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Für einen Jäger
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Für einen Jäger

Zu diesem Marterl gibt es eine Geschichte die mit meiner Familie zu tun hat (oder auch nicht)

An dieser Stelle wurde im Krieg ein Jäger erschossen.
Er hatte drei Wilderer überrascht, einer der drei hat den Jäger erschossen.

Ins Gefängnis kam dafür der Bruder meines Großvaters. Aber er bestritt bis zu seinem Tod, daß er es war.

Ich selbst wurde in der Volksschule vom Direktor der Schule behutsam darauf aufmerksam gemacht, als er eines Morgens zu mir sagte: "Gö, dei Großvater hat an Jaga daschossn!" (Gell, dein Großvater hat einen Jäger erschossen!)
Ich bin damals heulend nach Hause gelaufen und habe meinen Opa gefragt, ob das stimmt, und da hat er mir die Geschichte erzählt.
Hat mir gesagt, daß nicht ER es war, sondern sein Bruder, und daß dieser es auch nicht wirklich war, sondern er war nur dabei, und geschossen hätte ein anderer.

Und eines Tages (so erzählte mein Opa) sei er bei einem Bergbauern zum essen eingeladen gewesen im Zuge seiner Holzknecht-Arbeit.
Und da sei plötzlich einer der zwei Wilderer zur Tür reingekommen, die damals mit seinem Bruder dabei waren.

Und als der Mann meinen Großvater da in seiner Stube sitzen sah, sei er kreidebleich geworden im Gesicht und sei rückwärts wieder zur Tür raus und hätte sich nicht mehr blicken lassen.
Und da hätte mein Opa gewusst, wer der wahre Mörder war. Aber da war sein Bruder schon lang nicht mehr am Leben gewesen.

Fest steht, daß der Jäger tot ist, daß Opas Bruder für die Tat im Gefängnis saß und daß heute ein Marterl die Stelle anzeigt, wenn man durch Opponitz auf die große Kripp fährt, links.
Äußerst beeindruckende Hintergrundinformation!

Durch so hervorragende Erzählungen zu Kleindenkmälern wird die Landschaft ziemlich lebendig...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
So kommen diese Zeichen in der Landschaft zu ihrer Bedeutung. Da Du sehr interessiert an solchen Themen bist, rege ich an, dass Du eine umfassende Erhebung der christlichen Wegzeichen ins Auge fasst. Schau mal in die hompage von cerambyx rein!
lg far.a
 
lieber far.a!
ich interessiere mich zwar für`s fotografieren, aber christliche wegzeichen sind nicht wirklich mein thema. *schmunzel* ich bin vor jahren schon aus der kirche ausgetreten.
dann schon lieber hammerwerke und schmieden.
aber im moment mach ich`s aus spaß und freude heraus. zur verpflichtung solls nicht werden.
liebe grüße, sonja
 
Ich glaube nicht, dass man dazu besonders "religiös" im Sinne der Kirche sein muss. Es stecken ja oft ganz andere Beweggründe - wie bei Deinem Verwandten - dahinter. Besonders in der ländlichen Gegend wurde durch die Komassierung das Landschaftsbild entscheidend verändert; Wegkreuze blieben oft trotzdem an der ursprüngliche Stelle stehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass durch eine gediegene Dokumentation diese Kreuze mehr geschätzt und deswegen auch länger erhalten bleiben!
lg far.a
 

Medieninformationen

Kategorie
Marterln
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Rabenweib
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