Die letzten Zeugen des Wiener Linienwalls:
Zwanzig Jahre nach der letzten Türkenbelagerung bedrohten die Kuruzzen Wien. Unter Leopold I. wurde deshalb 1704 zur Verteidigung Wiens und der Vorstädte der Linienwall erbaut. Der Hofmathematiker Johann Jakob Marinoni erstellte die Pläne, und die Arbeiten wurden bereits im Juli 1704 abgeschlossen. Der Linienwall war ein beidseitig mit Erde angeschütteter Palisadenzaun, 12 Fuß hoch (~3,79 m) und ebenso breit, die Tiefe des Grabens betrug eineinhalb Klafter (2,84 m). Er umgrenzte Wien, begann am Donaukanal,etwa beim heutigen Fernheizwerk Spittelau und endete vom St. Marx ungefähr bei der heutigen Stadionbrückel. An den wichtigsten Ausfallsstraßen wurden Tore und ärarische Gebäude errichtet, um Maut einzuheben. Die Gebäude wurden im Volksmund "Linien" genannt, geweiht waren, errichtet. 1738 wurde der Linienwall mit Ziegeln neu aufgemauert und zwischen 1740 - 1760 wurden an den Linien die Linienkapellen, die alle dem Hl. Nepomuk geweiht waren, gebaut Um 1800 begann die Zuschüttung des Grabens. Ab 1829 hoben die Linienämter die "Verzehrungssteuer" ein. Obwohl der Linienwall jetzt nicht mehr zur Stadtverteidigung benötigt wurde, blieb er wegen der fiskalischen Bedeutung erhalten.
Als die Eingemeindung aller Vorstädte und Vororte 1892 abgeschlossen war, wurde der Linienwall 1893 der Gemeinde übergeben. Diese begann 1894 mit der Demolierung und dem Bau der Gürtellinie (Straße und Stadtbahn).
©Harald Hartmann