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Baldrian

Rudolf_K

Member
Hallo,

ich habe im "Kleinen Lexikon des Aberglaubens" gelesen, dass in Bayern Baldrian und Eberwurz in rotem Wachs eingegossen als Amulett getragen dazu führt, dass das andere Geschlecht einem nichts abschlagen kann. Hat jemand weitere Infos dazu?

vielen Dank!
 
ich habe im "Kleinen Lexikon des Aberglaubens" gelesen, dass in Bayern Baldrian und Eberwurz in rotem Wachs eingegossen als Amulett getragen dazu führt, dass das andere Geschlecht einem nichts abschlagen kann. Hat jemand weitere Infos dazu?


Na, das ist ja endlich mal ein Liebeszauber, der nur für den Moment zu wirken scheint.

Als Schamanin habe ich es arg oft mit Liebeszauber zu tun, die "bis in alle Ewigkeit" gelten, was zur Folge hat, dass die dann über Inkarnationen wirken. Und dann wundern sich die Leute, dass sie sich in Beziehungen wieder finden, die nicht zu passen scheinen und sie kommen trotzdem nicht los.

Erzähl mir nochmal einer Liebeszauber seien weiße Magie und harmlos ...
 
Im "großen" "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" lautet es nach Heinrich Marzell:

"Der Baldrian gilt als aphrodisisches Mittel. Wenn Mann und Weib Baldrian in Wein trinken, so macht das gut 'Freundschaft'. Damit die Frauen nichts abschlagen können, trage man Eberwurz und Baldrian bei sich. Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß die Katzen, die ja in der Erotik eine große Rolle spielen, eine besondere Vorliebe für den Baldrian (Katzenkraut) haben sollen. Auch kann die Baldrianwurzel als diuretisch wirkendes Mittel immerhin etwas auf die Geschlechtssphäre einwirken."

Zur Eberwurz schreibt Heinrich Marzell im HDA:

"Wie viele derartige pflanzliche Nahrungsmittel der Urzeit, sollte auch die Eberwurz körperliche Kraft und männliche Potenz verleihen und gegen Seuchen (bes. gegen Pest) wirksam sein. So erscheint die Eberwurz als aphrodisisches Mittel zusammen mit dem Baldrian, das von den Burschen in rotes Wachs eingeschlossen getragen wird, 'damit ihnen kein Mädchen einen Wunsch abschlagen kann', oder damit einem die Frauen nichts verweigern können.
Hieher gehört wohl auch der schwäbische Glaube, daß die Eberwurz vor Bruchschaden bewahre (brüchige Männer gelten als impotent) und die Körperkräfte (Potenz) vermehre.
Um 'Neunmannsstärke' zu erlangen, muß man in der Sonnwendnacht zwischen 11 und Mitternacht eine 'Odnhacka-Distel' (= Eberwurz) mit neun 'Rosen' (= Blütenköpfen) suchen, in Wein sieden und diesen trinken (Steiermark). Ganz besonders aber dient die Eberwurz dazu, um anderen Wesen auf 'sympathetische' Art die Kraft zu entziehen. So erzählt Paracelsus, er habe gesehen, daß ein Mann (der die Eberwurz bei sich gehabt habe) von Rufach nach Sulz (Elsaß) ein drei Zentner schweres Weinfaß getragen habe und 12 Mann, die er mit sich genommen habe, müde gegangen habe, so daß sie ihm nicht folgen konnten und noch etliche Tage hernach geschwächt waren. In den alten medizinisch-sympathetischen Schriften findet sich häufig das Mittel verzeichnet, wie man mit der Eberwurz (besonders der an Mariä Himmelfahrt gepflückten) einem anderen die Kräfte nehmen kann. Auch Grimmelshausen erwähnt das Mittel, um einem Menschen 'doppelte Stärke' zu verleihen."


Wolfgang (SAGEN.at)
 
hmmmmmmmmmmm..... ich sehs grad selber!!! ausgerechnet den letzten Absatz vom Baldrian Artikel hat ich nur überflogen, wie konnte ich das übersehen? Aber danke fürs Nachschlagen!
Da muss ich meine Artikelbeschreibung wohl leider nochmal ändern, ich hab geschrieben, dass das Amulett für beide Geschlechter wirkt. Genannt habe ich den Artikel "Liebesamulett", fällt da jemand ein besserer Name ein?

Ganz allgemein, wo kommt man noch an Ausgaben des "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens", wir haben davon drei in der Unibibliothek, wo ich mir die Artikel die ich brauche immer abfotografiere, was doch recht umständlich ist, ich habe nur einige ziemlich teure antiquarische Ausgaben gesehen bisher.
 
Das "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens" gilt als DAS Standardwerk zur Volkskunde (Europäischen Ethnologie) bis zum Stand etwa 1930.

Es gibt vom Springer-Verlag eine sehr schöne Reprint-Paperback-Ausgabe um ca 100 Euro und von der "Digitalen Bibliothek" eine Digital-Ausgabe um ca 50 Euro.

Beide Varianten sind für volkskundliches Arbeiten höchst empfehlenswert, wichtig ist die sehr gute Einführung von Christoph Daxelmüller (in beiden Ausgaben), der die schwierigen Umstände erklärt, wie das HDA doch noch abgeschlossen werden konnte.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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