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Piefke-Saga ... von der Realität überholt?

Hallo Baru,

Du hast recht, der Trend der Zeit geht einfach in Richtung Drive-In!

Wir haben zu diesem Thema des Zeitgeistes übrigens in der Fotogalerie auch schon eine Sammlung "Dive-In's" angelegt, weitere Beiträge sind jederzeit willkommen!

Wenn es allerdings nach mir persönlich ginge, das muß ich jetzt ehrlich sagen, wäre mir an der Lockerung der elenden Ladenschlußzeiten wesentlich mehr gelegen, als an Drive-In's.

Es kann heute einfach nicht mehr sein, daß man nach hartem Beruf zwischen 17.45 und 18.00 um Brot und Lebensmittel, Frisör und Buchgeschäft, Apotheke und Kleidungsgeschäft etc. wie ein Jogger rennen muss!

Die Ladenschlusszeiten sind doch Regelungen wie aus dem Mittelalter und haben doch in heutiger Zeit nichts mehr verloren!
(Wobei diese meines Wissens in Europa nur noch in Österreich so rigoros gelten, in anderen Ländern kennt man solchen Unfug nicht mehr?)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum Thema Piefke-Saga:

Da sich die Urlauber in Ehrwald, Tirol von den Kirchenglocken massiv gestört fühlten, wurde das seit 1648 in der Pfarrkirche Maria Heimsuchung praktizierte Betläuten um 7 Uhr früh reduziert.

Das Betläuten wurde auf Beschluß des Pfarrgemeinderates den Gästen zuliebe von eineinhalb bis zwei Minuten auf eine Minute verkürzt und nicht mehr um 7 Uhr morgens angesetzt.

Damit wurde dem Ansuchen eines Hoteliers stattgegeben, dessen Gäste sich durch das Betläuten gestört fühlten. Zitat: "Die Gäste haben oft schon bei ihrer Ankunft Angst, vom Läuten geweckt zu werden. Wenn man hier wohnt, ist man an das Läuten gewöhnt. Aber die Leute [Hotelgäste] werden eben immer lärmempfindlicher."

Quelle: Tiroler Tageszeitung, 10. Jänner 2006

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ursprünglicher Beitrag von Wolfgang am 3.4.2006. (Wegen Datenbankfehler nachträglich vom Admin erneut eingebracht)

Gletscher als Plakatwand

Eine Zahnpastafirma wollte den Stubaier Gletscherbahnen 60.000 Quadratmeter Folie bezahlen, die im Sommer auf die neuralgischen Stellen des Gletschers aufgebracht wird, um zu schnelles Abschmelzen des Gletschers zu verhindern.

900 Quadratmeter Folie tragen die Aufschrift der Firma, die damit eine beachtliche Werbefläche im Schnee zur Verfügung hat.
Quelle: ORF.at, 2. April 2006

Leider musste das Plakat, das für die Gletschererhaltung günstige Auswirkungen gehabt hätte, nach dem dem Naturschutzgesetz (Werbungen außerhalb geschlossener Ortschaften sind verboten) wieder entfernt werden.
Quelle: ORF.at, 3. April 2006

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ursprünglicher Beitrag von Baru am 3.4.2006. (Wegen Datenbankfehler nachträglich vom Admin erneut eingebracht)

Ich sage Gott-sei-Dank kommt das Ding wieder weg! Stell dir vor, das würde sich durchsetzen - das nächste wären dann die Gletscher der Nicht-Sommerschigebiete, die Felswände...

Die Wirksamkeit der Folie sehe ich nur als etwas Vorübergehendes - wenn mich nicht alles täuscht, gibt es da so eine Art Forschung vonseiten der Uni Innsbruck, im TV war da einmal etwas - wenn nicht die Natur selber für genügend Schneenachschub und wenig Sonne und Wärme sorgt, ist das nur ein teures Hinausschieben um ein paar Jahre.

Nachschub brachte der vergangene Winter ja, aber auf die Sonne und die Wärme würde ich nicht gerne verzichten - aber das kann sich eh keiner anschaffen. :smi_nein:
 
Ursprünglicher Beitrag von Wolfgang am 3.4.2006. (Wegen Datenbankfehler nachträglich vom Admin erneut eingebracht)
Hallo Baru,

ich bin doch schon einmal für die Verwendung der Berge für Werbung eingetreten, ich finde die Idee nach wie vor recht gut:


nordkette_werbung.jpg

© Wolfgang Morscher

Bitte mich nicht falsch zu verstehen! Ich erachte ökologisches Vorgehen bzw ökologische Abwägung bei jedem Projekt für das erste und wichtigste Entscheidungskriterium.

In den angesprochenen Gebieten handelt es sich aber schon um zerstörte Naturlandschaften. Im Fall vom Stubaier Gletscher etwa zertrampeln täglich bis zu 25.000 Schifahrer ein höchst sensibles Naturgebiet, in der Nacht werden Gletscherspalten zugeschüttet und dort wo es zu eisig ist, werden Auftau-Chemikalien versprüht...

Wenn wir schon so weit gesunken sind, dass wir den Stubaier Gletscher im Sommer mit Folien abdecken müssen, dann sollten wir doch froh sein, wenn eine Firma, die ein Produkt gegen Zahnbelag bewirbt, diese Folien finanziert. Da sehe ich wirklich kein Problem, auch wenn es Felix Mitterer in der Piefke-Saga vorhergesagt hat...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
so, ich habe gestern und heute zum ersten mal die piefke saga angeschaut, und ich muss sagen, der erste teil hat mir am besten gefallen, und der letzte teil war schon ein bisschen satirisch ;)

aber man kann ehrlich sagen, die realität ist teilweise schon viel weiter als diese fiktion bzw satire von mitterer. man beachte allein schon das müllproblem, oder die anzahl der schneekanonen in tirol...

auf jeden fall - freue ich mich schon auf die russen-saga ;)
 
Hallo Andytirol,

die "Piefke-Saga" muss heute auch schon ein wenig "historisch" betrachtet werden. Die ersten drei Teile der Verfilmung stammen aus dem Jahr 1990, das Drehbuch-Buch von Felix Mitterer entstand vermutlich einige Zeit früher. Das sind nun doch schon über 18 Jahre...

Aus meinem subjektiven Blickwinkel gesehen, waren es die späten 1980er Jahre, in denen aus dem zuvor fröhlichen Schifahren und dem fröhlichen Wandertourismus in den Alpen eine "Tourismusindustrie" aus dem Boden gestampft wurde.

Schifahren oder Wandern wurde zu dieser Zeit zu einem Industriebetrieb gemacht wie es Aluminiumbetriebe oder Fertigteilhäuserproduzenten etc. gibt. Und diese Industrie braucht nun Kunstschnee aus energieverzehrenden Schneekanonen, Hotels mit Whirlpool und Hexenbars mit Table-Dance usw. Hier könnte man lange schreiben...

Felix Mitterer hat diese Tendenz sehr gut erkannt und in seinem Buch bzw Drehbuch eben schon um 1990 sehr schön verarbeitet.

Zur Russen-Saga und der Verarbeitung durch Felix Mitterer bin ich fast ein wenig skeptisch: Hier ist die Realität (zumindest in Tirol) schon jetzt so skuril, dass einer philosophischen oder satirischen Interpretation bzw. Bearbeitung kaum mehr Platz bleibt...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
ich muss sagen du hast recht, aber schaun ma mal was der felix mitterer mit der russen-saga auf die füße stellt. er recheriert in ischgl, sölden, kitzbühel, hintertux, gerlos, dort wo das "betuchte" vold ihre spuren hinterlässt.

lt diversen seiten hab ich auch schon gelesen dass ein teil der schauspieler schon anfragen gestellt worden sind (moretti, bloeb, "sattmann", etc).

bin ich ja mal gespannt.


ja sicherlich hat er es gut erkannt, und deshalb find ich es ja auch so erschrecklich. ja ok "der mechanische tiroler" war vl ein bisschen übertrieben, aber ein wahrer kern steckt allenmals dahinter

lg andy
 
Hallo,

gleich vorweg - bin aus Deutschland. Tja, jetzt die Frage - gehört man als Bayer zu den Piefkes? Oder sind die Bayern noch schlimmer als der "Deutsche" - aus historischen Gründen?
Die Diskussion wird ein wenig einseitig geführt - wer steuert den Tourismus? Wer profitiert davon?
 
Donna schrieb:
Hallo,

gleich vorweg - bin aus Deutschland. Tja, jetzt die Frage - gehört man als Bayer zu den Piefkes? Oder sind die Bayern noch schlimmer als der "Deutsche" - aus historischen Gründen?
Die Diskussion wird ein wenig einseitig geführt - wer steuert den Tourismus? Wer profitiert davon?

serwus

eigentlich isch es ja so...bayern = deutschland = piefke, aber von der allgemeinen seite aus und besonders von meiner muss ich sagen, dass ich dem nicht so nachempfinde. bayern, insbesondere südbayern sind auf keinen fall piefke...

lg andy
 
Ich bin auch aus Deutschland, war aber praktisch nie als Urlauber in Tirol und bewirtschafte jetzt seit zehn Jahren einen Bergbauernhof mit meinem "eingeborenen" Mann, auf 1800m Seehöhe.
Die Piefke-Saga habe ich erst kürzlich erstmals gesehen (muß irgendwie an mir vorbeigegangen sein) und war begeistert und entsetzt zugleich.
Anschließend an den vierten Teil sahen wir in den Nachrichten einen Bericht über den Festumzug "200 Jahre irgendwas mit Andreas Hofer" und es paßte alles so genau! Lauter maskierte, umoperierte Tiroler, gesund, glücklich, begeistert! So langsam weiß ich gar nicht mehr, wer wohl bei uns im Dorf noch nicht umoperiert ist. Dem Verhalten nach gibt es nur noch wenige, die "normal" sind. Besonders diese Schützen finde ich schon immer total hirnrissig mit ihrem Rumgeballere bei jeder kirchlichen (!) Prozession. Die haben wohl noch nicht mitbekommen, daß der zweite Weltkrieg vorbei ist.
Weiß nicht, ob ich mich wieder zum Hierbleiben entscheiden würde, nach den Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren hier gemacht habe, und wenn ich den Film damals schon gekannt hätte....
Irgendwie schon arm dran, dieses prostituierte Land.
Und typisch, daß das Österreichische Fernsehen den vierten Teil kaum ausgestrahlt hat.
 
tja - plastic-world ist nahe ;-)

Leider ist es so, dass viele Menschen den ganzen Unfug mit der Natur zwar verurteilen, aber im täglichen Leben doch "Plastikmäßig" reagieren und agieren. Jeder hat selbstverständlich seine eigenen Begründungen hierfür - und oft sind es auch gute Gründe. Denn viele sind derart in Konsum, Tagesarbeit, Freizeitverhalten, Statuserhalt usw. eingebunden, um nicht zu sagen eingefesselt, ohne dass sie es bemerken - oder überhaupt bemerken können!

Mein persönliches Fazit: es scheint sich um ein normales Verhaltensmuster zu handeln (vlg. vergleichende Verhaltensforschung, Revierabgrenzung und Macht-Attribute), das allerdings durch Wirtschaft, Werbung und Medien geschickt genutzt und zu einem gewissen Teil auch gelenkt wird. Leider ist keinerlei Bremssystem in diesen Weg eingebaut, weil dieses Bremssystem die Erträge reduzieren würde ...

Irgendjemand hat mal gesagt, dass wir einen permanent beschleunigenden Schnellzug anhalten wollen, indem wir alle zum Anschieben animieren ....

Tja, dann wünsch ich mal fröhliches anschieben .... ;-)

... und: Piefke sag ich zu keinem deutschen Nachbarn, egal ob Bayer oder sonstwoher, immerhin sind wir Nachbarn ... andererseits sollte man den Ausdruck nicht gar zu ernst nehmen. Und wenn mich einer als Ösi bezeichnet, rechne ich auch immer mit einem Augenzwinkern ...

Die Piefke-Saga fand ich schon damals nicht überzogen - aber das lag wohl daran, dass ich schon damals sehr nahe an den Informationen zu Öko-Themen dran war - und der Normalsterbliche einfach nicht wissen konnte, was alles bereits auf Schiene gelegt wurde.

LieGrü
Norbert
 
Bitte keine Pauschalurteile! "Piefke" (ich also auch - oder nur die deutschen
Männer?) finde ich lustig, es gibt auch andere Bezeichnungen für andere
"Ausländer", die ich gar nicht nennen mag. Bayern sind natürlich ganz
besondere "Spezies". Gefallen tut mir, wenn Menschen
ganz "natürlich" ihren Dialekt sprechen, böse finde ich, wenn dieser nur gesprochen wird, damit andere Anwesende nicht verstehen, was (über sie) geredet wird. Schade auch, manche Mundarten verschwinden (z.B. unser
heimisches Plattdeutsch). Die Sprache wandelt sich rasant, die Jugend hat
grenzüberschreitend ihre Sprache (amerikanisiert). Ich habe keine Hemmungen,
wenn ich etwas nicht verstehe, nachzufragen. In "Kölsch" z.B. kann man
"Sachen sagen", die in Hochdeutsch als weniger lustig empfunden würden
(vornehm ausgedrückt). - Winterlandschaften unter Hallendächern sind
schon verbreitet, vom Ruhrgebiet bis Saudi-Arabien (stand jetzt in der Zeitung).
Natürlich hat der Tourismus andernorts dann wieder Einbußen (und viele haben
eben dort ihren Broterwerb). Tirol, Kärnten,Steiermark waren früher sehr arm
(soweit ich weiß). Es ist irgendwie ein Teufelskreis! Momentan scheint ja
das "Biken" durchs Gebirge (Zugspitze) der Trend, ältere Wanderer leben
gefährlich (ich "walke" übrigens nicht). Auch bei uns sieht man aber massenhaft den "Sommerlanglauf". Neue Trends sind "in"! Man muß ja nicht
alles mitmachen.- Viele Grüße von Ulrike
 
Am vergangenen Samstag, den 04.04.2015, habe ich folgenden Artikel zum Thema "Die Piefke-Saga wird 25" in der Tiroler Tageszeitung gelesen:
(Admin: externer Link existiert nicht mehr)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Am vergangenen Sonntag, den 30.8.2015, kam in ORF2 eine Sendung zum Thema: Österreich-Bild: Wir reisen ab! 25 Jahre Piefke-Saga
(Admin: externer Link existiert nicht mehr)
Vor 25 Jahren hat eine Heimatsatire die österreichisch-deutschen Beziehungen auf eine harte Probe gestellt: Die "Piefke-Saga". Der vierteilige Film über die Hassliebe zwischen österreichischen Touristikern und deutschen Urlaubern stammt vom österreichischen Erfolgsautor Felix Mitterer. Was ist von der Piefke-Saga geblieben? Brigitte Gogl begibt sich für das Österreich Bild aus dem ORF Landesstudio Tirol auf Spurensuche - sie hat zahlreiche Zeitzeugen getroffen und Tobias Moretti genauso vor die Kamera gebeten wie Erfolgsautor Felix Mitterer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Deinen Hinweis auf diesen Film zur Piefke-Saga!

Brigitte Gogl hat sich in diesem Film sehr dezent und zurückhaltend geäußert, so richtig schön brav und gut frisiert wie seinerzeit Heinz Conrads an diesem Sendeplatz.

Tobias Moretti hat gut und lustig analysiert, Felix Mitterer hat hingegen äußerst feige Rückzieher gemacht - sehr schwach von diesem Autor...

Ich denke, man hätte diesen Film ganz anders bzw. realitätsnäher gestalten können - aber man will ja den deutschen Touristen in Tirol weiter als Geldeinnahmequelle und wichtigsten Einwanderer hofieren und keinesfalls verärgern ;)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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