• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Faschingszeit - Krapfenzeit

Die Bäcker übertreffen sich mit "Berliner im Angebot" - so steht es auf den
Tafeln. Richtig nennen wir diese "Berliner Ballen". Überzuckert oder mit Guß,
mit vielen verschiedenen Füllungen. Nicht ganz richtig finde ich alkoholische Füllungen
mit bunten Schokostreuseln, denn dies reizt natürlich die Kinder (Eierlokör u.a.) Es gibt für Kinder
auch Nutella u.a.. In meiner Kindheit gab es nur einfache B.
mit roter Marmelade. Dann gibt es noch Mutzenmandeln u. Eiserkuchen.
Alles zu Silvester ebenso wie in der Karnevalszeit. Manchmal bekommen
mir die "Fettgebackenen Krapfen" nicht so gut, liegt wohl am Fett, das
benutzt wurde. Ich kaufe sie oft für andere, esse aber anderes Gebäck.
Meine übrige Familie hat nicht so einen empfindlichen Magen! Mein
Lieblingskuchen ist übrigens (schlesischer) Mohnkuchen! - Senffüllung
habe ich noch nicht "genossen", wie oben beschrieben wurde (Scherz) -
wohl aber ein Mulltuch (dünnes Baumwolltuch) im Eiserkuchen
(Waffelrolle). Ich habe ihn restlos verzehrt, kam mir nur etwas zäh vor.
Die Gastgeber hatten ihren Spaß. Mein Magen hats überstanden!
-Viele Grüße von Ulrike
 
Eine Geschichte über Krapfenbaken in der Lassing (Grenze zwischen Niederösterreich und Steiermark) die mir meine Oma erzählt hat:


Die Reitbäuerin in der Lassing (von der alten Frau Dollinger aus Opponitz die Großmutter), die hat einmal am Faschingsdienstag Krapfen gebacken, obwohl sie gar keine Sau geschlachtet hat und somit auch kein Schweinsschmalz zum Krapfenbacken haben konnte.

Da wurden die Leute im Dorf neugierig, wie sie Krapfen backen konnte, ohne Schmalz und so haben sie sie heimlich beobachtet.

Und da stand die Reitbäuerin beim Tischherd, hielt die Hände seitlich vom Körper und bewegte alle 10 Finger und sagte dazu: „Kemmts olle, kemmts olle…“ – und plötzlich kamen aus allen Richtungen kleine Frösche und setzten sich rund um den Topf und spuckten hinein, bis er voll war. Und darin hat die Reitbäuerin die Krapfen gebacken.



Sonja Raab
 
Etwas zum Lichtmeß - Tag:
Bei uns galten früher nur 2 Tage als Krapfen - Backtage, der Lichtmeß - Tag und der "Foast'n Pfingsti" (letzter Donnerstag vor der Fastenzeit; Pfingsti = Donnerstag).
far.a
 
Und wir haben als Kind gesungen:

Luschdi isch die Faasenaacht,
wenn die Muéder Kiéchle bacht!

Wenn se awwer kejne bacht,
no pfiff-i uff die Faasenacht!
 
Und hier ein Vers aus dem Elsass:

D'Mamme macht Küechle; d'r blundlockig Büe,
Der lehrt in d'r Biwel un lüijt ere züe.

"Dü. Mamme," saat er, "worum bisch denn so still?"
"Ei", meint sie, "wil i nitt babble grad will."

"Waisch", saat er, "s'Stillsinn, ich kann's nitt vertraawe,
Geh, Mammele, saa ebbs." - "Was soll i denn saawe?"

"Ei," saet er, un blättert d'ruff los in sim Büechel:
"Dü kennt'sch emol saawe: Witt nitt au e Küechel?"


Ich glaube, ich muss das nicht auf Hochdeutsch übersetzen? :)

Ich übertrage das nun mal in meine mittelbadische Mundart:

D' Muéder macht Kiéchle, de blundlocki Bué
der liest in de Biwel un guckt-ere zué.

"Du, Muéder", sejt-er, "warum bisch denn so still?"
Ej, mejnt-se, wil i nit babble grad will."

"Wejsch", sejt er, 's Stillsinn, i koon 's nit vertraawe,
geh, Muéder, saa ebbs!" - "Was soll i denn saawe?"

"Wejsch", sejt er, un bleddert drufflos in siém Biéchl:
"Du kinntsch emool saawe: Witt nit au e Kiéchl?"
 
Was meinst du mit Kirchtag? Kirchweih?

Nun, die Fasnachtsküchle konnte es nur an Fasnacht geben, wie der Name sagt.

Berliner aber gibt es das ganze Jahr über.
 
@ Berit: Und zum Kirchtag gab es keine Krapfen?

Ich kenne den Begriff "Kirchtag" nicht. Bitte um Erläuterung!
far.a
 
Kirchtag heißt bei uns: KIRTAG.
Da gibts dann "Stand`ln" wo man Spielzeug, Klamotten, Hirschtalgseife und Süßigkeiten kaufen kann. :)

Alles Liebe, Sonja
 
Kirmes ist bei uns oft am Kirchweihtag. Die Namen der Heiligen sind geblieben:
z.B. Katharinenkirmes in Unna (unsere westfälische Kreisstadt).Die Hauptkirche
ist der Hl. Kath. geweiht. In evangelischen Gegenden hat sich oft der Name
erhalten, aber weniger die Legenden des Schutzpatrons. Manchmal ist
auch Markttag z.B. auf Michaelis (Tag des Hl. M.) , diese Märkte sind ebenfalls
eher eine Kirmes mit Fahrgeschäften, Buden ... Wir haben aber auch
regelmäßige Wochenmärkte (bei uns sogar Mittw. u. Samstag), da gibt es
nicht nur Nahrungsmittel sondern Kleidung, Pferdesalbe, Blumen ...
Unsere Hauptkirche : St. Viktor (evangelisch) hat dann geöffnet, es gibt
"Marktmusik", Gespräche, Ausstellungen, Dritte Welt Artikel, Kaffee ...
Ich habe bisher keine örtl. Viktorlegende gefunden, eine Reliquie ist aber noch
im Altar vorhanden, wir sind eine Tochterkirche des berühmten Xantener
Doms. Wer Viktorlegenden kennt, bitte hier aufschreiben! - Nun bin ich vom
Thema abgekommen. Bei uns werden jederzeit u. überall Reibeplätzchen gegessen
(Kirmes, Markt, sonstige Veranstaltungen) , meist mit Apfelmus.
Viele Grüße von Ulrike
 
Kirchweih und Kirtag sind mir schon bekannte Begriffe, Aber was haben Faschingskrapfen mit diesen beiden Begriffen zu tun, da diese Tage in den meisten Orten nicht in den Fasching fallen?
far.a
 
Gute Frage.

Bei uns gibt es einen Katherinenmarkt.

Aber niemand würde im Traum einfallen, an diesem Tag Fasnachtsküchle zu backen.

Die gibt es nur an Fasnacht - wie der Name schon sagt.
 
Krapfen sind eine alt hergebrachte Bäckerei. Besonders fein gemacht (viele Eier und Butter im Teig, besonders viel Marmelade) heißen sie dann eben Festtags-, Kirtags-, Hochzeits- oder Faschingskrapfen.
Im späten Mittelalter/der frühen Neuzeit empfahl die Kirche, im Fasching möglichst viele dieser nahrhaften Mehlspeisen zu verzehren, um für die folgende Fastenzeit gerüstet zu sein. Daher ist die Krapfensaison heute noch im Fasching
 
Zurück
Oben