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Bis heute wird in Tirol vom Abenteuer Imster Vogelhändler erzählt, die im Mittelmeer mit dem Schiff gesunken sind, jedoch auf einem Baumstamm treibend überlebt haben.

Hier ein ausführlicher Bericht zu diesem Abenteuer:

Eine Gelübdetafel in Imst vom Jahre 1729

In Imst hat sich seit dem 17. Jahrhundert die Züchtung von Kanarienvögeln und der Handel damit zu einem gewinnbringenden Erwerbszweig entwickelt, der mit Eifer und voller Hingabe gepflegt wurde. Darüber ist schon viel geschrieben worden. Karl Spindler (geb. 1796, gest. 1855) hat in dem 1841 erschienenen, viel gelesenen, vierbändigen Volksroman „Der Vogelhändler von Imst (Tirol vor hundert Jahren)“ auch dieses mit Liebhaberei verbundene Geschäft anschaulich geschildert, er hat sich darüber in Tirol genau unterrichtet und es ist wohl anzunehmen, dass er in Imst mit C. V. Lutterotti zusammengekommen ist, der ihm aus der lebendigen Überlieferung der Imster vieles mitteilen konnte *).

*) Die „Tiroler Heimatblätter“ 1925, Heft 7, Seite 10, bringen Abbildungen von Imster Vogelhändlern nach einer Zeichnung von A. Gabl (1845 - 1883) und nach einer Schnitzerei von H. Gweicher (1925).

Recht gut ist, was Beda Weber, Das Land Tirol, 1. Band, S. 754 (1837), enthält: „...der Kanarienvögelhandel eröffnete eine bisher unbekannte Quelle des Gewinns. Eigene Unternehmer unterstützten durch ihre Geldvorschüsse die Vogelhändler. Die Kanarienvögel wurden in Imst und Tarrenz in eigenen Zimmerchen gezogen. Das Wohnzimmer der Vögel war mit frischen Bäumen ausgestattet, der Boden mit Sand bestreut, das gewöhnliche Futter Rübsamen mit Grünzeug aller Art,- daran stieß ein offenes Nebenzimmer, dunkel eingerichtet, mit Behältnissen zum Brutgeschäfte. Dazu kaufte man noch in anderen Gegenden des Landes einzelne Bruten auf, oder auch in Schwaben, namentlich in der Gegend von Donauwörth. Die Händler teilten sich in zwei Gesellschaften, die eine nach Norden, die andere nach Süden wandernd, in die Nordseeprovinzen, nach Russland und England, in die überseeischen Grenzgebiete, nach der Türkei und Ägypten. Das heimgebrachte Geld wurde den Unternehmern zugestellt, diese zahlten die Händler nach festgesetzten Gebühren und teilten den Überschuss nach Prozenten untereinander. Dieser Vogelhandel fand in großer und einträglicher Ausdehnung statt, so dass sich mehrere Markteinwohner, insbesondere der Bäcker Schatz, einen großen Teil des Vermögens dadurch erworben haben. Ein Vogel galt im Verkaufe fünf Schillinge in England, in der Türkei noch viel mehr, und der gesamte Absatz in England allein betrug 1600 Stücke jährlich. Interessant ist in dieser Beziehung eine Gelübdetafel in der alten Pfarre zu Imst, gesetzt von Vogel-Händlern, die in einem Sturm des Mittelländischen Meeres sich zur Muttergottes nach Imst verlobten und glücklich gerettet wurden. Die Gelobenden erscheinen darauf abgebildet in der gefahrvollen Stunde des Ungewitters.“

Dieses Bild war in der Imster Totengruft unter dem alten Michelskirchlein, es ist da durch Feuchtigkeit allmählich so geschädigt worden, dass man es, damit es nicht ganz verdürbe, vor zwanzig Jahren entfernen musste, jetzt ist es in dem Imster Museum aufbewahrt. - Ältere Imster wissen sich noch gut zu erinnern, dass man die bildliche Darstellung deutlich gesehen hat, das sturmbewegte Meer, in der Mitte sieben Personen auf einem Baumstamm reitend, darunter einer größer als die anderen, der Stifter des Bildes, den die Inschrift links unten nennt. Oben in der Mitte ist Maria mit dem Kinde und zwei Engeln, oben links das vom Untergang bedrohte Segelschiff. Die Schrift ist nur zum Teil noch lesbar: „Den 19. october 1729 bin ich Joseph schatz durch hilff der wunderthätigen Muetter gottes auf dem hochen Mör in einem erschröckhlichen wietenden sturmwindt bei dem leben erhalten worden und glickhlich an das gestat ankhomen...“ mit ihm sechs Personen, sie retteten sich aus einem „söglpaumb“, das Schiff ging unter.

Es war im vorigen Jahrhundert noch lebendige Überlieferung in Imst, dass dieser Joseph Schatz „der lang Tschett“ genannt wurde, aus der alten, noch heute vorhandenen Imster Familie Schatz (eine Urkunde des Imster Gemeindearchives vom Jahre 1524 nennt einen Bastion Schaz aus Imst) mit dem Zunamen „Tschett“, der aus der welschen Form Francetto für Franz entstand. Im 17. Jahrhundert sind derartige Kurzformen der Taufnamen durch den italienischen Einfluss am Innsbrucker Hof zur Geltung gekommen, so z. B. in Imst „Tschak“ aus Giacopo = Jakob, Zuname einer alten Familie Seelos, man vergleiche Familiennamen, wie: Zischg aus Franziskus, Dönig und Thöni aus Antonius, Sepp aus Giuseppe = Josef, Zenz aus Vinzenz u. a. Eine zweite Imster Familie Schatz hat den Zunamen „Mona“ von Magnus, eine dritte, jetzt ausgestorbene, hatte den Zunamen-„Gall“ von Gallus. J. Sch.

Quelle: J. Sch., Eine Gelübdetafel in Imst vom Jahre 1729, in: Tiroler Heimatblätter, Monatshefte für Geschichte, Natur- und Volkskunde, 7. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1929, S. 322 - 324.

Bildanhang: Gelübdetafel in Imst vom Jahre 1729

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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