Hallknecht
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Die Steinerne Jungfrau
vom Hallknecht erzähltEs war einmal vor tausend und tausend und tausend Jahren. Da stand am Rande der Dölauerheide ein Riesenschloss. Die Dölauerheide? Wo ist die? Das ist ein Wald in old Germany, da liegen die Riesen begraben, in riesen großen Steingräbern, mh, die hat man jetzt ausgegraben.
In dem Schloss wohnte Frau Witt. Das war eine Riesenfrau! Ihr Mann war der König, der Cröll, danach heißt heute noch der Ort, wo der regierte, Kröllwitz. Das ist kein Witz! Kröllwitz heißt Königssitz und liegt an der Saale, an dem Fluss, wo auch Halle, die Salzstadt steht.
Der Cröll, wisst ihr, was der gerne machte? Nein? Oh, der angelte gern in der Saale. Er angelte auch gerne fremde Prinzessinnen, das durfte aber Frau Witt nicht wissen! An einem schönen Sommertage, es war sehr heiß, der Cröll saß wieder an der Saale oder auf der anderen Seite, im "Mohr", das ist ein Gasthaus, das gibt es noch heute.
Die Kinder der Frau Witt, drei, hatten sich ausgezogen und spielten am Teich, nicht im Wasser, im Schlamm! Machen das die Kinder noch heute? Da wurde es dunkel, düstere Wolken ziehen herauf. Frau Witt rief: "Kinder kommt rein!" Die hörten aber nicht. Sie wollten gerne weiter planschen und matschen. Sie hielten sich die Ohren zu und dachten, "Mama, rufe nur, wir hören dich ja nicht, deshalb müssen wir auch nicht kommen!" Dies wurde Frau Witt zu bunt. Sie schickte die Magd, das ist eine Dienerin der Frau Witt. Sie schickte nicht den Knecht, ihren Diener. Den brauchte sie, um sich zu unterhalten, war der Cröll weg, an der Saale. Die Magd, die nahm die Kinder beim Schopfe, dem Kopfe! Sie zog sie mit Mühe ins Haus. Ausziehen brauchte sie die Kinder nicht, denn sie waren ja ohne Sachen bei der Hitze! Aber wie sahen die aus? Von oben bis unten mit Schlamm besudelt. Wie richtige Ferkel, so sahen die aus! Oh, was sollte die Magd mit denen machen? So konnten die Kinder ja nicht in die Betten.
Sie ging zur Frau Witt und fragte sie, ja, Pustekuchen, Frau Witt hörte nur mit einem halben Ohr hin. Frau Witt saß nicht vor dem Fernseher oder dem Computer, die gab es damals noch lange nicht. Sie befand sich auf dem Diwan und hörte auf den Knecht. Sie spielte mit ihm, was, das weiß heute keiner mehr! Lol Aber, um die Magd los zu werden, schrie sie durch die verschlossene Tür: "Nimm Brot, die Krume und putze sie damit!" Man hatte nämlich damals noch keine Bäder, die gab es erst viel, viel später. Man hätte unter einem großen Kessel erst Feuer anmachen müssen und Wasser aus dem Brunnen holen. Der Brunnen war draußen, da regnete es inzwischen schon. Der Knecht, der das sonst tun musste, stand nicht zur Verfügung, den ließ Frau Witt nicht weg! So nahm sie das Brot, wie Frau Witt befohlen hatte, besser war es gewesen, sie hätte das nicht gemacht! Am Himmel sah es schon grün und grau aus, wie vor einem Hurrikan, aber die Magd sah die Warnung nicht mehr auch Frau Witt nicht, die hatte was Besseres zu tun! Es donnerte und blitzte als sie die Kinder mit Brotkrumen putzte. Das letzte Kind schaffte sie gar nicht mehr; da schlug es ein! Das ganze Riesenschloss wurde zertrümmert. Weit flogen die Steine herum, große und kleine Steine. Sie liegen weit verstreut auf dem Acker, noch heute! Die Magd, auch der Knecht, zerstoben zu Sand in alle Winde! Warum die Magd zu Sand zerstob, lässt sich denken, aber warum auch der Knecht? Ich denke mir, weil er bei der Frau Witt war, na klar! Frau Witt und ihre Kinder wurden zu Stein. Frau Witt, weil sie befohlen zum Putzen der Kinder Brot zu nehmen und die Kinder deshalb, hatte da sie nicht hörten als die Mutter sie rief! Am Rande der Dölauerheide, unweit der Saale, da stehen sie noch heute, als Steine, Frau Witt und ihre Kinder. Sie müssen als Steine dort so lange stehen bis kein Mensch mehr Brot verschwendet! Ich befürchte, sie müssen bis zum letzten Tag der Menschheit da stehen?
Als der Cröll, der Mann der Frau Witt, nach Hause kam, sah er nur noch Trümmer, nicht mal das, er sah nur noch Steine und Sand verstreut, weit über das Land. Seine Frau und seine Kinder als Steine, Menhire, schreibt man, da stehen. Man hat sich vielleicht verschrieben, es kann auch heißen: "Mann höre!" und bedeutet: "Mann, hier stand mal dein Schloss!“ Das Märchen hat euch der Hall erzählt, der später, auf der Burg an der Saale, seinen Spielplatz hatte und auch nicht hörte als die Mutter rief. Nur schmutzig machte der sich nie. Lol Brot zum Essen war in den Halls Kindheit knapp. Man hätte es damals nicht fassen können, wenn jemand solch Märchen erzählt. Wir kamen als Kinder so oft an der Steinernen Jungfrau und ihren Kindern vorbei und wussten nicht warum sie da standen. Ihr wisst es seit heut.