum bitten, dass Er ihn von seinen Sünden reinigt."
...und noch ein Sternekoch:
"Ich finde sogar, dass wahrer Genuss das Prinzip von Askese unbedingt einschließt. Maßlosigkeit führt selten zum Genuss. Wenn Essen immer verfügbar ist, wird es zu etwas, was man eben macht, ganz nebenbei. Sehr oft erlebe ich Menschen, die abends nicht mehr wissen, was sie mittags gegessen haben. Das ist Entfremdung, also weder Genuss noch Askese. Etwas Besonderes, Sinnliches wird Essen erst in der Kombination mit Verzicht. Für mich war es ein wunderbares Gefühl, mit Verzicht zu leben. Askese ist für mich eine Form der Reinigung, ein Zurückführen auf die Wenigkeit. Dinge wegzulassen, um sie dann wieder ganz neu zu entdecken und zu erobern." (Johann Lafer)