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Die Burgfrau von Windegg
Elfie

Die Burgfrau von Windegg

Vitrine in der Ruine Windegg in Oberösterreich mit alten Ansichten und der illustrierten Sage:

Die Burgfrau von Windegg
nacherzählt von Frau Konsulent SR Ingrid Handlechner zur Sonderausstellung „Herrschaftliche Tischkulturen" im Bergfried der Burgruine Windegg anläßlich der OÖ. Landesausstellung 2002 in Waldhausen

Auf einem Felsen, in luftiger Höhe stand einst beherrschend die Burg Windegg. Es war Abend. Um den Burghügel blies der Herbstwind. Im Burghof entzündete ein Knecht die Fackel, weil jemand ans Tor pochte.
„Wer ist da?" fragte der Knecht und öffnete das Tor einen Spalt weit. Draußen stand ein Pilger mit weißem Haar und Bart. „Ich komme aus dem Heiligen Land und bitte um Obdach!" sprach der alte Mann, der sich müde auf seinen Wanderstab stützte.
„Warte, ich muß zuerst mit meiner Herrin sprechen", erwiderte der Knecht. Als er über den Hof eilte, kam ihm schon die Burgfrau entgegen. Der Knecht trug ihr die Bitte des Pilgers vor. Doch die Herrin sagte abweisend: „Schon wieder ein Bettler? Fort mit ihm!"
„Edle Frau, der Pilger kommt aus dem Heiligen Land. Er hat einen weiten Weg hinter sich", bat der Knecht. Aber die Burgfrau herrschte
ihn an: „Keine Widerrede!" Sie ging zum Tor und rief dem Alten zu: „ Wir haben kein Nachtlager für herumziehendes Gesindel!"
Der alte Mann hob flehend seine Hände. „Ich bin schön drei Jahre unterwegs. Mein Körper ist schwach, ich habe Durst. Gebt mir bitte einen Schluck Wein, dann ziehe ich wieder weiter!"
Böse funkelten die Augen der Burgherrin. „Unverschämter", schrie sie, „dort unten ist ein Bach. Da fließt der Wein für dich.""
Mit zornrotem Gesicht schritt die Burgfrau die Stufen zum Frauengemach hinauf. Sie kehrte sich noch einmal um und rief: „Ich lasse die Hunde auf dich hetzen, wenn du nicht bald fort bist!"
„Das wirst du büßen müssen!" murmelte der Greis. Langsam ging •er den Berg hinab und verschwand im Dunkel des Abends./
Es war Mitternacht geworden. Plötzlich gellte ein Schrei durch die Stille der Burg. Eine Magd rannte aufgeregt aus der Kemenate. „Unsere edle Frau, unsere Frau! Ein Unglück ist geschehen!" schrie sie entsetzt auf.
In der Burg wurde es lebendig. Die aus dem Schlaf aufgeschreckten Knechte und Mägde eilten herbei und fanden die Burgherrin tot auf der Treppe zu ihrem Gemach.
„Weil sie so hartherzig war", flüsterten sich die Leute gegenseitig zu.
Bald nach dem Tod der Burgherrin erzählten die Bauern von Schwertberg: Um Mitternacht wandelt eine weiße Gestalt rund um die Burg Windegg. Sie trägt einen glühenden Becher in den Händen und stöhnt vor Schmerz. •
Heute noch sagen die Leute, wenn der Wind zur Nachtzeit in den verfallenen Mauern der Burg heult: „Heute geht die Burgfrau wieder um!"
So wartet die einstige Herrin der Burg Windegg immer noch auf einen Menschen, der aus ihrem Becher trinken will.
Erst dann wird sie erlöst sein.
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Burgen und Schlösser
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Elfie
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