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Enigma

Ulrike Berkenhoff

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Heuer in meiner Tageszeitung ein Bericht über Alan Turing. Geboren vor 100
Jahren gelang es diesem genialen Wissenschaftler, dem "Enigma" Rätsel der Nazis
(so hieß die Codiermaschine) auf die Spur zu kommen, d.h. alle Geheimnachrichten zu entziffern. Man kann ihn als eigentlichen "Vater" des
modernen Computers bezeichnen (wie Zuse für Deutschland). Die Tragik
dieses britischen Helden: Als Homosexueller wurde er nach dem Krieg vor
die Wahl gestellt: Gefängnis oder "gesundheitliche Zwangsbehandlung"
(Hormone). Dadurch bekam er starke Depressionen. Sein Lieblingsfilm
war Disneys Schneewittchen. Man fand ihn tot, neben ihm lag ein angebissener
Apfel. Selbstmord durch Vergiftung!? (1954) -Ulrike
(Westf. Rundschau)
 
Habe in einem Buch über die "Anigma" gelesen, dass es bereits den Polen, während des Polenfeldzuges, gelungen ist den Enigma-Code teilweise zu entschlüsseln. Vorher hat die Enigma als nicht entschlüsselbar gegolten. Daraufhin haben die Engländer ebenfalls, mit mathematischen Methoden, daran zu arbeiten begonnen und damit Erfolg gehabt. Gegen Kriegsende war der jeweilige Tagescode innerhalb von 1/2 bis 3 Stunden geknackt.
 
Ich glaube nicht, dass es stimmt, die Enigma-Entschlüsselung nur auf mathematische Methoden zu reduzieren.

Die Enigma war in einer bis heute unbekannten Anzahl in der Hand der Alliierten, die damit die Funksprüche mitlesen konnten. Zu den bekannten Exemplaren in der Hand der Alliierten zählen die Enigmas der "U 110" und der "U 559".

Die deutsche Wehrmacht hat nie Versuche gemacht, mit falschen Funksprüchen die Zuverlässigkeit der Enigma zu testen. Diejenigen, die aber ausschließlich auf die Enigma im überlebensnotwendigen Sinn angewiesen waren, waren die U-Boot-Kapitäne. Und genau die U-Boot-Kapitäne wussten sehr früh, dass die Enigma entschlüsselt war.

Herbert A. Werner schildert in seinem Buch "Die eisernen Särge" ausführlich, dass sie genau wussten (bzw als sicher vermuteten), dass die Funksprüche abgehört und entschlüsselt wurden. Er beschreibt genau alle Taktiken die sie anwenden mussten um die Flugzeuge abzulenken. Zweifellos hat Herbert A. Werner in der Erinnerung auch Fehler und das Buch ist in einer größeren Kriegsdistanz entstanden, der Zweifel an der Enigma zieht sich jedoch durchs ganze Buch.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wenn Wikipedia eh schon alles weiß, warum gehen dann Kinder überhaupt noch in die Schule, warum studieren Menschen dann noch an der Universität und warum diskutieren wir dann überhaupt hier im Forum? :)

Im Wikipedia-Artikel ist weder die Rede von den von mir genannten U-Booten oder von den Enigmas in Besitz der Alliierten!
Ebensowenig hat dort jemand das von mir gelesene und zitierte Buch von Herbert A. Werner zitiert, der sehr deutlich auf die Problematik der Enigma im U-Boot-Krieg eingeht...

Also lassen wir doch bitte in einem Forum auch andere Meinungen und Einschätzungen als das ständige (und höchst nervige...) "schau bei Wikipedia" zu!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Das Problem bei historischen Ereignissen ist, dass wir nicht selber dabei waren bzw. nicht wissenschaftlich damit auseinandergesetzt haben. Daher sind wir auf Literatur (auch Wikipedia) angewiesen.
Aus von mir gelesenen Quellen habe ich folgende Schlüsse gezogen:
Die Anigma wurde vor dem Krieg in einer zivilen Version verkauft und die Konstruktion war patentiert und bekannt. Die Allierten waren daher gar nicht so sehr an den Maschinen von den U-Booten interessiert sondern an den Code-Bücher. Die U-Boote mussten ja für die Zeit, die sie auf See waren, den täglich wechselnden Code mitführen.
Für eine Ortung der U-Boote war eine Entschlüsselung der Enigma gar nicht notwendig. Über mind. 2 Funkpeilung war der Standort leicht zu ermitteln.
Im Laufe des Kriegs haben die Allierten die Reichweite der Überwachungsflugzeug auf den gesamten Atlantik ausdehnen können und nach Übermittlung des Standortes die U-Boote angegriffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Funkpeilung war neben dem Radar sicherlich ein großes Problem für die U-Boote und deren Entdeckung.

Die klügsten Kapitäne nahmen allerdings ihre Einsatzbefehle an Land schriftlich entgegen und schalteten das Funkgerät dann tagelang nicht ein. Herbert A. Werner schildert diesen Fall beim Minenangriff auf New York, den sie ohne jeglichen weiteren Kontakt vornahmen und sie völlig ungehindert durch den Hafen von New York gefahren sind (oder: gefahren seien?)

Dazu kommt auch noch die technische Seite:

- Funkverkehr unter Wasser ist nur über Längstwellen möglich. Funkverkehr über Längstwellen ist aber bis heute nur äußerst aufwändig zu realisieren, erfordert bei den Sendestationen am Land kilometerlange Antennenanlagen und Kraftwerke zur Energieversorgung. Es ist mir im Augenblick nicht bekannt, ob die Technik im 2. Weltkrieg hier schon entsprechend fortgeschritten war?

- Für Funkverkehr war daher ein Auftauchen über Wasser notwendig, für überregionale Verbindungen wird vermutlich sehr "niedrige" Kurzwelle verwendet worden sein. Diese wiederum ist auf Grund der Reflexionen und Wellengang sehr schwer peilbar. Evt. durch einen Feldstärkevergleich von verschiedenen Positionen? Bis zu einer Reaktion der U-Boot-Abwehr sollte das U-Boot dann schon abgetaucht sein.

Der U-Boot-Krieg war sicherlich ein enormes technologisches Wettrüsten bis zu den letzten Kriegstagen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier noch Dokumente zum Huff-Duff-Peilgerät, mit dem die deutschen U-Boote von allen alliierten Schiffen aus gepeilt wurden:

Huff-Duff sichert Geleitzüge (Augenzeugenberichte)

Hier ein interessanter Überblick über die Funktechnik auf U-Booten:

Die Funkausrüstung der U-Boote

Völlig neu für mich und sehr überraschende Lektüre ist der Hinweis auf die Focke-Achgelis Fa 330 "Bachstelze", ein motorloser (!) windbetriebener (!) Hubschrauber bzw. Tragschrauber.

Focke-Achgelis Fa 330 'Bachstelze'

Eine extrem seltene - aber höchst erstaunliche - Aufnahme des windbetriebenen Tragschraubers "Bachstelze":



Wolfgang (SAGEN.at)
 
Noch ein Literaturhinweis:
Simon Singh geht ein seinem Buch " Geheime Botschaften. Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet " ausführlich auf die Entwicklung und die Entschlüsselung der Anigma ein.
 
Nach dem Krieg haben die Engländer die erbeuteten Enigma an die Kolonien verkauft und die Käufer im Glauben gelassen, dass die Enigma nicht entschlüsselbar ist.
 
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