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Ich möchte einen Ausflug zur sehr beeindruckenden Wallfahrtsstätte San Romedio in Trentino vorstellen:


Das Franziskaner-Kloster San Romedio liegt auf einem hoch erhobenen Felsgrat in einem einsamen Seitental bei Sanzeno im Nonstal. Romedius (vom Lateinischen 'Remedius', 'Gegenmittel gegen das Böse' oder auch 'Gunst Gottes' oder schlicht 'der Retter') gehörte zu einer bayrischen Adelsfamilie, die bei Thaur (bei Innsbruck) eine Burg sowie großes Land besaß, auf dem über tausend 'cives' (Bürger) im Dienste der Familie standen, welche auch die Erträge einiger Salzgruben abgeben mussten.

Nachdem sich Romedius bei einer Pilgerreise nach Rom mit dem Bischof von Trient angefreundet hatte, vermachte er sein gesamtes Eigentum bei seiner Rückkehr der Diözese S. Vigilius in Trient und der bayrischen Diözese Augsburg.

Auf Rat des Bischofs von Trient führte der Heilige seine Pilgerreise bis nach Sanzeno weiter, um dort die Gruft der Hl. Sisinius, Martyrius und Alexander zu besuchen und anschließend auf dem Felsen, auf dem sich die heutige Wallfahrtsstätte befindet, ein neues Leben zu beginnen.

Romedius richtete ungefähr im Jahr 1000 unter der Spitze des Felsens eine Grotte ein. Er führte dort ein Leben mit Gebeten, Meditation, Fasten und täglicher Arbeit.
Schon bald nach seinem Tod mit 74 Jahren wurde sein Grab von Pilgern besucht und kurz darauf die Wallfahrtsstätte vom Bischof von Trient offiziell anerkannt.

Auch heute noch ist diese beeindruckende Wallfahrtsstätte das Ziel vieler Pilger, die von weitum anreisen.

Für Interessierte an Technikgeschichte bietet sich die Besichtigung der Waale in der Region an. Die Waale heißen im Nonstal Acquedotto, Acquedotti und sind hier in den steilen Felsen händisch gemeisselte Wasserpfade. Der Waal von Sanzeno ist in einen gut gesicherten Wanderweg von Sanzeno bis zum Parkplatz beim Kloster umgebaut. Der Waal von Màlgolo hingegen ist nur für schwindelfreie Bergsteiger zu empfehlen.


Im folgenden die Anreisemöglichkeiten:

- Meran, Ultental, Hofmahdjoch, Proveis, Nonstal

Wir sind von Meran ins Ultental gefahren. Nach Besichtigung des "Häusl am Stein" in Ulten sind wir die neue und wenig bekannte Straße unter dem Hofmahdjoch gefahren. Danke für den Tipp an Baru!
Das 1,7 km lange Tunnel führt nach Proveis, noch auf Südtiroler Territorium, von wo man eine grandiose Aussicht über das Nonstal hat.
Dann gelangt man in das italienisch geprägte Nonstal, wo viele kleine Ortschaften zu einem Halt einladen.
Über eine landschaftlich sehr abwechslungsreiche Straße sind wir nach Sanzeno gekommen, wo sich in der Dorfmitte die Abzweigung nach San Romedio befindet. Die Abzweigung mitten im Ort ist etwas spartanisch beschildert:

Abzweigung_Sanzeno.jpg

Man gelangt nach wenigen Metern zu einem kleinen Auffangparkplatz, von dem aus ständig Busse (Hin- und retour 1,5 Euro) zum Fuss des Klosters fahren.
Busfahrt_San_Romedio.jpg

Die 3 km-Strecke kann auch ohne weiteres zu Fuss gegangen werden, oder von Sanzeno aus dem Waalweg 45 Minuten im steilen Felsen folgen.
Der Aufstieg zum Kloster ist überraschend leicht zu bewältigen. Für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer gibt es einen eigenen Weg.
Aufstieg_San_Romedio.jpg


- Meran, Gampenpass (Passo Palade), Wallfahrtskirche "Unsere Liebe Frau im Walde"

Wir haben diese Strecke für die Rückfahrt nach Meran gewählt. Auch hier ist es überraschend, wie die italienische Architektur der privaten Landhäuser in den Südtiroler Alpinstil übergeht. Noch vor dem Gampenpass (Passo Palade) befindet sich die Gemeinde St. Felix, eine der drei deutschsprachigen Gemeinden im Nonstal.
In St. Felix befindet sich der Wallfahrtsort "Unsere Liebe Frau im Walde" (Senale), der einen Abstecher unbedingt lohnt.
Die Fahrt vom Gampenpass nach Meran ist landschaftlich sehr beeindruckend.


- Bozen, Mendelpass (Passo Mendola)

Die Fahrt von Sanzeno über den Mendelpass nach Bozen ist eine weitere Möglichkeit, dürfte jedoch (nach mündlichen Aussagen) sehr mit Motorradfahrern und Bikern überlaufen sein, was für den Autofahrer erhöhte Konzentration fordern könnte.

- Trient, Mezzolombardo

Von der Autobahn A22 von Bozen nach Trient bei der Ausfahrt S. Michele all' Adige dem Nonstal über Mezzolombardo nach Sanzeno folgen.

- mit der Bahn:

Von Trient mit der Ferrovia Trento–Malè (Nonstalbahn) bis nach Dermulo und von dort mit dem Bus nach Sanzeno.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich habe in meiner Sammlung ein Wallfahrtsbildchen des 19. Jahrhunderts, das den Heiligen mit einem Bären darstellt! Sind auch heute dort noch Wallfahrtsbildchen zu bekommen?
 
Der Hl. Romedius wird nach der Legende mit einem Bären dargestellt.
Er soll nach der Legende den Bären, der sein Pferd gefressen hat, gezähmt und auf diesem zu seinem befreundeten Bischof nach Trient gereist sein.

Seit vielen Jahren kaufen die Fransikaner alte Zirkusbären, die eigentlich eingeschläfert werden sollten und pflegen diese in Form eines Gnadenhofes bis zu ihrem natürlichen Tod. Sie sind für ihre Bärenhaltung von Seiten der Tierschützer unter Kritik gekommen. Der Grund für die Kritik der Tierschützer an einem Gnadenhof ist mir nicht klar?

Ich habe das Bärengehege nicht selbst gesehen, habe allerdings auch nicht danach gesucht.

Es gibt natürlich auf dem Kloster einen sehr schön gestalteten Souveniershop bzw Klosterladen. Ich habe dort den Kirchenführer gekauft, allerdings im Gedränge an der Kassa nicht nach Wallfahrtsbildchen Ausschau gehalten. Ich weiß, das ist ein volkskundliches Vergehen. Ich werde versuchen, dass jemand Nachschau hält.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Vielleicht fallen bei der Nachschau für mich ein paar Wallfahrtsbildchen ab?
Nehme alles und von allen Wallfahrtsorten!!
 
Hallo Hornarum,

ich habe Deinen Wunsch weitergegeben, in 10 Tagen wissen wir mehr :)

So eine kleine Börse "Bring' mir was kleines zu meinem Sammelgebiet mit" wäre bei den hier im Forum gegebenen volkskundlichen Interessen eine super Sache.

Ich schaue in Klosterläden und Wallfahrtsläden immer nach schwarzen Wetterkerzen, die ich einer diesbezüglichen Sammlerin mitbringe ;)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Alsö ich versuche alle Wallfahrtsbildchen zu erfassen - von den ältesten bis zu den jüngsten! Der programmatische Gedanke ist sicherlich derselbe bei einem Barockbildchen wie auch bei einem modernen Nachdruck des 21. Jahrhunderts! Nur sind Bilder des 17., 18. und 19. Jahrhunderts meist leichter zu bekommen! Wallfahrtsbilder ab etwa 1970 haben oft Seltenheitswert oder sind - auch wenn diese zum Verkauf vorhanden sind - mangels offener Kirchen, mangels besetzter Pfarrhöfe und auch aufgegebener bzw. geschlossener Devotionalbuden nur schwer zu erlangen.
 
@ Hornarum:
zählen eigentlich Ansichtskarten auch zu Wallfahrtsbildchen?
AK mit Haus-Stempel? AK gelaufen mit Ortsstempel? AK mit Bericht von Pilgerreise?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Eindeutig als Wallfahrtsandenken zu werten sind Ansichtskarten dann, wenn diese ähnlich den Wallfahrtsbildchen gestaltet sind! Solche Ansichtskarten bringen Abbildungen der Gnadenstatue und manchmal dazu auch der Kirche. Manche Ansichtskarten weisen eingedruckte oder an einem dafür vorgesehenen Platz eingeklebte Wallfahrtsbildchen auf. Auch kurze Gebetstexte finden sich manchmal auf den Karten. Ganz selten, ich kenne bisher nur einen Nachweis, sind solche Ansichtskarten mit dem zusätzlichen Druckvermerk "Angerührt". Damit ist unzweifelhaft klar, dass in diesen speziellen Fällen Ansichtskarten anstelle der Wallfahrtsbildchen getreten sind oder gleichrangig neben diesen ausgegeben wurden! In diesen Zusammenhang gehören auch Ansichtskarten mit Darstellung der Ursprungslegende des jeweiligen Wallfahrtsortes.
Alle anderen Ansichtskarten bedienen den Tourismus. Vermerke darauf können natürlich wallfahrtsgeschichtlich interessant sein.
 
@Hornarum: Könnte man das angehängte Bild als Andachtsbild ansehen ?
Hab beide Seiten gescannt, gebe das Orginal gern weiter.
 

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    Unbenannt-1_bearbeitet-1.jpg
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Das ist ein Andachtsbild! Die Schutzmantelmadonna von Ptujska gora in Slowenien stellt das Gnadenbild dieses Wallfahrtsortes dar! Das Bild ist somit als Wallfahrtsbild zu werten, wie das ortsgebundene Gnadenbild und der religiöse Text zeigen! Würde ich für meine Sammlung sofort nehmen!
 
Reise einer Hobbyfotografin

Durch die vielen, höchst interessanten Fotos hier auf Sagen.at angeregt, bin ich sehr neugierig nach Südtirol aufgebrochen, siehe erstes Foto.
Wegen der unzähligen wunderbaren Dinge, die da zu fotografieren wären, bin ich bald äußerst unruhig geworden, siehe zweites Foto.
Nach 5 Tagen und 1082 Fotos bin ich dann unter der Last des Gesehen zusammengebrochen, siehe drittes Foto.
Weitere Fotos und genauere Beschreibungen werden folgen, wenn ich mich erholt habe.
 

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:sensationell: die Auswirkungen und Nebenwirkungen einer Beschäftigung mit den Datenbanken von SAGEN.at sind tatsächlich enorm... :)

Aber zum Glück bist Du in Südtirol nicht zu dem geworden, was hier in Tramin passiert ist:




Wolfgang (SAGEN.at)
 
Seit 2 Stunden versuche ich, Bilder in das Album "San Romedio" hochzuladen - leider ohne Erfolg (jetzt mag i nimmer :( , vielleicht hab ich morgen mehr Glück...)
Ich kenne die Gegend gut und war auch 2mal in San Romedio. Der Ort hat eine unglaubliche "Ausstrahlung".
Hier ein Blick auf die übereinander gebauten Kapellen vom höher gelegenen Friedhof
san romedio - friedhof (4).jpg san romedio - friedhof (5).jpg
 
Hallo Baru,

was für beeindruckende Bilder!

Ist der Gnadenhof für Bären vielleicht am Weg zum Friedhof? Beim Kloster habe ich den Gnadenhof nämlich nicht gesehen, hatte ihn allerdings auch nicht ausdrücklich gesucht, da ich von der Wallfahrtsstätte schon so stark beeindruckt war.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ist der Gnadenhof für Bären
Das Bärengehege ist unterhalb des Klosters, bzw. auf der Rückseite am Hang in die Schlucht hinab. Seit 2 Jahren sind allerdings keine Bären mehr dort, das Gehege wurde für zu klein befunden, außerdem haben sich die Besucher nicht an das Fütterungsverbot gehalten.... einer der Bären ist gestorben, der andere, glaube ich, ist in einem Privatgehege in der Nähe von Trient, in dem sich auch Jurka, die Mutter des "Problembären" Bruno befindet. Sie hatte ja ihre Kinder in Menschennähe geführt und sie dadurch zu Problembären erzogen.

Zu Problemen mit der Fotogalerie:
diese streikt, wenn Du mehrere Bilder gleichzeitig mit Beschreibungstext hochlädst.
Wenn Du mehrere Bilder gleichzeitig hochlädst, bitte zuerst ohne Text und dann die Bildbeschreibung über die Funktion "Foto ändern" hinzufügen.
Danke für die Aufklärung!
 
Kirchenmäuse usw..

Als Reiseinformation kann ich nur wärmstens den Dumont Kunstführer Südtirol empfehlen. Das soll keine Reklame sein, denn eigentlich gibt es keinen anderen ausführlichen Kunstführer für diese Gegend, leider gibt es die alten Reclams-Kunstführer nicht mehr, ich hab noch zur Ergänzung einen aus dem Jahr 1980 mitgehabt.
Aber ich muss leider darauf hinweisen, dass über die Kirchenmaus in Tramin in beiden Büchern kein Wort verloren wird !
 
Das Album "San Romedio, der Pilgerort auf dem Felsen" ist nun soweit fertiggestellt und ich lade euch ein, darin zu blättern.
Bei den Texten werde ich sicher noch manches ergänzen.

Der Ort - ein Felsturm in einer Schlucht - ist wirklich einzigartig.
Wenn ihr San Romedio besuchen und nicht der Menge (200 000 Besucher jährlich!) folgen wollt, empfehle ich euch den Weg, den wir gegangen sind, die Schlucht hat so manche Überraschung zu bieten ...

Gehzeit : gemütliche 45 Minuten san romedio - weg (2).JPG
 
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