Dresdner
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Am heutigen Tag berichtete die Sächsische Zeitung über eines der wohl spektakulärsten Museumsprojekte des Freistaates, die Überdachung des Kleinen Hofes des Dresdner Residenzschlosses durch ein Membrandach. Im Schloß befinden sich u.a. das Neue und das Historische Grüne Gewölbe. In Zukunft werden weitere Sammlungen, wie die Rüstkammer folgen.
Die folgenden Bilder der Sächsischen Zeitung illustrieren den Kuppelbau.
Der transparente Rautenhimmel von unten gesehen:
Einbau der letzten luftgefüllten Membrankissen im August 2008 / im Hintergrund der Zwinger mit dem Kronentor:
Außenansicht des Kuppeldachs:
Keine Raute gleicht der anderen
Von Birgit Grimm
Am Sonnabend öffnet im Dresdner Residenzschloss endlich ein Besucherfoyer. Das Kuppeldach darüber ist eine bautechnische Meisterleistung.
Endlich lassen wir unsere geschätzten Besucher nicht mehr im Regen stehen. Wir können sie wirklich wie Gäste empfangen“, sagt Martin Roth erleichtert. „Mit der Kuppel hat Dresden ein weiteres Wahrzeichen und das Schloss seinen funktionellen Mittelpunkt. Der Kleine Schlosshof verbindet die einzelnen Museen im Schloss und erlaubt einen Museumsbetrieb, der den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gut gewachsen ist. Schritt für Schritt wird aus dem Schloss die sächsische Residenz für Kunst und Wissenschaft.“ Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen freut sich enorm über das neue Foyer, das die Besucher ab dem Wochenende empfängt. Und er ist glücklich, dass das kühne Projekt des Architekten Peter Kulka vollendet und so gut gelungen ist.
Membrandach aus Luftkissen
Knapp 600 Quadratmeter Hof zu überdachen, das kann doch kein Problem sein, meinten viele. Aber in Dresden ist jede öffentliche Baumaßnahme ein Problem. Besonders schwierig wird es, wenn es an die historische Substanz geht. „Es gibt nichts Komplizierteres als eine historische Baustelle. Man muss so viele Rücksichten nehmen, und es gibt so viele Entscheidungsprozesse, die immer alles offen halten“, sagt Philipp Stamborski, Chef des Dresdner Büros des Architekten Peter Kulka. Kulka und Stamborski hatten mit ihrer grandiosen Idee, ein Membrandach aus Luftkissen über den Hof zu spannen, anfangs erregte Debatten ausgelöst, aber auch öffentlich Beifall von Dresdner Architektenkollegen bekommen. Ein frecher Spitzname für die Kuppel ließ ebenfalls nicht auf sich warten: Kaugummiblase.
Mit speziellen Kunststoff-Membranen überdacht man heutzutage Fußballstadien oder Schwimmhallen. „Aber eine transparente Kuppel wie diese ist vorher nie gebaut worden“, behauptet Kulka.
Über den Kleinen Schlosshof wölbt sich nun ein Rautengeflecht. Das sieht, von unten betrachtet, sehr schön gleichmäßig aus. Soll man tatsächlich glauben, dass diese neun Meter hohe Kuppel Dresdens aufregendste Kurven hat?! In der Tat hat sie den Architekten, Ingenieuren und Bauleuten extrem viel abverlangt. Die Verantwortlichen im Sächsischen Finanzministerium und im Sächsischen Immobilien- und Baumanagement, aber auch die Museumsleute brauchten jede Menge Zuversicht, dass dieses Vorhaben ein gutes Ende nimmt. Das Risiko war groß, hinter den historischen Mauern befinden sich kostbare Kunstschätze. Das Kupferstich-Kabinett musste im Sommer kurz schließen, weil es während – oder wegen – der Bauarbeiten hineingeregnet hatte.
Die Kuppel an sich war zunächst ein mathematisches, dann ein handwerkliches Problem, das sich aus den unterschiedlich hohen Giebeln im Schlosshof ergab. „Keine Raute gleicht der anderen, denn die Membran spannt sich über einem unregelmäßigen, rechteckigen Grundriss,“ erklärt Peter Kulka. Zwischen den Stahlrohren liegen mit Luft gefüllte Membrankissen. „Jedes Kissen wird kontinuierlich beatmet“, sagt der Architekt. „Die Zuleitungen dafür haben wir in den Stahlrohren der Rauten versteckt.“
Das Foyer ist nicht beheizt, eine Temperierung soll aber möglich sein. Auch die Beleuchtung ist noch nicht perfekt. Die Kassen wurden in die Bögen zur Schlossstraße hineingebaut. So bleibt die Mitte frei und der Hof ein Hof, wird nicht zum Innenraum. Eine gute Lösung.
Weiterbauen im Schloss
Peter Kulka und seine Kollegen haben eine kleine, temporäre Ausstellung vorbereitet, die im Foyer alle weiteren Projekte des Büros im Residenzschloss vorstellt: Englische Treppe, Fürstengalerie und Türckische Cammer sollen in diesem Jahr eröffnet werden, in wenigen Jahren folgt auch der Riesensaal.
Die Kuppel fügt dem Dresdner Schloss, an dem in allen Jahrhunderten gebaut wurde, eine moderne Zeitschicht hinzu, ohne die historische Substanz zu zerstören.
Dennoch wird sie manchen stören. Wer beim Blick vom Turm der Frauenkirche das alte Dresden finden will, der sollte vielleicht besser ins Panometer gehen, wo Yadegar Asisi sein „Dresden 1756“ zeigt.
Die folgenden Bilder der Sächsischen Zeitung illustrieren den Kuppelbau.
Der transparente Rautenhimmel von unten gesehen:

Einbau der letzten luftgefüllten Membrankissen im August 2008 / im Hintergrund der Zwinger mit dem Kronentor:

Außenansicht des Kuppeldachs:
