Im "großen" "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" lautet es nach Heinrich Marzell:
"Der Baldrian gilt als aphrodisisches Mittel. Wenn Mann und Weib Baldrian in Wein trinken, so macht das gut 'Freundschaft'. Damit die Frauen nichts abschlagen können, trage man Eberwurz und Baldrian bei sich. Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß die Katzen, die ja in der Erotik eine große Rolle spielen, eine besondere Vorliebe für den Baldrian (Katzenkraut) haben sollen. Auch kann die Baldrianwurzel als diuretisch wirkendes Mittel immerhin etwas auf die Geschlechtssphäre einwirken."
Zur Eberwurz schreibt Heinrich Marzell im HDA:
"Wie viele derartige pflanzliche Nahrungsmittel der Urzeit, sollte auch die Eberwurz körperliche Kraft und männliche Potenz verleihen und gegen Seuchen (bes. gegen Pest) wirksam sein.
So erscheint die Eberwurz als aphrodisisches Mittel zusammen mit dem Baldrian, das von den Burschen in rotes Wachs eingeschlossen getragen wird, 'damit ihnen kein Mädchen einen Wunsch abschlagen kann', oder damit einem die Frauen nichts verweigern können.
Hieher gehört wohl auch der schwäbische Glaube, daß die Eberwurz vor Bruchschaden bewahre (brüchige Männer gelten als impotent) und die Körperkräfte (Potenz) vermehre.
Um 'Neunmannsstärke' zu erlangen, muß man in der Sonnwendnacht zwischen 11 und Mitternacht eine 'Odnhacka-Distel' (= Eberwurz) mit neun 'Rosen' (= Blütenköpfen) suchen, in Wein sieden und diesen trinken (Steiermark). Ganz besonders aber dient die Eberwurz dazu, um anderen Wesen auf 'sympathetische' Art die Kraft zu entziehen. So erzählt Paracelsus, er habe gesehen, daß ein Mann (der die Eberwurz bei sich gehabt habe) von Rufach nach Sulz (Elsaß) ein drei Zentner schweres Weinfaß getragen habe und 12 Mann, die er mit sich genommen habe, müde gegangen habe, so daß sie ihm nicht folgen konnten und noch etliche Tage hernach geschwächt waren. In den alten medizinisch-sympathetischen Schriften findet sich häufig das Mittel verzeichnet, wie man mit der Eberwurz (besonders der an Mariä Himmelfahrt gepflückten) einem anderen die Kräfte nehmen kann. Auch Grimmelshausen erwähnt das Mittel, um einem Menschen 'doppelte Stärke' zu verleihen."
Wolfgang (
SAGEN.at)